Ein Feuerwerksverbot an Silvester wäre ein unnötiger Brandbeschleuniger für den Corona-Frust

Feuerwerk in der Provinz. Foto: Robin Patzwaldt

Dass uns die aktuellen Einschränkungen durch die Coronavirus-Pandemie deutlich länger erhalten bleiben dürften als ‚nur‘ bis Ende November, wie es der Wellenbrecher-Lockdown ursprünglich vorgesehen hatte, das dürfte auch schon vor der heutigen Sitzung der Verantwortlichen sonnenklar sein. Von Lockerungen kann derzeit gar keine Rede sein. Es wird bei der Besprechung mit der Kanzlerin eher um weitere Verschärfungen der Einschränkungen gehen.

Dass das nicht anders geht, zeigen schon die aktuellen Zahlen des RKI. Von einer Senkung des Inzidenzwertes auf unter 50 Neuinfizierte pro 100.000 Leute in sieben Tagen, wie es angestrebt wird, kann derzeit jedenfalls gar keine Rede sein.

Gelockert werden können die bestehenden Regeln somit in keinem Falle. Wenn jedoch von weiteren Beschränkungen die Rede ist, werden die Details in diesen Tagen, selbst für in diesen Punkten von Querdenkern und Skeptikern gerne als ‚linientreue‘ Zeitgenossen verunglimpfte, so wie mich, immer schwerer nachvollziehbar. Neuester Schwachpunkt ist das von einigen offenbar angestrebte Verbot des diesjährigen Silvesterfeuerwerks.

Dass das Weihnachtsfest und auch der Jahreswechsel in diesem Jahr nicht so gefeiert werden können, wie wir es alle gewohnt sind, das ist klar. In Zeiten einer Pandemie, in der es Kontakte bestmöglich zu vermeiden gilt, sind Treffen mit großen Menschengruppen eben schlicht nicht sinnvoll, sogar gefährlich. Logisch daher, dass es zu unangenehmen Einschränkungen in unser aller Leben kommen muss und wird.

Für die Weihnachtstage hat sich der Gedanke ja auch schon bei sehr vielen durchgesetzt. Doch die drei Tage zwischen dem 24. und dem 26. Dezember sind, wenn wir mal ganz ehrlich sind, nicht das größte Problem im Monat Dezember. Der Jahreswechsel, mit traditionell großen Partys und vielen Umarmungen und Küssen erscheint da doch deutlich bedrohlicher, in Bezug auf eine rasche Ausbreitung des Virus.

Setzt man sich an Weihnachten meist recht geruhsam und beschaulich zusammen um ein paar ruhige Stunden mit der Familie zu verbringen, geht es am Silvesterabend traditionell hoch her, trifft man deutlich mehr Gesprächspartner aus mehr Haushalten und kommt diesen auch näher, als das beim beschaulichen Weihnachtsessen der Fall ist.

Wurde bisher schon viel über die ‚Bedrohung‘ der Weihnachtstage in diesem Jahr diskutiert, ist der Jahreswechsel erst spät auf die Agenda gesetzt worden, ist vielen scheinbar erst jetzt so langsam wirklich aufgegangen, dass Silvester ja das deutlich ausgelassenere Fest im Monat Dezember ist.

Aufgekommen ist in Bezug auf das nahende Jahresende kürzlich eine Diskussion über ein Verbot des dazugehörigen Feuerwerks. Nun, so bedrohlich Silvester ja als Veranstaltung in Bezug auf das Virus auch sein mag, so blödsinnig wäre es aus Gründen des Schutzes vor Corona den Leuten das Abfeuern von Raketen und das zünden von Böllern grundsätzlich zu verbieten. Was bitteschön sollte das auch konkret bringen?

Die Gefahr an diesem Tage geht doch, wie an Weihnachten auch, von unkontrollierten Treffen mit großen Gruppen und zu geringen abständen aus. Steht jeder Bürger zum Beispiel nur brav auf dem Balkon, oder mit seinem privaten Feuerwerk auf der Straße, wo wäre das Problem in Bezug auf die Pandemie?

Es ginge doch viel eher darum in diesen Minuten dafür zu sorgen, dass sich die Menschen an die Abstands- und Hygieneregeln halten.

Das wird an Silvester auch nicht schwieriger als an allen anderen Tagen des Jahres.

Vernunft muss bei den Leuten Einzug halten. Dass das bei einigen Mitmenschen ein grundsätzliches Problem ist, ist auch klar. 😉

Ein Verbot des Feuerwerks würde daran aber auch nichts ändern. Ganz im Gegenteil! Wird das Silvesterfeuerwerks grundsätzlich in diesem Jahr verboten, fördert das nicht nur den Erwerb und den Gebrauch von illegal erworbenen Knallkörpern und Pyrotechnik, es würde auch den Frust und die Langeweile von Millionen steigern. Keine gute Voraussetzung für ein möglichst coronafeindliches Silvesterfest.

Also, lasst die Leute doch einfach ‚knallen‘, appelliert lieber an die Vernunft, die AHA-Regeln in den Minuten den Augenblicken rund um den Jahreswechsel nicht zu vernachlässigen. Das ist doch schon schwer genug, wie sich seit Wochen und Monaten zeigt….

Ein weiteres Verbot, zumal ein so unsinniges, würde nur den eh schon reichlich vorhandenen Ärger und die Wut über die vielen aktuellen Einschränkungen im Lande unnötig weiter ansteigen lassen.

 

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ccarlton
ccarlton
3 Jahre zuvor

Nur weil es Unsinn ist, ist nicht gesagt, das es nicht doch kommt. Ganz im Gegenteil! Frau Merkel will den Lockdown heute verschärften lassen, was ich aus diversen Gründen für Unsinn halte. U.a. weil die Behörden bereits mit der Durchsetzung der bestehenden Regeln überfordert sind.

Heinrich Thüer
Heinrich Thüer
3 Jahre zuvor

Der Autor hat gnadenlos recht, wenn er gegen das Böllerverbot anschreibt. Weil wegen Freiheit. Ehe sich eine neue Schiefdenker-Bewegung breit macht, die Böllerverbot mit Judenverfolgung gleichsetzt, sollen sie sich meinetwegen weiter die Hände absprengen.

Sebastian
Sebastian
3 Jahre zuvor

Ich stimme dem Grundgedanken des Artikels zu, dass ein solches Verbot vermutlich eine weitere Zahl von Menschen motiviert sich in einer Reihe mit den skurrilsten Personen unserer Gesellschaft auf die Straße zu gehen und wirre Dinge zu skandieren.

Die Argumentation für ein solches Verbot, war/ist aber in meiner Wahrnehmung:
-> Wegen traditionell höheren Verletztenzahlen zu Silvester (Verletzungen beim Böllern z.B.)
-> Und dazu wg. Corona bedingt weniger Bettenkapazität.
= Verbot

Wen die Argumentation überzeugt sei dahingestellt, sie sollte aber wenigstens genannt sein.
In der Vergangenheit war ja auch Feinstaub schonmal Anlass für Überlegungen hierzu.

Susanne Scheidle
Susanne Scheidle
3 Jahre zuvor

Es ist tatsächlich das Verletzungspotential, dass diesen Vorschlag aufgebracht hat. Jetzt weiß ich wirklich nicht, wie viele tatsächlich jedes Jahr in angetütertem Zustand vergessen, die Rakete loszulassen bevor man sie zündet oder den Knallfrosch dem Nachbarn in die Kapuze wirft, man liest an Neujahr regelmäßig davon, allerdings werden da selten Zahlen genannt, fällt mir gerade so auf.
Auf jeden Fall scheint Alkohol eine wesentliche Rolle zu spielen – und da fragt man sich natürlich, ob der Promille-Pegel höher ist wenn man in Gesellschaft feiert oder sich Corona-konform auf dem eigenen Sofa ein oder auch mehrere Gläschen "genehmigt".

Ich kann mich dem Argument "Verletzungen" nicht ganz verschließen, aber ich fände es sehr traurig, wenn es dieses Jahr kein Feuerwerk gäbe.
Ich möchte Silvester an meinem Küchenfenster stehen, dem Feuerwerk zuprosten mit einem Glas Crémant und denken: "Du blödes Virus, Deine Tage sind gezählt!"
Da bin ich bestimmt nicht die Einzige.
Für mich hatte das Feuerwerk an Silvester immer was von Aufbruch, was Neues fängt an.
That's what the doctor's ordered…

Peter Werfel
Peter Werfel
3 Jahre zuvor

Neben der bekannten Unfallgefahr an Silvester, die im Angesicht von durch die Pandemie eh schon überlasteten Krankenhäusern absolut unverantwortlich ist, sind auch die aktuellen Forschungen zu einem deutlichen Zusammenhang zwischen hohen Feinstaubbelastungen und schweren Covid19-Krankheitsverläufen absolut hinreichende Argumente gegen ein "normales" Feuerwerkverhalten in diesem Jahr.

Tilli Nikem
Tilli Nikem
3 Jahre zuvor

Corona ist ein guter Anlass mit dem Unsinn endlich aufzuhören. Statt Knaller zu kaufen, könnten die vielen Millionen Euro in einen Hilfsfonds für die Kultur und die Gastronomie eingezahlt werden. Außerdem würde man sogar noch eine absetzbare Spendenquittung bekommen. In den letzten Jahren waren es über 130 Mio pro Silvesterabend!!

Rainer Kirmse , Altenburg
Rainer Kirmse , Altenburg
3 Jahre zuvor

LEBENSLUST STATT CORONAFRUST

In diesen Coronazeiten,
da Körper und Seele leiden,
sollten wir Humor nicht meiden.

Ernst ist das Leben,
doch bei allem Streben
braucht es Spaß daneben.

Leben ohne Lachen und Lieben,
wir wären Tiere geblieben.
Halten wir unser Leben in Fluss,
verzichten nicht auf den Genuss;
genießen die Liebe, jeden Kuss,
ersparen uns Verdruss am Schluss.

Rainer Kirmse , Altenburg

Herzliche Grüße aus der Skatstadt p

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