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Grüne und Umweltverbände haben nicht mehr dasselbe Geschäftsmodell

Windrad Enercon E-82 Foto: CarstenE Lizenz: CC BY-SA 3.0

Der Aufstieg der Grünen ist eng verknüpft mit dem der sogenannten Umweltverbände. Die Partei wie die Verbände profitierten nicht nur von einem seit den 70er-Jahren gewachsenen Umweltbewusstsein. Wichtig für ihren Durchbruch war auch die Verknüpfung der eigenen politischen Ziele mit den wirtschaftlichen Interessen von Immobilienbesitzern. Ökologische Vorbehalte gegen ein neues Kraftwerk in der Nachbarschaft, die Erweiterung eines Flughafens oder der Bau einer Autobahn ließen sich perfekt mit der Sorge um den sinkenden Wert des Eigenheims verknüpfen. Zum Teil bildeten sich kommunizierende Röhren: Je größer die geschürte Sorge wurde, umso stärker sank der Wert der Immobilie. Besorgte Hausbesitzer wurden so zu einer immer wichtigeren Klientel für die Grünen und die Verbände. Die Partei und Organisationen wie der BUND und der NABU lieferten die gesellschaftlich immer stärker akzeptierten Argumente gegen Neubauvorhaben. Auch wer eigentlich nur den Wert seines Hauses erhalten wollte, konnte sich nun als Naturschützer darstellen und mit dem Verständnis der Öffentlichkeit rechnen.

Solange die Grünen nicht an der Regierung waren, deckten sich ihre Interessen mit denen von Verbänden und Initiativen. Seitdem Wirtschaftsminister Robert Habeck im Bund für die Sicherung der Energieversorgung verantwortlich ist, haben die Grünen und die Naturschutzverbände nicht mehr dasselbe Geschäftsmodell. Habeck muss dafür sorgen, dass weder der Strom ausfällt noch die Gasheizungen kalt werden. Beim NABU, der Umwelthilfe und dem BUND indes weiß man, dass die Spendengelder der eigenen Klientel nur fließen, wenn man weiterhin deren immobilienwirtschaftlichen und politischen Interessen vertritt. Und das tun diese Organisationen: Der NABU und die Umwelthilfe stehen kurz vor Klagen gegen die die LNG-Infrastruktur vor Nord- und Ostseeküste. Sie ist für eine sichere Gasversorgung Deutschlands unverzichtbar. Für Habeck wäre deren Zusammenbruch ein Problem, für die Umwelthilfe und den NABU nicht.

Bei der Windkraft sieht es nicht anders aus. Auch ein Windrad vor dem Wohnzimmerfenster ist für den Wert einer Immobilie nicht förderlich. Der NABU-Präsident stellt sich daher gegen die Pläne der Bundesregierung, die Windenergie zügig auszubauen. Im Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ kritisierte NABU-Chef Krüger besonders die grünen Minister des Wirtschafts- und Umweltressorts im Ampel-Kabinett: „Ich bin schwer enttäuscht von Robert Habeck und Steffi Lemke, sie tragen als Grüne die Schwächung des Artenschutzes mit.“ Krüger sagte, der Ausbau der Windenergie in Deutschland werde ohne Rücksicht auf den Naturschutz vorangetrieben, es solle „so viel Windkraft wie eben möglich“ im Land untergebracht werden. „Da wird mit der Brechstange gearbeitet. Wer alles beschleunigt, beschleunigt auch das Artensterben.“

Die Verbände fordern also nicht nur den Ausstieg aus Kohle, Gas und Kernenergie, sondern stellen sich auch bei Windkraft auf die Bremse. Ihre Interessen sind offensichtlich nicht die der Bürger des Landes, auch wenn es ihnen in den vergangenen Jahrzehnten gelang, sich so darzustellen. Sie sind Lobbyisten, die alles, was nicht im wirtschaftlichen und politischen Interesse ihrer Klientel ist, nicht kümmert.

Den Grünen brechen nun wichtige Verbündete weg. Und auch die Wutbürger und Immobilienbesitzer auf dem Land werden zu der Partei auf Distanz gehen. Aber dieser Bruch ist unvermeidlich:  Die Addition von Einzelinteressen ergibt nun einmal kein Allgemeinwohl. Und dem ist eine Bundesregierung verpflichtet.

 

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