Pallywood in Mülheim und Hagen

"Experte" Clemens Messerschmidt in dem umstrittenen ARD Beitrag zur Wasserknappheit auf der Westbank.
„Experte“ Clemens Messerschmidt in dem umstrittenen ARD Beitrag zur Wasserknappheit auf der Westbank.


Pallywood
– das ist die spöttische Beschreibung für Berichte über die Leiden der Palästinenser, die zwar auf die Tränendrüse drücken, aber mit der Wirklichkeit nur wenig zu tun haben. Ein Beispiel dafür war ein Bericht in der ARD im August, in dem Israel für die Wasserknappheit auf der Westbank verantwortlich gemacht wurde. Juden und Wasser – da werden Erinnerungen an die antisemitische Legende von den Juden als Brunnenvergifter wach. Ein angeblicher Wasserexperte mit dem passenden Namen Clemens Messerschmidt schaute betroffen in die Kamera und erklärte „Das Problem ist die Besatzung.“ Was die ARD und Messerschmidt verschwiegen: Für die Wasserversorgung auf der Westbank ist die Palästinensische Autonomiebehörde zuständig, eine israelisch-palästinensische Wasserkommission, die Probleme klären soll, hat seit Jahren nicht getagt, weil die Palästinenser die Teilnahme verweigern  und die Autonomiebehörde kümmert sich nicht um den Erhalt der Brunnen und Rohre und geht nicht gegen Wasserdiebstahl vor.

Es gab damals eine Menge Ärger um den Bericht.  und als die ARD versuchte zu retten was nicht zu retten war, ritt sie sich immer weiter hinein in den palästinensischen Treibsand. das Brachenmagazin Meedia schrieb:

Vollends absurd wird die Rechtfertigung des BR, wenn dann noch als Argument für die Ausgewogenheit angeführt wird, man habe „bewusst darauf verzichtet“, den überproportionalen Wasserverbrauch der israelischen Siedler durch Aufnahmen von Pools und intensiver Bewässerung im Bild zu zeigen. Man versucht also die Vorwürfe der Einseitigkeit dadurch zu rechtfertigen, dass man sogar noch viel manipulativer hätte berichten können. Das wirkt, um es freundlich zu sagen, schräg. Als Zuschauer weiß man nun gar nicht mehr, was man von dem Beitrag bei dem offenbar komplizierten Thema noch halten soll. Informationen werden unterschlagen (Hintergrund des „Experten“, Wasserrohrbruch), O-Töne werden nur von einer Seite gesendet. Und als Rechtfertigung wird erklärt, man hätte ja noch viel manipulativer berichten können.

Und Israel, berichtete Bild, unterstützt die Palästinenser bei der Wasserversorgung – auf Kosten der israelischen Verbraucher:

Doch tatsächlich versorgt Israel das Westjordanland laut COGAT mit jährlich etwa 64 Millionen Kubikmetern Wasser – das sind 33 Millionen mehr als in den Oslo-Verträgen vorgesehen. Insgesamt verfüge die palästinensische Seite über etwa 110 Millionen Kubikmeter pro Jahr für Haushalte, darüberhinaus mehr als 100 weitere Millionen für Landwirtschaft, sagte die israelische Wasserbehörde auf BILD-Anfrage. Insgesamt 143 Liter pro Kopf pro Tag. Dass durch Misswirtschaft und kaputte Leitungen höchstens 80 Prozent davon bei den Menschen ankommen, liege jedoch in der Verantwortung der Palästinensischen Behörden.

Messerschmidt, der nach einem starken Regen schon einmal behauptete, Israel habe die Staudämme geöffnet, ist nun mit einem Pallywood-Programm in Deutschland auf Tour und lässt dabei leider das Ruhrgebiet nicht aussen vor. Wer also umgeben von betroffenen Protestanten Jack Wolfskin Jacken und ein paar ganz traurig dreinblickenden Berufspalästinensern Messerschmidts Version der Wirklichkeit anhören möchte kann dies am 22. November in Hagen im AllerWeltHaus oder am 23. November  in Mühlheim im evangelischen Gemeindehaus Kolo tun. Man kann die Gelegenheit allerdings auch nutzen, Messerschmidt und seine Zuhörer mit etwas zu konfrontieren was die Pallywood-Produzenten gar nicht mögen: Die Wirklichkeit.

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Norbert Krambrich
Norbert Krambrich
7 Jahre zuvor

Mich würde ja interessieren, was Dr. Volker Haarmann der Landespfarrer der EKiR für den christlich-jüdischen Dialog dazu sagt, Konflikte zwischen dem entsprechenden Arbeitskreis und diversen Friedensgruppen sind ja innerhalb der EKiR nicht neu.

Gerd
Gerd
7 Jahre zuvor

"Dass durch Misswirtschaft und kaputte Leitungen höchstens 80 Prozent davon bei den Menschen ankommen, liege jedoch in der Verantwortung der Palästinensischen Behörden."

Nur 20% Verlust obwohl die nix in die Instandhaltung investieren? Kommt mir zu gering vor.

Und die Staudämme, die angeblich geöffnet wurden gibt es garnicht.

A. Gutmann
A. Gutmann
7 Jahre zuvor

Mülheim – mit einem H!

discipulussenecae
discipulussenecae
7 Jahre zuvor

@ Stefan Laurin:

Werder Sie denn einen der beiden Termine wahrnehmen, um den Herrn zu korrigieren?

Und der Begriff "Pallywood" gefällt mir gut!

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