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Zu dritt gegen die Herrschaft der Mittelmäßigen

Graffiti. Berlin, Prenzlauer Berg Foto: G.Elser Lizenz: CC BY 3.0

Sind die Coronamaßnahmen nur der Auftakt zu einer ganzen Welle an staatlichen Eingriffen in das Leben der Bürger? Der Soziologe Andreas Reckwitz glaubt, dass eine Ära der Pflicht die Phase der individuellen Freiheiten ablöst.

„Ist die Pandemiebekämpfung eine Vorlage für die Klimapolitik?“ fragt Deniz Yüksel im Interview den neuen Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne). Dessen Antwort ist eindeutig: „ Nein. Wir brauchen für den Klimaschutz politische Mehrheiten. Und die kriegt man nur, wenn man überzeugt und deutlich macht: Was wir machen, dient nicht nur dem Klima, sondern auch der Wettbewerbsfähigkeit durch Innovation, den Arbeitsplätzen und der Lebensqualität.“

Nun braucht auch die Pandemiebekämpfung politische Mehrheiten und die hatte sie von Anfang an: Seit Beginn der Pandemie befürworten zwei Drittel der Bürger die Maßnahmen der Politik. Das Alltagswissen darüber, was ein Virus anrichtet und wie man es bekämpft, scheint bei den Menschen tief verankert zu sein.

Im Gegensatz zum ausgewiesenen Realpolitiker Cem Özdemir sieht der Soziologe Andreas Reckwitz sehr wohl in den Coronamaßnahmen eine Blaupause nicht nur für die Klimapolitik, sondern für ein weitgehendes Regime der Fremd- und Selbstdisziplinierung. In einem in der Zeit veröffentlichten Gastbeitrag schreibt Reckwitz die „Corona-Krise ist möglicherweise nur ein Trainingsfeld für Kommendes.“ Die neue Pflichtenethik sei „keine Sache der Konservativen und einer traditionellen Moral mehr. Im Gegenteil wird sie vor allem vom prinzipiell linksliberalen, gut ausgebildeten, urbanen Segment der Gesellschaft und Politik getragen.“ Also genau dem Milieu, das Reckwitz in seinem Buch „Die Gesellschaft der Singularitäten“ beschrieben hat. Die neue Pflichtenethik beeinflusse mittlerweile die Lebenswelten und sei dabei, jenes psychische Über-Ich der Scham- und Schuldgefühle, das seit den 1970er- Jahren abgebaut wurde, in neuer Form wieder zu errichten, etwa in Gestalt der Flug- oder der Impfscham: „Sie ist dabei, das Recht, die Wirtschaft und die Politik zu transformieren: von der neuen Austarierung von Pflichten gegenüber Rechten in der juristischen Argumentation über die Reaktionen der Ökonomie auf die Expansion des moralischen Konsums (grüne Anlageprodukte, CO2-Ausgleich et cetera) bis hin zu einer Politik, die zugunsten von Gesundheit oder Nachhaltigkeit Zumutungen bereithält.“

Reckwitz ist klar, dass die Durchsetzung dieser Politik der Pflicht zu Konflikten führen wird: „So nachvollziehbar, ja notwendig der Paradigmenwechsel im Grundsatz auch ist, er findet nicht reibungslos statt, sondern enthält gesellschaftlichen Sprengstoff. Denn der neuen Pflichtenethik folgen ja nicht alle. Gegen ihren eigenen Anspruch auf Allgemeingültigkeit hat sie vielmehr das Zeug dazu, neue Differenzen und Polarisierungen zu befeuern.“

Von drei Seiten sieht er möglichen Protest gegen die kommende Ära der Volkserziehung. An erster Stelle stehen für ihn da alle, denen Freiheit etwas bedeutet: „Es gibt linke Libertäre, die sich auf das Selbstbestimmungsrecht gegen den Staat berufen, und es gibt liberale Libertäre, die auf klassische Freiheitsrechte pochen. Sie nehmen in der neuen Pflichtenethik autoritäre Tendenzen wahr.“

Dann sind da noch „sozial Benachteiligte“, früher nannte man sie wohl auch mal Arbeiterklasse, die sich eher stumm verweigern würden: „Wenn man sich in der Hierarchie der spätmodernen Sozialstruktur auf einem der unteren Ränge befindet, ist die Neigung offenbar gering, sich – so der Eindruck – von »denen da oben« in die Pflicht nehmen zu lassen.“ Was nachvollziehbar ist. Wenn man „die da oben“ schon durchfüttern muss, warum sollte man auch noch freudig ihren Befehlen und Marotten folgen?

Als dritte Gruppe sind da noch die Menschen, die „den kulturellen und technologischen Unterbau der spätmodernen Gesellschaft“ bilden:  „Es ist ja nicht so, dass die Kultur der Selbstentfaltung und Individualität, in der das Ich auf seinen Bedürfnissen und seiner Eigenständigkeit besteht, verschwunden wäre, seitdem nun ökologische oder gesundheitliche Pflichten eingefordert werden.“

Die drei Gruppen, die Reckwitz als mögliche Probleme auf dem Weg in die strenge, im Kern puritanistisch-grüne, Zukunft ausgemacht hat, sind indes keine renitenten Minderheiten, sondern stellen zusammen eher die Mehrheit der Bevölkerung. Und die hat gute Gründe daran zu zweifeln, dass es dem „linksliberalen, gut ausgebildeten, urbanen Segment“ in „Gesellschaft und Politik“ nur um die Rettung des Planeten und eine bessere Zukunft für alle geht. Reckwitz unterstellt dieser Gruppe der vermeintlich Klugen und Guten, aus der sich nicht wenige in seinen Büchern wiedererkennen, vernünftig zu handeln. Dass es ihnen vor allem um Macht auf allen Ebenen geht, schreibt er nicht. Er scheint davon auszugehen, dass sie, die man auch als Ökobourgeoise bezeichnen kann, nicht nur guten Willen haben, sondern auch über die notwendigen Erkenntnisse verfügen, um die richtigen und notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, denen die anderen außer Unwillen eigentlich nichts entgegenzusetzen haben. Nach Reckwitz sollen die Ökoglückverweigerer durch Druck und Pädagogik auf den Pfad der Erleuchtung geschubst werden.

Seit längerer Zeit geht die Ökobourgeoise davon aus, nicht eine Gruppe unter vielen, sondern die neue herrschende Klasse zu sein, die sich Aufgrund ihrer Überlegenheit nicht darum bemühen muss, die Mehrheit zu überzeugen. Man lebt in dem Bewusstsein das Recht  zu haben, auch durch Manipulationstechniken wie „Framing“ oder „Nudging“, das mit sanftem Druck ausgeübte Schubsen auf den rechten Weg, ihre Ansichten durchsetzen zu können. Schon vor fast zehn Jahren erklärte ihnen der Sozialpsychologe Harald Welzer, dass man nicht mehr als drei bis fünf Prozent der Bevölkerung brauche, um die Bundesrepublik grundlegend zu ändern.

Begeistert unterstützt werden sie auf ihrem Weg dabei nicht nur von seriösen Medien wie der Zeit, in der es ja spannende kontroverse Debatten gibt, sondern vor allem von den öffentlich-rechtlichen Anstalten, deren Mitarbeiter nach wie vor darauf bestehen, als Journalisten gelesen zu werden, obwohl ihre Arbeit häufig eher der von Lehrern gleicht, die eine Horde unmündiger und manchmal auch unwilliger Schüler zu erziehen versucht.

Es sind Bücher wie die von Reckwitz, die diese sich zum Herrschen geborene Schicht in ihrer Auserwähltheit bestätigen. Natürlich verdient man in diesen Kreisen gut, hat beeindruckende Titel und oft auch einen Zugang zur Politik. Im Kern ist es jedoch eine Kaste von Mandarin, die im Gegensatz zu ihren chinesischen Ahnen keine harte Auswahl zu bestehen hatte und wohl nur von sich selbst und ihren tumbsten Gegnern als Elite gesehen wird. Es eine Kaste, die sich eine reiche Gesellschaft leistet und die von den meisten inhaltlich nicht ernst genommen wird. So haben viele Handwerker und Facharbeiter aus dem technischen Bereich wenig Probleme damit, die Visionen der Energiewende in wenigen Worten auszuhebeln. Die meisten Ingenieure rechnen auf einem Bierdeckel vor, warum die Energiewendepläne aller Parteien nicht gelingen können. Die Wirklichkeit, sie meint es nicht gut mit der Ökobourgeoisie und ihren Ideen.

Die grünen Mandarin sind nicht nur keine Elite, weil die Studiengänge, die sie in Deutschland absolviert haben, nicht mit denen in Frankreich vergleichbar sind, wo das Institut d’études politiques de Paris tatsächlich eine Elite ausbilden und schon an Studienanfänger Ansprüche stellen, die nahezu jede*n Kulturwissenschaftlerx in die Verzweiflung treiben würden. Da sie meist, einige haben auch geerbt, wirtschaftlich vollkommen abhängig von öffentlichen Zuwendungen sind, gleich ob sich die Steuern oder Haushaltsabgabe nennen, bleibt es ihnen zumeist erspart, die wirtschaftlichen Konsequenzen ihrer Politik am eigenen Leib zu spüren.

Auch die Begeisterung für Lockdowns und eine Zero-Covid Politik ist unter den neuen Mandarin so groß, weil das Einkommen zumeist nicht in der Wirtschaft erarbeitet, sondern vom Staat zugewiesen wird. Jeden in der Krise auf beliebige Zeit zu unterstützen, rührt auch nicht von Großzügigkeit und einem besonders stark ausgeprägten Bewusstsein für Solidarität. Geld ist in diesen Kreisen nicht mehr als ein paar Zahlen auf einem Bildschirm oder bunt bedrucktes Papier im Portemonnaie. Irgendwem kann man es immer wegnehmen und zur Not macht man einfach mehr davon. Es ist nur eine Frage der Dauer der aktuellen Krise, bis die Modern Monetary Theory auch bei uns heiß diskutiert wird. Die grünen Mandarin werden sie lieben und ARD und ZDF sie eifrig bewerben.

Die wirtschaftlich durch die Leistung anderer abgesicherte Traumwelt des „linksliberalen, gut ausgebildeten, urbanen Segments“ ist der Kern der Konflikte, die Reckwitz kommen sieht. Ihre Vorstellungen zu Bekämpfung des Klimawandels sind vor allem in Deutschland weltfremd. Kein Industrieland ist bislang der Energiewende gefolgt. Kein Land, das nicht über große Mengen Wasserkraft verfügt, kam bislang auf die Idee, aus der Kernkraft auszusteigen. Neue Kerntechnologien wie Thoriumreaktoren oder Kleinkraftwerke werden in China, den USA und Großbritannien geplant oder schon gebaut, in Deutschland jedoch nicht einmal ernsthaft diskutiert. Reckwitz liegt falsch, wenn er den Kampf gegen den Klimawandel als ein ernsthaftes Anliegen dieses Milieus darstellt. Die Mandarin instrumentalisieren den Klimawandel im Kampf gegen Kapitalismus und Industrie, ohne dabei zu erkennen, dass sie damit den Ast absägen, auf dem sie sitzen. Zu groß ist der Glaube an die eigene Herrlichkeit, als dass sich ein realistischer Blick auf die wirtschaftliche Abhängigkeit Bahn brechen könnte.

 

Es geht ihnen nicht um Umwelt und Gesundheit. Beides verbessert sich erwiesenermaßen vor allem durch ein starkes Wirtschaftswachstum. Es geht darum, die eigene lustfeindliche Gesinnung in der Gesellschaft durchzusetzen. Hier versucht das Mittelmaß, diejenigen, die weder im Labor, am Computer, im Seminar, auf dem Dancefloor oder an der Werkbank zu reüssieren wussten, eine auf ihren Unzulänglichkeiten fußende Ideologe durchzusetzen: Sie treibt der Neid auf alle, die Spaß haben oder Leistung zeigen: Wer nicht schreiben kann, will die Sprache kontrollieren. Wer nichts in der Realität schafft redet sich ein, sie durch Sprechakte verändern zu können. Wer keine Lust am Leben hat, sucht akribisch nach Beleidigungen, um sich wenigstens echauffieren zu können. Und wer sich gut echauffieren kann, hat sogar die Chance auf einen Job in der, natürlich staatlich finanzierten, Empörungsindustrie.

 

Die Konflikte, die Reckwitz zu Recht kommen sieht, sind keine Aufstände gegen die Vernunft. Sie werden getrieben sein von dem Willen der Kreativen, Leistungsfähigen und Hedonisten, die ein Leben führen wollen, ohne vom Staat abhängig zu sein, gegen eine Kaste mittelmäßiger Puritaner. Es wird Spaß machen, diese Auseinandersetzung zu führen.

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Arnold Voss
Arnold Voss
2 Jahre zuvor

Ich bin dabei.

Nansy
Nansy
2 Jahre zuvor

Reckwitz: die „Corona-Krise ist möglicherweise nur ein Trainingsfeld für Kommendes.“
Nun, diese Einschätzung habe ich schon öfters im Bekanntenkreis gehört. Jetzt wird uns das netterweise von einem Soziologen genauer erklärt.

"Der Corona-Notstand hätte gezeigt, dass man auch großen Teilen der Bevölkerung in kurzer Zeit etwas verbieten kann" so Tadzio Müller. Auch unser neuer Gesundheitsminster hatte schon ähnliche Phantasien.
Corona wurde auch meiner Meinung nach hier als Geschenk für einen Testlauf zur Einschränkung der Rechte der Bürger im Namen des "Klimaschutzes" genutzt.
Der Kampf gegen den Klimawandel war bei den meisten Ideologen nie ein ernsthaftes Anliegen, es ging immer um die radikale Umgestaltung der Gesellschaft.
Eine Kaste mittelmäßiger Puritaner sind offenbar auch die Vertreter des deutschen Ärztetages, die ihre Ärztemitglieder in die Umgestaltung der Gesellschaft einbeziehen wollen: die „Aufklärung der Patienten über die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels“ sollen eine „abrechenbare Leistung“ werden.
Da bin auf meinen nächsten Arztbesuch gepannt: nach Predigten über Konsum- und Fleischverzicht kommt dann die Rechnung?

ZeroZero
ZeroZero
2 Jahre zuvor

"Natürlich verdient man in diesen Kreisen gut, hat beeindruckende Titel und oft auch einen Zugang zur Politik. Im Kern ist es jedoch eine Kaste von Mandarin, die im Gegensatz zu ihren chinesischen Ahnen keine harte Auswahl zu bestehen hatte und wohl nur von sich selbst und ihren tumbsten Gegnern als Elite gesehen wird. Es eine Kaste, die sich eine reiche Gesellschaft leistet und die von den meisten inhaltlich nicht ernst genommen wird. "
Auch hier:
"Hier versucht das Mittelmaß, diejenigen, die weder im Labor, am Computer, im Seminar, auf dem Dancefloor oder an der Werkbank zu reüssieren wussten, eine auf ihren Unzulänglichkeiten fußende Ideologe durchzusetzen: Sie treibt der Neid auf alle, die Spaß haben oder Leistung zeigen: Wer nicht schreiben kann, will die Sprache kontrollieren. Wer nichts in der Realität schafft redet sich ein, sie durch Sprechakte verändern zu können. Wer keine Lust am Leben hat, sucht akribisch nach Beleidigungen, um sich wenigstens echauffieren zu können. Und wer sich gut echauffieren kann, hat sogar die Chance auf einen Job in der, natürlich staatlich finanzierten, Empörungsindustrie."

Das ist mir alles zu schwammig und zu widersprüchlich um es als ernsthafte Kritik bezeichnen zu können.
Gutverdiener, die vielleicht einen Job finden, nichts können, aber Titel tragen(hier sind vermutlich akademische Titel gemeint) und wohl die einzigen Gutverdiener sind, die sich ein Staat leisten muß, was auch immer damit gemeint ist.

Hier werden einfach Ressentiments vom Stapel gehoben ohne sich vorher mit der linken Gehirnhälfte abgesprochen zu haben.

Walter Stach
Walter Stach
2 Jahre zuvor

"Kreative, Leistungsfähige und Hedonisten"…..
Narrzisten und Egomane fehlen in der Aufzählung.

Diese "Herrschaften" als die Gesellschaft und Staat dominierenden?

Ansonsten:
Ich frage mich, welchen Ausmaßes an Arroganz es bedarf, um pauschal und generell "den derzeit Herrschenden" bzw. all den "derzeitigen Herrschaften" -das sind viele und viele sehr unterschiedlcihe – in Gesellschaft und Staat, in Wissenschaft und Politik, in den Medien MIttelmäßigkeit zu attestieren nebst des damit einhergehenden eigenen Anspruches absolute Wissens darüber, was "das Mittelmaß" ist, wem es zu attestieren gilt und wer folglich "ausgesondert gehört" -durch wen und wie auch immer-,wenn zukünftig der Kampf, die Auseinandersetzung um "Herrschaftsmacht" in einer freien, in einer pluralistischen Gesellschaft und in einem demokratischen Staatswesen zu führen ist..

Arnold Voss–1-
"Ich bin dabei" -wobei, wie dabei, zu welchen Zweck, mit welchen Zielen, mit welchen Folgen für Gesellschaft und Staat? Läßt hier "Utopia" grüßen oder geht es um etwas viel Banaleres, nämlich um das Führen eines permanenten Wahlkampfes gegen all das, was "man " als Links-Grün auszumachen bzw. wahrzunehmen und was "man" wie der Teufel das Weihwasser zu fürchten scheint?
U.a. die Führungselite der FDP ist aktuell wohl auf einem "ganz anderen Weg" oder?

Arnold,
ich bin dann "mal weg", jedenfalls bis ins Jahr 2020.

Ich wünsche Dir und allen anderen Ruhrbaronen trotz oder gerade wegen gravierender aktueller Probleme vor Ort in der Region, in Deutschland, in Europa,weltweit, nicht nur, aber insbesondere wegen der Corona Pandemie, die Möglichkeit zur Entspannung, zur Freude, zu Besinnlichkeit, zur Nachdenklichkeit einhergehend mit besonders gutem Essen und guten Getränken.
Und für 2020? Mögen zumindest einige wenige Wünsche in Erfüllung gehen, die "man" hat.

Arnold Voss
Arnold Voss
2 Jahre zuvor

@ Walter Stach

Es geht darum eine wichtige Debatte zu initiieren und durchzustreiten. Und da bin ich natürlich dabei. Und das auch und gerade mit Freunden wie dir, die nach meiner Ansicht mehr als leichtfertig Grundrechte in Krisenzeiten außer Kraft zu setzen bereit sind. Die ihr Leben lang staatlich allimentiert sind, waren oder sein wollten, und aus dieser lebenslang sicheren Position heraus gerade in Krisenzeiten politische Urteile fällen, die sie sehr wahrscheinlich so nicht fällen würden, wenn sie gegenüber den Risiken des Lebens – aus welchem Grunde auch immer – nichts so abgesichert wären.

Ich mach dir deinen gesellschaftlichen Status nicht zum persönlichen Vorwurf. Aber dahinter steckt auch eine Form der Arroganz, Walter, die obendrein den Vorteil hat, dass man sich dafür nicht extra aufspielen muss. Es ist ein Art unauffällige Arroganz die – wie du selbst am besten weißt – sehr oft mit dem Mittelmaß und weniger korrospondiert. Da gehörst du zu den wenigen Außnahmen.

In diesem Sinne auch dir und deinen Lieben frohe Festtage und einen guten Rutsch.

Bochumer
Bochumer
2 Jahre zuvor

Ach je… und in der Wirtschaft sind es die Nieten in Nadelstreifen, die alles an die Wand fahren…. Winterkorn ist da so ein Beispiel…

In der "Wirklichkeit" gibt es in einer Demokratie ein Spiel der Kräfte… und wenn mittlerweile selbst Mac Donalds vegetarische Burger anbietet, ist das ein Beleg dafür, dass die Wirklichkeit komplexer ist als die Gedankenwelt des Verfassers.

Philipp
Philipp
2 Jahre zuvor

Wenn es von Liberalen wenigstens ein Gegenangebot mit Grundeinkommen als anarchokapitalistischer Untergrenze, ausgestreckter Hand und Mentoring! bei Start-Ups und Investitionen und einer Befürwortung der Impflicht (dem größten Freiheitsversprechen für junge Menschen) gäbe , sodass sie endlich, endlich wieder ihr Leben leben könnten, dann könnte es ja was werden.

Stattdessen wieder die Greatest Hits mit Steuern senken, Impflicht vs. Bürgerrechte (schwierig, schwierig) und natürlich der Klassiker Inflationsgefahr. Na ja.

Warum – warum – sollten junge Menschen mit Mut u. Risikobereitschaft aus dieser Krise hervorgehen und nicht die Alimentation des Staates suchen?

P:S.: Und jetzt die Gegenthese: Wahlergebnis der FDP bei den Erstwählern. 😉

Arnold Voss
Arnold Voss
2 Jahre zuvor

@ Philipp # 8

Sorry, aber eine Impfung ist kein "größtes Freiheitsversprechen", wenn du trotzdem infiziert werden und andere infizieren kannst. Sie senkt nur dein eigenes Risiko eines schweren Verlaufs. Was ja nicht zu verachten ist. Im Gegenteil. Im übrigen haben junge Menschen bei Corona ein Hospitalisierungs- und Todesrisiko, das – obwohl das Virus weitaus gefährlicher ist – nicht höher als bei einer herkömmlichen Grippe liegt.

Ach ja, ich bin geimpft und für ein bedingungsloses Grundeinkommen.

Ruhr Reisen
Ruhr Reisen
2 Jahre zuvor

"Sozial benachteiligt" ist diese immer größer werdende Gesellschaft, weil sie wirtschaftlich benachteiligt ist, ausgegrenzt wird und deshalb immer weniger am sozialen und kulturrellen Leben teilnehmen kann. Da ist es nur schlussfolgernd, sich von der Kaste der Besserwisser und Parteien angewidert so fern wie möglich zu halten.

Lehmbruck
Lehmbruck
2 Jahre zuvor

Leider gibt es viele sehr durchschnittliche Charaktere bis Stümper, die an ihren Malle-Flügen, an ihren SUVs, an ihren Coronapartys in der Disco, an ihrem Silvesterfeuerwerk festhalten wollen, ohne sich irgend welche Gedanken über die Auswirkungen zu machen. Hinter diesen Technologien stecken nicht die genialen Ingenieure von heute, weil es sich um Vergangenheits- und Gegenwartsmärkte handelt und die Zukunft nur mit Klimaschutz und Krisenresilienz gestaltet werden kann.
Von Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern wie Volker Quaschning, Claudia Kemfert, Otmar Edenhofer, Christian Drosten, Anthony Fauci, Marcel Fratzscher, Mai Thi Nguyen-Kim… können sich sicherlich die meisten von uns eine Scheibe abschneiden. Das sind die Leute (ich habe stellvertretend nur ein paar wenige Namen genannt), die uns auf solider Faktenbasis – und nicht aus Missgunst oder Puritanismus – über Fachgrenzen hinweg die neuen Regeln erklären. Bewusst meiden sie die Politik, weil sie keine Moralapostel sind, die Macht ausüben wollen – sondern uns mentales Rüstzeug dafür vermitteln wollen, wie wir auch noch in 50 Jahren Lebensqualität übrig behalten können. Nur wird unser Leben natürlich ein anderes sein, auch das ist Fortschritt – Gott sei Dank. Wir, das breite Mittelmaß, sollten und nicht die Überheblichkeit anmaßen, es besser zu wissen.

abraxasrgb
abraxasrgb
2 Jahre zuvor

Bin auch weiter gerne dabei … die (Vor)Herrschaft der Mediokren, im besten doppeldeutigen Sinne, der Mediokratie, also auch der lautverstärkenden medialen Verstärkung des durchschnittlichen Mittelmaßes …

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