Der Krieg, der nicht endet


Mein Vater kämpfte als Wehrmachtssoldat und -offizier im Zweiten Weltkrieg an vielen Fronten. Seine unbewältigte NS-Vergangenheit hat auch mein Leben geprägt. Wie das viele Nachkriegskinder und -enkel der Mittäter und Opfer.

Ich bin nicht nur ein Kriegskind, ich bin auch ein Kriegsenkel. Aufgewachsen im Rheinland Ende der restaurativen Fünfzigerjahre und in der Auf- und Umbruchzeit der Sechziger- und Siebzigerjahre, als die Aufarbeitung der NS-Geschichte und die gesellschaftliche wie persönliche Auseinandersetzung mit der Täter- und Mitläufergeneration begann, kämpfe ich bis heute mit der deutschen Kriegsvergangenheit, die ein wichtiger Teil auch meiner Familiengeschichte ist.

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Günter Grass: „Aber natürlich bin ich dagegen. Himmel, Herrgott“

 

Günter Grass, Foto: Florian K, Quelle: WorldcupWiki (Eigene Aufnahme)

Günter Grass hat der liberalen israelischen Tageszeitung Haaretz ein Interview gegeben, das Peter Jahn, wie er in einem Gastbeitrag für die Süddeutsche Zeitung schreibt, für „erklärungsbedürftig“ hält. Grass, Schriftsteller, Jahrgang 1927, Träger des Literaturnobelpreises (1999), vom Nobelpreis-Komitee dafür geehrt, dass er „in munterschwarzen Fabeln das vergessene Gesicht der Geschichte gezeichnet hat.“ In seinen Werken behandelt Grass die Zeit und die „Aufarbeitung“ des Nationalsozialismus und thematisiert dabei deutsche Traumata wie Schuld, Verdrängen und Vergessen. Jahn, Historiker, Jahrgang 1941, leitete von 1995 bis 2006 das Deutsch-Russische Museum in Berlin. Jahns Forschungsschwerpunkt war (und ist) der deutsche Überfall auf die Sowjetunion und die Stellung des Krieges 1941–45 im kollektiven Gedächtnis der beteiligten Völker.

„Erklärungsbedürftig“
Peter Jahn hat seinen Beitrag über das Grass-Interview in der Haaretz überschrieben mit: „Relativierung von Kriegsgräueln: Wie Günter Grass den Weltkrieg verrechnet“. Ich möchte Ihnen

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