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Technik beliebter als Kunst: Die Top 3 Museen stellen Autos und Eisenbahnen aus

Mercedes-Benz Museum von Ben van Berkel Foto: Julian Herzog Lizenz: CC-BY 4.0

Nach und nach öffnen viele Museen wieder ihre Pforten. Doch wie beliebt sind Deutschlands Museen beim Publikum? Das Verbraucherportal Testberichte.de hat rund 640.000 Online-Bewertungen von Besuchern ausgewertet, insgesamt wurden über 450 Museen berücksichtigt. Herausgekommen ist Deutschlands umfangreichstes Museums-Ranking 2020.

Auffällig: Auf dem Siegertreppchen finden sich nicht etwa weltberühmte Kunstmuseen, sondern ausschließlich technische Museen. Im Land der Autobauer und Ingenieure liegt das Mercedes-Benz Museum in Stuttgart ganz vorne, dahinter zwei Bahn-Museen und das Miele-Museum gleichauf. Die beiden beliebtesten Kunstmuseen stehen in Dresden: Das Residenzschloss rangiert auf Platz 8 im Gesamtranking, direkt dahinter die Gemäldegalerie Alte Meister im Zwinger. Auf den Plätzen 31 bis 33 folgen dann weitere Klassiker: Das Städel in Frankfurt, die Alte Pinakothek in München und die Alte Nationalgalerie in Berlin. Hoch im Kurs stehen auch Museen zur jüngeren Geschichte: das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig schafft es auf Platz 16; das Mutterhaus, Haus der Geschichte in Bonn, auf Platz 30. Kurz davor rangiert die Dauerausstellung im Besucher- und Dokumentationszentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße (Platz 26), für das mit rund 32.000 Rezensionen die meisten Bewertungen vorliegen. Die Berliner Mauer selbst ist jedoch aus Sicht der Besucher kein Qualitätsgarant für ein Museum: Das Mauermuseum am Checkpoint Charlie belegt deutschlandweit den letzten Platz in unserem Ranking. Das beliebteste Museum im Ruhrgebiet ist das Deutsches Bergbau-Museum in Bochum. Es erreicht Platz 35.

Stuttgart, Nürnberg, Frankfurt und Gütersloh haben die beliebtesten Museen

Der Sieger, das Mercedes-Benz Museum in Stuttgart, weist mit gut 25.000 Einträgen die zweitmeisten Bewertungen aller Museen in Deutschland auf und wird vor allem für die gelungene Verknüpfung von Autogeschichte mit historischen Ereignissen sowie für seine Architektur gelobt. Etliche Besucher bezeichnen es als das schönste Museum, das sie kennen. Bei den beiden vergleichsweise kleinen Museen auf den Plätzen 2 und 3, dem Historischen Straßenbahndepot St. Peter in Nürnberg und dem Feldbahnmuseum in Frankfurt, sind Thema und Konzept der Ausstellungen vergleichbar. Entsprechend ähnlich fällt das Lob aus: Besucher freuen sich vor allem über die aufmerksamen ehrenamtlichen Mitarbeiter und die „Lebendigkeit“ der Museen, denn beide bieten Fahrten in historischen Straßenbahnen (Nürnberg) bzw. Dampflokzügen (Frankfurt) an. Punktgleich mit dem Feldbahnmuseum rangiert das Miele Museum in Gütersloh ebenfalls auf Platz 3. Gelobt wird die lebensnahe Haushaltstechnik- und Unternehmens-Geschichte bei kostenlosem Eintritt.

Deutschlands unpopulärste Museen stehen in Berlin, München und Bonn

Hauptkritikpunkt bei den Verlierern des Rankings ist der zu hohe Preis im Verhältnis zum Gebotenen. Beim Tabellenletzten, dem Mauermuseum im Haus am Checkpoint Charlie, stören sich viele Besucher insbesondere am fehlenden rote Faden, dem veralteten Konzept und dem Überangebot an zu langen Texten zwischen den Ausstellungsstücken. Ein Besucher schreibt, dass das Museum sich in den vergangenen 20 Jahren kaum verändert habe. Der Vorletzte im Ranking, das Kindermuseum München, wird als zu klein und nicht für alle Kinder altersgerecht kritisiert. Drittletzter im Ranking ist das Deutsche Museum in Bonn, das von vielen als ungepflegt und „in die Jahre gekommen“ bezeichnet wird. Positiv erwähnt wird der ausrangierte Transrapid vor dem Eingang – immerhin könne dieser ohne Eintrittskarte besichtigt werden.

Museen sind insgesamt sehr beliebt

Trotz mancher Kritik: Insgesamt sind die Besucher mit den Museen in Deutschland sehr zufrieden. Der Bewertungsschnitt von 4,42 Sternen liegt höher als bei allen anderen Rankings, die Testberichte.de bisher veröffentlicht hat (Kinos, Freibäder, Freizeitparks, Thermen, Stadien, Weihnachtsmärkte, Zoos). Hier lag der Bewertungsschnitt zwischen 4,10 und 4,40 Sternen. Auffällig beim aktuellen Ranking ist, dass auch weniger gut bewertete Objekte auf mindestens 3,8 Sternen kommen und fast 99 Prozent aller ausgewerteten Museen eine Bewertung von mindestens 4,0 Sternen aufweisen. Diese Werte sind sonst deutlich niedriger.

Museen in dem hier untersuchten Sinne sind feste Orte, deren Hauptzweck es ist, nicht- verkäufliche Ausstellungsstücke von öffentlichem Interesse auf Dauer allgemein zugänglich zu machen, ohne dass ein Event-Charakter im Vordergrund steht. Als Ausstellungsstücke gelten Sachen inkl. Ton- und Bildaufnahmen, aber keine lebenden Tiere oder Pflanzen. Sind mehrere Museen in einem großen Museumsgebäude zusammengefasst oder lassen sich mit derselben Eintrittskarte besuchen, so gelten diese hier als ein Museum (beispielsweise Neues Museum Berlin inkl. Ägyptisches Museum und Papyrussammlung). Denkmäler sowie Burgen, Schlösser, Gedenkstätten und andere historische Orte, die im Kern selbst das „Ausstellungsstück“ sind, sind nicht Teil dieses Rankings. Umfassen historische Orte oder Denkmäler jedoch ein abgegrenztes Museum bzw. stehen die dort gezeigten Ausstellungsstücke im Vordergrund, so wurden diese berücksichtigt, wenn die weiteren Kriterien ebenfalls zutrafen.

Grundlage der Auswertungen sind alle verfügbaren Google-Rezensionen, wobei nur gut besuchte Museen mit mindestens 100 Bewertungen berücksichtigt wurden. Bei gleichem Bewertungsschnitt wurde nach der Anzahl der Bewertungen gewichtet – je mehr, desto besser. Bei Museen, die Teil einer anderen Einrichtung sind, wurden alle Bewertungen bei Google dann berücksichtigt, wenn diese sich zum überwiegenden Teil auf den Besuch des Museums beziehen; andernfalls wurden diese Bewertungen im Ranking gar nicht berücksichtigt. Wurden zwei oder mehr Google-Einträge zum selben Museum gefunden, wurden alle Bewertungen addiert und der Gesamt-Bewertungsschnitt (gewichtetes Mittel) war maßgeblich für die Platzierung im Ranking. Museen, die unabhängig von Corona vorübergehend geschlossen sind (beispielsweise wegen länger andauernder Umbauarbeiten), wurden nicht berücksichtigt.

Tag der Datenerhebung: 27.04.2020, Quellen: Google-Rezensionenwww.museen-in-deutschland.dewww.museumsbund.dewww.icom-deutschland.de, Internetseiten der Museen, Eigenrecherche.

Wenn wir trotz unserer gründlichen Recherche ein Museum übersehen haben oder einen anderen Fehler gemacht haben, bitten wir um einen Hinweis an presse@testberichte.de. Wir werden die Tabelle dann umgehend anpassen.

Das Museums-Ranking 2020

Wo ist euer Lieblings-Museum gelandet? Hier geht es zum gesamten Ranking: https://www.testberichte.de/link/museumsranking2020

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Harry
Harry
3 Jahre zuvor

Um es mit einem ehemaligen deutschen Staatsmann zu sagen: Was lernt und das?
Diese Rankings sind für mich nicht besonders aussagekräftig. Natürlich bekommen Museen in Großstädten mehr Bewertungen als solche in kleinen Gemeinden. Und es ist auch keine Neuigkeit, dass Kunstmuseen weniger Leute anziehen als Technikmuseen. Zum Vergleich: mit Sinfonie-Abokonzerten bekommt man auch nicht die Arena voll, mit Mario Barth schon. Oder wenn der Vergleich als unpassend angesehen wird, weil Mario Barth ja kein Musiker ist: mit Helene Fischer. Aber in Kunstmuseen geht es auch in der Regel nicht um Technik, und in Technikmuseen in der Regel nicht um Kunst. Die Museumsvergleiche und -rankings erinnern mich ein bisschen an diese Geschichte von den Äpfeln und den Birnen.

Helmut Junge
3 Jahre zuvor

Mit Technik haben einige Millionen Menschen beruflich zu tun. Mit der Kunst meistens nur in schlechten Schulstunden, danach nie wieder. Wer sich da hineindenken will, muß es schon ernsthaft wollen. Die Meisten wollen nicht und geht dann unzufrieden aus den Kunstausstellungen raus.
Da ich vor Jahrzehnten genau das am eigenen Leib erlebt hatte, kann ich gut verstehen, warum jemand wohin geht und wohin nicht
Achtung und jetzt kommt die Werbung für eine Kunstausstellung (auch in eigener Sache)
https://galerie-kir.jimdofree.com/

Bochumer
Bochumer
3 Jahre zuvor

Mmmhhh… könnte es sein, dass Technik-Museen von einer technologiefreundlichen Zielgruppe besucht werden und deswegen mehr Clicks haben? Dann wäre es ein Wasser-ist-nass-Ranking. Testberichte.de hat wohl nicht das Geld für Eintrittskarten und lässt Praktikanten Sterne zählen. Eine qualitative Auswertung der Bewertungen wäre spannender. Dazu muss man freilich lesen können.

Benedikt
Benedikt
3 Jahre zuvor

@Bochumer
Das Ranking hat nur mit der Durchschnittsbewertung zu tun, nicht mit der Anzahl der Bewertungen. Um das zu wissen, müsste man nur den Artikel lesen können :^)
Man könnte natürlich mutmaßen, dass die Technikfans die Durchschnittsbewertung der Kubstmuseen runterziehen, aber dafür müsste man dem Durchschnittskunstliebhaber ein wirklich sehr geringes Techniklevel unterstellen, dass sie nicht mal bereit sind "ihre" Museen gut zu bewerten.

@Artikel
Habe mich nach dem Panzermuseum Munster erkundigt, welches nicht in der Liste ist. Die Datenbank, die dem Ranking zu Grunde lag sriwohl nicht vollständig, hieß es von der Testberichte.de Redaktion… Da kommt wohl bald ein Update, mal schauen, ob sich damit irgendwas ändert.

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