3 für 7 – Kulturtipps gegen den November

Diesmal gibt es keine gemeinsame Klammer für die drei Ausgehtipps. Warum auch? Das ist nämlich so eine typische journalistische Dummheit, alles immer irgendwie in Bezug setzen zu müssen, auch wenn die Bezüge in Wahrheit außerhalb des Textes zu finden sind. Zwischen einer Ausstellung in Bochum (siehe letzte Woche) und einem Tanzfestival zum Beispiel (Pina Bausch). Oder, wenn gewollt, zwischen den Smashing Pumpkins und Theodor Fontane (Cilli Drexel). Oder einfach zwischen dem 3. und 9. November (Duisburger Filmwoche).

Wie war das eigentlich nochmal mit der Popkultur? Das ist doch wenn man aufgrund der Werbung und nicht wegen der erbaulichen Qualität der Darbietung z.B. in‘s Kino geht, oder? Oder vielleicht doch eher weil jemand gerne mit sich selbst Werbung und neugierig macht? Wäre das nun näher an Warhol? Muss das das Publikum interessieren? Und was sind eigentlich die Auswahlkriterien bei den Duisburger Filmwochen? Quotiert da gar eine Jury nach Jarmusch-, Godard-, Gender-, Weltpolitik- und Wenders-Filmanteilen? Das wäre doch mal interessant! Der Journalist interviewt aber nicht, der Journalist sagt: Gucken gehen!

Und wie stellen wir uns „3 Wochen mit Pina Bausch“ (Untertitel) vor? Schön? Oder schreckt uns der vereinnahmende Titel ab? www.fest-mit-pina.de klingt ja nun auch streng nach Starprinzip. Schauen wir beim Internationalen Tanzfestival NRW 2008 also mehr nach Kameras und Prominenten oder nach dem Inhalt der Stücke und den Choreografien (Foto von Chris aus einem Stück von Meg Stuart)? Betrachten wir wie Aushilfs-Emporkömmlinge die Darbietungen irgendwelcher dressierten Püppchen oder erwarten wir Anreize für Sinne und Seele? Die namensgebende künstlerische Leiterin hatte es nie leicht mit dem Publikum hier, wie dankbar muss die Arbeit mit den Tänzerinnen und Tänzern also sein! Ergo? Der Journalist sagt: Nicht einfach nur gucken gehen, sich einlassen auch, bitte!

Nach „The killer in me is the killer in you“ und „Das Meerschweinchen“ ist „Effi Briest“ die dritte Regiearbeit von Cilli Drexel für Anselm Weber in Essen. „Kritik an der Institution Ehe“ sei das Thema Fontanes, heißt es. Stimmt, und das ist das Neue Testament im Grunde auch, oder? Interpretiert da nun also jemand Fontane oder liest ihn jemand richtig? Und ist das der Inszenierung anzumerken? Herrjeh, ist das kompliziert, dieses moderne Theater! Der Journalist sagt: Gucken gehen und einlassen, aber nicht einfach nur davon mitnehmen was gerade passt. Danke schön. Da war die Klammer (zu).

Im Überblick:
Die Duisburger Filmwoche findet vom 3. Bis 9. November im Filmforum statt.
Das Internationale Tanzfestival NRW an verschiedenen Orten in Wuppertal, Düsseldorf und Essen geht vom 7. bis 30. November.
Die Premiere von „Effi Briest“ ist am 7. November im Grillo Theater.

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
3 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
Thomas
15 Jahre zuvor

>Die Duisburger Filmwoche findet vom 3. Bis 9. November im Filmforum statt.

Puh, da bin ich aber froh, daß im Rahmen – ohne Klammer – dieser Qualitäts-Kulturtips nur das feinziselierte Vordergrundrauschen der Duisburger Filmwoche vorgezeigt wurde, nicht aber das schmutzige Hintergrundrauschen des ersten Heimatauftrittes der Duisburger Pilsköpfe seit einer Generation.

Denn dann könnte ja jeder kommen.

https://www.westside-ev.de/index.php?option=com_content&task=view&id=36&Itemid=1

Jens Kobler
Jens Kobler
15 Jahre zuvor

@ Thomas: Ich nehme grundsätzlich niemanden rein, der eine ganz normale MySpace-Seite hat – ich find‘ das reaktionär.

Jens Kobler
Jens Kobler
15 Jahre zuvor

P.S.: Ich sehe schon einen Unterschied zwischen einer inhaltlichen Klammer und dem klassischen Rahmen, der einen Artikel rund, also leicht verdaulich, macht.

Werbung