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„Zollverein soll nicht profanisiert werden“

Journalisten, die Zollverein fotografieren möchten, brauchen eine Fotogenehmigung. Und wer Werbebilder machen will, hat es ganz schwer.

Das Weltkulturerbe Zollverein kam dem Steuerzahler bislang teuer zu stehen: Über 160 Millionen Euro wurden in den Pütt und die alte Kokerei gesteckt. Heute sind Zollverein und der Oktopus Paul  die meistfotografierten Motiv des Ruhrgebiets. Der Doppelbock mit den vier Förderrädern wurde zum Symbol des Reviers. Kaum ein Bericht im Kulturhauptstadtjahr  ohne den Zechenturm.

Nun gibt es Ärger um die Bergwerks-Bilder. Der Deutsche Journalistenverband wirft der Stiftung Zollverein vor, Fotografen abgemahnt zu haben:

Der Deutsche Journalisten‑Verband hat als nicht hinnehmbar kritisiert, dass die Stiftung Zollverein Fotografen abmahnt, die Bilder der Zeche Zollverein auf ihren Internetseiten veröffentlichen. Den Hinweis auf eine angebliche Kostenpflichtigkeit einer Veröffentlichung von Bildern der Zeche, einem der bedeutendsten Industriedenkmäler der Welt, hält der DJV für geradezu grotesk. Es sei paradox, dass man einerseits das Bild einer weltoffenen europäischen Kulturhauptstadt-Region abgeben wolle, andererseits die Panoramafreiheit missachte.

Gegen die Vorwürfe wehrt sich Zollverein-Sprecher Rolf Kuhlmann: „Wir haben bislang niemanden abgemahnt“ sagt er auf Anfrage der Ruhrbarone. Überprüfen lies sich das nicht mehr. Beim DJV war vorhin niemand mehr zu erreichen. Privatfotos, sagt Kuhlmann, seien kein Problem, aktuelle Berichterstattung auch nicht. Ansonsten gilt: „Wer ausserhalb der aktuellen Berichterstattung fotografiert, braucht eine Genehmigung.“ Und die kann dauern. Zollverein empfiehlt eine Bearbeitungszeit von fünf Tagen einzukalkulieren. Das künftig Verstösse gegen die Hausordnung geahndet werden, wollte Kuhlmann nicht ausschließen.

Die Fotogenehmigung erhält man allerdings nicht, wenn man die zentrale Sichtachse für Werbeaufnahmen nutzen will. Was eigentlich eine gute Einnahmequelle für die teure Kulturzeche sein könnte, lehnt Kuhlmann ab: „Zollverein soll nicht profanisiert werden. Das sind wir den Bürgern schuldig, die den Erhalt Zollvereins mit vielen Millionen finanziert haben.“

Werbeaufnahmen können allerdings auch Fotos sein, mit denen Fotografen für sich werben – zum Beispiel mit schönen Zollverein-Bildern.  Die sind genehmigungspflichtig und können  Geld kosten – wenn sie denn erlaubt werden.

Die Betreiber der Website Comcologne können die Position von Zollverein nicht nachvollziehen:

Wenn Journalisten etwa das Weltkulturerbe Kölner Dom fotografieren und mit den Fotos dann ihre Arbeit „bewerben“, wäre das immer auch Werbung für Köln und die Kirche. Die sollte man auch auf Zollverein im Dorf lassen.

Die Restriktionen gelten allerdings nur für Fotos, die auf dem Zollverein-Gelände gemacht werden. Ausserhalb gilt die Panoramafreiheit. Die Stiftung-Zollverein erweist dem Ruhrgebiet mit ihrer Haltung einen Bärendienst. Jedes Foto macht den Pütt bekannter, ist kostenlose PR.

Ein wenig erinnert mich Kuhlmanns Haltung an seine Zeit als Chef von Radio-Emscher-Lippe. Damals war er stolz darauf, dass der Gelsenkirchener Lokalsender kein Schalke-Sender war. Leider war er auch so erfolglos, dass seine Aussenstudios in Bottrop und Gladbeck geschlossen werden mussten.

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[…] (20:00): aktuell befasst sich auch Stefan Laurin von den ruhrbaronen mit dem Fall. Tags »   DJV, Panoramafreiheit, Zeche Zollverein « Trackback: […]

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13 Jahre zuvor

Links anne Ruhr (22.07.2010)…

Dortmund: Ab 1. Oktober fließt Wasser in den Phoenix-See (DerWesten) – Essen: Kunst in Essen (Ruhrbarone) – Dortmund: B1/A40: Biologen nutzten Still-Leben zum Forschen (Ruhr Nachrichten) – Bochum: Ehrung: Platz fü…

Höddeldipöp
Höddeldipöp
13 Jahre zuvor

Ich frage mich ja, ob diverse modische Ratsbeschlüsse (Herne, Ratingen, etc.) gegen die Panorama-Freiheit (Street-View soll zwischen 20 Euro pro km – Herne -, bis 100 Euro – ich glaube, Ratingen – zahlen) nicht auch gegen die Panoramafreiheit verstoßen. Da wird zwar immer Google-Street-View vorgeschoben. Aber wenn das Schule macht, dann ist bald Schluss mit der Panorama-Freiheit. Man sollte möglichst bald diese Fälle vor das Bundesverfassungsgericht bringen oder irgendwie anders offensiv dagegen angehen. Meiner Meinung handeln hier einige Städte rechtswidrig.

Dann stehen bald wohl auch Geschäftsmodelle, wie z.B. locr mit einem Bein im Gefängnis.

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[…] jedenfalls war es schon ein Thema in den Nachrichten und auch auf diversen Blogs (u.a. dieRuhr, den Ruhrbaronen oder im Bonner-Presseblog) ließt man, dass man neuerdings auf dem Gelände der Zeche […]

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[…] Ruhrbarone haben nachgehakt und – siehe den Beitrag Zollverein soll nicht profanisiert werden – folgendes erfahren: Gegen die Vorwürfe wehrt sich Zollverein-Sprecher Rolf Kuhlmann: […]

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