Der Bochumer Professor Karim Fereidooni zeigt Neutralität, wo Solidarität mit Israel gefordert wäre

Karim Fereidooni Foto: MSB NRW / Ralph Sondermann Lizenz: Copyright

Der Bochumer Professor Karim Fereidooni berät die Bundesregierung beim Thema Muslimfeindlichkeit. Vielleicht sollte die künftig besser auf seine Dienste verzichten.

Es sind Sätze wie aus dem Poesiealbum: „Kein Menschenleben ist mehr wert als das andere. Wir verurteilen die Ermordung, Vergewaltigung, Verschleppung und/oder Inhaftierung von Menschen auf beiden Seiten.“ oder „Wir dulden werde anti-palästinensischen Rassismus noch Antisemitismus. Wir setzen uns dafür ein, dass Deutschland eine sichere Heimat für Angehörige aller Religionen und Weltanschauungen wird.“

Sie standen auf Kacheln des Düsseldorfer Vereins „Empower Yourself, Du Opfer“, bei dessen Shows auch der als „The Brain“ bezeichnete Karim Fereidooni auftrat, ein Professor der Ruhr Universität Bochum und Antirassismusforscher, der die Posts auch teilte und damit auf X eine Kontroverse auslöste. Hätte er sie vor vier Wochen geteilt, hätte es kaum jemanden außerhalb seiner Blase interessiert. Aber vier Tage nach Beginn des Überfalls der Hamas-Schlächter auf Israel war die Bereitschaft bei vielen deutlich geringer, solche Postings einfach hinzunehmen. Mit „Der schiefe Vergleich ist die postmoderne Paradedisziplin“ schrieb Petra Klug im vergangenen Jahr in der taz einen Satz für die Ewigkeit. Nichts von dem, was Fereidooni geteilt hat, ist auf den ersten Blick ein Grund, sich aufzuregen. Ein Grund, etwas genauer hinzuschauen, ist es allerings schon. In einem der Postings werden Antisemitismus und ein angeblich vorhandener „antipalästinensischer Rassismus“ auf eine Stufe gestellt. Antisemitismus ist ein Jahrtausende altes Phänomen, dem Millionen Juden zum Opfer gefallen sind. Es gibt ihn in einer religiösen Ausprägung sowohl im Islam als auch im Christentum. Im linken Antisemitismus werden Juden mit den Problemen des Kapitalismus häufig persönlich direkt in Verbindung gebracht, wenn eine verkürzte Kapitalismuskritik sich nicht mit den Strukturen, sondern „den Kapitalisten“ beschäftig. Der völkische Antisemitismus, der für den Nationalsozialismus prägend war, verband sich die verkürzte Kapitalismuskritik mit einem paranoiden, angstgeprägten Gefühl der Unterlegenheit und wollte, wie übrigens auch die Hamas, die Juden weltweit ausrotten. Der angebliche anti-palästinensische Rassismus ist nicht einmal so alt wie die Serie Blacklist, deren letzte Staffel in diesem Jahr herauskam: Er geht offenbar auf Ramsis Kilani zurück, der ihn 2019 „zur Diskussion“ gestellt haben soll. Ramsis Kilani hat palästinensische Wurzeln, studierte damals in Siegen und war seinerzeit auch Aktivist. In Interviews und Berichten wird wurde er damals als Mitglied der Linkspartei, der trotzkistischen Gruppe Marx21 und von „Palästina spricht“ vorgestellt. „Palästina spricht“ war für viele antiisraelische Demonstrationen in den vergangenen Jahren verantwortlich und äußerte sich auch jetzt begeistert über den Überfall der Hamas und der mit ihr verbündeten Terrorbanden auf Israel am 7. Oktober. Antisemitismus auf eine Stufe mit dem von einem linksradikalen Israelhasser erfundenen „anti-palästinensische Rassismus“ auf eine Stufe zu stellen, das ist schon mehr als fragwürdig.

Und warum soll Deutschland „eine sichere Heimat für Angehörige aller Religionen und Weltanschauungen“ werden? Eine sichere Heimat für die Barbaren der Hamas? Neonazis? Islamische Fundamentalisten? Rassisten? Antisemiten? Männer, die Frauen jedes recht absprechen und sie unter Burkas zwingen? Ist alles gleich und beliebig und muss ohne jede Wertung akzeptiert werden? Was menschenfreundlich und tolerant daherkommt, ist bei näherer Betrachtung nichts anderes als ein Relativismus, der die Aufklärung und ihre Werte zutiefst verachtet.

„Kein Menschenleben ist mehr wert als das andere. Wir verurteilen die Ermordung, Vergewaltigung, Verschleppung und/oder Inhaftierung von Menschen auf beiden Seiten.“ Das dort „auf beiden Seiten“ steht und nicht zum Beispiel „auf allen Seiten und zu allen Zeiten“, macht klar, auf was sich das Posting bezieht: den Angriff der Hamas auf Israel, dem bislang über 1400 Israelis zum Opfer fielen. Er stellt wieder auf eine Stufe, was nicht auf eine Stufe gestellt gehört: Israel und seine Bürger sind die Opfer. Es gab keine Vergewaltigungen von israelischer Seite und die Hamas nahm keine Inhaftierungen vor, sie nahm Geiseln und viele von ihnen sind noch Babys. Israelische Militärs haben auch nicht 260 Rave-Kids abgeschlachtet oder Holocaust-Opfer entführt.

Den Terroristen mit der Soldatin, die ihn nun bekämpft, mit seinen Opfern auf eine Stufe zu stellen, ist keine unbedachte Äußerung. Sie zeigt Neutralität, wo Solidarität gefordert wäre, wo Neutralität bedeutet, sich auf die Seite der Barbaren, der Feinde der Zivilisation zu stellen.

Der Politologe Samuel Salzborn sagte einmal, „Antisemitismus ist die Unfähigkeit oder der Unwillen, abstrakt zu denken und konkret zu fühlen.“ Von jemanden wie Karim Fereidooni kann man beides verlangen. Er gehörte dem Expertenkreis an, der im Auftrag der Bundesregierung das eine Studie zur Muslimfeindlichkeit in Deutschland vorgelegt hat, über das Peter Mathews im Perlentaucher schrieb, es sei Makulatur „weil sie zum einen selbst diskriminiert, aber weil sie vor allem etwas anderes völlig ausgeblendet hat: Den Hass der großen islamistischen Community auf die Juden und das, was wir den „Westen“ und die europäischen Werte nennen.“ Themen, die Fereidooni offenbar nicht sonderlich interessieren. Er relativiert sie lieber weg.

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