Wo die arabische Straße noch richtig wütend ist

Antisemitische Demo in Duisburg am 9. Oktober 2023 (Foto: Roland W. Waniek)

Der Nahe Osten ist in Deutschland vor allem eine gigantische Projektionsfläche. Da wird Bagdad schnell zu Stalingrad, Genozide finden statt und Orte sehen aus wie Dresden. Von unserem Gastautor Thomas von der Osten-Sacken.

Größtenteils ist Reden über den Nahen Osten so ein Selbstgespräch der Landsleute in Dauerschleife, in dem deshalb auch die immer gleichen Phrasen seit Jahrzehnten auftauchen: Gewaltspirale, Flächenbrand und Eskalationsschraube, um nur ein paar zu nennen.

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Stephan Sulke: 80 live. Konzert am Vorabend

Stephan Sulke in den 70ern | Foto privat

Er singt über die Liebe wie keiner sonst. Durch die Geschichten, die Stephan Sulke erzählt, zieht sich ein feiner Riss, der ahnen lässt, was die Thora meint, wenn es heißt, Liebe sei stark wie der Tod. Jetzt singt und erzählt er am Sonntag in der Christuskirche Bochum  –  es ist der letzte Abend von Rosch Haschana, dem jüdischen Neujahrsfest, zugleich der Vorabend von 10/7.  

„Immer wieder, immer wieder hab‘ ich dich bloß geliebt.“ Den Song von Stephan Sulke, dem heute 80Jährigen, hat Herbert Grönemeyer auf seinem 83er Album gecovert. Der Vergleich der beiden Versionen ist interessant, was sich bei dem einen mit Zartheit hört, fast so, als könne es durchs Zuhören zerbrechen, verhärtet der andere ins Bumsfidele hinein. Können muss Kunst beides, aber der Raum verändert sich, den sie dadurch erschließt, ihre assoziative Weite. Spätestens dann, wenn man Sulkes Lied am Vorabend zum 7. Oktober hört, lässt es mithören, was Terror denen antut, die  –  „immer wieder hab‘ ich dich bloß geliebt“ –  zur gleichen Zeit am anderen Ort um die Liebe ihres Lebens weinen.

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Hokusais Welle am Rhein: Manga-Expertin Jaqueline Berndt im Gespräch

Katsushika Hokusai: Hokusai Manga, 10, 1819 © UNSODO. Inc

Japanismus traf auf eine Welle der Begeisterung in der europäischen Kunst. Impressionisten entdeckten den japanischen Künstler Katsushika Hokusai auf der Weltausstellung in Paris 1867 für sich. Jede kleine Seerose Monets atmet den Geist fernöstlicher Ästhetik. Auch heute entdeckt man Inspirationen durch japanische Drucke in der Populärkultur. Werbung, Mode, sogar Umweltverbände schmücken sich mit dem wohl berühmtesten Motiv. Die Welle von Hokusai gilt als zeitlose Ikone erhabener Schönheit. Das Japanische Kulturinstitut Köln zeigt dem Pionier der modernen Druckkunst zu Ehren die Wanderausstellung „Manga Hokusai Manga“, die unter der Leitung von Jaqueline Berndt konzipiert wurde. Sie hat an verschiedenen Universitäten in Japan, Deutschland, Singapur und Schweden gelehrt. Warum Hokusai nicht nur eine Erzählung über die bloße Gewalt der Natur,

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Antisemitische Demonstrationen: „Die Welle ist abgeebbt – außer in Berlin“

Slogan „Free Palestine from German Guilt“ bei einer antisemitischen Demonstration am Berliner Kottbusser Tor (2023) Foto: Montecruz Lizenz: CC BY-SA 3.0


Seit 2008 beobachtet und filmt das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA) antisemitische Demonstrationen in ganz Deutschland. Bevor es die Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS) gab, sammelte das JFDA auch Informationen über antisemitische Zwischenfälle. Die Zahl der Demonstrationen ist nach den Massakern der Hamas und ihrer Verbündeten am 7. Oktober in Israel in Deutschland explodiert. Levi Salomon ist der Sprecher, Geschäftsführer und Koordinator des JFDA.

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Sahras tolle Friedenstruppe

Sahra Wagenknecht Foto (Archiv): Roland W. Waniek


Sahra Wagenknecht rief und die deutsche Friedensbewegung kam. Da sie sich bei mir um die Ecke versammelte, ging ich hin und schaute mir die Friedensfreunde einmal von nahem an. Von unserem Gastautor Michael Miersch.

Ralf Stegner (SPD) hat Mut. Angesichts Hunderter wütender Israelhasser vor der Bühne den Massenmord vom 7. Oktober zu erwähnen, das bringt nicht jeder. Es brachte ihm einen Sturm aus Buh-Rufen und Pfiffen ein. Ebenso wie seine Bemerkung, es sei gerechtfertigt, der Ukraine bei ihrer Verteidigung zu helfen. Peter

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Grüne Realos: „Wir befürworten die Abschiebung von Straftätern auch nach Syrien und Afghanistan.“

Robert Habeck auf dem Bundesparteitag der Grünen in Karlsruhe im November 2023 Foto: Kasa Fue Lizenz: CC BY-SA 4.0

Die Vert-Realos, ein Zusammenschluss grüner Realpolitiker, haben einen Antrag für den Parteitag der Grünen im November vorgelegt. Sollte er eine Mehrheit finden, würde sich die Migrationspolitik der Partei radikal ändern.

Auf dem im November in Wiesbaden stattfindenden Parteitag werden die Grünen nicht nur einen neuen Bundesvorstand wählen, sondern auch um ihre künftige

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