Köln: Gedenken an den jüdischen Architekten Manfred Faber

Foto / Montage oben: Rob Herff


Eine Kölner Anwohnerinitiative um Rob Herff ruft für den 16.5., 18 Uhr zu einer Gedenkveranstaltung an den vor 80 Jahren nach Auschwitz deportierten Architekten Manfred Faber auf. Von unserem Gastautor Roland Kaufhold

Bis in die 1930er Jahre war der jüdische Architekt Manfred Faber von zentraler Bedeutung für die architektonische Entwicklung mehrere Stadtteile von Köln. Sowohl an der Entwicklung der linksrheinischen Köln-Riehler Naumann-Siedlung als auch an der rechtsrheinischen Märchensiedlung in Köln-Holweide war er in entscheidender Weise beteiligt.

Es folgten die Jahre der Entrechtung. Am 16.5.1944 – Manfred Faber war da 64 Jahre alt – wurde er nach Auschwitz deportiert. Bisher nahm man an, dass dies auch sein Todesdatum sei. Neuere Archivmaterialien belegen, dass er zwar in Auschwitz auf Veranlassung der Deutschen vergast wurde; das genaue Datum seiner Ermordung lässt sich aber nicht eruieren.

Über 70 Jahre lang erinnerte sich niemand und nichts in Köln an Kölns großen Architekten Manfred Faber. Es wirkte so, als wenn er nie in Köln gelebt und nichts in Köln hinterlassen habe. Es war der in der Kölner Naumann Siedlung lebende Fotograf Rob Herff, der sich als Erster und mit Ausdauer auf Spurensuche machte. Er errichtete eine eigene Website mit Schwerpunkt auf Fabers Biografie (Herff 2020) und trug einzelne verstreute Facetten von Manfred Fabers Wirken insbesondere in Köln zusammen. 2023 kam es dann zu einer Denkmaleinweihung auf dem zentralen Platz in der Naumannsiedlung (Kaufhold 2023a).

Auf eben diesem Kölner Naumannplatz ruft nun Rob Herff im Namen einer Anwohnerinitiative am 16.5.2024 ab 18 Uhr (bis 18.30 Uhr) zu einem „schweigenden Gedenken und Bekenntnis pro Demokratie – Erinnerung an Manfred Fabers Deportation nach Auschwitz vor 80 Jahren“ auf.

„Manfred Faber war der Chef-Architekt der ‚Siedlung Riehl‘. Er hatte sie 1930 für die GAG fertig gestellt und wurde dafür gefeiert. Unter den Nazis galten Juden wie er als Volksfeinde, die man töten muss“, so Rob Herff in seinem Einladungsschreiben. Und weiter: „Tatsächlich wissen wir nicht genau, wann Manfred Faber starb. Sicher ist, dass er die Todesfabrik Auschwitz nicht überlebt hat.“ Es sei geboten, endlich in der Naumannsiedlung selbst an Manfred Fabers imposantes Wirken zu erinnern wie auch an dessen Deportation nach Auschwitz vor genau 80 Jahren.

„Angesichts von zunehmendem Antisemitismus, Rassismus und Faschismus“ könne ein würdiges Gedenken an Manfred Faber und die Millionen Toten des Holocaust nicht ohne ein entschiedenes Bekenntnis pro Grundgesetz, Demokratie und freiheitliche Grundordnung stattfinden.“ Diesem Bekenntnis für die Demokratie „wollen wir uns mit Plakaten anschließen und ein starkes Signal pro Demokratie und gegen alle Verfassungsfeinde senden“, so Herff.

Köln-Riehl: Do. 16. Mai 2024 18 – 18.30 Uhr, Platz an der Naumannstr., Köln-Riehl
https://naumann-nachbarn-riehl.de

Literatur

Herff, R. (2020): Naumann Nachbarn Riehl: Spurensuche Manfred Faber, https://naumann-nachbarn-riehl.de/spurensuche-manfred-faber/

Kaufhold, R. (2021): Gesicht zurück geben, haGalil, 24.10.2021: https://www.hagalil.com/2021/10/manfred-faber/

Kaufhold, R., R. Herff & B. Seifer-Rüttgen (2022): „Jedes Haus soll durch Anpflanzungen ein freundliches Aussehen erhalten“. In Köln wird das Wirken des jüdischen Architekten Manfred Faber wiederentdeckt, haGalil, 11.5.2022: https://www.hagalil.com/2022/05/manfred-faber-2/

Kaufhold, R. (2023a)„Für Manfred Faber gibt es keinen Grabstein“: Erinnerungskultur in Köln, Belltower, 12.9.2023 https://www.belltower.news/erinnerungskultur-in-koeln-fuer-manfred-faber-gibt-es-keinen-grabstein-152543/ sowie Kaufhold, R. (2023b): „Für Manfred Faber gibt es keinen Grabstein“, haGalil, 7.9.2023, https://www.hagalil.com/2023/09/faber-kunstwerk/

Der Text erschien bereits bei Hagalil

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