
Andrij Madzharov ist ukrainischer Veteran. Zerschossen, zusammengeflickt – und entschlossen, die Stimmen seiner toten Kameraden dorthin zu tragen, wo Europas Haltung entschieden wird: nach Brüssel. Zu Fuß, 1.500 Kilometer, mitten ins Herz des Kontinents. Sein Weg führte über Bochum.
Putins Krieg gegen die freie Ukraine begann vor elf Jahren. Madzharov stand schon damals an der Frontlinie, die Europa von Russland trennt. 2022 wurde er als Mitglied einer Spezialeinheit schwer verwundet und überlebte. Seitdem spricht er für die Veteranen, für die Verwundeten, für jene, die nie zurückkamen. Den Ruhbaronen hat er gesagt, was er vom US-Friedensplan hält, nachdem die Ukraine unter anderem ihre Territorien in den Gebieten Donezk und Luhansk und die Krim abgeben soll:
Ein solches Vorgehen wäre eine völlige Nivellierung und Zerstörung all jener demokratischen Werte, auf die sich die zivilisierte Welt beruft – einschließlich der Vereinigten Staaten. Die Geschichte des russischen Angriffs auf die Ukraine zeigt, wie durch die Verletzung der territorialen Integrität eines europäischen Staates die Stabilität der gesamten zivilisierten Welt erschüttert wurde. Genau darüber sprechen seit Jahren die politischen Führungen der EU-Staaten, der USA, Großbritanniens, Kanadas und anderer Partnerländer, die an einem vernünftigen, verlässlichen Umgang auf geopolitischer Ebene interessiert sind.
Aus meiner Sicht würde ein erzwungener „Frieden“ oder eine Kapitulation der Ukraine ein Signal an andere totalitäre Staaten senden: Sie könnten künftig ungehindert in Nachbarländer einmarschieren, Gebiete erobern und Bevölkerungen unterdrücken oder vernichten. Es wäre de facto die Legitimierung eines zukünftigen russischen Angriffs auf europäische Länder und die Besetzung ihrer Territorien. Und es wäre der endgültige Beweis, dass internationale Abkommen nach Belieben mit Gewalt gebrochen werden können – überall dort, wo ein Staat über eine starke Armee oder sogar über Atomwaffen verfügt.
Zweitens: Eine großangelegte Invasion wie der Krieg in der Ukraine lässt sich nicht „einfach so“ stoppen – nicht ohne dass entweder die Ukraine oder Russland eine Niederlage erleidet. Schon 2019 versuchte Präsident Selenskyj die Kämpfe im Donbass zu beenden, obwohl es damals nur vereinzelte Gefechte gab – nichts im Vergleich zu den heutigen militärischen Dimensionen. Meiner subjektiven Meinung nach ist das, was jetzt von Trump-Seite vorgeschlagen wird, reiner Populismus. Ein öffentliches Entgegenkommen gegenüber Russland, ohne realistische Grundlage. Selbst wenn die Ukraine zustimmen würde, sehe ich keinen funktionierenden Mechanismus, der einen solchen Plan umsetzbar macht.
Und: Es ist nicht nur das Problem der Ukraine. Es ist das Problem Europas. Die Europäer müssen verstehen, dass die USA jenseits des Ozeans stehen. Und ihre Sicherheitsgarantien haben sich schon einmal als trügerisch erwiesen – beim Budapester Memorandum. Die Ukraine verzichtete damals auf Atomwaffen, im Vertrauen darauf, dass die USA, Großbritannien und Russland diese Vereinbarungen einhalten würden. Russland hat die Zusagen gebrochen, während die USA und Großbritannien ihre Verpflichtungen nicht erfüllten. Heute leiden wir alle durch diese Entscheidung – die Ukraine, aber auch die EU: wirtschaftlich, durch Flüchtlingsbewegungen und durch die wachsende militärische Bedrohung.
Deshalb sage ich den Europäern: Wir müssen uns zusammenschließen und diese Bedrohung lösen – hier, auf dem europäischen Kontinent. Russland wird nicht aufhören, selbst wenn die Ukraine irgendeinem Abkommen zustimmen würde. Moskau würde sich nur erholen, seine Streitkräfte weiter ausbauen und später erneut angreifen – zuerst die Ukraine, dann andere Staaten. Mindestens jedoch würde es die EU destabilisieren.
Europa muss sich vereinen und nicht mehr auf amerikanische Hilfe hoffen, denn wir sehen, wie sich die USA heute verhalten: Sie verfolgen ausschließlich ihre eigenen Interessen. Europa ist für sie nicht vorrangig. Europa darf jetzt keine Schwäche zeigen oder sich zurückhalten, sondern muss seinen militärischen Schutz stärken und Kräfte bündeln, um jede Bedrohung auf dem Kontinent eigenständig abwehren zu können – gemeinsam mit den Verbündeten, die physisch in Europa präsent sind.
In diesem Szenario ist die Ukraine ein unverzichtbarer Partner. Wir können unsere Kampferfahrung teilen, und die europäischen Staaten verfügen über die Ressourcen, um gemeinsame militärische Projekte aufzubauen – zum Schutz und zum Frieden in unseren europäischen Ländern.

Mehr braucht nicht gesagt werden – dieser „Friedensplan“ ist bloßes Trittbrett für den nächsten russischen Angriff. Europa muss ihn entschlossen ablehnen – und stattdessen dafür sorgen, dass die Ukraine wehrhaft bleibt. Wir müssen Russlands Kriegskosten endlich viel stärker erhöhen – Sanktionsumgehung über Drittländer unterbinden, Importe möglichst auf Null reduzieren, Russland überall blockieren und die Ukraine maximal ausstatten.
Ich habe Herr Merz auch deshalb gewählt, weil er den Taurus an die Ukraine bringen wollte, damit Schläge in Russland den Preis für diesen Angriffskrieg erhöhen – leider eine Zusage, die bis heute nicht eingehalten wurde. All das kostet ukrainische Leben und bedroht die Freiheit von uns allen.
„Sanktionsumgehung über Drittländer unterbinden, Importe möglichst auf Null reduzieren, Russland überall blockieren“
Sie sollen zur Kenntnis nehmen, dass die Welt im Jahr 2025 ist und nicht mehr im Jahr 1900, als Europa wortwörtlich der Nabel der Welt war. Europa ist Außenpolitisch unbedeutend sowie wirtschaftlich durch eigenes Versagen auf einem Absteigenden Ast. Ich habe es schon mal geschrieben, ohne ein wirtschaftlich starkes Deutschland läuft nix in Europa. Und Länder in Neokolonistischer Manier vorschriften machen zu machen finde ich ehrlich gesagt sehr vermessen, da sind Indien und China, um mal nur zwei zu nennen, die falschen Ansprechpartner. Und das der deutsche Vizekanzler aus dem Regierungsflieger in China aussteigt wie ein ungewaschener und ungepflegter Pudel trägt nicht gerade bei ein gutes Bild zu verbreiten. Und denn misglückten Gas-Kotau in Kater von unserm Märchenbuchschreibenden ehemaligen Wirtschaftsminister ist ja auch nicht lange her
Und die Bundewehr als ein zentraler Pfeiler in der Verteidigungsarchitektur ist in einem so schlechten Zustand und es wird daran nix geändert, allein das neu geplante Wehrpflichtgesetz ist eine Farce. Deutschland ist so pazifiziert und entnationalisiert worden, dass doch eigentlicher keiner mehr für „Deutschland“, geschweige denn für Europa, sterben möchte, was an sich ja gut ist, aber in einer stürmischen Welt aber nicht funktioniert. Und das einige
Ü60 Wehrdienstverweigerer heute Salbungsvoll ihre Entscheidung bereuen ist die Krönung des ganzen.
@mike_mh Die Ironie, dass man gegen Russland und seine Helfershelfer nicht stärker vorgehen soll, damit man nicht „neokolonial agiert“, sehen Sie doch hoffentlich selbst? Welches Land führt denn einen neokolonialen Angriffskrieg – Russland!
Und ich widerspreche Ihnen gar nicht. Deutschland (und Europa) müssen wirtschaftlich – und militärisch – wieder massiv an Stärke gewinnen. Das gelingt aber sicherlich nicht, indem man Russlands Kriegskasse, direkt oder über Umwege weiterhin füllt und gleichzeitig der Ukraine nicht alle Mittel an die Hand gibt, die sie zu ihrer Verteidigung braucht.
Europas Schwäche entstammt auch seiner eigenen Inkonsequenz.
„Die Ironie, dass man gegen Russland und seine Helfershelfer nicht stärker vorgehen soll, damit man nicht „neokolonial agiert“, sehen Sie doch hoffentlich selbst? Welches Land führt denn einen neokolonialen Angriffskrieg – Russland!“
Am Ende sind diese Helfershelfer Länder, die Europas Hypermoralisches Auftretten der letzten Jahrzehnte nicht gerade mit Sympatie verfolgt haben, dies aber durch üppige Entwicklungshilfe es als Übel hingenommen haben. Und das bröckelt die letzten Jahre weg. Frankreich verliert seine Hegemonie über Westafrika, die BRICS Länder sind Europa nicht wohlgesonnen. Und diese agieren sehr sensible, wenn Europa ihnen etwas vorschreiben möchte, aber mit welchen Mitteln und Grundlage? Sie können es ja gerne Fordern, gegen diese stärker vorzugehen, dies wird aber die selbstzerstörung Europas nur weiter bestärken. Denen ist es doch egal, was in der Ukraine passiert. Und das ist auch nur die Außensicht des ganzen.
Über die Folgen des innerwestliche und innereuropäischen „Schuldkomplexes“, der von vielen Akteuren des Postkolonialen Lagers seit einigen Jahrzehnten verbreitet wird, der den Westen und alles Westliche als Schande und etwas grundsätzlich schlechtes ansieht und dieser an vielen Universitäten sich breit gemacht hat, ist ja nicht mal im Ansatz diskutiert worden. Und das wird auch von Außereurpäischen Akteuren schamlos benutzt.
Europa ist seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges kein Akteur, der eigene „Probleme“ auf dem eigenen Kontinent ohne US-Hilfe erledigen kann (Later Krieg, Ex-Jugoslawien-Kriege). Und die Ukrainer ist nur der der aktuellste Fall.