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Roger Waters und das „J“ im Pass, den BDS stempelt

Felix-Nussbaum (1904-1944), Selbstporträt mit Judenpass, Öl auf Holz 56 x 49 cm, um 1943 (Ausschnitt)

Er kämpfe für BDS, weil BDS für Menschenrechte kämpfe, sagt Roger Waters. BDS sagt, man kämpfe gegen Juden. Wie es aussieht, will Waters vor Gericht ziehen, um klären zu lassen, ob er ein Antisemit sei oder doch.

Noch ist offen, ob Roger Waters, Ex-Bassist von Pink Floyd, alle sechs Farewell-Konzerte in fünf deutschen Großarenen wird geben können. Am 24. Februar hatten die Stadt Frankfurt und die hessische Landesregierung angekündigt, das für Ende Mai geplante Konzert des Ex-Bassisten von Pink Floyd abzusagen, man werde den Vertrag mit Waters Agentur „unverzüglich aus wichtigem Grund außerordentlich kündigen“. Das Kündigungsschreiben werde derzeit vorbereitet, berichtet die FRANKFURTER RUNDSCHAU, noch lassen sich Tickets für Waters Konzert in der Festhalle Frankfurt kaufen, aktueller Preis: 465,72 €. Auch in München lässt die Stadt die Möglichkeit prüfen, Waters Konzert in der städtischen Olympiahalle abzusagen.

Vergangene Woche nun teilte Waters über seine Anwälte mit, er werde alle Versuche, „ihn zum Schweigen zu bringen“, anfechten und für sein „Menschenrecht auf Meinungsfreiheit“ vor Gericht ziehen: Die geplanten Konzertabsagen, so die Kölner Kanzlei Höcker, „beruhen auf der falschen Anschuldigung, Roger Waters sei antisemitisch, was er nicht ist“. Um zu klären, ob Waters seine Konzerte spielen kann oder nicht, muss also, Waters Anwälten zufolge, erstens geklärt werden, wer es ist, der da spielen will, ob ein Antisemit oder keiner, und zweitens, ob Antisemitismus als „wichtiger Grund“ gelte, Waters die Tür zu weisen.

Bleiben wir bei der ersten Frage, sie ist unschwer zu beantworten: Erst jetzt wieder hat sich Waters in einem streckenweise absurden SPIEGEL-Interview  –  Beispiel: Waters faselt von einer „Israellobby“ und von „gestohlenem Land“, weder sein Counterpart Meron Mendel noch der SPIEGEL-Mitarbeiter Arno Frank fragen zurück, welche „Lobby“ das denn sein möge und welches „gestohlene Land“, offenbar gehen alle drei davon aus, es handele sich um allseits für wahr erachtete Tatsachen  –   im Interview mit dem SPIEGEL hat sich Waters erneut auf die BDS-Linie verpflichtet:

_ Sein Engagement für die Hetzkampagne erklärt er damit, diese „Organisation“  –  bekanntlich wird BDS von Terror-Banden angeführt  –  setze sich „für gleiche Menschenrechte für alle“ ein.

_ Deshalb boykottiere er, Waters  –  nicht etwa die Regime von Hamas oder Abbas, in denen eine bestimmte Gruppe die Vorherrschaft hat  –  sondern das demokratische Israel, weil dies ein Staat sei, „in dem eine bestimmte Gruppe, das jüdische Volk, die Vorherrschaft hat“.

_ Und ganz wie BDS behauptet Waters, er sei dazu von einer bestimmten Gruppe para-demokratisch legitimiert: „Ich wurde vom palästinensischen Volk gebeten, von jedem Mann, jeder Frau, jedem Kind: ‚Bitte, bitte, Roger Waters, spielen Sie nicht in Israel! Wenn Sie es tun, helfen Sie, die Apartheid zu normalisieren!‘“

„Menschenrechte“, „jüdische Vorherrschaft“, ein abstruser NGO-Anspruch und bloß keine „Normalisierung“  –  Waters spult das BDS-Programm runter. Wenn man es einen Gedankengang nennen will, sollte er auch rückwärts lesbar sein: Was versteht BDS unter „Normalisierung“? Zu eben dieser Frage hat es  –  der Journalist Stefan Frank hat darauf aufmerksam gemacht  –  erst vor wenigen Tagen ein Webinar gegeben für sieben britische Initiativen, die sich BDS angeschlossen haben, sie wurden gebrieft, man fühlte sich unter sich, hören wir hinein:

Anfangs erklärt der Vorsitzende, ein britischer Dokumentarfilmer, „normalization“ habe nicht erst mit den jüngsten Abraham Accords begonnen und auch nicht mit den Friedensverträgen der 70er Jahre, sondern damit, dass es 1949  –  nach dem Angriff der arabischen Staaten auf die israelische Demokratie, die sich, gerade erst gegründet, erfolgreich verteidigt hatte  –  zu Waffenstillstandsabkommen gekommen und der jüdische Staat als Vertragspartner akzeptiert worden sei. Es sei die Existenz dieses Staates, das macht der Seminarleiter vorweg klar, die nicht „normal“ sei und nicht „normalisiert“ werden dürfe.

Und schon wird Omar Barghouti ins Webinar geschaltet, er agiert als Posterboy des Nationalen BDS-Komitees (BNC), das die Hetzkampagne leitet und „überwacht“ und dem wiederum Hamas, PFLP, Islamischer Dschihad und noch ein paar Terror-Organisationen vorstehen. Barghouti erklärt, dass „normalization“ kompliziert zu erklären sei, weil es eigentlich einen guten Klang habe, das Wort, tatsächlich aber „abnormal“ bedeute, weil alles verhindert werden müsse, was arabische und israelische Seite zusammenbringe  –  nebenbei: soll man es Apartheid nennen, was BDS propagiert?  – , laut BDS-„Guidelines“ sei ein Kontakt zwischen arabischen und israelischen Akteuren nur dann erlaubt, wenn beiderseits sämtliche Grundsätze des BDS anerkannt worden seien und ein gemeinsames Projekt nicht auf „co-existence“ ziele, sondern auf „co-resistance“.

Und dann   –  hier nachzuhören ab Min 9:18  –  definiert Barghouti, was BDS unter „israelischer Seite“ versteht und wen man eigentlich bekämpft:

„Israelische Seite heißt: jüdische Israelis beziehungsweise jüdische israelische Institutionen.“

Barghouti ist die Stimme des BDS, er stellt klar: BDS zielt auf Juden. Die Hetz-Kampagne, die er andient, hat den Judenstempel eingeführt, das unübersehbare „J“ im Pass, das BDS selbst in den israelischen stempeln will.

Klar also, dass diese Kampagne, der Roger Waters sich verschrieben hat, nicht auf „Menschenrechte für alle“ zielt und auf keine politische Lösung, sondern darauf, jüdische Selbstbestimmung zu hintertreiben: BDS kämpft nicht für die Selbstbestimmung der Palästinenser und für keinen palästinensischen Staat, sondern gegen einen jüdischen, gegen die einzige Gesellschaft weltweit, in der  –  mit Waters Worten  –  „eine bestimmte Gruppe, das jüdische Volk, die Vorherrschaft hat“.

zu Barghoutis verplaudertem Bekenntnis gibt es ein Pendant, den Satz, den Frank-Walter Steinmeier formuliert hat, um die Documenta in Kassel trotz allem zu eröffnen: „Ein Boykott Israels“, sagte der Bundespräsident im Juni 2022, „kommt einer Existenzverweigerung gleich.“ Wird interessant werden zu sehen, wann Waters Anwälte beginnen, ihren Mandanten vor BDS in Schutz zu nehmen.

_ _

Ceterum censeo: Claudia Roth? Wann wird sie beginnen, die BDS-Lobhudeleien zu beenden in all den Häusern, die sie, die Kulturstaatsministerin, mitfinanziert? Auch für antisemitisch angehauchte Intendanten hat die Ministerin eine Fürsorgepflicht.

 

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[…] bei der Documenta15 oder auf Events mit Akteuren, wie z.B. Roger Waters: Die antisemitische Boykottbewegung „Boycott, Divestment, Sanctions“ (BDS) hinterlässt Spuren […]

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