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#Adventskalender #2

Stefan Stoppok: ein cooler Typ /Bild: Martin Huch
Stefan Stoppok: ein cooler Typ /Bild: Martin Huch

Advent, Advent! Quasi als kleinen Adventskalender stellen wir jetzt bis zum heiligen Abend jeden Tag eine Band aus dem Ruhrgebiet vor.

Törchen #2: Stefan Stoppok. Kaum ein zweiter Musiker geht so cool mit seinem öffentlichen Erwartungsdruck um, wie dieser bodenständige Junge aus Essen. „Du musst wissen wofür du deine Musik machst. Zur Zeit verkommt alles immer mehr zu einem Style und einer Vermarktungs-Marketing-Blase“, sagt der Mann über sein Selbstverständnis. Wie er sich selbst sieht? „Natürlich merkt man mir den Ruhrgebietsmenschen an, doch ich habe auch einen starken Bezug zum Norden von Deutschland.“ Heute, am 1. Advent, spielt Stoppok übrigens in Essen in der Zeche Carl. Das wird ein Heimspiel!

Doch Stoppok ist keiner, der geografisch am Ruhrgebiet klebt. Nach vielen Jahren in Bayern, wohnt er seit ein paar Jahren in der Nähe von Bremen. „Ich hab schon immer Gegenbewegung gemacht, ich war noch nie konform mit dem was andere gemacht haben“, sagt er. Er hat zwei Kinder, sein Sohn studiert Informatik und hört viel Hip Hop. „Ich habe zum Beispiel K.I.Z. und Trettmann über ihn entdeckt. Ist echt gut, was die machen.“ Fans hat der Musiker viele. Auch Leute, die nicht auf seine Musik stehen, haben viel Respekt vor seiner Person. Stoppok macht deutschsprachige Rockmusik. Doch bei ihm ist es nicht der Soundtrack für Bielefelder Taxifahrer in cremefarbenen Kunstlederjacken. Seine Art ist tausend mal berührender, weil tausend mal mehr passiert.

Stoppok fing in den frühen 1970ern als Straßenmusiker an und noch heute spielt er gerne Solo-Touren. Stoppok wirkt sympathisch und leicht. So schnell mag ihn nichts aus der Haut fahren lassen. Dann regt er sich über Musikerkollegen auf, die eigentlich aus seiner Sicht integer sind, aber trotzdem bei Seifenoperformaten wie „The Voice of Germany“ in der Jury sitzen. Der passionierte Banjospieler sieht ein gesellschaftliches Bedürfnis für echte Musikmacher: „Wenn du Musik machst mit einem Gefühl und einer Aussage, die beschreibt, wie du die Dinge siehst – dann glaube ich, dass das immer funktioniert. Du musst irgendetwas spielen, eine Persönlichkeit haben und eine Haltung haben. Das dauert seine Zeit, aber du wirst dein Publikum finden, davon bin ich überzeugt. Du musst wissen wofür du das machst, und nicht, weil du als Zielsetzung einen Maserati vor Augen hast.“

Das Ruhrgebiet kommt wieder

Im Jahr 2000 hat er mit zwei befreundeten Partnern sein eigenes Label gegründet. „Ich bin überhaupt kein Businessmensch. Ich habe das gemacht, um meine eigene Unabhängigkeit zu bewahren. Wir sind so etwas wie der letzte Einzelhändler, der nicht von einem Großkonzern aufgekauft wurde.“ Stoppok redet und lacht gerne. Er ist kein allwissender Schwätzer und kein omnipotenter Prediger, der mit Meinungen jongliert, um sein Gegenüber zu bekehren. Er hört gern zu, schmunzelt und wirkt selbstzufrieden. In seinem Song „Auf festem Grund“ aus dem Jahr 2015 findet sich eine Zeile, die sehr gut den Wertekanon von dem Musiker beschreibt: „Denn wichtig ist nur unser alter Schwur, und dass wenn wir uns sehen nicht neben uns stehen, sondern voll konzentriert genau auf den Punkt, ein Herz, eine Seele auf festem Grund.“

Über die Menschen, die zwischen Duisburg und Unna wohnen, behauptet der Volksmund gerne, dass sie nicht gerade auf Rosen gebettet worden sind. Auf seine ehemalige Heimat angesprochen sagt er: „Das Ruhrgebiet kommt wieder in den nächsten 10 Jahren, davon bin ich überzeugt.“ Er glaubt fest an ein Comeback von der vom Strukturwandel gebeutelten Region und begründet das schlüssig: „Städte wie Berlin und sogar Leipzig werden immer teurer, was die Mieten angeht. Hamburg kann man mittlerweile gar nicht mehr bezahlen.“ Das ist ein Grund, der andere ist vielleicht entscheidender: „Was viele einfach übersehen, ist die Subkultur. Die sorgt dafür, dass etwas Neues entsteht. Das schafft keine Förderung, da kannst du noch so viel Geld reinstecken – und die Hochkultur kann da auch nicht mithalten.“

Das klingt schlüssig, Stoppok setzt noch einen drauf: „Vielleicht muss eine Gegend ganz am Boden sein, damit etwas ganz Neues entstehen kann. Was ich so mitkriege ist, dass immer mehr Kreative ins Ruhrgebiet ziehen. Wenn die sich richtig vernetzen, kann das ein super Bereich werden.“ Ganz am Schluss sagt er noch einen Satz, der die Schwere und Wichtigkeit von einem allgemeingültigen Aphorismus hat, weil er auf den Punkt bringt, was so oft im öffentlichen Bewusstsein fehlt: „Wir brauchen insgesamt viel mehr Haltung und weniger Unterhaltung, sondern viel mehr eine Über-Haltung.“

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