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Es gibt einen Weltklasse-Fußball außerhalb Deutschlands

Kolumbien Foto: Steelplug at the English language Wikipedia Lizenz: GNU 1.2

Zur Zeit sind ja noch alle besoffen von Mario Götze und dem 3:2 gegen Brasilien. War auch super, keine Frage. Wer den Weltklasse-Fußball von morgen sehen will, einen, der auch richtig Spaß macht, sollte seinen Blick allerdings weiten über den Tellerrand einer beliebigen deutschen Angeber-Arena hinaus. Da gibt es zum Beispiel in Kolumbien gerade eine U20-WM vom Feinsten.

Die schreckliche, die fußballlose Zeit, die gab es ja zum Glück dieses Jahr überhaupt nicht. Frauen-WM, U17-WM, U19-EM, und während die Bundesliga schon läuft, jetzt die U20-WM. Verwirrend? Ist doch egal, Hauptsache guter Fußball. Bei der U17-WM diesen Sommer in Mexiko hat sogar die deutsche Mannschaft eine Superfigur gemacht. Das 4:3 im Spiel um den 3.Platz, ebenfalls gegen Brasilien, nach 1:3-Rückstand, war ebenso geil, wie das von den Millionären letzten Mittwoch. Überragende Spieler waren u.a. Yesil und Aydin. Die Nachfolger von Özil und Gündogan sind also schon unterwegs. Sieger des Turniers: Uruguay. Der Sieger der diesjährigen Copa America könnte also eine gewisse kontinentale Vorherrschaft entwickeln. Jedenfalls haben die „Großmächte“ Argentinien und Brasilien kein Abo mehr, und das ist schön so. Zumal Uruguay schon lange nicht mehr den Klopper-Fußball spielt, für den es in früheren Jahrzehnten berüchtigt war.

Ohne deutsche Beteiligung lief die U19-EM in Rumänien. Hier siegte wenig überraschend Spanien, wenn auch nur knapp mit 3:2 n.V. gegen Tschechien. Spanien ist das Maß aller Dinge. Was sollen junge Männer dort auch anderes lernen als Fußball? Kellner am Ballermann vielleicht? Berufsdemonstrant wäre vielleicht noch eine Alternative. Im Demonstrieren sind sie Europameister, im Fußball Europa- und Weltmeister. Letzteres vielleicht für länger?

Auf diese letzte Frage gibt vielleicht auch die U20-WM eine Antwort, die z.Z. in Kolumbien läuft. Selbst anspruchsvolle Sportmedien, wie der Kicker oder der Deutschlandfunk berichten bisher kaum bis gar nicht. Immerhin sendet Eurosport internationale Bilder, und lässt sie wie immer aus einem Kabuff in Paris von durchaus sachkundigen Mitarbeitern kommentieren.
Hier hat Spanien die Vorrunde souverän absolviert, 3 Siege mit 11:2 Toren, brauchte aber im Achtelfinale gegen ein starkes Südkorea schon das Glück des Elfmeterschießens. Und die übrige Konkurrenz ist ebenfalls bärenstark. Gastgeber Kolumbien (3 Siege, 7:1 Tore in der Vorrunde) wurde im Achtelfinale gegen ein sehr starkes Costa Rica mit einem entscheidenden Elfmeter beschenkt (3:2). Argentinien hatte gegen Ägypten, den ewigen Afrika-Meister der Senioren, beim 2:1 große Mühe. Brasilien wirkte sehr sicher und setzte sich mit 3:0 gegen Saudi-Arabien durch. Dabei spielten die Saudis durchaus einen feinen Ball. Jungs haben dort wenig zu tun. Scheiss-Jobs sind für Gastarbeiter aus Ägypten oder Indien; Superjobs sind für Mitglieder der Prinzenfamilien reserviert – das ist Fußball wie in anderen Ländern eine geile Alternative zum reich-und-berühmt werden.

Doch was machen nur die Engländer? Dort ist nicht nur die Demokratie sondern auch der Fußball von Rupert Murdoch geschädigt worden, und zwar wirkungsvoller und „nachhaltiger“ als das irgendwelche Riots können. Murdoch kauft sie einfach alle, die Premier-League mit seinem Bezahlsender BSkyB; viele Vereine sind von russischen Oligarchen, US-Fonds oder Emirats-Prinzen gekauft; und alle kaufen sich die besten Spieler aus der ganzen Welt zusammen. Dass daraus nicht immer gute Teams werden, zeigt ihnen dann jedes Jahr der FC-Barcelona im Champions-League-Finale. Für englische Jugendliche, egal welcher Hautfarbe und Herkunft, ist damit sogar der Ausweg einer Fußballkarriere weitgehend versperrt. Was dann noch übrig bleibt, auch das konnte man jetzt bei der U20-WM sehen. England kam nach drei 0:0s mit Müh und Not als Gruppendritter ins Achtelfinale, um dort von einem starken Nigeria nicht nur 1:0 besiegt, sondern vor allem fußballerisch dominiert zu werden. Immerhin eine epochale Erkenntnis gibt es: es ist doch möglich, auf dieser Insel aufzuwachsen und ein guter Torwart zu werden. Er heisst Jack Butland, und hat in vier Spielen auf Weltniveau nur ein Gegentor bekommen. Doch, für mich kommt er schon recht dicht hinter Deutschlands bestem Torhüter Marc-Andrè ter Stegen ;-).
Deutschnationale Schadenfreude ist bei diesem Turnier dennoch eigentlich unbegründet, denn eine DFB-Elf ist gar nicht dabei. Aber wir haben ja die Ausrede, dass Mario Götze eben einfach keine Zeit hat … 😉
Mein Tipp: Sonntagabend, 22 Uhr, Eurosport: Frankreich – Nigeria, eine echte Knallerpaarung. Frankreich besiegte Ekuador im Achtelfinale in einem beidseitig sehr starken Spiel mit 1:0; Nigeria hat nicht nur England nachhause geschickt, sondern in der Vorrunde schon 12:2 Tore gemacht, u.a. ein 5:2 gegen Kroatien. Um 1 Uhr dann Brasilien – Spanien, das Maß aller Fußballdinge in dieser Zeit.

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[…] erstaunlich deutlich gestiegen! Das ist – nicht nur unter anderem – sicher auch “Deutschlands bestem Torhüter Marc-Andrè ter Stegen” zu verdanken. So bleibt es dieses Mal beim klassischen Heimspielergebnis gegen einen […]

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