Kein Einschaltprogramm: die WDR-Radiowellen

Wer hört eigentlich noch Radio? Die ARD-Jugendwellen sind in der Krise, seit sich immer mehr Jugendliche ihr Medienprogramm selbst zusammenstellen. In weiten Bereichen hat die Glotze die Rolle des Radios als Hintergrundmedium übernommen, zumindest im privaten Bereich. Radio senden noch mein Edeka, mein Bäcker und mein Friseur – sie alle spielen das lokale Privatradio. Dem hat sich über viele Jahre auch der WDR angepasst.

Man ging davon aus, dass das Radio sowieso eingeschaltet wird. Dann muss nur verhindert werden, dass irgendwas gesendet wird, was zum Um- und Ausschalten führen könnte: zuviel Labern oder schräge Musik, die irgendjemand nicht gefallen könnte. So wurden die Wellen für Jugendliche (Einslive), für die Älteren (WDR 4) und für den Mainstream (WDR 2) konstruiert, wobei bemerkenswerterweise WDR 2 sehr zügig die niedrigsten Einschaltquoten dieser drei Wellen erreichte. Für unverbesserliche Radiofreunde blieben WDR 3 (Klassik und Kultur) und WDR 5 (Resterampe für Wortsendungen, die aus den anderen Wellen rausgeschmissen wurden). Die Programmkonfiguration wurde so in den 90er Jahren geschaffen, unter der Ägide des damaligen Hörfunkdirektors Fritz Pleitgen, der kurz darauf zum Intendanten aufstieg.

Als Intendant drückte er auf der UKW-Frequenz 103,3 MHz (die Frequenz besendet das Ruhrgebiet und die Rheinschiene bis zur nördlichen Stadtgrenze von Bonn) noch ein weiteres Nischenprogramm durch: Funkhaus Europa sendet musikalisch und im Wortbereich ein im besten Sinne interkulturelles Programm, die Einschaltquoten sind zwar kaum messbar, aber es funktioniert sehr gut als Kaderschmiede für junge, flexible, ehrgeizige und leistungswillige MigrantInnen, die hier einen Super-Einstieg ins Mediengeschäft finden. Wenn ich mich berieseln lassen will, nehme ich diesen Sender.

Früher habe ich ja noch Radio gehört, weil ich was Bestimmtes hören wollte. Ich will jetzt gar nicht mehr Leuten wie Alan Bangs hinterherweinen, das haben schon viele andere vor mir getan, und es gibt tolle Fan-Internetseiten zu seinem segensreichen Wirken. Aber jedes Mal, wenn ich in den WDR-Programmen ein Juwel gefunden hatte, wurde es von einer Programmreform gekillt. Das waren in chronologischer Reihenfolge z.B. die Radiothek (WDR2, 70er Jahre), Riff (WDR1, 80er/90er Jahre), der Show-Mix (WDR 2, 4 Stunden sonntagsabends, mit Live-Konzerten und musikjournalistischen Reportagen, 80er Jahre), die Budengasse (WDR 2, 2 Stunden Kulturmagazin sonntagsmittags, 90er Jahre), die Karawane (WDR1, bevor es zu Einslive wurde) und als Ritualelemente meiner politischen Bildung die halbstündigen Nachrichtenmagazine auf WDR 3 um 7, 12 und 18.30 h sowie als linker politfeuilletonistischer Nachtisch das „Kritische Tagebuch“, von dem ich in den 70ern sogar zahlreiche Folgen auf 150 MCs archiviert und mit anderer Musik neu abgemischt habe.

Das Schicksal dieses Kritischen Tagebuchs zeigt paradigmatisch die Strukturen in diesem großen öffentlich-rechtlichen Sender, die ihn letztendlich selbst infrage stellen. Begründet 1967 lief die Sendung jahrzehntelang werktäglich um 19.30 h über 20 Minuten, mit in der Regel 3-4 Beiträgen. Programmreformen in den 90ern führten dann jeweils zu Veränderungen der Sendezeit und zu einer Verkürzung um 5 Minuten. Als dann endlich der Redakteur Eberhard Rondholz das Ruhestandsalter erreicht hatte, und in sein Ferienhäuschen auf einer sehr schönen griechischen Insel verbannt werden konnte, wurde die Sendung, die mittlerweile „Tageszeichen“ hiess, und von wechselnden freien Mitarbeitern gestaltet wurde, zügig plattgemacht. Im Sender war die Führungsebene nämlich der Meinung, dass WDR 3 die niedrigsten Einschaltquoten und die höchsten Produktionskosten habe. Und also mussten Wortprogramme gekillt werden. Die drei erwähnten Nachrichtenmagazine wurden wie das KT zunächst von 30 auf 15 Minuten gekürzt, und laufen jetzt nur noch als 8-Minuten-Stummel. Wort kostet immer Honorar, meistens für freie Mitarbeiter. Das ist jetzt weg. Und? Haben Sie schon was von einer Gebührensenkung gemerkt?

Liebe WDR-Sparfüchse, es gibt da noch eine Sendung, die ich immer noch höre. Die müsst Ihr wohl vergessen haben: das Kulturmagazin Mosaik, werktagsmorgens um 8 (ich weiss, es fängt seit der vorletzten Programmreform um 6 an, aber so lange habe ich keine Zeit). So weit ich weiss, hören das alle Kulturschaffenden in NRW, so weit sie um diese Zeit schon wach sind. Die könnt Ihr noch mal so richtig gegen Euch aufbringen, und dann müsste eigentlich alles platt sein, was sich noch zu hören lohnte.
Nun habt Ihr Euch vom des Deutschen Kulturrat einen Persilschein schreiben lassen – wenn man alle 464 Seiten liest, ist es nicht so, aber Ihr habt es so verkauft. Und wie grenzwertig es ist, Euch von Euren Honorarabhängigen loben zu lassen, was sogar einer sich zu problematisieren traute, das habt Ihr Euch wohl mittlerweile auch schon gedacht.
Ruhrbaron Martin Böttger war 1997-2003 stellvertretendes Mitglied des WDR-Rundfunkrates.
PS und Exkurs: die „Bundesliga-Konferenz“ auf WDR2: auch hier: die Kunstform der Live-Reportage, wie sie Zimmermann, Brumme, Michel, Hageleit, Hansch, Breuckmann und ja, auch Fassbender, geprägt hatten, lasst Ihr aufgrund immer kürzerer Schalten kaum noch zu. So versucht Ihr dramaturgisch aufzupeppen, dass höchstens noch 5 Spiele gleichzeitig stattfinden. Und die glotzen viele heute in der Sky-Kneipe. Die Bundesliga wird Euch also auch nicht retten.

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Frank
14 Jahre zuvor

Volle Zustimmung!! Und schön, das mal von einem Insider lesen zu können.

Ich bin Radiofan und vermisse alles, Sie da aufgelistet haben. Alles verflacht und ausgeweidet.

Aber ich finde den WDR, wenn ich denn mal hören kann, immer noch besser als den Schnarch- und Milchbartsender RBB (Radio 1).

Hier ist ein Handwerk kaputt gemacht worden, in dem man den Angelernten vom privaten Serverradio nachgerannt ist. Dass Wettbewerb nicht immer zu mehr Qualität führt, davon zeugt das Radio.

Was mich auch nervt: Wenn einer „Die größten Hits der 80er, 90…“ usw. oder Telefongeplapper von Leuten, die nichts mitzuteilen haben, sendet, dann tun die anderen das auch! Es ist wie mit den Autos: Ein Ei gleicht dem anderen, alles rundgelutscht und ununterscheidbar.
Das Übel fing an mit der Entlassung von Mal Sondock, also 1984…

Die einzige Ausnahme sind meiner Meinung nach die Wortsender WDR 5 bzw. Inforadio vom RBB. Die höre ich immer mehr als Podcast und stelle sie mir so zusammen, wie es mich interessiert.

Auch was die Fussballkonferenzschaltung angeht: Volle Zustimmung!!

Stefan Laurin
Admin
14 Jahre zuvor

Ich höre WDR nur noch im Auto. Ansonsten höre ich mit Begeisterung den ganzen Tag Radio ct. Entweder über das Internet oder das normale Radio. Kann man leider nicht im ganzen Ruhrgebiet hören. Das wäre übrigens ein nettes Projekt für die Kulturhauptstadt gewesen: Weiterreichendere Frequenzen für die Campus-Radions, aber was soll man sich noch aufregen 🙂

Dirk Gleba
14 Jahre zuvor

Ja, die gute alte WDR-Radio Zeit. Bei der Aufzählung vergangener Highlights fehlr mir persönlich Winfrid Trenkler Sendung „Schwingungen“. Die lief glaube ich einmal wöchentlich um 22.00 für 2 Stundfen auf WDR 1 und ist mit der Einführung von 1LIVE verschwunden.

Thomas
14 Jahre zuvor

Also.

Nach dem Verebben von Winfrid Trenklers Schwingungen hat er ja das Medium gewechselt und in Erich Schauders Rumeln-Kaldenhauser Kellerstudio seine Sendung auf CD gespielt und an seine Fans versandt. Da war ich mal für ne Geschichte.

https://de.wikipedia.org/wiki/Schwingungen

John Peel bleibt uns auch erhalten: Im Hörarchiv der BBC etwa, in Form der Peel Sessions auf Tonträgern und natürlich als vagabundierende Torrents im Netz.

Weiterhin haben die sich immer zur Seichtheit sich gewandt habenden Programmreformen der WDR-Radios mindestens noch zwei Formate geopfert, denen ich persönlich – neben Peel und Bangs – entscheidende Impulse meiner musikalischen Sozialisation verdanke:

Rock In mit Trenkler – das Format hat bekanntlich Do abends mit seinen ‚Schwingungen‘ alterniert.

Und natürlich In beetween mit Michael Rüsenberg, dessen differenzierte An- und Absagen ich immer großartig fand.

Dann war da doch mal was mit David Rodigan, den ich sogar mehrmals live sah.

Anyway – Ätherradio ist out:

So ein Klassesender wie byte.fm etwa findet sich nur im Netz.

BBC Radio 1 als Rieselpackung kann ich hierzulande nur im Netz hören.

Dylan’s Theme Time Radio Hour hol‘ ich mir übers Netz. Als permanente sentimental journey.

Hätte ich früher via Wellen Abient- oder Rootsreggae-Spartensender hören können? Nö.

Wo krieg‘ ich meine für mich überlebenswichtige Dröhnung japanischen Noiserocks her, wenn ich mich genervt mal richtig tief entspannen will?

Also – ich bin da überhaupt nicht kulturpessimistisch.

Danke Ätherradio! Danke Tonträger-Industrie!

Aber – Eure Zeiten sind vorbei.

Barbara Underberg
Barbara Underberg
14 Jahre zuvor

Also auf WDR5 laufen noch recht viele gute Sachen und nicht nur „Abfallprodukte“: die politischen Magazine, einstündige Features, die Funkhausgespräche, das Tischgespräch, ein Medienmagazin und ein tägliches Wissenschaftsmagazin. Klar, ist natürlich Randgruppenradio. Ich höre das meist als Podcasts, was den Vorteil hat, dass man sich die Klimpermusik nicht anhören muss. Darauf wird es eh immer mehr hinauslaufen: zeitunabhängige Beiträge, die jeder sich zusammenstellen kann, wie und wann er will.

Stephan
Stephan
14 Jahre zuvor

Vielen Dank für diese treffende Analyse des derzeitigen Radioprogramms des WDR.
Seit einiger Zeit höre ich von dieser Rundfunkanstalt nur noch WDR 3 und WDR 5. Beides sind angenhem zu hörende Sender mit einemunfassenden undin die Tiefe gehenden Informationsangebot. Alles andere ist leider nicht zu ertragen. WDR 2 war mal ein toller Informationssender. Leider ist er zu einem reinen Dummgeplappersender verkommen. 100 Musikstücke, welche den ganzen Tag hoch und runtergespielt werden. Gefühlte zehnmal pro Stunde wird der Hörer durch irgendwelche Jingles daraufhingewiesen, dass er gerade WDR 2 hört. Liebe WDR-2-Redakteure, ich leide nicht an Alzheimer und benötige diese Hinweise somit nicht.
Seit meiner Jugend war ich begeisterter Hörer von Sport und Musik. Auf die Sportschau konnte ich schon mal verzichten. Auf die Schlußkonferenz der Bundesliga allerdings nicht. Mittlerweile schalte ich aber auch hier ab. Ligalive hat sich dem gesamten WDR 2 Programm angepasst. Gerne höre ich daher am Samstagnachmittag die Fußballsendungen des NDR oder des BR. Oder ich höre die komplette Übertragung eines Spiels auf bundesliga.de.

Andi
Andi
14 Jahre zuvor

WDR 2 liegt bei den Einschaltquoten nur auf dem dritten Platz? Krass, hätte ich nicht gedacht. „WDR 2“ und „Radio“ sind für mich von Kindheit an quasi Synonyme, woran auch gelegentliche Ausflüge zu Einslive, BFBS, SWF3/SWR3 oder SWR 1 nichts geändert haben. Gleichwohl kann ich der Kritik über eine Verflachung zustimmen, auch wenn ich leidensfähig genug bin, das täglich zu ertragen. Spätestens wenn Steffi Neu den Sender wechselt oder in Rente geht, fängt für mich aber sicher die Sinnkrise an, daran können dann auch Bongard und Rehmsen nichts ändern…

Michael Stein
14 Jahre zuvor

Wenn mal eine Militär-Junta den WDR besetzt, schaltet sie vermutlich WDR5 ab und lässt den Rest laufen. 🙂

Ex-Linker
Ex-Linker
14 Jahre zuvor

Das beste Regionalmagazin des WDR „Echo West“ wurde für die beliebige und belanglose „Westzeit“ geopfert.

Ach ja – und die Regionalprogramme, man mochte halten was man wollte, sie wurden wohl dem Dumpfbacken-Lokalfunk geopfert, damit die schlecht Lokalradios nicht unter der professionellen Konkurrenz weiter leiden mußten.

Wesentlich besser sind die Lokalradios nicht hgeworden; dafür aber wirken die Feigenblatt-Nachrichten aus der Region auf WDR 2 eher peinlich als das ein informeller Nutzen daraus gezogen wetrden kann. Dann auch diese Nachrichten sind beliebig; meist ohnehin belanglos.

Tränen in den Ohren darf man haben, wenn man an Sendungen wie „Thema heute“ (acht Beiträge zu einem Themenkomplex), „Das Kritische Tagebuch“, „Das Sonntagsmagazin“ aber eben auch an die sonntägliche Reisezeit auf WDR 2 „Blinklichter“ denkt. Mit „Bug“ am Samstag und „Matussek“ am Sonntag wurde die gute WDR 2-Struktur zerschlagen, erfolglos personalisiert und zum Labersender umfunktioniert.

Man könnte den Eindurkc gewinnen, mit derartigen „Reformen“ wollte man der privaten Konkurrenz aus Oberhausen eine Chance geben, Quote zu machen. Das ist fast gelungen, denn der einstige Tanker WDR 2 ist fast genauso zum oberflächlichlichen Dummfunk verkommen, wie Radio NRW es schon immer war. Wundern tut`s nicht. Setzte doch bei Radio NRW ein gewisser Klenke sein mal für den WDR-Hörfunk entwickeltes Konzept „Radio 2000“ um.

Radio zum Hinhören bieten inzwischen wohl nur noch DLF, Deutschlandradio und in Teilen WDR 5….

Jens
14 Jahre zuvor

@Barbara:
Hehe, das mit der Klimpermusik sehe ich ähnlich.

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[…] heute ist es (fast) nur noch Berieselung. Einen Abgesang auf den WDR liefert Martin Boettger bei den Ruhrbaronen. Er zeigt dabei auch die Dreistigkeit des WDR, sich seinen kulturellen Wert per bezahlter […]

Wähler
Wähler
14 Jahre zuvor

Radio, was ist das denn? Mal lieber alles ausmachen und den Ohren Ruhe gönnen!
Oder ein Buch lesen…

Gruss

Klaus
14 Jahre zuvor

Sehr gut, Martin! Nun wünsche ich mir einen Nachfolgeartikel zum Fernsehprogramm! Ich hab‘ Peter Rüchel die Tage getroffen… Ein Leuchtturm!

Klaus – überzeugter SIRIUS XM Fan…

1980YANN
1980YANN
14 Jahre zuvor

5 WDR-Radio-Stammsender, die Multikulti-Spielwiese, diverse Mittelwellenaktivitäten … es ist schon ein bisschen viel geworden über die Jahre und Jahrzehnte.
Die Frage ist aber: warum muss eine Schlagerschleuder wie WDR4 oder die Teen-Twen-Berieselung 1LIVE (die mit der stündlichen Nachrichtenattrappe) regional sein? Bundesweite Radiosender mit Fensterlösungen könnten das Gleiche bieten: nur eben mit weniger Aufwand bei einem besseren Programm für alle.
Die beiden Wortwelle ließen sich auch gut zu einer zusammenfassen.
Erhaltenswert in der bisherigen Form ist eigentlich nur WDR2 – hier findet wenigstens noch politische Berichterstattung statt, hier wird noch für die Grundversorgung gearbeitet – aber auch hier wäre mehr Zusammenarbeit wünschenswert.

Michael Westerhoff
13 Jahre zuvor

Hallo Martin,

ich erlaube mir (als Betroffener) zwei kleine Korrekturen: Erstens: Die vierstündige Musiksendung Sonntagabend mit Live-Konzert bei WDR 2 gibt es immer noch (ich habe sie erst letzten Sonntag moderiert). Zweitens: WDR 2 war noch bei der vorletzten Quotenmessung Nr. 1 unter den WDR-Sendern und liefert sich regelmäßig ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit 1live.

Noch drei bis sieben Worte zur Musik: Ich mache jetzt seit 20 Jahren Radio (bei verschiedenen Sendern) und immer wieder läuft es auf dieselbe Kritik bei der Musik raus. Als Musikredakteur muss man sich ein dickes Fell zulegen. Genauso wie es 80 Millionen Bundestrainer in Deutschland gibt, so gibt es 80 Millionen Deutsche, die eine bessere Musikauswahl zustande bringen würden als der Sender, den sie hören.

Völlig unverständlich finde ich, dass WDR 2 Dudelei vorgeworfen wird. Im Gegensatz zu anderen Anstalten hat der WDR anspruchsvolles Wort nicht in Spezialwellen wie „B5 aktuell“, „NDRinfo“, „mdr info“ etc. ausgegliedert. natürlich ändern sich die Zeiten und damit auch die Darstellungsformen (und möglicherweise die Längen der Beiträge). Aber wenn die Zeiten wie vor 20 Jahren wären, würden wir auch nicht bei Ruhrbarone.de diskutieren, sondern irgendwo auf dem Marktplatz oder uns Briefe schreiben.

Wir leben in Nordrhein-Westfalen (glücklicherweise) in einer politisch geschützten Medienwelt. Das hat dazu geführt, dass sich Massenprogramme wie WDR 2 (aber auch gute Lokalsender wie Radio 91.2 in Dortmund oder Antenne Düsseldorf) noch Wort leisten. Radio 91.2 erzielt mit einem eher altmodischen Programm, das viel Informationen enthält, sagenhafte 40 Prozent Marktanteil. Das wäre nicht möglich, wenn wir wie in Hessen rund 15 Mainstream-Programme hätten, die alle um dieselbe Zielgruppe konkurrieren.

Grüße
Michael

Peter Dziadek
Peter Dziadek
12 Jahre zuvor

Hallo Michael,

zum Teil gebe ich Dir Recht. WDR 2 gehört unter den sog. massenwirksamen Programmen immer noch zu den informativsten in Deutschland!! Was mir aber zunehmend missfällt, ist eben diese Boulevardisierung im Programm, besonders am Sonntag. Das Sonntagprogramm ist für mich unerträglich, sodass ich dann nur noch das Domradio aus Köln höre, das in weiten Teilen ein Ersatz für die frühere WDR Budengasse darstellt.
Voll zustimmen möchte ich Stephan, der auf die Abdudelei von immer gleichen, neueren Musiktiteln hinweist. Ich kann viele, die mir eigentlich gut gefallen, schon gar nicht mehr hören, wie z.B. „Tage wie diese“.
Nun noch Einiges zur Nachtschiene. Als der WDR noch eine eigene Popnacht ausstrahlte, u.a. auch mit Michael Westerhoff, konnte man nachts auch noch Radio hören, ohne zu glauben, dass der CD-Spieler läuft. Es gab immer Informationen zur gespielten Musik und man fühlte sich nicht allein gelassen.
Dagegen ist die NDR2/WDR2 Nacht einfach nur stinklangweilig!!! Warum übernimmt man nicht – wenn man schon sparen will – SWR 3 mit“Luna“?
Die Moderation von Benny Streubel ist, meiner Meinung nach, wirklich Spitze. Es gibt z.B. Gespräche mit Hörern und es findet eine sehr persönliche, witzige Höreransprache statt.

WDR 5 ist ohne Einschränkung ein hörenswertes Programm, allerdings eben nicht zum Nebenbeihören, womit ich aber nicht „Nichtzuhören“ meine.

Ich kann nur hoffen, dass WDR 2 sich wieder auf eigene Stärken besinnt und sich nicht weiter so sehr am Privatradio ausrichtet, wie dies zur Zeit der Fall ist.

Liebe Grüße von einem „Jahrzehnte“- Radiofan und -hörer.
Peter

Peter Dziadek
Peter Dziadek
12 Jahre zuvor

Hallo zusammen,

noch eine Ergänzung. Meine negative Kritik zu WDR 2 bezieht sich weitgehend auf das Tagesprogramm. Abends laufen ja sehr interessante Spezialprogramme, auch bzgl. der Musik ab 21 Uhr.

Grüße,
Peter

Jan
Jan
12 Jahre zuvor

Das Problem ist, dass es in NRW keine ernstzunehmende Konkurrenz gibt!
Deshalb gleitet WDR2 gerne mal in den Dudelfunk ab … ein landesweiter Privatsender würde diesen Platz in der Radiolandschaft so besetzen, dass es dort für WDR2 keine Hörer mehr gäbe.
Aber stattdessen gibt es nur die Lokalradios, die meist eh das RTL-Springer-SPD-WDR-Rahmenprogramm aus Oberhausen senden, um nur mal die Eigentümerstruktur auf die jeweils bekanntesten Namen runterzubrechen. Ja genau, dem WDR gehört ein Viertel des Ladens.
Per Gesetz wird die Scheinkonkurrenz dann natürlich noch zum Reichweitenkiller Bürgerfunk verdonnert.

Leonhard
Leonhard
12 Jahre zuvor

Ich schicks einfach mal vorraus !
Mein Jahrgang ist 1959 !
Also jemand der mit Trenkler,Peel etc groß geworden ist.
Da gab es einmal die Gründung von Radio FFN.
Mit grosser Spannung erwartete ich die ersten Sendungen.
Diese waren dezent von Ecki Stiegs Einfluss geprägt.
FFN ist mitlerweile zu einem sich selbst feiernden Kaufhausmusiksender degeneriert.
Einen solchen Niedergang hat der WDR nicht zu verzeichnen.
Und egal aus welcher Himmelsrichtung ich auf den Sektor zufahre
bin ich froh wenn zum Beispiel ab Bad Nenndorf wieder der WDR krächzt.

Pia Mayer
11 Jahre zuvor

Gleich auf Facebook gepostet. Danke für die coolen Infos!

Torben
Torben
10 Jahre zuvor

Ich bin durch Zufall auf diesen Artikel gestoßen und freue mich, so etwas noch zu lesen. Den meisten ist das Medium Radio wohl gleichgültig geworden, was schließlich, im Angesicht der „Revolution von oben“, in der auch die öffentlich-rechtlichen Wellen als letzte Bastion des Anspruchs hemmunglos verflacht wurden, kein Wunder ist.

Seit dem Erscheinen des Artikels ist auch die Musikauswahl bei WDR 2 stark verändert und eingeschränkt worden, sodass der Sender unhörbar geworden ist, aus WDR 4 wurde ein Oldiedudler gemacht und bei EinsLive ist so schrecklich wie immer. Das zeigt also: Es geht immer noch schlimmer, ein Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht. Unter Valerie Weber warte ich jetzt nur noch darauf, dass das gute fünfte und dritte Programm einem harten Sparkurs unterzogen werden. Die ebenfalls guten abendlichen Sendestrecken bei WDR 2 werden spätestens mit der übernächsten Reform verschwinden und sind ohnehin schon wegen des Dudelterrors kaum zu ertragen.

Axel Hausmann
Axel Hausmann
8 Jahre zuvor

Ich komme in Deutschland beruflich sehr viel herum und kann nur sagen, dass nach den vielen privaten Sendern, z.B. Antenne Thüringen, WDR2 das unerträglichste ist, was man als Dauerradiohörer ertragen kann. die Gründe sind allesamt schon benannt worden.
Das es auch anders geht zeigen Sender wie SWR 1 oder auch HR 1. Hier sind Information und Musik ausgewogen. Es gibt ein breites Musikprogramm, natürlich auch Mainstream und – tolle Moderatoren wie Urgestein Werner Reindke oder vom SWR 1 Günther Schneidewind uvm. Mein Tipp, einfach mal reinhören !

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[…] Zumindest im Programm immer Ansatzpunkte dafür fand. Dazu zählte ich auch. Mit jeder „Programmreform“ wurde Teilen dieses Publikums vom Sender mitgeteilt: Du gehörst zu einer irrelevanten […]

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[…] Zumindest im Programm immer Ansatzpunkte dafür fand. Dazu zählte ich auch. Mit jeder „Programmreform“ wurde Teilen dieses Publikums vom Sender mitgeteilt: Du gehörst zu einer irrelevanten […]

CK
CK
4 Jahre zuvor

Also man muss aber auch sagen, dass der WDR neben dem NDR es bis in die 1990er Jahre geschafft hat, keinen Radiosender mit durchgehend junger Musik und Informationen zu machen. Ergebnis: Im Süden von NRW hörten alle jungen Menschen (und die, die sich jung fühlten) SWF 3. ich habe mich daher gefreut als im Oktober 1991 WDR1 als junge Welle und dann ab 1995 1Live an den Start ging. NDR hatte inzwischen NJoy gestartet und Radio Bremen vorher schon Bremen 4. Wir hatten da ein krasses Nord-Süd-Gefälle, der Süden war mit HR 3 und Bayern 3 schon Jahre zuvor besser aufgestellt. Ihr mögt es Dudelfunk nennen – ich nenne es Radio ! Was mich aber wirklich nervt, ist der Verfall journalistischer Qualität, seitdem Tom Buhrow Intendant ist. Das zieht sich durch alle Radio- und Fernsehformate beim WDR. Man kann auch in einer jungen Welle ernsthafte Nachrichten und gute Berichterstattung integrieren.

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[…] begleiten. Nicht wenig hatte ich zu kritisieren, schon an seinem Wirken als Hörfunkdirektor, später als Intendant. Dem Programm hat er weniger gut getan, aber er war ein guter Politiker, um […]

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[…] nicht unterscheiden soll. Die Älteren erinnern sich vielleicht: beim WDR gab es in früheren Jahrzehnten nicht nur Einzelfälle, sondern ganze Redaktionen, die sowas aufarbeiteten, damit viel politischen […]

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[…] Blogs wissen, liegt es mir fern Pleitgen nostalgisch zu überhöhen. Manches Elend des WDR hat mit ihm begonnen. Wie dunkle Gewitterwolken am Horizont drängt sich immer stärker die Frage auf: wofür brauchen […]

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[…] hören ja immer noch traditionsbewusst zu. Ich habe mich schon vor etlichen Jahren von den WDR-Radiowellen verabschiedet. Es muss die Zeit gewesen sein, in der auf WDR3 alle Informations- und Essaybeiträge plattgemacht […]

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[…] schön Frau, und frech wie Dreck, insofern ein passendes Paar. Als Sabine Brandi noch moderierte, habe ich noch WDR-Radio gehört (“Budengasse”, ein Kulturmagazin auf WDR2, heute undenkbar). Meinen Freund und […]

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