“Die demonstrierte Haltung der Professoren wirkt einschüchternd.”

Susanne Schröter Foto: Raimond Spekking Lizenz: CC BY-SA 4.0


Mit einem offenen Brief haben Hochschullehrer gegen Polizeieinsätze bei antisemitischen Camps und Demonstrationen an Hochschulen protestiert. Geht es ihnen wirklich um Meinungsfreiheit auf dem Campus und die Sicherheit der Studenten, oder ist der offene Brief auch ein Zeichen der Macht, das klar macht, wer in bestimmten Fachbereichen das Sagen hat?

378 Hochschullehrer aus Berlin haben mit einem offenen Brief gegen Polizeieinsätze an den Hochschulen protestiert. Zu diesen kam es, nachdem Studenten antisemitische Camps errichtet hatten, Sachbeschädigungen begingen und Parolen wie “Yallah, yallah, Intifada” und “Fuck you, Israel!” gerufen hatten. Dem offenen Brief haben sich mittlerweile weitere 996 Hochschullehrer und Mitarbeiter angeschlossen. Ganz sicher ist der Brief ein Zeichen gegen die Politik der israelischen Regierung, die seit dem Morden des 7. Oktobers versucht, die Terrororganisation Hamas in Gaza militärisch zu schlagen und die noch verbliebenen Geiseln zu befreien. Und er sendet an die Studenten, die sich gegen Israel stellen, zum Teil offen mit Terrororganisationen sympathisieren, die Botschaft: “Wir stehen hinter euch.” Aber er wendet sich auch an die Studenten und Mitarbeiter an den Hochschulen, an denen die Unterzeichner arbeiten: “Wie alle offenen Briefe von Professoren, die seit dem 7.10. veröffentlicht wurden, werden politische Positionierungen vorgenommen, die sehr deutlich zeigen, wofür die Dozenten stehen”, sagt die Frankfurter Ethnologin Susanne Schröter auf Anfrage dieses Blogs. “Allein dagegen zu argumentieren, wird Studenten schwer fallen, weil meist kein diskursiver Spielraum gegeben wird, sondern moralische Wahrheitsansprüche formuliert werden. Die demonstrierte Haltung der Professoren wirkt einschüchternd und sie wird dazu beitragen, dass die Wissenschaftsfreiheit weiter eingeschränkt wird.”

Zudem wird die in dem Brief angesprochene Dringlichkeit nicht in dem Umstand gesehen, dass noch immer Geiseln gefangen gehalten werden oder die Hamas nach wie vor Israel beschießt und sich hinter der eigenen Bevölkerung versteckt, um gezielt die Grenze zwischen Bewaffneten und Zivilisten zu verwischen, sondern allein in den Maßnahmen der israelischen Regierung gegen die Hamas. “Auch geht es den Professoren nicht um die jüdischen Studenten, die sich seit Monaten nicht an die Unis trauen, oder um die Studenten, die ihr Studium weiterführen müssen und wollen, sondern nur um eine winzige Minderheit, der die anderen vollkommen gleichgültig sind.”

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