Migrantenliste für Recklinghausen?

Was Indien und der Nahe Osten für die Entstehung von Weltreligionen sind, ist das nördliche Ruhrgebiet für die Entwicklung neuer Parteien.

Andreas Scholz. Foto: Privat

Hier gab es schon in den 70er (Gladbeck) und 90er (Marl) SPD-Abspaltungen. Hier hatte der Landesverband von NRW seine erste Adresse, tummeln sich die Reste der DKP ebenso wie zahllose Bürgerlisten mit so schönen Namen wie BIG und BUM. Und als Jamal Karsli die politische Laufbahn von Jürgen Möllemann  ebenso ruiniert hatte wie das Nervenkostüm seiner einstigen grünen Mitstreiter in der Landtagsfraktion und gründete er hier seine eigene, völlig erfolglose, Partei – FAKT.

Und nun stehen die Chancen gut, dass sich wieder eine neue Liste im Kreis Recklinghausen gründet – diesmal allerdings mit dem Potential Nachahmer in anderen Städten zu finden, denn der gerade nach fünf Jahren aus der FDP ausgetretene Andreas Scholz will mit der Liste Integration in Recklinghausen zur Kommunalwahl im kommenden Jahr antreten. Scholz ist nicht irgendwer: Er saß als sachkundiger Bürger in Kreis- und Ratsausschüssen und war stellvertretender Stadtverbandsvorsitzender seiner ehemaligen Partei. Scholz sieht Bedarf für eine Liste Integration auf kommunaler Ebene: „In Bundestag, im Europaparlament und in den Landtagen sitzen schon seit Jahren Abgeordnete mit Migrationshintergrund. Auf kommunaler Ebene ist das anders und daran möchte ich etwas ändern.“ Andreas Scholz ist klar, dass der Migrationshintergrund keine allzu breite Basis für gemeinsame politische Aktivitäten ist. Migranten – das sind Türken und Griechen, Reiche und Arme, Linke und Rechte, Atheisten und Religiöse, Konservative und Liberale. „Es ist eine Ein-Punkt Liste – es gibt Schnittstellen zwischen allen Migrantengruppen. Es gibt gemeinsame Probleme und vor allem fehlt es an jeder Repräsentanz im Rat.“ Das will Scholz nun ändern und hat Kontakt zum Recklinghäuser Integrationsrat aufgenommen, einem machtlosen Pseudoparlament ohne Kompetenzen, das die Gemeindeordnung in NRW für Migranten geschaffen hat. Aus dem Kreis der dort Vertretenen gäbe es erste positive Signale. Bald, so Scholz, werde man sich treffen. Dann wird auch die Arbeit an einem Programm beginnen.
Sollte die Liste bei den Wahlen erfolgreich sein, hofft Scholz auf ein Umdenken bei den anderen Parteien: „Vielleicht ändern die dann ihre Listenaufstellungen. Wenn es normal ist, das auch Migranten über die Listen aller Parteien in die Räte kommen, werden wir überflüssig.“

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Gudrun Eussner
15 Jahre zuvor

Aus einer solchen Gründung werden sich mit der Zeit rein islamische Parteien entwickeln. Die zunächst dort multi-kultimäßig organisierten Deutschen, die „natives“, werden rausgedrängt, und fertig ist die Hezb-Allah.

Andreas Scholz
15 Jahre zuvor

Wäre ich Moslem, hätte ich schon lange eine „Migranten-Partei“ zu gründen versucht.
Ganz ohne Natives, die man später rausdrängen müßte.
Wissen Sie warum?
Weil Natives, wie Sie nur die Ausgrenzung der Zuwanderer im Sinn haben.

Arnold Voß
Arnold Voß
15 Jahre zuvor

Integration kann man nicht befehlen gschweige denn parteilich organisieren.Integration ist ein langwieriger konfliktreicher Prozess.Letztlich kommte es dabei auf das einzelne Individuum an und nicht auf die jeweilige Gemeinschaft. Im Gegenteil, Integration bedeutet für den einzelnen immer auch eine gwisse Loslösung von hergebrachten kulturellen und sozialen Bindungen. Und das genau macht es so schwierig und langwierig.

Wenn das die Mehrheitsgesellschaft erst einmal akzeptieren könnte, dann wäre schon vieles gewonnen.

Gudrun Eussner
15 Jahre zuvor

Lieber Herr Scholz, leider grenzen sich die muslimischen Zuwanderer selbst aus, es sei denn, Sie hielten die von den Muslimvereinigungen betriebene Politik der Integration für etwas anderes als die Integration von (noch) Nicht-Muslimen in die Ummah?

Sie sind kein Muslim, Ihre Bemerkung „Wäre ich Moslem, hätte ich schon lange eine ?Migranten-Partei? zu gründen versucht.“ zeigt, daß Sie nicht gefragt haben, oder, sollten Sie gefragt haben, keine Antwort darauf wissen, warum die Muslime keine Migrantenpartei gründen. Eine Partei, von Linke bis NPD, ist eine Institution aus unserem demokratischen Set. Die Demokratie aber lehnen gläubige Muslime ab. Darum treten sie allenfalls im Sinne der Taqiyya einer unserer Parteien bei und versuchen, die Interessen des Islams, nicht etwa der Muslime, dort durchzusetzen, siehe Axel Ayyub Köhler und Ayman Mazyek in Ihrer ehemaligen Partei.

Jetzt ist solches einmal geplatzt in Göttingen. Was Wilfried Murad Hofmann dazu meint: Wir müssen durch Parteieintritt – in alle wirklich demokratisch gesinnten Parteien – dazu beitragen, dass die Parteiprogramme islamkonformer werden.

Na, dann islamkonformieren Sie mal, viel Erfolg!

Andreas Scholz
15 Jahre zuvor

Liebe Frau Eussner,
fällt Ihnen an Köhler und Hoffmann etwas auf? Richtig, sind konvertierte Deutsche.
Mich interessiert der Islam nicht.
Mich interessiert das Zusammenleben in Deutschland.Ich möchte, daas allmählich die Selbstverständlichkeit im Umgang eintritt, die eigentlich schon lange fällig ist.
Kinder die in türkisch-stämmigen Familien geboren werden, sind genau so Teil der Zukunft dieses Landes, wie alle anderen.
Wie sollen sie in dieser Gesellschaft ankommen, wenn ihnen ständig die vermeintlichen Defizite ihrer Eltern vorgehalten werden? Wie sollen ihre Eltern sie an diese Gesellschaft heranführen, wenn ihnen überall mitgetilt wird, dass sie eben selbst nicht dazu gehören können?
Islamisierung und Parallegesellschaft sind politische Kampfbegriffe, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben.
Für mich als Eingeborenen sind manche Verkehrs- oder Schützenvereine viel eher Parallelgesellschaftten, denen ich verständnislos gegenüber stehe.
Ich fürchte mich aber nicht vor denen, sondern bleibe lediglich weg.
Diese Freiheit im Umgang miteinander müssen wir alle haben.
Niemand muß in die Kirche oder Moschee gehen, der dort nicht hin will, aber jeder muß jedes Amt erreichen können, wenn er die persönlichen Voraussetzungen dafür mitbringt.

Demokrit
Demokrit
11 Jahre zuvor

Das erinnert an politisch korrekte Quote und Gender. Frau Eussner und Arnold Voss beschreiben die Realität, Sie, Hr. Scholz, eine destruktive Fiktion. Ich frage mich, weshalb, und das in absoluten Zahlen im Vergleich zur Bevölkerung, Muslime Nachholbedarf haben sollen…allen stehen dieselben Hilfen und Unterstützungen zu. Laisierte Türken haben diese Probleme eher nicht!

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