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Amor mit Tunnelblick: Das Cupid-Dating Netzwerk bedient fragwürdige Denkmuster

Und jetzt alle schön unter sich bleiben! Screenshot: blackcupid.com

Die Partnervermittlung ist eine ernste Sache. Hier geht’s ans Eingemachte. Der Singlemarkt, vor allem im Internet, ist kaum mehr zu überschauen. Es gibt mittlerweile für fast jede Nische das passende Portal, „Singles mit Niveau“ treffen sich bei ElitePartner.de, Punks kommen bei abgefuckt.de auf ihre Kosten. Nun mag es ja durchaus sinnvoll sein, Portale zu schaffen, in denen Menschen von vornerein entlang ihrer Interessen und Befindlichkeiten ausgesiebt werden; Gerade auch, wenn es um Religion geht, bleiben Menschen bekanntlich gerne unter sich. So etwa bei Partnervermittlungsseiten für Muslime, Christen und andere Glaubensrichtungen.

Genau auf solche Nischen-Angebote hat sich das „Cupid-Media Netzwerk“ spezialisiert. Klickt man allerdings ein entsprechendes Werbebanner des Netzwerkes an, bekommt man einen Eindruck davon, wie schnell eine solche Separierung in einem rassistischen Weltbild enden kann. Denn Cupid bietet noch Dienste ganz anderer Art an.

Die Firma scheint in erster Linie auf das Stillen von Bedürfnissen nach „ethnisch reinen“ Volksgemeinschaften fokussiert zu sein. Hier eine kleine Auswahl der verschiedenen Flirtseiten des Cupid-Netzwerkes: Da gibt es Blackcupid, Indiancupid, ChineseLoveLinks, Vietnamcupid, Koreancupid, Japancupid, Malaysiancupid, Filipinocupid, Mexicancupid, Russiancupid und viele mehr. Wer es verrückt mag, dem kann bei „Interracialcupid“ geholfen werden.

Von Eric Cartman lernen

Da gibt es diese Southpark-Folge, in der Cartman die Rolle von Cupid-Media zu übernehmen scheint. In „Cartman finds Love“ (Season 16, Episode 7) kommt ein neues Mädchen an die Grundschule von Southpark. Sie ist Afro-Amerikanerin und alle Kinder fragen sich, auf welchen Jungen sie wohl steht. Bezeichnenderweise verwandelt sich Cartman in „Cupid“ (Lateinisch: Amor) mit der heiligen Mission, das Mädchen mit dem einzigen schwarzen Jungen der Schule zu verkuppeln. Für ihn ist es selbstverständlich, dass Menschen gleicher „Ethnie“ zusammengehören. Im Nachhinein kommt raus, dass Cartman auch für viele weitere „gleichrassige“ Pärchen in der Schule verantwortlich ist. Genau dies scheint auch der Ansatz des Cupid-Netzwerkes zu sein.

Andererseits scheint die Seite „weiße“ Männer dazu ermuntern zu wollen, sich in Sextourismus-Manier Frauen beliebiger Nationalität zu angeln. So bedankt sich auf Koreancupid etwa ein mitteleuropäisch aussehender „Justin“ dafür, endlich eine „gute Frau“ gefunden zu haben. Und bei Dominicancupid schwärmt eine „Sunshine“, die „Liebe des Lebens“, einen ebenfalls „weißen“ Michael, gefunden zu haben. Andersherum gibt es diese Kombination nicht, es sind entweder Paare gleicher Nationalität, die hier als Positivbeispiele präsentiert werden, oder aber der männliche Part ist weiß. Dass sich das Angebot in erster Linie an Männer richtet, verstärkt diesen Eindruck. Frauen „warten“ hier stets auf einen, wenn man etwa „interested in Iranian ladies“ ist. Oder man klickt sich durch „our gallery of gorgeous Thai women“. Der Blick in die „Succes Stories“ bestätigt dies, weiße Macker hier, schmachtende Exotinnen da. Frauen werden vom Werbetext so gut wie nie angesprochen.

Summa Summarum: Durch den Dienst werden zum einen Strukturen gefestigt, die von der Realität längst überholt wurden. Wen interessiert es heute noch, welche Nationalität/Hautfarbe der Mensch hat, in den man sich verliebt? Wohl nur Menschen mit einem extremen Tunnelblick. Oder Rassisten. So ist auch im Exil „genetische Homogenität“ gewährleistet. Zum anderen: Was sind die Beweggründe junger Frauen aus fernen Ländern, sich wildfremden europäischen Männern an den Hals zu schmeißen? Liebe, gut, nur hat man genug thailändische Reisedokus gesehen, um wissen zu können, dass da manchmal auch andere Gründe eine Rolle spielen. Hier soll kein Pauschalurteil über die Nutzerinnen und Nutzer der Cupid-Dienste gefällt werden. Allein, es lohnt sich genauer hinzuschauen, welche Mechanismen immer noch in vielen Köpfen existieren, die Angebote wie das Cupid-Netzwerk bereitwillig bedienen.

 

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Helmut Junge
Helmut Junge
11 Jahre zuvor

Martin,
mit deiner Feststellung:
„Durch den Dienst werden zum einen Strukturen gefestigt, die von der Realität längst überholt wurden“, hast du sicher Recht, und es müßte eigentlich untersucht werden, ob solche Werbungen nicht gegen den Geist unserer Verfassung verstoßen.
Gute Arbeit!

teekay
teekay
11 Jahre zuvor

‚Wen interessiert es heute noch, welche Nationalität/Hautfarbe der Mensch hat, in den man sich verliebt?‘ Klar, finde ich persoenlich auch richtig, hat aber wenig mit der Realitaet zu tun: ‚Multiracial Americans numbered 7 percent of married couples, up from 2 percent in 1970‘ (en.wikipedia.org/wiki/Interracial_marriage). Und das Spiel koennen wir so weiter spielen. Hautfarbe und Herkunft sind extrem wichtige Faktoren bei der Partnerwahl-heute, ueberall, weltweit. Warum ein australischer Anbieter von suchmaschinenoptimierten Dating Webseiten irgendwas mit ‚„ethnisch reinen” Volksgemeinschaften‘ am Hut haben soll bleibt mir schleierhaft. Gut, offenbar verbirgt sich hinter dem Konzept ein halb-serioeses Angebot um ‚Mailorder brides‘, was man zwar moralisch verurteilen kann, was aber so alt wie das Internet ist. Sicherlich kann man mit Phantasie die Webseiten als Beleg fuer globale sozio-kulturelle und wirtschaftliche Problem sehen (‚arme‘ Frauen bieten sich aus Verzweiflung reichen Maennern im globalen Norden an), aber ‚rassistisch‘ geht weit an der Realitaet vorbei.

Ben
Ben
11 Jahre zuvor

In einer Welt, in der es niemanden mehr interessiert, welche Nationalität/Hautfarbe der Mensch hat, in den man sich verliebt, sollte es eigentlich auch vollkommen egal sein, wenn es Menschen gibt, die sich halt einfach eher in Menschen ihrer Hautfarbe oder ihres kulturellen Hintergrundes verlieben. Das hat in vielen Fällen nämlich eher weniger mit Rassismus zu tun als vielmehr mit der Geborgenheit durch Gemeinsamkeit. Deswegen gibt es auch gelegentlich Paare, bei denen beide Partner die gleichen Berufe ausüben, die gleiche Religion haben, etc.

Dass Dir angesichts des Bedürfnisses mancher Menschen nach einem „same colour“-Partner schlecht wird, halte ich nun wiederum für den Ausdrucks eines Tunnelblicks. Nämlich dem, der überall Rassismus sieht – selbst dort, wo keiner ist.

Helmut Junge
Helmut Junge
11 Jahre zuvor

die „marktlogische reaktion auf die offensichtliche nachfrage.“ kann reglementiert werden. Vermutlich verstößt diese marktlogische Reaktion schon jetzt gegen Gesetze. Es gibt doch unzählige Auflagen auf allen möglichen Gebieten.
Gegen dein „Schlechtwerden“ will ich kein Mittel anbieten. Das ist eine natürliche Reaktion, die sich jeder Mensch erhalten sollte.
Übrigens ist nicht mal sicher, dass die Nachfrage so exakt ermittelt wurde.
Es kann auch eine vermutete Nachfrage sein, was allerdings auch schlimm wäre.
Die von mir beobachtete Realität hat nämlich auch Kombinationen, die in der Werbung fehlen. Die müssen in der Werbung also ergänzt werden, notfalls durch eine Klage, die die juristische seite klärt.

Helmut Junge
Helmut Junge
11 Jahre zuvor

@Ben,
unabhängig davon, was die Menschen freiwillig, oder gerne machen, gibt es ein gesellschaftliches Interesse, dass dafür die Rahmenbedingungen stimmen.
Dazu gehört auch, dass der Blickwinkel dieser Menschen nicht durch einseitige bzw, klischeehafte Vorbilder eingeengt wird. Genau die geschieht hier in dieser Werbung aber.
Hier in dieser Werbung wird eine verdeckte Form von Apartheid vorgespiegelt.

Ben
Ben
11 Jahre zuvor

@Helmut Junge:

Sind dann also z.B. die Obamas klischeehafte Vorbilder?

Nansy
Nansy
11 Jahre zuvor

Zitat: „Durch den Dienst werden zum einen Strukturen gefestigt, die von der Realität längst überholt wurden.“
Das ist politisch korrektes Wunschdenken – was nicht sein darf, kann nicht sein!
Offenbar gibt es einen Markt für diesen „Dienst“ und somit auch noch die entsprechenden Strukturen.

Zitat: „Was sind die Beweggründe junger Frauen aus fernen Ländern, sich wildfremden europäischen Männern an den Hals zu schmeißen?“ Nun, zum Beispiel der Frauenüberschuss auf den Philippinen und die Aussicht in eine bessere soziale und wirtschaftliche Situation zu heiraten. Und in den betreffenden asiatischen Ländern sieht man diese Zielsetzung überhaupt nicht als fragwürdig an, sondern als ganz normal. So normal, wie reiche Männer sich hübsche Frauen suchen, auch aus einfachen Verhältnissen. Man ist da pragmatisch. Nicht nur in diesen Ländern richtet man sich nicht nach der deutschen (europäischen?) politisch korrekten Befindlichkeit.

Die Menschen richten sich noch immer nicht nach der richtigen politischen Einstellung? Wie furchtbar – da muss man doch mit Verboten und Volkserziehung nachhelfen. Nur zur Erklärung – mir geht diese Art von Denkmuster auch gewaltig auf den Geist.

Lass es Hirn regnen
Lass es Hirn regnen
11 Jahre zuvor

Das Private ist unpolitisch 😉
Ich glaube wirklich, es hakt ein wenig? Das geht anscheinend die politisch korrekte Über-Ich-Funktion des Gutmenschen mit ihren Ideologemen mit dem Autor durch?
Was bitte hat denn Partnerwahl mit Rassismus gemeinsam?
Was ist mit Partnervermittlungsseiten, bei deren Suchmaske Benutzer Haarfarbe, Körpergröße, Gewicht und Augenfarbe auswählen können? Womöglich suchen sich Neonazis ihre Freundinnen dort nach dem Beuteschema blond, blauäugig etc. aus. Tz, Tz, wo kommen wir denn hin, wenn jeder so einfach seine Vorlieben ausleben kann? Konsequent zu Ende gefragt: Darf ich mir überhaupt (m)einen Partner nach Äußerlichkeiten aussuchen oder ist das schon „Lookism“ (gibt es wirklich *lol*). Nach der weiter gedachten Logik des Autors und einiger Kommentatoren dürfte es ja nur noch anonymisierte Kontaktanzeigen geben. Wer einen Korb kassiert hat das Recht nach dem AGG auf Klage. Ich finde internationale Paare sind, egal wie sie zusammen gefunden haben, ein wunderbarer Beitrag zur Völkerverständigung.
Puritaner aller Länder vereinigt Euch … viel Spaß dabei 😉

harry
harry
11 Jahre zuvor

Manche Menschen stehen auf braungebräunte, dunkelhaarige Menschen, manche auf den blonden, nordischen Typ. Das ist kein Rassismus, sondern eine Geschmacksfrage. Trotz aller Bekenntnisse, dass die inneren Werte zählen, ziehen wir doch nur diejenigen als potentiellen Partner in Betracht, die wir als äußerlich attraktiv empfinden. Die Trennung bzw. Partnersuche nach Religion halte ich für bedenklicher als die nach Aussehen.

Dass die Werbung hauptsächlich Männer anspricht ist auch nur der Nachfrage geschuldet, zu gefühlt 80% ist der Single-Portal-Nutzer männlich.

Arnold Voß
Arnold Voß
11 Jahre zuvor

Folgendes zu lesen könnte bei dieser Diskussion hilfreich sein:

https://racerelations.about.com/od/interracialrelationships/a/InterracialCouplesofColor.htm

Ebenso und immer noch zu empfehlen der Film „Jungle Fever“ von Spike Lee, der im anerkannt multikulturellen New York City spielt.

Helmut Junge
Helmut Junge
11 Jahre zuvor

@Ben (7),
nein, die Obamas sind ja echt und keine künstliche Werbung.
Trotzdem ist der Vergleich mit Obama interessant, wo er doch genau einer solchen Liason entstammt, die in dieser kritisierten Werbung fehlt.
Und ich glaube, dass sie deshalb fehlt, weil es dafür noch nicht die gleiche Akzeptanz in der „weissen“ Gesellschaft gibt, wie für den umgekehrten Fall, also „weisser Mann“ mit „schwarzer Frau“.
Ob es wirklich die Nachfrage, oder ob es die Akzeptanz in den jeweiligen gesellschaften ist, ist doch noch gar nicht geklärt,
auch wenn @Harry das so sieht.

britney
britney
11 Jahre zuvor

Auch interessant dazu:
https://blog.okcupid.com/index.php/your-race-affects-whether-people-write-you-back/

Nach meiner kleinen Singlebörsen-Erfahrung kann ich nur sagen, dass die allermeisten schwarzen Männer, die mich auf einer Singlebörse angeschrieben haben, RnB hören, sehr religiös sind und Nachrichten schickten wie „u r pretty, wanna chat?“. Und denen hätte ich auch mit einer anderen Hautfarbe nicht geantwortet.

Peter
Peter
11 Jahre zuvor

Hallo habe heute Ihren Artikel gelesen und stelle fest. Das ist keine journalistische Arbeit, nicht recherchiert und erfüllt lediglich den Zweck eine bestimmte Anschauung bedienen zu wollen. Eine einfache kostenlose Anmeldung in einem der Cupid Portale hätte ausgereicht um die Sachverhalte verstehen zu können. Welcher europäische Mann, der Interesse an einer richtigen Beziehung hat möchte denn seine Zeit mit Anschreiben aus Sierra Leone, Nigeria, Ghana und den restlichen „netten Ländern“ des afrikanischen Kontinents vertun? Auch sollte eine einfaches Nein Danke ausreichen, muss man wirklich jeder der 50 Cousinen ebenfalls absagen? Was macht man gegen die geballte Macht der Asiatinnen?
Können Sie sich vorstellen, dass an einem normalen Wochenende bis zu 80 Zuschriften in der mailbox landen? Man muss die gezwungenermaßen alle öffnen und anschauen. Unter den 80 befinden sich dann zwei bis drei Anschreiben von Frauen die aufgrund ihrer Abstammung in Frage kommen könnten.
Sie sollten sich die Situation genau vorstellen, Sie geben an Partnerin zwischen 40 und 50 Jahren gesucht, europäische Herkunft ! Was hätten Sie dann gerne?,
eine Diskussion warum aus ihrer Sicht eine 18 jährige Schwarzafrikanerin, nicht die Erfüllung ihrer Träume ist? Wie wehren sie sich gegen das „zumüllen“ ihrer mailbox wo die „Dame“ dann wortreich erklärt warum sie mit 18 besser ist als Frauen mit 40 – 50 von wegen festem Fleisch und anderen ziemlich eindeutigen Angeboten, die man(n) aber gar nicht haben wollte.
Aus diesem Grund ist eine Teilung der Portale mehr als sinnvoll, steht jemand auf Asiatinnen oder Afrikanerinnen keine Problem, möchte sich jemand als „kindergardenrobber“ betätigen (gemeint reifer Mann mit Freundin die biologisch seine Tochter sein könnte) so ist das deren Einstellung und man sollte diesen Markt bedienen.
Aber bitte respektiert Sie doch auch die Entscheidungen der anderen die das eben nicht wollen !!!! und den Betreibern der Plattform quasi latenten Rassismus zu unterstellen zeugt einfach nur von einer nicht erfolgten oder schlechten Recherche.
Gruss Peter

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