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Avanti Dilletanti – Die teuren Ruhr2010 Erbschaften oder was kommt als nächstes?

Auch 2011 sorgt die Kulturhauptstadt noch für Schlagzeilen. Da kann einem Angst und Bange bei den Projekten werden, die das Land und die Kommunalpolitker für das Ruhrgebiet planen.

Gleich drei Kulturhauptstadtprojekte rügte der Bund der Steuerzahler gestern. Sie haben alle gemein, dass sie den Kostenrahmen sprengten, nicht fertig wurden: Der Dortmunder U-Turm, nichts anderes als ein großer Betrug der Stadt Dortmund an den Steuerzahlern, der Landesarchiv-Bau in Duisburg  und das Bochumer Musikzentrum. Beim Bochumer Musikzentrum habe ich ja die Hoffnung, dass die Unfähigkeit der Spendensammler dafür sorgt, dass sich nie ein Kran drehen wird – warten wir es ab. Dazufügen könnte man noch das 2010Lab und ECCE. Überflüssige Millionenflops, die allerdings den Vorteil haben, dass sie für Klarheit sorgen: Seitdem die Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr (Schon er Name ist so peinlich) ECCE unterstützt, ist klar, dass es nicht gelungen ist, einen vernünftigen Nachfolger für ihren Gründer Hanns-Ludwig Brauser zu finden.

OK, wenden wir uns der Zukunft vor. Wir sind im Ruhrgebiet und hier ist nach der Pleite immer auch vor der Pleite. Und nachdem nur noch ein paar Nachzügler von den Chancen der Kreativwirtschaft schwärmen, sind die neuen Megaflops schon deutlich am Horizont zu erkennen: Sie heißen Innovation City, Klima-Expo und European Green Capital. Ihr Thema: Der Klimawandel. Und natürlich kann dem nur mit teuren, spektakulären Großprojekten entgegengetreten werden, die weltweit für Aufmerksamkeit sorgen. Die Mühe der Ebene, das Bohren dicker Bretter ist die Sache der Ruhrgebietler nicht. Hier muss es gleich krachen – am Besten mit Geldern aus Europa und Süddeutschland, denn die haben zwar nicht so tolle Wirtschaftsförderungen wie wir, dafür aber mehr Wirtschaft. Könnte einem auch mal zu denken geben, aber ach, das ist viel zu mühselig.

Also, was erwartet uns? Große Solaranlagen, direkt unter den dunklen Schwaden von Kühltürmen? Ein famoses Klimainstitut, das europaweite Kongresse veranstaltet und dafür sorgt, dass die Business-Kasperl auch immer in Bewegung bleiben? In Plastik verpackte Häuser, die vor sich hin schimmeln? Das erste Riesenwindrad unter Tage? Eine subventionierte Segway-Fabrik ist Castrop? Ich bin gespannt – und sicher es wird teuer werden. Sehr teuer.

 

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Urmelinchen
Urmelinchen
12 Jahre zuvor

Ja, Denken ist hier bisweilen Glückssache. In Bezug auf das Bochumer Konzerthaus und die angeführte Kritik des Bundes der Steuerzahler ist das Statement des Bochumer Kulturdezernenten auch wieder mehr als drollig, getreu nach dem Motto: Ne, bei uns in Bochum ist alles gaaaaaanz anders!

Quelle: https://www.ruhrnachrichten.de/lokales/bochum/Bund-der-Steuerzahler-kritisiert-Bau-des-Musikzentrums;art932,1443715
Kritikpunkte, die Kulturdezernent Michael Townsend allesamt zurückweist. „Nicht alles, wofür man Steuermittel jenseits der gesetzlichen Pflichtaufgaben aufwendet, ist eine Fehlinvestition“, betont er. „Eine gute kulturelle Infrastruktur bedeutet für die Stadt Existenzsicherung.“ Die Häuser in Dortmund und Essen, wo vor allem Gastspiele stattfinden, seien nicht vergleichbar – was die Funktion, aber auch was die Betriebskosten angeht. Die sollen in Bochum bei 650 000 Euro liegen, 350 000 Euro davon kommen aus dem Etat der BoSy. Geld, das bislang für Transporte und Mieten ausgegeben wird. (Ruhrnachrichten)

Also, heißt es speziell für Bochum: Es ist billiger, wenn man zusätzlich zu dem für Transport- und Mietkosten reservierten Etat noch einmal 300.000 € für die bislang kalkulierten Betriebskosten dazu schießen muss. Woanders hieße das Mehrausgaben. Aber mei, die Bochumer, wahre Rechenkünstler, siehe Bochumer Schauspielhaus, seit 2006 AöR, und den sich daraus ergebenden Problemen: Das Schauspielhaus wird gerade von seinen Betriebskosten „aufgefressen“. Logisch, wenn diese steigen, der Etat aber gleich bleibt. Aufstocken kann Bochum nicht, weil pleite. Die Folge: Der Melanchtonsaal musste als Spielstätte aufgegeben werden. Marketingmaßnahmen fallen in dieser Spielzeit flach. Intendant Weber verzweifelt, Kulturdezernent Townsend beruhigt. Lage sei doch nicht hoffnungslos. Stimmt, der Hoffnung geht es ja bekanntlich zuletzt an den Kragen!

Ich frage mich bisweilen, durch welche Linse dieser Kulturdezernent Bochum mitsamt seiner finanziellen (Nothaushalt-)Lage sieht?

PS: Wenn man die Berichterstattung über diese Angelegenheiten länger verfolgt, kann man sich letzten Endes des Eindrucks nicht erwehren, dass so ein Kulturdezernent vor allem eines können muss: Augen verschließen und stoisch an dem Mantra festhalten, es sei alles nicht so schlimm.

Kein Elfenbein Turm
Kein Elfenbein Turm
12 Jahre zuvor

Ich finde die Idee – U – Dortmund innovativ !

Prof .Winkelmanns Lichtinstallation und das View sind gelungen Leider wurde der Blick auf den Turm durch die Versicherungsgebäude z.T. verbaut 🙁

Es sollte nur etwas mehr Platz auch für publikumswirksame Ausstellungen eingeräumt werden.
Der Vorplatz sollte , durch die jetzt geplanten funktionslosen Grünflächen nicht zergliedert werden , sondern eine sinnvolle Aufteilung durch Funktionsflächen bekommen , die das Publikum im Sommer und Winter zum Verweilen einladen und somit eine homogene Anbindung zur Kampstrasse und Westenhellweg darstellen .

Vielleicht wäre hier der Wunsch der Bürger mal durch eine Vorschlags – Ausstellung zur Gestaltung des U im U sinnvoll.

Außerdem die Idee mit dem Spiegelzelt war prima . Die Fördergelder für das Visitors Center
sollten nicht gestrichen werden.

Walter Stach
Walter Stach
12 Jahre zuvor

Stefan, ist es nicht „allzu menschlich“ mit Blick auf die Karriere , und ist es nicht eine “ parteipolitische Pflicht“, die im Regelfall einhergeht mit dem Karriereinteresse, möglichst oft visionäre Ziele zu verkünden und Großprojekte zu zu kreieren, statt sich in die Niederungen zu begeben, in denen realistische Chancen bestehen, konkrete Probleme lösen zu können – z.B.in der komm.Wirtschaftsförderung, in der komm.Kulturarbeit-? Letzteres setzt, wie Du anmerkst, voraus, das Bohren dicker Bretter als selbstverständlichen Bestandteil der Alltagsarbeit zu akzeptieren , ebenso den oft mühseligen Kampf um die erfolgreiche Lösung eines konkreten Problems, das kein großes öffentliches Interesse findet. Ich befürchte, daß Du mit Deiner Analyse recht hast und das vermutlich aus den von mir einleitend genannten Gründen. Und noch etwas zu all den großen Kongressen, internationalen Messen, großen kommunalen Fachtagungen, zu den visionäre Projekten, den Ideen zu Großinvestitionen im Ruhrgebiet, die ich nicht „in Bausch und Bogen“ ablehne, die aber nicht Politik/Verwaltung/Medien dominieren dürfen. Mehr denn je notwendig ist es, für alle Projete, Investitionen, für die großen und die kleinen, in jedem Einzelfall (!!)ein W i r k u n g s sziel vorzugeben, also festzulegen, was mit dem Kongress,dem Projekt, der Großinvestition ganz k o n k r e t b e –
w i r k t werden soll. Und das wiederum muß zur Folge haben, daß es „irgend wann“ eine Zielkontrolle, eine W i r k u n g s b i l a n z zu geben hat. Es ist angenehmer, es ist bquemer, die Ziele möglichst nicht konkret festzulegen und möglichst nicht zu sagen, was mit dem Kongress, der Messe, dem Projekt, der Idee von der Großinvestition konkret bewirkt werden soll, denn andernfalls könte es unangehm werden, wenn irgendwann die Bürgerschaft gestützt auf eine
W i r k u n g s b i l a n z öffentlich Rechenschaft einfordert. Und wie immer im Leben, auch hier geht es nicht um ein Erkenntnis-, sondern um en Umsetzungsproblem -Festlegung exakter W i r k u n g s z i e l e, nachfolgende
W i r k u n g s b i l a n z!

Hans Hanke
Hans Hanke
12 Jahre zuvor

Was steht da oben ? Avanti Dilletanti. Passt zu allen Texten oben, mit Ausnahme Elfenbeinturms . Es würde ja auch nix nutzen, die fundierten Gründe für das Bochumer Musikzentrum nochmals aufzuzählen … sie stehen ja alle schon im Netz und verlieren niemals ihre Gültigkeit. Und die Gründe gegen den Bau gewinnen auch durch gebetsmühlenhafte Wiederholung nicht mehr Inhalt. Scheinen aber Spaß zu machen. Also: Viel Spaß noch!

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