
Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal und seine Kollegin Halyna Shymanska, kommissarisches Stadtoberhaupt von Schytomyr, haben am 9. Juli 2025 die Städtepartnerschaft im Rathaus feierlich besiegelt. „Seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022“, verkündet die SPD-Fraktion im Rat der Stadt, „steht Dortmund an der Seite der ukrainischen Stadt Schytomyr.“ Was mit ersten Kontakten begann, sei im Mai 2025 offiziell geworden, der Rat der Stadt habe die Städtepartnerschaft als ein Zeichen gelebter Solidarität in schwierigen Zeiten beschlossen. Klingt gut, ist aber nur die Hälfte der Wahrheit. Denn schon im Frühjahr 2022 ist Dortmunds OB Thomas Westphal (SPD) der Ukraine in den Rücken gefallen. Er gehörte damals zu den Unterzeichnern eines von Alice Schwarzer initiierten offenen Briefs an den damaligen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD): „Wir teilen das Urteil über die russische Aggression als Bruch der Grundnorm des Völkerrechts. Wir teilen auch die Überzeugung, dass es eine prinzipielle politisch-moralische Pflicht gibt, vor aggressiver Gewalt nicht ohne Gegenwehr zurückzuweichen. Doch alles, was sich daraus ableiten lässt, hat Grenzen in anderen Geboten der politischen Ethik. Zwei solche Grenzlinien sind nach unserer Überzeugung jetzt erreicht: Erstens das kategorische Verbot, ein manifestes Risiko der Eskalation dieses Krieges zu einem atomaren Konflikt in Kauf zu nehmen. Die Lieferung großer Mengen schwerer Waffen allerdings könnte Deutschland selbst zur Kriegspartei machen.“

Der Brief übernahm die Eskalationsdrohungen Putins und forderte das Ende der damals zaghaft begonnenen Waffenlieferungen an die Ukraine. Schytomyr war schon damals das Ziel russischer Lufangriffe. Die Synagoge der Stadt und ein Schule wurden zerstört. Heute, mehr als drei Jahre später, ist klar, dass Putin mit Atomwaffen drohte, sie aber nicht einsetzte. Und dass Putin trotz der Verhandlungen der letzten Monate die Ukraine mit Luftangriffen überzieht, gegen die das Land sich nicht wehren kann, weil es keine ausreichenden Waffen zur Luftverteidigung besitzt und nicht über ausreichende Raketensysteme verfügt, die Stellungen in Russland zu zerstören – von denen die Angriffe ausgehen.
Westphal sagte damals im Interview mit dem Spiegel: „Können wir noch abwägen zwischen der Unterstützung der Ukraine und der Grenzüberschreitung, die den Krieg zu einem Weltkrieg macht. Mir sind viele Menschen viel zu schnell bei der Hand, die glauben, mit der Lieferung von Waffen würde sich der Krieg stoppen lassen. Ich glaube, dieser Krieg lässt sich nur am Verhandlungstisch beenden.“ Nun, er wurde bislang nicht am Verhandlungstisch beendet. Und Putin will nach wie vor die Vernichtung der Ukraine. Gut möglich, dass Schytomyr heute eine russische Stadt wäre, wenn sich der Oberbürgermeister Dortmunds damals durchgesetzt hätte. Mag sein, dass Dortmund an der Seite der Ukraine steht. Für ihren Oberbürgermeister gilt das nicht.
