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letzte Woche / diese Woche (kw22)

Grüße aus Rüttenscheid! Das Wetter: Die Sonne kommt langsam durch. Aber es ist halt einer dieser Sonntage. Nichts gegen Sonntage, aber… Letzte Woche war halt viel zu tun für den Autor dieser Zeilen, des Samstags wird sich dann schon erholt, nächste Woche ist auch so einiges, und Sonntags… Na, da schreibt man dann halt was, zum Beispiel.

(Wobei das schon immer komisch ist, Gedanken so ordnen zu… müssen? sollen? gar wollen? So dass halt etwas Stimmiges draus wird. Um am besten auch noch vorzeigbare Grammatik und so. Gelingt gerade kaum. Eigentlich ein gutes Zeichen.)

Jedenfalls liegen hier gerade drei Bücher mit Lesezeichen drin herum, die ich hin und wieder aufschlage. „Einsame Gespräche mit Monsieur Croche“ von Claude Debussy hatte ich schon bei meinem vor-vor-letzten Besuch in Leipzig gegen einen Gutschein geschenkt bekommen. Da fiel mir bei der Rückkehr ins Ruhrgebiet folgender zitierfähige Satz auf: „Aber ich musste diese stille Freude aufgeben und zurückkehren, getrieben von jenem aberwitzigen Hang zu den Städten, dem so viele Menschen erliegen: Sie ziehen es vor, dort zerrieben zu werden, statt den „Betrieb“ [„mouvement“], dessen schmerzendes Räderwerk sie selbst sind, nicht mitzumachen.“ Nun ist/war Leipzig nun nicht gerade nur die grüne Heide, und ich suche mir hier viele Räderwerke auch selbst aus, aber… So mitten in der Stadt auf einer Einkaufsstraße mitten im Ruhrgebiet rauscht und zischt doch viel an einem vorbei, und das Gefühl, etwas davon selbst bestimmen zu können… Dafür bedarf es schon guter Projekte oder eines ichsagmal originellen Ansatzes. Zum Glück hab ich so etwas derzeit hiermit (noch zusätzlich). Denn ansonsten können die hier Häuser ab- und Straßen aufreißen, soviel sie wollen: Das Räderwerk knirscht nicht einmal. Vielleicht habe ich auch deshalb noch einmal zu „England’s Dreaming“ von Jon Savage gegriffen. Dann sag ich das wem beim Superpunk-Konzert vorgestern und füge hinzu: „So wie die damals die Arbeiterklassenvorstadtkids aufgemischt haben, so müsste man jetzt mal an die Innercitydienstleistungsspezis rangehen.“ Oder so ähnlich sagte ich das.

Wollte ich nicht auch noch was über Obrigkeitsfixiertheit schreiben? Nuja. Das dritte Buch jedenfalls ist von Anne-Ev Ustorf: „Wir Kinder der Kriegskinder“. Was an diversen Kriegs- und Nachkriegszeit typischen Ängsten und nationalsozialistischen Verhaltensmustern auch noch in folgenden Generationen steckt. Fühlt sich voll un-linksoderso an das zu lesen, weil Leute hier trauern dürfen. (Da stimmt doch was nicht, oder?) Und alle wollen auch so zwangsnormal sein. Und die Autorin hat so etwas auch selbst zu verarbeiten und auch deshalb dieses Buch (über andere als „Beispiele“) geschrieben. Sortiert übel ein, packt weg, verarbeitet, steckt in Kästchen. Aber manches an eigenem und ander Leuts Verhalten wird bei der Lektüre halt klarer. Erinnert mich jetzt daran, dass ich zum Auflegen im Madame Chocolat am Mittwoch auch die Single von „Vatis Argumente (Ärmel aufkrempeln – zupacken – aufbauen)“ / Degenhardt gekauft habe. Und auf der B-Seite von „Egyptian Reggae“ ist „Ice Cream Man“! Und Superpunk haben auf ihrer „Komm Wieder“ vom mittelspäten Dorau (das Original hab ich oft als Abschlusslied hier und da aufgelegt) und „Judith, mach Deinen Abschluss“, das einzige Lied von Begemann das ich mag, gecovert! Da sehen Sie mal! Ah, ich muss diese Aeronauten-Single noch rauslegen. Schönen Sonntag!

Fotos: Jens Kobler

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