Warum die politische Diskussion über das Musikzentrum so wichtig für Bochum ist

Immer wieder hat die Politik in Bochum millionenteure Großprojekte mit entsprechenden Versprechungen durchgesetzt, die nachher nicht gehalten werden konnten (u.a. 3-fache Untertunnelung der Innenstadt oder Bongard-Boulevard). Von unserem Gastautor Volker Steude. 

Dieses politisch fragwürdige Muster wiederholt sich jetzt beim Musikzentrum. Dies muss der Öffentlichkeit bewusst werden.

1. Wieder wurden Millionen von Fördermitteln akquiriert und wird behauptet, man bekäme das Projekt praktisch geschenkt.

6,5 Mio. EUR kommen aus dem ZIEL-2 Förderprogramm der EU. Da sollen gefördert werden Integrierte Handlungskonzepte der Städte bzw. Regionen; nachhaltige investive Einzelprojekte; Stadtteilmanagementprojekte; Flächenentwicklung; Nutzung des industriellen Erbes (1). Das Musikzentrum ist keins von alledem, vor allem nicht investiv. Eine Kalkulation wie die Investition sich jemals rechnen soll, wurde daher erst gar nicht angefertigt.

2. Wieder wurden die Mittel durch Filz und Klüngel eingeworben. Entscheidendes Kriterium zur Erlangung der Fördermittel ist der Kauf der Jahrhunderthalle. Kriterien für die Erlangung von Fördermitteln, sollen eigentlich sicherstellen, dass die Fördermittel gut angelegt sind und das angestrebte Ziel erreicht wird. Dass die Übernahme von unrentablen Altlasten des Landes ein Kriterium ist, ist neu. Erst stoppt die CDU-Bezirksregierung das Projekt, kaum sitzt wieder die SPD am Ruder, biegt man die Sache wieder hin, allerdings nur wenn die Stadt die „Mitgift“ Jahrhunderthalle schluckt.

3. Und wieder mal werden die Bürger mit einer vorsätzlich falschen Darstellung der Kosten die das Projekt jedes Jahr nach sich ziehen soll, getäuscht.

Für ein Gebäude wie das Musikzentrum fallen gem. DIN 18960 folgende Kosten an:

– 100 Kapitalkosten (Zinslast, Abschreibungen u.a.)

– 200 Objektmanagementkosten

– 300 Betriebskosten

– 400 Instandsetzungskosten

Die Verwaltung lässt den Gutachter (Assmann) bewusst nur die Betriebskosten ermitteln und tut so als würden Kosten für Kapital, Objektmanagement und Instandsetzung gar nicht erst anfallen. Auf diese Weise kommt sie auf einen Betrag von jährlichen gebäudebezogenen Kosten von nur 650.000 Euro.

Die CDU versichert das Musikzentrum würde nur Mehrkosten von 300.000 EUR verursachen, wenn man noch die Einsparungen bei den Symphoniker in Abzug bringt (2).

Die SPD meint sogar, dass Musikzentrum würde gar keine zusätzlichen Betriebskosten verursachen, der jährliche Haushalt würde durch das Musikzentrum gar nicht belastet (3).

Die Grünen halten es mit der Verwaltung und tun so als würden für das Musikzentrum keine Kosten für Kapital, Objektmanagement und Instandsetzung anfallen (4).

Rechnet man diese Kosten allerdings mit ein und kalkuliert die gesamten gebäudebezogenen Kosten nach DIN 18960 dann werden für das Musikzentrum mind. 2 Mio. EUR jährlich aus der Stadtkasse aufzuwenden sein (5).

Ist es Ignoranz oder Dummheit, wenn Verwaltung gemeinsam mit den maßgeblichen politischen Parteien im Stadtrat  so tun als würden für ein Gebäude nur die Betriebskosten pro Jahr anfallen, aber keine Kapital-, Objektmanagement und Instandsetzungskosten?

Aber genau so wird in Bochum Politik gemacht, erst täuscht man die Bürger über die wahren Folgen des Vorhabens und nachher wundert man sich, dass die Projekte scheitern und alle Kostengrenzen sprengen. Zur Not ist dann die Verwaltung schuld, die ja die fehlerhaften Zahlen vorgelegt hat. Es fragt sich, ist die Politik zu dumm, dass zu erkennen oder fordert sie selbst die irreführende Zahlen an, um die Bürger täuschen zu können.

Was ist ein Projekt noch wert, von dem die Bürger mit der Verbreitung von irreführenden jährlichen Folgekosten überzeugt werden sollen?

Der Bund der Steuerzahler legt sich fest. „Das Musikzentrum sollte … verhindert werden.“ (6).

Führt der dargestellte Politikstil beim Musikzentrum nicht zum Ziel, ist zu hoffen, dass der Rat sich zukünftig darum bemüht Fördermittel z.B. aus dem ZIEL-2 Programm für Projekte zu erhalten, die das Programmziel („Angleichung der Lebensverhältnisse innerhalb Nordrhein-Westfalens“) tatsächlich fördern. Das muss auch ohne Filz und Klüngel und ohne Täuschung der Bürger über Folgekosten der Projekte möglich sein.

1 http://www.ziel2.nrw.de/1_Ziel2-Programm/2_Foerderprioritaeten/3_Nachhaltige_Stadt-_und_Regionalentwicklung/index.php

2 http://www.cdu-bochum.de/mitteilung-lesen-520/items/cdu-ratsfraktion-unsere-position-zum-musikzentrum.html

3 http://www.thomas-eiskirch.de/wp-content/uploads/2011/02/fakten_musikzentrum.pdf

4 http://gruene-bochum.de/meta-navigation/gruene-themen/musikzentrum/?no_cache=1&expand=400982&displayNon=1&cHash=533ac9742541c3fa4f0d9e9e8c3b754b

5 http://buergerbegehren-musikzentrum.de/download/Gutachten%20I.pdf

6 http://www.steuerzahler-nrw.de/files/34123/Die_NRW_Faelle.pdf

 

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Jens
12 Jahre zuvor

Der Gastautor Dr. Steude sollte imho darauf hinweisen, dass er der Initiator des Bürgerbegehrens gg. das Musikzentrum ist.

Ansonsten vergisst er auch noch zu erwähnen, dass seine (Piraten-)Partei ihm bei seinem Vorhaben nicht mehr unterstützt.

Wolfgang Wendland
12 Jahre zuvor

Eine sehr übersichtliche Darstellung der Zusammenhänge zum Musikzentrum. Dass die „Piraten“ das Bürgerbegehren nicht unterstützen spricht nicht gegen dieses sondern eher gegen die Piraten.

Walter Stach
Walter Stach
12 Jahre zuvor

-1-Jens: Ich sehe keine Relevanz der beiden unter -1-vorgetragenen Anmerkungen in einer Auseinandersetzung mit den von Dr.Steude vorgetragenen Sachargumenten und seinen politischen Bewertungen;im übrigen enthalten die beiden Anmerkungen nichts, was zumindest hier bei den Ruhrbaronen nicht bekannt ist. Nicht als Bochumer, aber als Sozialdemokrat aus dem Ruhrgebiet, dem sehr an mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung in den Kommunen gelegen ist und der seit Jahren dafür streitet, sehe ich in der jetzigen Bürgerdiskussion um das Musikzentrum, konkret in der Disk.über das Ob und Wie einer Bürgerbeteiligung/eines Bürgerbegehrens/eines Bürgerentscheides einen weiteren Schritt der Bochumer in Richtung „Bürgerkommune“, völlig unabhängig vom Ausgang des Prozesses in Sachen Musikzentrum; und das ist doch gut so oder?

Volker Steude
12 Jahre zuvor

Mir ging es hier um die politische Behandlung der Sache Musikzentrum. Da habe ich bewusst auf Werbung für das Bürgerbegehren verzichtet.

Ich wollte noch einmal den Focus darauf lenken, dass hier ein Projekt durchgezogen wird, von dem die Bürger mit falschen Zahlen überzeugt werden sollen. Die Bürger werden bewusst über die jährlichen gebäudebezogenen Kosten getäuscht.

Das ist ein Skandal. Darüber sollte der Pottblog wie auch andere Lokalmedien neutral berichten.

Gregor Sommer
Gregor Sommer
12 Jahre zuvor

Unglaubliche Vorgänge im Bochumer Stadtrat und ein Schlag ins Gesicht eines jeden einzelnen Bochumer Bürgers, der mit Einschnitten an allen Ecken lebt.

Wie man den Bochumern erklärt, dass kein Geld für eine funktionsfähige Ausstattung der Schulen da ist, dass die Schlaglöcher unserer Straßen nicht mal mehr notdürftig geflickt werden können, weil kein Geld dafür im Stadtsäckel ist usw. ist nicht nur mir ein Rätsel.

Und dann ein Konzerthaus unter fragwürdigsten Bedingungen zu bauen ist mehr als dekadent und müsste mal juristisch intensiv geprüft und bei entsprechenden Ansätzen auch angeklagt werden.

Das der Skandal bis jetzt so wenig Aufsehen erregt hat, kann ich mir nur mit der Unkenntnis der Bochumer erklären und darauf scheint der Stadtrat zu setzen. Die Menschen scheinen sich mit vielen anderen Dingen zu beschäftigen, die dringender zu sein scheinen und wachen erst wieder auf, wenn es wieder zu spät ist.

Die Aufgabe eines Bürgermeisters liegt darin seiner Stadt zu nützen und Schaden von „seiner Stadt“ abzuwenden. Davon kann ich nichts erkennen.

Martin
12 Jahre zuvor

Wenn schon ein Link auf unsere Webseite dann den richtigen:
https://gruene-bochum.de/meta-navigation/gruene-themen/musikzentrum/
oder https://musikzentrum-bochum.de

Der vom Gastautor verlinkte Artikel stammt aus unserer Wahlkampfzeitung, in der wir aus Platzgründen zu dem Thema nur einen relativ kurzen Artikel schreiben konnten. Auf unserer Internetseite kommt übrigens auch noch mal deutlicher zum Ausdruck, das wir GRÜNEN für einen Ratsbürgerentscheid sind. Die nötige Mehrheit im Rat verhindern leider CDU und SPD.

Nicole Rudorf
Nicole Rudorf
12 Jahre zuvor

Die Art und Weise, wie den Bochumern hier ein Projekt „schmackhaft“ gemacht wird, an dem wir alle sehr lange zu Beißen haben werden ist tatsächlich skandalös.

Die – nicht zum ersten Mal angewendete – Art der Zahlenverschleierung (oder sollte man von Fälschung sprechen?) grenzt an strafbare Handlungen und zeigt nur, für wie dumm der Bürger hier gehalten wird.

Wenn das ganze Projekt hinterher teurer wird (und das wird es, wenn man so fahrlässig mit den Zahlen umgeht), dann zucken alle nur ahnungslos mit den Schultern. Aber keiner der großen Befürworter wird dann auch nur einen Cent eigenes Geld zu steuern. Das kann dann der Bürger mit steigenden Abgaben, Gebühren und Steuern tun.

Jeder einzelne Bürger, der sich nicht an dem Bürgerbehren beteiligt und nicht gegen diese Art der Bürger-Verdummung Position bezieht, braucht auch hinterher nicht zu meckern über steigende Nebenkosten, schlechtere Straßen, noch schlechtere Ausstattung in den Schulen usw.

Volker Steude
12 Jahre zuvor

Auch in dem ausführlichen Artikel und der Projektion von Wolfgang Cordes heißt es: „Die Betriebskosten sind auf 650.000 EUR beschränkt.“

Wie hoch die jährlichen Kapital-, Objektmanagement und Instandsetzungskosten sind wird (absichtlich?) verschwiegen. Auch hier werden die Bürger über die wahren jährlichen Folgekosten also getäuscht.

Das die Grünen für einen Bürgerentscheid sind, ist löblich. Doch sollten sie so ehrlich sein und die Bürger nicht über die wahren Folgekosten des Musikzentrums und der Jahrhunderthalle in die Irre zu führen, und den Eindruck erwecken, sie wollten mit unvollständigen Kostenangaben die Bürger vom Musikzentrum überzeugen wollen. Das ist unredlich.

Im Grundsatzbeschluss zum MZ heißt es, die „gebäudebezogenen Kosten“ des MZ dürfen 650.000 nicht überschreiten. Dazu gehören aber eben nicht nur die Betriebskosten, sondern auch Kapital-, Objektmanagement und Instandsetzungskosten.

Hier ist Ehrlichkeit gefragt. Eigentlich ein Wert, der bei den Grünen hoch gehalten wird, oder?

Jens
12 Jahre zuvor

@Dr. Steude (4):
Eben weil Sie für das Bürgerbegehren bzw. sogar der Initiator sind, wäre es nur recht und billig gewesen, wenn Sie darauf hingewiesen hätten. Das wäre keine Werbung gewesen, sondern Transparenz. Sie wissen schon, dass was Ihre Partei immer fordert.

Bzgl. des impliziten Vorwurfs, dass das Pottblog nicht berichtet: Wären Sie mit diesem Artikel auf mich zugekommen, hätte ich den sicherlich gebracht – natürlich mit dem Hinweis auf Ihre Position/Person dazu. Alles andere zu glauben wäre meiner Meinung nach lächerlich – denn raten Sie mal, wo man zuerst davon lesen konnte, dass Ihre Partei das Bürgerbegehren nicht unterstützt und das Sie dennoch das Bürgerbegehren aufrecht erhalten.

Insofern: Dieser Beitrag ist für morgen früh und die Links anne Ruhr schon vorgemerkt.

Volker Steude
12 Jahre zuvor

@Jens: Prima, dass Sie berichten. Siehe auch PM vom 23.04.12 zum gleichen Thema.

Dieser Artikel sollte bewusst kein Aufruf für das Bürgerbegehren sein, sondern zum Nachdenken über die politische Behandlung des Vorhabens Musikzentrums anregen.

Michael Townsend
Michael Townsend
12 Jahre zuvor

Es ist einfach nicht zu glauben!

Da kämpft einsam und allein jemand in Don-Quichote-Manier darum, dass sich eine Bürgerinitiative gegen eine Bürgerinitiative engagiert, wobei Letztere in einer Größenordnung von 5 Euro bis 5 Millionen Euro (je nach persönlichen Möglichkeiten) für ihre Überzeugung in die eigene Tasche fassen.

Da werden schlichtweg alle Sach- und Fachargumente, die von dieser Initiative, von der Stadt, von den Fraktionen etc. kommen vom Tisch gewischt, ignoriert oder als unredlich abgetan, als Spielregel für die Kostenberechnung nicht die allgemein für die kommunale Finanzwirtschaft geltenden Vorschriften akzeptiert, sondern ein „LEX KONZERTHAUS“ mit verschärften Klauseln gefordert und wenn man sich argumentativ nicht durchsetzt, wird pauschal ein Kumpaneiverdacht gegen alle städtischen Bediensteten und Politiker einschl. der Landespolitiker gestreut.

So einfach ist die Wirklichkeit denn doch nicht hinzubiegen, als dass die Offensichtlichkeit der Taktik selbst nicht intensiv am politischen Geschehen teilnehmenden Mitbürgerinnen und Mitbürgern nicht klar würde.

Selbst die Piratenpartei, die ursprünglich mit Herrn Steude gemeinsam das Anliegen vertreten hat, hat sich mittlerweile von einem Bürgerbegehren distanziert.

Zu jeder politischen Entscheidung ist eine gegenteilige Meinung legitim. Allerdings sagt die Art und Weise der hier vorgetragenen Argumentation mehr über den Verfasser aus, als über die Kritisierten.

Vielleicht teils hier jemand jenseits der Akzeptanzgrenze aus („dumm“, „irreführend“, „Filz“, „Klüngel“, „Täuschung“ etc.) aus Enttäuschung darüber, dass es um ihn sehr einsam geworden ist?!?

TeeJay
TeeJay
12 Jahre zuvor

Die Wirklichkeit, Herr Townsend, sieht doch eher so aus, dass die Bochumer BürgerInnen gerne eingeladen werden dem Stadtrat Einsparpotenziale zu nennen, wenn es um die Kürzung sozialer Leistungen geht, wie man beim Bürgerforum ja gut sehen konnte.

Sollen die BürgerInnen jedoch im Vorfeld die Möglichkeit eingeräumt bekommen ihre Meinung kundzutun, stellt sich der Stadtrat mit allen Mitteln dagegen. Ich kann gar nicht ausdrücken, wie dieses Verhalten mich ANKOTZT! Genauso wie ihre persönlichen Anfeindungen. Ich mag mit Dr. Steude nicht immer einer Meinung sein, aber ihre abschließende Fragestellung zeigt welches Geisteskind Sie sind und das er auf dem richtigen Weg ist.

Wichtig und gut ist, dass diese Äußerungen von Ihnen hier lange Bestand haben werden. Das Internet vergisst nicht, genauso wenig wie die Bochumer BürgerInnen. Und falls Sie es noch nicht gemerkt haben: Die Piraten haben erst angefangen Ihnen auf die Finger zu schauen. Auf die Dauer werden Sie damit nicht durchkommen.

Volker Steude
12 Jahre zuvor

Herr Townsend, befreien sie sich doch einfach mal von dem Verdacht die Bürger vorsätzlich über die Folgekosten des Musikzentrums zu täuschen und lassen Sie die Zahlen zu den jährlich anfallenden Kapitalkosten, den Objektmanagementkosten und den Instandhaltungskosten kalkulieren und veröffentlichen sie diese.

Beantworten Sie doch einfach die gestellten Fragen und weichen nicht immer ins Persönliche aus.

So zu tun als fallen Kapitalkosten, Objektmanagementkosten und Instandhaltungskosten nur bei privaten Projekten an, aber nicht bei kommunalen Vorhaben, zeigt wie seriös sie mit Zahlenangaben zu Kosten umgehen.

Auch das von Ihnen selbst in Auftrag gegebene Assmann-Gutachten, stellt klar, dass die jährlichen gebäudebezogenen Kosten nach DIN 18690 über alle 4 Kostengruppen zu berechnen sind. Aber wer vorsätzlich nur die Betriebskosten berechnen lässt, alle anderen Kosten (70% der gebäudebezogenen Kosten) aber verschweigt, um dann so tun zu können als würden für das Musikzentrum kaum Kosten entstehen, der handelt unredlich.

Die Bürger merken, dass Sie bei den Kostenzahlen die Wahrheit verschweigen. Das wird nicht ohne Folgen bleiben.

Gregor Sommer
Gregor Sommer
12 Jahre zuvor

@Michael Townsend (Was heißt eigentlich Townsend auf Deutsch?)

Auch wenn die Piratenpartei nicht mehr als Partei hinter Dr. Steudes Bürgerbegehren steht, sondern den Bürgerentscheid auf politischen Weg sucht, weil man an den gesunden Menschenverstand im Bochumer Stadtrat mit einer Unterschriftenliste appellieren möchte, tun es die meisten Bochumer Bürger schon, denn denen versuchen Sie anscheinend nachhaltig Sand in die Augen zu streuen und wenn man diese neutral aufklärt, fallen auch ihre bisherigen „Wähler“ vom Glauben ab, denn es erwarten die Bochumer Bürger (zu Recht), dass die Volksvertreter im Stadtrat ihre Interessen vertreten. Das scheint der Stadtrat oft zu vergessen. Nur weil kaum jemand verstand sich gegen die irreführenden Methoden in Bochums Politik einzumischen, muss das ja nicht so bleiben.

Sehen Sie es doch mal so:
Es handelt sich nun doch um eine doppelte Schwertspitze.

1. Das Begehr einen Bürgerentscheid auf politischen Weg durch die politische Kraft der PIRATEN-Partei über eine Unterschriftenliste.

2. Das Bürgerbegehren auf rechtlichem Weg mit Hilfe von Dr. Steude und den ihn unterstützenden Bürgern Bochums.

Ulrich Fuchs
Ulrich Fuchs
12 Jahre zuvor

Wisst Ihr was?

Die Folgekosten gehen bei mir persönlich anal peripher. Warum?

Weil Bochum entweder piefige Kleinbürgerstadt sein wollen kann und damit innerhalb der nächsten dreißig Jahre vor die Hunde geht, wenn alle die irgendwie Geld in der Tasche haben oder haben könnten nach Essen oder Dortmund gegangen sein werden, und Bochum ein Heer von Ex-Malochern durchfüttern soll, für die’s nichts mehr zu malochen gibt.

Oder weil Bochum anfangen kann, sich als Stadt mit einem lebendigem Stadtzentrum zu begreifen, statt als Ansammlung von Häusern in langweiligen Käffern, hier gerne Stadtteile genannt.

Weil man diese Kosten, auf welche Art sie auch immmer berechnet sind, wird schlucken können, wenn wenn man ein paar Minischulen schließt, ein paar Gleichstellungsbeauftragtinnen rauswirft und dem VFL (übrigens ein riesen Negativ-Image-Träger, der der Stadt im Hinblick auf die deutschlandweite Wahrnehmung weit mehr schadet als nützt) mal ein bisschen weniger Kröten in den Allerwertesten schiebt und sie ihm dafür zu schlucken gibt. Und ja, dafür zahl ich dann auch gern 5% Grunderwerbssteuer.

Für diese Stadt ist es fünf vor zwölf, und wenn die Bochumer nicht endlich begreifen, dass diese „Fidelbude“ der beste Versuch seit langem ist, diese Entwicklung zu einem zweiten Gelsenkrichen irgendwie doch noch aufzuhalten, weil zum ersten Mal seit 1965 wieder (groß-)städtische Strukturen geschaffen werden sollen (hach, wie schön könnte man hier die normative Kraft des Faktischen bemühen), dann schlägt der Stadt bald das letzte Stündlein.

Stefan Laurin
Admin
12 Jahre zuvor
Reply to  Ulrich Fuchs

@Urich Fuchs: „Großstädtisch“ ist Bochum wegen der Uni, den Kneipen im Bermudadreieck, dem Rottstr.5 Theater und der Goldkante. Bestimmt nicht wegen eines Konzerthauses, das den Musikgeschmack von pensionierten Studienräten bedient. Besser als in das vierte Konzerthaus des Reviers, sollte das Geld in Bildung und die freie Szene investiert werden.
Das sieht übrigens RWI-Chef Schmidt genau so:
„Bildung. Wir haben im Ruhrgebiet einen viel zu hohen Anteil an Menschen, die schlecht qualifiziert sind, und Schüler, die keine Chance haben, eine Ausbildung zu bewältigen. Die bildungsfernen Schichten müssen in unseren Fokus rücken. Ich gehe gerne in klassische Konzerte, aber bevor wir noch ein Konzerthaus bauen, müssen wir diese Probleme lösen.“
https://www.ruhrbarone.de/rwi-chef-schmidt-das-ruhrgebiet-ist-kein-zentrum-der-kreativwirtschaft/

Volker Steude
12 Jahre zuvor

@Fuchs, in Ihrer Logik mal zu Ende gedacht:

Warum nicht noch eine Oper bauen, ein Naturhistorisches Museum, eine Kathedrale und ein Schloss? Dann hat Bochum endlich alles, was eine Großstadt braucht!

Die Folgekosten interessieren Sie ja ohnehin nur „persönlich anal peripher“.

Auch egal, wenn die Stadt, dann endgültig finanziell zugrunde geht. Wenn die Bürger kein Brot mehr zu Essen haben, dann sollen sie halt Kuchen essen… .

PS: Gelsenkirchen, Essen und Dortmund brauchen, das natürlich auch noch alles… . Aber da gibt’s ja auch Kuchen.

Ulrich Fuchs
Ulrich Fuchs
12 Jahre zuvor

Ja, nur kann man nunmal nicht jeden bis zu jedem Grad hin ausbilden, so gerne man das vielleicht machen möchte. Es hilft nichts, Geld in Schulen zu stecken, wenn die Hauptschüler ein bisschen mehr englisch können, aber nach einem Abschluss keinen Job als Verkäufer finden, wenn’s irgendwann nichts zum Verkaufen gibt, weil keine Käufer da sind. Um jetzt mal grob zu vereinfachen.

Und die freie Szene in Bochum ist, mit Verlaub, ein Pflänzchen. Eins dass es zu hegen und zu pflegen gilt, selbstredend, aber wenn man die prekären Arbeitsverhältnisse in dem Bereich etwas reduzieren will, muss man halt auch öffentliche Kulturhäuser haben, in denen Tonmeister, Regieassistenten und Bühnenbildner gebraucht werden. Das eine lebt nicht ohne das andere, ohne ein Stadttheater hier gäbe es keine Rottstraße, machen wir uns doch nichts vor.

Es geht nicht um das Konzerthaus und die klassischen Konzerte. Es geht darum, dass man auch mal Leute im Anzug im Bermudadreieck sieht, dass in der Nähe vielleicht mal andere Läden aufmachen als Abfütterbetriebe. Dass sich der Katholikentagsbahnhof besser einbinden lässt und sich eine Achse vom Theater bis in die Stadt entwickelt.

Es ist das gleiche wie in Unternehmen: Wenn man Investitionen nur unter dem Gesichtspunkt des Geldes betrachtet, rechnet sich eigentlich nie etwas. Die Pointe ist, dass diejenigen, die investieren, ohne dass es sich rechnet, am Ende meistens trotzdem besser dastehen. Entwicklung bruacht immer den Mut und das Vertrauen, Dinge stemmen zu können und hinzukriegen, einfach weil die Dinge wichtig sind. Man sollte politische Entscheidung nicht den Kaufleuten und Erbsenzählern überlassen, die starren nur auf die Zahlen und vergessen den Menschen.

Ulrich Fuchs
Ulrich Fuchs
12 Jahre zuvor

@Volker Steude:

Nein, es geht nicht darum, permanent Zeug zu bauen. Es geht aber *auch* darum, Zeug zu bauen. Es geht darum zu realisieren, dass die Stadt Bochum heißt. Nicht Wattenscheid, Gerthe, Stiepel oder Höntrop. Dass diese Stadt ein Zentrum hat, auf das die Energie gehen muss. Dass die Uni weit mehr Bedeutung im Denken der Bochumer kriegen muss als der VfL. Dass diese Stadt mehr zu bieten hat als ein bisschen Subkultur (da konkurriert sie übrigens ganz heftig mit Köln und Berlin, wohin und warum verschwinden denn die ganzen Abgänger aus dem Theater- und Medienbereich der Uni nach ihrem Abschluss?) Diese Stadt fühlt sich einfach nicht als Stadt an, jede 50000-Einwohnerstadt auf dem Land kriegt das besser hin.

Der Wettbewerb der Ruhrgebietsstädte ist nicht das Problem. Das Problem ist, dass innerhalb der Städte jeder Stadtteil ohne Ende finanziell gebauchpinselt werden muss, trotz einer Nahverkehrsanbindung ins Zentrum, von dem man überall sonst nur träumt.

Mit anderen Worten: Die Bochumer sind glücklich und zufrieden mit Frikadellen. Wer braucht schon Lachsschnittchen. Das Problem ist nur, dass man Lachsschnittchen eben auch anbieten muss. Leute mit Kohle wollen sich sehen lassen und ein bisschen angeben. Dazu wollen sie andere Leute um sich rum haben, die auch Kohle haben. Ein bisschen Szene darfs zwar auch gern sein, aber irgendwo will man das neue Abendkleid zeigen. Und wenn diese Klientel das nicht in Bochum bekommen kann, machen Sie’s halt in Essen. Und zwar dauerhaft, samt Einkommenssteuererklärung. Sie fährt eben nicht nur in den Saalbau für einen Abend, sondern sie zieht gleich nach Kettwig.

Das gleiche gilt für die Kreativen. Das bisschen Szene hier hält sie nicht. Ja, einverstanden, ausbauen so viel als geht, das ist ein differenzierender Punkt zu Dortmund (Hightech-Image) und Essen („Hoch“-Kultur-Image). Aber wie ich oben schon schrieb: Ohne eine „gebundene“ Kulturszene wird es auch keine Freie geben. Fakt ist leider nämlich, dass diejenigen, die sich freie Kultur ankucken, vorwiegend die sind, die über öffentlich finanzierte Kultur bezahlt werden.

Wolfgang Wendland
12 Jahre zuvor

Sehr geehrter Herr Ulrich Fuchs,
an ihrem Text kann man genau sehen, warum Bochum so provinziell ist. Weil dort Dinge getan werden, nur um nicht provinziell zu sein und weil dieser unsägliche Kommunalstolz einzig auf der Tatsache fußt, dass Bochum nicht Gelsenkirchen ist. Traurig.

Stefan Laurin
Admin
12 Jahre zuvor

@Wildgang: Treffer 🙂

ML
ML
12 Jahre zuvor

Sehr geehrter Herr Townsend,

bisher habe ich mich als Bürger dieser Stadt in der „LEX KONZERTHAUS“, wie Sie es nennen, offen zurück gehalten. Das Problem bei dieser ganzen „Diskussion“ ist, dass viele Beteiligte nicht mit offenen Karten spielen und echte Zahlen nicht herausrücken – leider sind viele Gegenargumente auch nicht viel besser.

Jeder normal denkende und rechnende Mensch, auch davon gibt es Bochum (hoffentlich) genug, weiß, dass ein Haus dieser Größe und – versprochenen – Qualität nicht für knapp über 30 Mio. gebaut werden KANN. Die Häuser in Essen, Dortmund, ganz abgesehen von Hamburg, zeigen dies in aller Deutlichkeit. Im Projektmanagement nennt man diese von Ihnen propagierte Methode „Buy-in“-Methode. Kosten werden bewusst niedrig gerechnet, um am Ende wirklich nicht mehr aus der Sache herauszukommen.

Bevor von Ihnen nun wieder Schmähungen kommen in Richtung „Kunstbanause“, dann kann ich Ihnen nur sagen, dass ich regelmäßiger Kultur- und Konzertgänger bin und mich über ein tolles Haus freuen würde, aber: WENN ES FINANZIERBAR WÄRE: und das ist es nicht und wird es in absehbarer Zeit in Bochum nicht sein.

Was mich ärgert, und am 13. Mai werden wir es wieder auf Landesebene sehen, dass die meisten Menschen trotz Vorbehalte gegen eine bestimmte Politik ihr Kreuzchen immer wieder da machen, wo sie es seit Jahrzehnten tun.

Gruß
ML

Urmelinchen
Urmelinchen
12 Jahre zuvor

@Fuchs
Um großstädtisch zu leben, braucht es wahrlich kein Konzerthaus hier in Bochum, sondern lediglich die Energie, in eine der Nachbarstädte zu fahren. Punkt.
Zudem kämpfen die bestehenden Häuser schon wie wahnsinnig darum, ihre Auslastungszahlen zu steigern bzw. zu „schönen“.

@ Townsend
Was war das denn für eine unsouveräne Replik?! Wirkt irgendwie, als hätte man unseren Kulturdezernenten ertappt.

Ich freue mich schon darauf, wenn sich die drolligen Ratsmitglieder und Befürworter des Musikzentrums den Schwarzen Peter zuschieben werden, weil die Baukosten des Konzerthauses aus dem Ruder gelaufen sind – was passieren wird. Die klassische buy-in-Strategie: Alles ganz niedrig ansetzten, damit es dann während der Bauphase, also dann wenn es kein Zurück mehr gibt, teurer wird.

Die Folgekosten werden dann die zweite Kröte sein, die es zu schlucken gilt.
Wenigstens hat sich Bochum zum Ziel gesetzt, mit einem bürgerlichen „Leuchtturmprojekt“ unterzugehen. Chapeau!

Ne, ne, ne, mit solchen Entscheidungsträgern wird man hier niemals auf einen grünen Zweig kommen.

Urmelinchen
Urmelinchen
12 Jahre zuvor

@ Fuchs
Ein Konzerthaus macht allein macht aber noch lange keine Großstadt mit Glamour-Ambiente. Vor allem dann nicht, wenn der Rest vor die Hunde geht. Frage ist auch, ob es das überhaupt muss.

Dieses ständige Bestreben der Ruhrgebietsstädte werden zu wollen wie XY ist nichts anderes als Ausdruck eines tief sitzenden Komplexes, so ein Klein-Mann-Syndrom.

PS: Wie wäre es, wenn wir versuchen, die bestehende Kultur zu erhalten. Da wird es nämlich schon schwierig, wie folgende Pressemeldung zeigt:
Für die Kultur in Duisburg kämpfen:
„Retten Sie Oper, Ballett und Konzert in Duisburg!“

Start der öffentlichen Kampagne für den Erhalt der zentralen Kulturinstitutionen in Duisburg – gegen die geplanten Kürzungen im Etat der Deutschen Oper am Rhein ab 2014

· Heute: Start der Online-Petition unter http://www.operamrhein.de/petition
· Öffentliche Informationsveranstaltung am 31. Mai, um 19.00 Uhr im Theater Duisburg

Im Schulterschluss mit den Duisburger Philharmonikern wendet sich die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg ab sofort mit einer Online-Petition an die Öffentlichkeit: „Retten Sie Oper, Ballett & Konzert in Duisburg!“ Mit Unterschriften auf der Internetseite http://www.operamrhein.de/petition ist jetzt aktives Engagement für den Erhalt des Duisburger Kulturlebens gefordert. Ab Mittwoch, 2. Mai 2012, kann auch direkt auf den Unterschriftenlisten in den Opernshops, bei allen Vorstellungen im Theater Duisburg und im Opernhaus Düsseldorf sowie bei den Konzerten der Duisburger Philharmoniker gezeichnet werden. Die englischsprachige Version der Website ist unter http://www.operamrhein.de/petition/en_EN erreichbar.

Die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg mit ihren Sparten Oper und Ballett, die Duisburger Philharmoniker und die Freundeskreise beider Institutionen bitten die Bevölkerung um breite Unterstützung, denn:

Das kulturelle Leben in der Stadt Duisburg ist akut bedroht.

Nach dem Kahlschlag in der Finanzierung der freien Kultur sind nun auch Duisburgs zentrale Kulturinstitute in Gefahr: Die Verwaltungsspitze droht mit einer Kürzung ihres Zuschusses an die Deutsche Oper am Rhein in Höhe von 2,5 Millionen Euro ab 2014. Diese Streichung von rund 25 % des heutigen Zuschusses (10,6 Millionen Euro) hätte gravierende Auswirkungen:

· Das Opern- und Ballettangebot in Duisburg müsste erheblich eingeschränkt oder möglicherweise auch komplett eingestellt werden. Davon betroffen wäre auch die seit 2009 kontinuierlich aufgebaute Kinder- und Jugendarbeit (mit mehr als 30.000 jungen Besuchern im Jahr in Düsseldorf und Duisburg).
· Die Duisburger Philharmoniker, die 70% ihrer Tätigkeit für die Opern- und Ballettaufführungen im Theater Duisburg leisten, wären unmittelbar in ihrer Existenz gefährdet.
· Ein Zerbrechen der Theatergemeinschaft Düsseldorf Duisburg hätte zwangsweise erhebliche Einschränkungen des Angebots der Oper und des Balletts in der Landeshauptstadt Düsseldorf zur Folge.

Über 150.000 Menschen besuchen jährlich die Vorstellungen und Konzerte von Oper, Ballett, Kinderoper, Schauspiel und Philharmonikern in Duisburg. Durch die Breite des Angebots, die anerkannt hohe Qualität und die intensive theater- und konzertpädagogische Arbeit werden weite Teile der Stadtgesellschaft und der Region angesprochen.

Seit Monaten leistet die Deutsche Oper am Rhein gemeinsam mit den Duisburger Philharmonikern Aufklärungsarbeit in den politischen Parteien und Gremien, um Konsequenzen der drohenden Kürzungen zu erläutern: „Uns ist bewusst, dass es in Zeiten wie diesen unumgänglich ist, Einsparungen vorzunehmen. Wir leisten sie bereits und sind auch weiterhin dazu bereit, aber Einsparungen in der geforderten Höhe bedrohen unsere Existenz“, erklärt Generalintendant Christoph Meyer, und richtet den Appell jetzt auch an die Öffentlichkeit: „Helfen Sie uns mit Ihrer Unterschrift und Ihrem Engagement, das kulturelle Zentrum der Stadt lebendig zu halten und setzen Sie ein Signal des positiven Aufbruchs gegen die schleichende Demontage der kulturellen Grundbildung, ein Zeichen des Bekenntnisses für den Lebensstandort Duisburg mit all seinen kulturellen und wirtschaftlichen Möglichkeiten!“

Informationsveranstaltung: Donnerstag, 31. Mai, um 19.00 Uhr im Theater Duisburg – Eintritt frei

Zur Kampagne „Retten Sie Oper, Ballett und Konzert in Duisburg!“ folgt am Donnerstag, dem 31. Mai, um 19.00 Uhr eine große Informationsveranstaltung im Theater Duisburg für alle, die sich für den Erhalt der Kultur in Duisburg stark machen und eine deutliche Botschaft an die politischen Entscheidungsträger senden wollen. Dazu laden die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg mit dem Ballett am Rhein, dem Opernchor, den Betriebsräten in beiden Städten sowie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gemeinsam mit den Duisburger Philharmonikern, den Düsseldorfer Symphonikern, dem Freundeskreis der Deutschen Oper am Rhein e.V., den Ballettfreunden der Deutschen Oper am Rhein e.V., der Gesellschaft der Freunde der Duisburger Philharmoniker e.V. und der Initiative proDUISBURG e.V herzlich ein. Der Eintritt ist frei, weitere Informationen folgen.

Spider
Spider
12 Jahre zuvor

Danke für den Artikel. Mir war nicht klar, dass das Konzerthaus ein so großes Problem darstellen könnte. Hatte gedacht Bochum wäre in der Haushaltssicherung und könnte sich praktisch keine weiteren Kosten leisten.

Ich habe eine Frage zu der Eiskirch/SPD Begründung (Artikel, Link 3). Dort wird von zukünftig 12.000 Schülern bei 150 Lehrern gesprochen. Die Musikschule Bochum schreibt auf ihrer Internetseite dagegen, dass derzeit 7.500 Schüler von 150 Lehrern unterrichtet werden.

Ist es wirklich realistisch, dass die 150 Lehrer noch 4.500 Schüler mehr unterrichten können?

Wolfgang Wendland
12 Jahre zuvor

„Leute mit Kohle wollen sich sehen lassen und ein bisschen angeben. Dazu wollen sie andere Leute um sich rum haben, die auch Kohle haben. Ein bisschen Szene darfs zwar auch gern sein, aber irgendwo will man das neue Abendkleid zeigen.“

Wenn solche ehrlichen, klaren Worte auf der Webseite der Stiftung Bochumer Symphonie gestanden hätte und nicht so ein Unsinn wie:

„Wir bauen einen Ort für erstklassige Konzerte und für die kulturelle Bildung unserer Kinder – offen für alle Musikrichtungen und für alle Bürger.“

Dann hätte ich bestimmt auch was gespendet 😉

Ulrich Fuchs
Ulrich Fuchs
12 Jahre zuvor

Ein paar Sachen, auf die man eingehen kann:

Ja, in Bochum gibt’s viel, was fürchterlich provinziell ist, aber Glamourfaktor entwickeln soll. Das passiert natürlich nicht, wenn man versucht, Glamour zu bewusst zu erzeugen, soviel Models kann man gar nicht bezahlen. Musterbeispiel hier ist für mich der Steiger-Award, ein Trauerspiel sonder gleichen. Aber man kann versuchen, aufzuhören, eine Hagiographie der Kleinbürgerlichkeit zu sein. Man könnte als Bochumer Bürger aufhören, von „Fidelbuden“ zu reden, beispielsweise. Oder man könnte aufhören zu behaupten, dass ein Verein wie der VfL, der deutschlandweit seit Jahrzehnten als Kellerkind verschrieen ist, den Ruf der Stadt irgendwie aufwerten könnte. Wenn man nur so argumentieren würde wie ML oben wäre ich glücklich. Mit Bürgern, die sagen „Wir hättens gerne, aber wir sind abgebrannt“ kann man diskutieren, lass uns nochmal rechnen. Mit Bürgern die sagen „Wer braucht den Mist?“ nicht.

Das Argument: „Die anderen Städte haben ja XYZ, also brauchen wir nicht auch XYZ“ hätte ich vor drei Jahren auch noch so angebracht. Die Kulturhauptstadt hat mich eines besseren belehrt. Mal ehrlich: Wie viel davon in anderen Städten haben wir persönlich wirklich genutzt? Eine Veranstaltung? Zwei? Und wie oft fahren wir denn wirklich nach Essen oder Dortmund, um da ins Theater oder ins Aalto oder den Saalbau zu gehen. Man geht nicht mal eben in Bochum einen Cocktail trinken, dann in Essen in die Oper und im Anschluß in Dortmund in einen Club. Das klappt rein organisatorisch nicht, diese Multizentrizität lässt sich in der Praxis nicht leben. Für den einen oder anderen vielleicht, für die Masse der Leute funktioniert das einfach nicht.

Abgesehen davon, den Leuten, die nicht so viel Kohle und keinen Studentenausweis haben, die aber vielleicht auch mal ins Theater oder ein Konzert wollen, denen muten Sie hier *diese* abendliche(!) Gurkerei zu, aber wehe, sie sollen aufs Rathaus in die Stadt, weil, Gott bewahre, eins der Bürgerbüros oder eine Stadtteilbücherei zugemacht werden soll.

Insofern: Ja, wir haben hier einen ganzen Haufen große Städte. Aber die brauchen *alle* eine städtische (und dazu gehört auch eine kulturelle) Infrastruktur. Ja, man kann versuchen auf der Verwaltungsseite was zu regeln und da zusammenzulegen was geht, und das passiert ja auch. Ja, man kann kooperieren, Ausstellungen und Aufführungen zirkulieren lassen. Und es ist ja nicht so, als passiere da nichts. Aber die Institution, die in einer Stadt fehlt, wird durch das Vorhandensein dieser Institution in einer anderen Stadt *nicht* ersetzt. Das hat meines Erachtens auch nichts mit Konkurrenzkampf zu tun, es geht einfach nur um Hygienefaktoren städtischen Lebens. Wir reißen ja hier auch nicht die Kanalisation ein, nur weil Dortmund auch eine hat oder verbieten Essen ein Rüttenscheid, weil wir ein Bermudadreieck haben.

Und ich glaube auch, dass das in allen Städten finanziell tragfähig sein kann. Verdammt noch eins, wir reden hier über Städte > 200000 Einwohnern, allesamt, mit ner Menge Umland im Süden und Norden. Das sind überall genug Menschen, um zusammen eine Stadt zu schmeißen, die sich ein Theater, ein Konzerthaus, ne Uni UND ne freie Szene leisten und die Straßen trotzdem in Schuß halten kann. Wenn sich die Bürger dieser Stadt mal um die Stadt als solche und nicht nur um ihre persönlichen Bequemlichkeiten bemühen würden.

Volker Steude
12 Jahre zuvor

@Fuchs

Bei meinem Artikel geht es eigentlich um die Kostenwahrheit. Verwaltung, CDU, SPD und die Grünen, behaupten das Musikzentrum kostet die Bürger nur max. 300.000 EUR im Jahr, obwohl es nachweislich mehr als 2 Mio. EUR/ Jahr sein werden. Das nennt sich Täuschung der Bürger. Jedem steht es frei zu meinen, dass sich selbst jährliche Kosten von 2 Mio. (mit JHH von über 5 Mio.) für die stadt lohnen. Hier aber werden bewusst falsche Kostenangaben gemacht, nur um die Bürger von dem Projekt zu überzeugen.

Die Art und Weise wie das Projekt den Bürgern verkauft wird, diskreditiert das Projekt.

Die Bürger können erwarten, dass Verwaltung und Politik ihnen die wahren jährlichen Folgekosten nennen und sie dann argumentieren, warum diese nach Meinung von Verwaltung und Politik gerechtfertigt sind. Nur dieser Weg ist fair.

Was ist ein Projekt noch wert, von dem die Bürger mit der Verbreitung von irreführenden jährlichen Folgekosten überzeugt werden müssen?

Urmelinchen
Urmelinchen
12 Jahre zuvor

@ Fuchs

Diese abendliche Gurkerei, die Sie als Zumutung darstellen, ist übrigens für Großstädte wie Berlin oder Paris durchaus normal, sofern man nicht direkt neben Oper oder Theater lebt.
Da braucht man schnell mal 40 Minuten um von A nach B zu gelangen. Wieso ist das keinem Bochumer zuzumuten. Auch wird der Theater oder Opernbesuch bestimmt nicht daran scheitern, dass man die Transportkosten nicht mehr aufbringen kann, nachdem man zuvor problemlos eine 30,- € Karte erstanden hat.

Was viele Kommentatoren aufregt ist nun einmal die Tatsache, dass auf der einen Seite Einsparungen sowie Erhöhungen verordnet werden, weil der Haushalt mehr als desolat ist, auf der anderen Seite man in punkto Konzerthaus das Rechnen vollständig aus dem Blick verliert, so geblendet ist man von der eigenen Vision.

Bestehende Einrichtungen (siehe Duisburg) sind akut bedroht. Sollte man nicht versuchen eher diese zu halten, anstatt sie vor die Hunde gehen zu lassen?

Cornelius
Cornelius
12 Jahre zuvor

Wenn irgendwann mal der Tag gekommen ist, dass mich solche Diskussionen interessieren, ich glaube dann wird’s Zeit das kleine Köpfchen aufs Gleis zu legen. Arme Heimat… bis dahin immer schön Abstand halten und nett lächeln.

trackback
12 Jahre zuvor

Links anne Ruhr – und am Rhein (Landtagswahl #nrw12) 01.05.2012…

Bochum: Stühle raus! Party auf dem neuen Platz (DerWesten) – Die fast schon langweilige Veranstaltung "Stühle raus!" des Bochumer Bermudadreiecks (weil die Außengastronomie – wie in den vergangenen Jahren – s…

Andreas Sierigk
Andreas Sierigk
12 Jahre zuvor

Meine verehrten Damen und Herren

Auch dann wenn die Verschleierung und Täuschung bezüglich der Kosten bei Anschaffungen sowohl in der Großindustrie als auch in der Politik schon längst Usus geworden ist, bleibt die “Buy-in”-Methode ein bewusster Betrug.

Auf der Kreisversammlung der Piraten wurde auf den Ablauf der Frist bezüglich des Ratsbeschlusses hingewiesen. Seien die Gründe für das Musikzentrum auch noch so edel darf es keine Frist für eine bewusste Täuschung des Bürgers in großem Stil geben.

Sämtliche öffentliche Investitionen wurden immer „teurer als Gedacht“. Oh, Wunder!

Ich habe mir letzte Woche die Jahrhundert – Halle angesehen.
Das sehr dünne Veranstaltungsprogramm hat mich noch nicht bewegen können dort hin zu gehen. Ein Jammer für ein solches Gebäude.

Ich finde, dass erst die Jahrhundert – Halle in die Gewinnzone geführt werden soll. Sicher sollen auch die Veranstaltungen für den pensionierten Museumsdirektor statt finden, aber auch Events für die Party – People, Freaks, die freie Szene und die Jugend. Eben für alle Bochumer…

Nicole Rudorf
Nicole Rudorf
12 Jahre zuvor

@Fuchs
Zitat:
„Es hilft nichts, Geld in Schulen zu stecken, wenn die Hauptschüler ein bisschen mehr englisch können, aber nach einem Abschluss keinen Job als Verkäufer finden, wenn’s irgendwann nichts zum Verkaufen gibt, weil keine Käufer da sind. Um jetzt mal grob zu vereinfachen.“

Das keine Käufer mehr da sind … oder vielmehr keine Läden mehr, die Auszubildenden Jobs anbieten – liegt das jetzt daran, dass wir in Bochum kein Konzerthaus haben?? Oder könnte das auch damit was zu tun haben, dass um u.a. solche Projekte zu finanzieren, erst letzte Woche mal wieder die Erhöhung der Gewerbesteuer beschlossen wurde??

Bochum hat bereits jetzt den höchsten Gewerbesteuersatz im ganzen Ruhrgebiet und dieser soll ja, wenn es nach dem Willen des Rats geht auch noch ein weiteres Mal angehoben werden.

DAS sind die Aspekte, die es für Unternehmer mehr als unattraktiv machen, nach Bochum zu gehen! Ob die Unternehmer-Gattin vielleicht etwas weiter fahren muss, um ihr Abendkleid auszuführen, dürfte wohl eher nebensächlich sein.

Volker Steude
12 Jahre zuvor

Hier noch ein Link zum Thema:

Ersetze „U-Turm in Dortmund“ durch „Musikzentrum in Bochum“ und schon hat man den Artikel, der bald nach Fertigstellung des Musikzentrums zu lesen sein wird.

https://www.steuerzahler-nrw.de/U-wie-unberechenbar/44492c53038i1p131/index.html

Emil Schevenerdel
Emil Schevenerdel
12 Jahre zuvor

Tja, Herr Steude, das haben wir jetzt davon, dass Sie andauernd am Musikzentrum sägen, jetzt ist es soweit, Zimbo wandert ab:
https://www.ruhrnachrichten.de/lokales/bochum/87-Jobs-ziehen-in-den-Norden;art932,1632635
Und das, nachdem Herr Fleskes und Herr Townsend sich solche Mühe gegeben haben!

Emil Schevenerdel
Emil Schevenerdel
12 Jahre zuvor

Übrigens, Herr Fuchs, zu der Frage, in wie weit das Musikzentrum das Ambiente und das savoir virvre der Bochumer Innenstadt anheben und ihre Attraktivität steigern würde: sind Sie schon mal nach dem Besuch des letzten Richard Claydermann Konzertes im Dortmunder Konzerthaus mal über die Brückstr. flaniert? Nur noch Dönerbuden mit mindestens fünf Sternen im Guide Michelin! Eine echte Aufwertung der Innenstadt!

Niemand
Niemand
12 Jahre zuvor

Kein Geld für Sozial Ticket aber ein Musikzentrum. Was für ein Schwachsinn. Dieser Mist ist doch genauso überflüssig wie ein Konzerthaus oder teures Theater in das eh nur Leute mit nötigen Kohle gehen.

Hexe
Hexe
12 Jahre zuvor

Wenn die Leute mit Kohle ihre Kleidchen zeigen wollen, dann sollen sie doch in die Kirche gehen, dass haben sie früher auch so gemacht, und dann hätte die Marienkirche auch nicht geschlossen werden müssen.

Wenn doch Geld ausgegeben wird, dann doch bitte für eine größere Mehrheit der Bürger und Bürgerinnen Bochums.

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