Der Begriff „Kulturschaffende“ ist etwas negativ behaftet. Nicht nur in der DDR waren „Kulturschaffende“ gut als Beifallsklatscher für das System geeignet, auch Propagandaminister Goebbels wusste „Kulturschaffende“ gekonnt als Unterstützer Hitlers einzusetzen .In den letzten Wochen fiel mir der Begriff besonders negativ auf, als 360 Kulturschaffende in einem offenen Brief an Kanzler Merz mehr Druck auf Israel und einen Stopp der Waffenlieferungen gefordert hatten. Mit Erfolg, wie sich herausstellte. Ulf Poschardt hatte dazu sehr treffend formuliert: „Dass sich die Opportunisten aus dem Kulturbetrieb, dem ranzigen deutschen, nicht einfach schämen und die Klappe halten. Und einfach Werbung für Hundefutter, Kau-Dragees oder Haar-Shampoos machen. Und einfach schweigen zu Dingen, die sie nur zur abgeschmackten Profilierung nutzen.“
Jetzt gibt es positive Neuigkeiten zum Thema Kulturschaffende. In einem weiteren offenen Brief an Kanzler Merz fordern die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller, die Schauspielerin Uschi Glas und weitere Prominente einen Kurswechsel in der deutschen Israelpolitik. Die Unterzeichner verlangen vor allem mehr Engagement von Merz für die Geiseln, die sich seit fast zwei Jahren in der Gewalt der Hamas befinden, darunter auch deutsche Staatsbürger, deren Angehörige seit Monaten in Angst und Ungewissheit leben. Die sieben deutschen Geiseln, die sich nach wie vor in den Händen der Terrororganisation befinden, werden namentlich genannt und kurz vorgestellt, um ihre Sichtbarkeit in der deutschen Gesellschaft zu erhöhen. Es sind Rom Braslavski, Tamir Adar, Gali & Ziv Berman, Itay Chen, Tamir Nimrodi und Alon Ohel. Die bedingungslose Freilassung aller Geiseln muss höchste Priorität in der deutschen Außenpolitik haben. Es wird gefordert, den diplomatischen und politischen Druck auf die Hamas zu erhöhen, um die vollständige Entwaffnung und bedingungslose Kapitulation der Hamas zu erreichen. Humanitäre Hilfe in Gaza soll ausschließlich die Bevölkerung erreichen und nicht die Hamas. Auch auf den enorm wachsenden Antisemitismus in Deutschland wird in dem offenen Brief aufmerksam gemacht. Antisemitische Vorfälle haben sich seit dem 7. Oktober 2023 verfünffacht. Viele jüdische Menschen leben in Angst. Menschen, die als Zeichen der Solidarität mit den Geiseln eine gelbe Schleife tragen, werden attackiert. Mittlerweile sind schon über 9200 Unterschriften aus der Zivilgesellschaft in der dazugehörigen Petition hinzugekommen.
Zu den Erstunterzeichnern gehören Alon Nimrodi (Vater der Geisel Tamir Nimrodi), Liran Berman (Bruder der Geiseln Ziv und Gali Berman), Doron und Shelly Perez (Eltern der Geisel Daniel Perez), Ricarda Louk (Mutter von Shani Louk, die entführt und getötet wurde) und Raz Ben Ami (freigelassene Geisel). Die Liste der Erstunterzeichner ist bei der Initiative aMensch zu finden .
Zu den kulturschaffenden Erstunterzeichnern zählen Musiker wie Andrej Hermlin, Ben Salomo, Björn Peng, Krawalla und die Punkband Amen81 sowie Autoren wie Ahmad Mansour, Zana Ramadani, Michael Miersch, Ulf Poschardt, Henryk M. Broder und Arye Sharuz Shalicar. Ich selbst bin stolz darauf, mit zu den Erstunterzeichnern zu gehören – nicht, weil mein kulturelles Schaffen so besonders erwähnenswert wäre. Es erfüllt mich mit Stolz, dabei zu sein, wenn sich Prominente öffentlich gegen den wohlfeilen Mainstream der „israelkritischen“ Popkultur stellen und sich offen gegen den wachsenden Antisemitismus in Deutschland und für eine Unterstützung Israels und die Freilassung der deutschen Geiseln aussprechen. Es freut mich sehr, dass es noch Prominente gibt, die das Denken nicht verlernt haben, dass es noch Kulturschaffende gibt, die keine nützlichen Idioten palästinensischer Terrororganisationen sind. Möge auch dieser offene Brief bei Friedrich Merz Gehör finden und ein Umdenken in Sachen Israelpolitik bewirken.
