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Die Dnepropetrovsk Maniacs – wieso ermordeten sie 21 Menschen?

Brutal mordeten zwei junge Männer in der Ukraine. (Foto: Jo Naylor/ Flickr/ cc-by 2.0)

Zwei neunzehnjährige Ukrainer machten 2007 durch eine von ihnen begangene, sehr ungewöhnliche Mordserie, auf sich aufmerksam. Sie töteten nicht nur in sehr kurzer Zeit scheinbar wahllos auf grausamste Art, einige ihrer Taten filmten sie auch noch. Die Medien gaben ihnen den Namen „Dnepropetrovsk Maniacs“, was auf deutsch „die Verrückten von Dnepropetrovsk“ bedeutet. Die beiden neunzehnjährigen Viktor Sayenko und Igor Suprunyuck töteten zwischen Juni und Juli 2007 einundzwanzig Menschen und verletzten acht weitere schwer. Ein einundzwanzigjähriger Freund der beiden war scheinbar nicht an den Morden beteiligt, aber an zwei von insgesamt acht Raubüberfällen, die Sayenko und Suprunyuck begingen. Eine Analyse von Lydia Benecke.

Am 25. Juni 2007 töteten die beiden jungen Männer eine dreiunddreißigjährige Frau auf ihrem Heimweg. Die Tat soll völlig spontan begangen worden sein. Sayenko und Suprunyuck waren am späten Abend draußen spazieren, Suprunyuck trug aus ungeklärten Gründen einen Hammer bei sich. Als die ihnen völlig fremde Frau an ihnen vorüberging, griff Suprunyuck sie plötzlich mit dem Hammer an und schlug damit seitlich auf ihren Kopf ein, bis sie tot war. Weniger als eine Stunde nach diesem Mord töteten die beiden einen Mann, der auf einer Parkbank in der Nähe des ersten Tatortes schlief. Sie zerschmetterten seinen Kopf bis zur Unkenntlichkeit.

Am 01. Juli 2007 wurden die Leichen eines Mannes und einer Frau in der Nachbarstadt entdeckt. Fünf Tage später ermordeten Sayenko und Suprunyuck gleich drei Menschen am selben Tag und verletzten eine weitere Frau schwer. Zunächst erschlugen sie einen Mann, der auf dem Weg von einem Nachtclub nach Hause war. Danach töteten sie eine achtundzwanzigjährige Nachtwächterin. Kurz darauf griffen sie eine an ihnen vorbeigehende Frau mit einem Hammer an, schlugen noch einige Male auf sie ein, als sie schon am Boden lag, wischten das Blut vom Hammer mit Kleidung, die die Frau bei sich trug, ab und ließen sie liegen. Diese Frau überlebte. Schließlich ermordeten sie noch in derselben Nacht eine weitere Frau. Am Folgetag griffen die jungen Männer zwei vierzehnjährige Jungen beim Fischen an, nur einer der Jungen überlebte. Fünf Tage später erschlugen sie einen körperbehinderten Mann.

In den folgenden Tagen erschlugen sie wahllos zwölf weitere Menschen, meistens solche, denen sie körperlich überlegen waren, also Kinder, ältere Menschen, Frauen, Alkoholisierte und Obdachlose. Interessanter Weise richteten sie den Hauptteil ihrer Gewalt gegen den Kopf ihrer Opfer, sodass die Gesichter meist nicht mehr erkennbar waren. Einigen Opfern wurden die Augen bei lebendigem Leibe herausgeschnitten. Einer schwangeren Frau schnitten sie den Fötus aus dem Unterleib. Die Taten waren also gekennzeichnet durch extreme Brutalität und Grausamkeit, wobei keines der Opfer sexuell missbraucht wurde.

Der überlebende vierzehnjährige Junge lieferte eine Beschreibung der Täter, nach der ein Phantombild angefertigt wurde. Die letzte Tat, bei der Sayenko und Suprunyuck eine Frau von ihrem Roller herunterrissen und auf dem Boden so lange auf sie einschlugen, bis sie sich nicht mehr rührte, wurde von mehreren Zeugen beobachtet. Die Täter entflohen mit dem Roller der Frau. Die Zeugen dieser Tat lieferten ebenfalls Beschreibungen der Täter. Da die äußerst grausame Mordserie in so kurzer Zeit großes Interesse bei den Ermittlungsbehörden erregten, wurde eine Sonderkommission gebildet. Bald arbeiteten mehr als zweitausend Ermittler an der Aufklärung der Mordserie.

Allerdings wurden die Taten vor der Öffentlichkeit so gut wie möglich geheim gehalten. Dennoch sprachen sie sich bei der Bevölkerung herum und viele Bewohner von Dnepropetrovsk trauten sich nicht mehr, abends ihre Häuser zu verlassen. Die Ermittler waren währenddessen damit beschäftigt, in Leihhäusern die Phantombilder der Täter zu zeigen und nach Gegenständen zu suchen, die den Opfern entwendet worden waren. Da die Täter einige der Gegenstände in den örtlichen Pfandhäusern verkauften, führte diese Spur bald zu ihrer Festnahme am 23. Juli 2007.

Verschwörungstheoretische Verteidigungsstrategien

Bei der Gerichtsverhandlung stellte sich heraus, dass die beiden Täter nicht nur Morde und Raubüberfälle begangen hatten, sondern auch Tierquäler waren. Die beiden Täter sagten aus, alles habe damit begonnen, dass sie in der achten Klasse beschlossen, etwas gegen ihre Ängste zu unternehmen. Beide fürchteten sich nämlich vor Mitschülern, die sie verprügelten und beide hatten Höhenangst. Die Höhenangst trieben sie sich gemeinsam aus, indem sie einige Stunden lang zusammen auf der Brüstung eines Balkons im vierzehnten Stock saßen. Da ihr gemeinsamer Freund und späterer Komplize bei den Raubüberfällen eine Blutphobie hatte, kamen die Jungs auf die Idee, auch diese auf eher ungewöhnliche Weise zu „heilen“ und gleichzeitig ihren aufgestauten Aggressionen ein Ventil zu verschaffen. Sie fingen streunende Hunde, hängten sie an Bäumen auf und enthaupteten sie. Außerdem filmten sie sich dabei, wie sie eine Katze an ein Kreuz nagelten, ihr das Maul zuklebten und auf sie schossen.

Nach Beendigung der Schule schlugen sich die Jungen mit schlecht bezahlten Jobs durch. Einer von ihnen benutzte sein Privatauto als nicht zugelassenes Taxi, wobei er mit seinen Freunden bald dazu überging, seine Taxigäste auszurauben. Nach zwei gemeinsamen Raubüberfällen klinkte sich der Freund der beiden aus deren kriminellen Aktivitäten aus. Nach einigen weiteren Raubüberfällen mithilfe des „Taxis“ gingen Sayenko und Suprunyuck dazu über, einige der potenziellen Fahrgäste zu ermorden.

Nach ihrer Festnahme wurde bekannt, dass Viktor Sayenko einer wohlhabenden Familie entstammte, sein Vater war Anwalt und Testpilot. Der Vater verteidigte seinen Sohn auch persönlich vor Gericht und gab während des Prozesses zahlreiche Interviews. Er behauptete zur Verteidigung seines Sohnes, dieser sei abhängig von seinem Freund gewesen und habe sogar Angst vor ihm gehabt.

Als diese Verteidigungsstrategie nicht fruchtete, ging die Verteidigung dazu über zu behaupten, die jungen Männer seiner Opfer einer Verschwörung und man habe ihnen die Taten nur angehängt, um die aus einflussreichen Familien stammenden wahren Täter zu decken. Daher seien auch alle Fotos und Videos nachbearbeitet, auf denen die Gesichter von Sayenko und Suprunyuck erkennbar seien. Diese sehr phantasievolle Verteidigungsgeschichte erbrachte ebenfalls keinen Erfolg, beide Täter wurden zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Zusätzlich bekamen beide auch jeweils eine fünfzehnjährige Haftstrafe wegen der begangenen Raubüberfälle.

Über die möglichen Motive der jungen Männer wurde viel spekuliert. Ein Gerücht besagte, dass ein unbekannter, reicher Webseitenbesitzer ihnen hohe Summen dafür geboten habe, wenn sie ihm insgesamt vierzig Snuff-Filme liefern würden. Unter Snuff- Filmen versteht man Filme, in denen Menschen nur zum Zweck der Vermarktung eben dieser Filme vor laufender Kamera getötet werden. Bis heute ist nicht ein einziger solcher Film jemals irgendwo aufgetaucht, sodass davon ausgegangen werden kann, dass es tatsächliche Snuff-Filme nicht gibt. Eine insgesamt eher kleine Anzahl von Mördern zeichnet zwar im Sinne der Trophäenbeschaffung die eigenen Taten mit Fotos oder Videoaufnahmen auf, doch dies geschieht primär für den eigenen Gebrauch und nicht im Sinne von „Auftragsarbeit“ aus kommerziellen Zwecken. Es gibt allerdings eine relativ große Anzahl nachgestellter Filme im Internet, die auf den ersten Blick für echte Snuff-Filme gehalten werden können. Im Fall der „Dnepropetrovsk Maniacs“ wurde bald geklärt, dass ein kommerzielles Angebot in Wahrheit nie bestanden hatte.

Verlierertypen, die mächtig sein wollten

Während des Prozesses kamen einige weitere Informationen über Sayenko und Suprunyuck ans Licht, aus denen sich ein rundes Gesamtbild ihrer Persönlichkeiten und Motive ableiten lässt. Einer der Täter hatte Zeitungsberichte über die Morde gesammelt und teilweise mit eigenen Worten kommentiert. So lautete eine seiner Notizen: „Die Schwachen müssen sterben, die Stärksten werden siegen“.

Einige der Morde wurden von den Tätern gefilmt oder fotografiert. Ein vierminütiges Mordvideos von ihnen tauchte kurz nach Prozessbeginn im Internet auf. Es zeigt einen am Boden liegenden Mann, auf den der eine Täter mit einem Hammer einschlägt, während der andere auf dessen Augen, Unterleib und geöffneten Schädel mit einem Schraubenzieher einsticht. Die Täter lächeln zwischendurch während dieser Tat und lachen auch am Ende, als sie den Tatort verlassen. Die Vorliebe der jungen Männer für Fotos und Filme zeigte sich auch in anderen Bereichen. So fotografierten sie sich neben den Leichen der von ihnen gefolterten Tiere ebenso wie auf einigen Beerdigungen ihrer Opfer. Außerdem fotografierten sie sich teilweise auch mit Hakenkreuzen und Hitlergruß. Dies ging vermutlich von Suprunyuck aus, der am selben Tag Geburtstag hat wie Hitler, was er auch gerne erzählte.

Der plumpe Versuch, sich auf vielfältige Weise mit brutalster Gewalt darzustellen und hiermit anzugeben, zeigt das extreme und krankhafte Bedürfnis der beiden Täter nach Selbstaufwertung, Macht und Aggressionsabfuhr. Ein solches übersteigertes Bedürfnis hat seinen Kern in einem entsprechend starken Selbstwertdefizit. Vereinfacht gesagt: Nur, wer sich selbst früh und langanhaltend als extrem hilflos, wertlos und minderwertig erlebte, hat es nötig, auf eine derartige Weise zu versuchen, sich selbst aufzuwerten. Die allermeisten Menschen mit vergleichbaren biographischen Erlebnissen und Selbstwertdefiziten würden allerdings nicht eine solche Kompensationsstrategie für ihre Probleme wählen. Es bedarf einer sehr spezifischen und in ihren Auswirkungen ungünstigen Anlage-Umwelt-Kombination, um die Entwicklung entsprechender Täter zu begünstigen. In den Biographien solcher Täter finden sich häufig selbst vielfältige – emotionale und / oder körperliche und / oder sexuelle – Gewalterfahrungen als Opfer, die bei diesen Menschen zur Entwicklung des starken Wunsches führen, durch selbst ausgeübte Gewalt sowohl symbolische Rache zu nehmen als auch selbst Macht zu empfinden.

Bei den beiden Tätern im vorliegenden Fall gibt es deutliche Indizien für das Vorhandensein einer kombinierten dissozialen und narzisstischen Persönlichkeitsstruktur. Der Kern einer solchen Persönlichkeitsstruktur ist stets ein starkes Selbstwertdefizit. In der Schule hatten beide Täter die Erfahrung gemacht, von Mitschülern verprügelt zu werden. In entsprechenden Biographien finden sich in aller Regel auch dysfunktionale Strukturen im Elternhaus, welche zu Problemen mit Altersgenossen hinzukommen oder diese sogar teils mit bedingen. Die beiden Täter nahmen sich selbst unter Anderem wegen ihrer langjährigen Opferrolle gegenüber Gleichaltrigen und wegen ihrer gemeinsamen Höhenangst als eher ängstlich, unterlegen und schwach wahr. In der achten Klasse, also mitten in ihrer Pubertät, setzte sowohl begünstigt durch hormonelle Veränderungen als auch durch die Dynamik innerhalb ihrer Freundschaft eine kontinuierliche Veränderung in ihrem Fühlen und Denken ein. Die beiden bestärkten einander im wachsenden Wunsch, sich von ihrer Rolle als schwache Verlierertypen befreien zu wollen. Hierfür nutzten sie Mutproben, die zur Überwindung eigener Grenzen dienten. Zunächst wurden die eigenen Ängste überwunden, dann die Grenzen der Hemmung, brutale Gewalt auszuüben.

Verhängnisvoller Weise spornten sie sich gegenseitig zu immer mehr Handlungen an, mit denen sie sich ihre Macht und Überlegenheit zu beweisen versuchten. Auf der Hochhausbrüstung zu sitzen gab ihnen das Gefühl, mutig und stark zu sein. Ein sehr gutes Gefühl, das sie wieder erleben wollten. Hierfür war die Überwindung anderer Grenzen notwendig. Da beide sehr viel aufgestaute Wut in sich trugen, verlagerten sich die Grenzüberschreitungen bald in gewalttätige Verhaltensweisen. Durch die gegenseitige Bestärkung in ihren Macht- und Gewaltphantasien erschufen sie zwischen einander eine individuelle Norm, innerhalb derer es in ihrer Wahrnehmung in Ordnung war, andere Menschen zu quälen und zu töten. Sie rechtfertigten dies für sich mit der Begründung, „die Schwachen“ hätten es nicht anders verdient. Dies ist gleichzeitig eine besonders deutliche Distanzierung von ihrem alten Selbsterleben als „die Schwachen“, die von anderen erniedrigt und gequält wurden. Zum ersten Mal in ihrem Leben machten sie mithilfe ihrer Gewalttaten die Erfahrung, sich stark und anderen gegenüber überlegen zu fühlen. Diese Erfahrung wirkte wie eine Droge zur vorübergehenden Stabilisierung ihres ansonsten niedrigen Selbstwertgefühls. Die Gewalttaten wurden zu einem gemeinsamen Rausch, in dem Frust ausagiert und narzisstische Aufwertung generiert wurde.

Beiden Tätern mangelte es nicht nur an Mitgefühl, sondern auch an Schuldgefühl. Sie waren ausschließlich auf sich selbst und die Befriedigung ihrer Bedürfnisse fixiert, andere Menschen waren für sie nichts anderes als Objekte. Dies sind typische Eigenschaften einer dissozialen Persönlichkeitsstruktur. Im Rahmen dieser ist auch ihr Verhalten einzuordnen, lieber illegal als Taxifahrer zu arbeiten und mit Raubüberfällen noch einfacher und schneller an Geld zu kommen, als einer geregelten Berufstätigkeit nachzugehen. Dissoziale Persönlichkeiten wachsen meistens in schwierigen Familien auf, wo der Kern ihres Selbstwertdefizits seinen Ausgangspunkt hat. Häufig ist emotionale und körperliche Gewalt in der Erziehung späterer dissozialer Täter an der Tagesordnung. Viele berichten von der Erfahrung, aufgrund häufiger, unverhältnismäßiger Bestrafungen durch Erziehungsberechtigte nie einen vernünftigen Zusammenhang zwischen dem eigenen Verhalten und negativen Konsequenzen erlernt zu haben. Dies begünstigt spätere, risikofreudige Verhaltensweisen.

Die schulische Erfahrung, sich auch unter Gleichaltrigen machtlos und wertlos zu fühlen, verstärkte die Selbstwertproblematik kontinuierlich und begünstigte die Entwicklung einer narzisstischen Persönlichkeitsstruktur, die ein überhöhtes und unrealistisches Bild des eigenen Selbst erzeugt – das Gegenteil des zuvor als unerträglich erlebten, negativen Selbstbildes. Durch die vielen negativen Erlebnisse über Jahre staute sich in beiden Jugendlichen kontinuierlich Wut an. Diese Wut ließen sie im Zuge ihrer gemeinsamen Veränderung von der Opfer- in die Täterrolle zunächst an Tieren und im nächsten Schritt auch an anderen Menschen aus. Sie bestärkten sich gegenseitig in ihren immer grausameren Handlungen. Die Gefühle bei den Taten, einerseits ihre Wut ungebremst herauslassen zu könne und sich gleichzeitig unheimlich mächtig dabei vorzukommen, müssen Sayenko und Suprunyuck als unglaublich angenehm empfunden haben. Sie wurden förmlich süchtig nach dieser Erfahrung.

Die Fotos, Videos und gesammelten Zeitungsartikel waren ihre Trophäen, die Beweise für ihre Macht über Leben und Tod. Ebenso waren ihre Besuche bei den Beerdigungen einiger Opfer für sie Beweise, dass sie sich wirklich alles herausnehmen konnten, vermeintlich ohne erwischt zu werden.
Dazu passt auch, dass sie sich auf Fotos mit Nazisymbolen darstellten. Die Nazis werden für sie Grausamkeit und Stärke verkörpert haben, also genau die Eigenschaften, mit denen sie sich selbst ihre „Selbstbewusstseins-Kicks“ holten. Der von einem der Täter aufgeschriebene Satz „Die Schwachen müssen sterben, die Stärksten werden siegen“ fasst das Motiv für ihre Taten perfekt zusammen. Sie versuchten sich durch die Macht über ihre Opfer zu beweisen, dass sie selbst stark und die anderen schwach waren. Damit drehten sie die Erfahrung aus ihrer Kindheit und frühen Jugend um, sich selbst als ängstlich, schwach und unterlegen zu erleben.

In Wirklichkeit aber wurde ihr Selbstwertgefühl niemals durch die Taten gestärkt. Ein stabiles und gesundes Selbstwertgefühl würde derlei Handlungen nicht notwendig machen. Die vermeintlichen „Macht-Kicks“ verschafften nie Erleichterung, die von langer Dauer war. Immer wieder brauchten die jungen Männer neue Kicks, die kurzzeitig verspürte Aufwertung reichte nie aus. Die von ihnen angerichtete, chaotische Mordschneise war in Wirklichkeit ein Wettrennen gegen ihre eigenen, nie abschüttelbaren schlechten Gefühle und Selbstzweifel. Ein Wettrennen, dass sie auf diese Weise nicht gewinnen konnten und das sie endgültig durch ihre Inhaftierung verloren. In Erinnerung bleiben sie ihren Mitmenschen als „Maniacs“, als „Irre“. Irre Verlierertypen, denen es auch mithilfe ihrer mörderischen Taten nicht gelang, aus ihrer Rolle als soziale Versager herauszukommen.

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Beathe + Jan
Beathe + Jan
6 Jahre zuvor

Ich habe den gesamten Text gelesen und finde dies ist eine schier unfassbare Geschichte. Unfassbar, unbegreiflich und doch wohlwollend faszinierend in seiner Einzigartigkeit und Facettenreichtum.

Stan
Stan
6 Jahre zuvor

Die Behauptung das es keine Snuff Filme gibt, könnt ihr aus dem Text leider streichen. Sucht mal bitte nach dem Namen Peter Scully, da werdet ihr feststellen das es leider mittlerweile traurige Realität ist 🙁

Lydia Benecke
6 Jahre zuvor

Die Diskussion zum Thema Snuff-Filme begann gestern bereits auf meiner Facebook-Seite, als eine Leserin schrieb: „Aber Snuff-Filme gibt es. Leider. Red Rooms im Darknet oder Daisys Destruction ist vielen ein Begriff. Die Abgründe des Menschen sind bodenlos.“

Meine gestrige Antwort darauf:

1.) "Red Rooms" sind eine moderne "Urban Legend", siehe https://rationalwiki.org/wiki/Red_room

2.) In "Daisys Destruction" wird niemand getötet, doch es ist eines der grausamsten Werke, die jemals im Bereich der Kindesmissbrauchsdarstellungen angefertigt wurden. Dieses Machwerk war außerdem primär die Umsetzung der Phantasie des schwerkriminellen Täters Peter Scully, der "nebenbei" mit seiner Phantasieauslebung auch noch Geld machen wollte. Es kommt immer wieder vor, dass sexuell sadistische Täter (zu denen Scully zweifellos gehörte) ihre Taten filmen. Dies ist eine Umsetzung des Bedürfnisses, „Trophäen“ zu erschaffen, durch die das persönliche Wiedererleben der Taten einfacher für sie wird. Der von ihm vermarktete, sadistische Kindermissbrauchsfilm "Daisys Destruction" zeigt als Täterin die von ihm zur Umsetzung seiner Phantasie engagierte und instruierte, ehemalige Kinderprostituierte Liezyl Margallo. Scully hat sich offenbar später bei einem Mord gefilmt, diesen allerdings nicht vermarktet (wahrscheinlich, weil ihm bei der persönlichen Kosten-Nutzen-Abwägung die Entdeckungsgefahr im Verhältnis zum möglichen finanziellen Gewinn als zu groß erschien). Dies blieb seine ganz persönliche, private „Trophäe“.

Man muss bei der Thematik ganz sachlich die Definition des Begriffs "Snuff Film" klären. Natürlich gibt es authentische Filme von Tötungen, u.A. in Kriegsszenarien, doch die sind eben nicht *zum Zwecke einer kommerziellen Vermarktung im Sinne der Bedienung der Phantasie eines zahlenden Kunden gedreht worden*. Das ist aber der Kern der These von Snuff-Filmen: Dass der Sinn des Drehs die kommerzielle Vermarktung im Sinne der bezahlten Umsetzung einer Zielphantasie sei, wie u.A. durch den Film 8mm vermittelt. Derlei ist bisher nirgendwo aufgetaucht.

Ein morbider "Klassiker" im Bereich zumindest teilweise realer Todesdarstellung ist die Reihe https://de.wikipedia.org/wiki/Gesichter_des_Todes , die es als Kopie auf VHS-Kassetten gab, als ich noch in der Schule war und die sich Jugendliche quasi als Mutprobe angeschaut haben. Der ein oder andere ältere Internetuser wird sich auch noch an https://de.wikipedia.org/wiki/Ogrish.com erinnern. War quasi dasselbe Prinzip wie bei "Gesichter des Todes", nur als Internetseite.

Dann gibt es auch noch zahlreiche Pseudosnuff-Darstellungen im Internet, die tatsächlich zu sexuellen Zwecken von Konsumenten produziert werden. Die sind allerdings formal wie inhaltlich sehr leich als Fake erkennbar und geben in aller Regel auch nicht vor, real zu sein. Der ein oder andere User, der dem unvermittelt begegnet und sich damit nicht auskennt, könnte aber fälschlich glauben, es sei real.

So weit der Stand der Dinge. Ich beziehe mich da auf 1.) Berichterstattung zum Thema 2.) Infos von interdisziplinären Kongressen 3.) Infos von Ermittlern 4.) Aussagen meiner Klienten, die u.A. vielfältige Kindesmissbrauchsdarstellungen konsumiert haben. -> Ergibt ein eindeutiges Bild bezogen auf die Frage nach der Existenz von "Snuff Filme", wie oben definiert.

Nina
Nina
5 Jahre zuvor

Vielen Dank für den Artikel, ich finde er ist sehr gut formuliert und zeigt viele Dinge auf, die man vor lauter Entsetzen über diese Taten erstmal völlig außer Acht lässt, da einen diese Taten wirklich fassungslos machen.
Das "3 guys 1 hammer" Video geistert immer noch durch das Internet… Ich finde sowas gehört gelöscht. Außerdem finde ich, dass man die Täter genau so mit einem Hammer bearbeiten sollte wie sie es mit ihren Opfern getan haben. Gefängnis ist für diese Dämonen einfach keine gerechte Strafe.

Enoq
Enoq
5 Jahre zuvor

Hallo Lydia,

Punkt 1)
wie kann man mit reinem Gewissen pädophile verteidigen?

Punkt 2)
Deine Quellen werden mit Sicherheit auch bei weitem nicht alles kennen, was durch unser schönes Internet geistert.

Punkt 3)
Bei einigen der in Auftrag gegebenen Videos, konnten die Ermittler nicht sagen, ob die Kinder ihr Martyrium überlebt haben, da diese schwerst gefoltert und teilweise Gliedmaßen amputiert wurden. Wodurch diese Auftragvideos sehr wohl den Begriff Snuff Film verdienen würden.
Siehe hier:
https://www.wp.de/staedte/meschede-und-umland/eslohe-weitere-abscheuliche-details-im-kinderporno-prozess-id213294875.html

Die Abgründe mancher Menschen sind leider zu tief um sie zu begreifen und egal welche widerwärtigen Handlungen man sich als normaler Mensch mit gesundem Geist vorstellen kann, es gibt sie bereits und manch einer ist bereit dafür eine Menge Geld zu bezahlen.

Du solltest dein Klientel besser nochmal überdenken und eher dafür Sorge tragen, dass diese Menschen nie wieder einer armen Kinderseele Schaden zufügen können, denn das nächste Kind auf einem Ihrer Videos ist vielleicht dein eigenes oder das einer Freundin!

Coco
Coco
5 Jahre zuvor

Ich habe das Mordvideo gesehen oder versucht zu sehen. Ich schätze die Behörden kommen nicht nach das Video zu löschen. Ich könnte das Video einfach nicht fertig schauen – es ist zu heftig. Ich glaube, das schlimmste ist, dass die Opfer alles gefühlt haben. Sie sind nicht sofort gestorben. Ich hoffe es ergeht den Dreckskerlen schlecht im Gefängnis. Ich glaube das ukrainische Gefängnis ist kein Zuckerschlecken wie bei uns. Mir kommt die Galle hoch wenn ich daran denke, was sie erlitten haben.

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