Anschläge auf Bahnstrecken: Der Ökoterrorismus hat viele Väter und Mütter

Angry Bird Cosplay auf der Comic Con Brüssel 2016 Foto: iguel Discart Lizenz: CC BY-SA 2.0

Als mutmaßlich verantwortlich für die Anschläge auf die Bahnstrecke zwischen Duisburg und Düsseldorf gilt die Ökoterrorgruppe „Kommando Angry Birds“. Ihre Aktionen sind nicht mehr als die logische Konsequenz aus jahrzehntelanger Ökohysterie und Hetze gegen Technik und Industrie.

Nach den Anschlägen auf die Bahnstrecke zwischen Duisburg und Düsseldorf, der meistbefahrenen Deutschlands, fielen zahlreiche Züge aus. Die Bahn setzte Busse als Schienenersatzverkehr ein. Herbert Reul (CDU), der nordrhein-westfälische Innenminister, geht davon aus, dass das „Kommando Angry Birds“ für die Anschläge verantwortlich ist, das bereits mehrfach in Erscheinung getreten ist.

Auf der Plattform Indymedia kann man die Bekennerschreiben des Kommandos lesen. „Bahnsabotage – Bekennerschreiben Nr. 6“ ist weitgehend eine Kopie des Textes „Was ist der dritte Stand?“ von Emmanuel Joseph Sieyès. Der Anfang 1789 erschienene Essay gilt als einer der Schlüsseltexte der Französischen Revolution und fordert die Herrschaft des dritten Standes, zu dem Bauern, Bürger und Arbeiter gezählt wurden. Zum dritten Stand gehörten 98 Prozent der damaligen Bevölkerung Frankreichs. Der erste und der zweite Stand, Adel und Klerus, machten nur zwei Prozent aus. Sieyès forderte die Herrschaft des Volkes. Die Frage „Was ist der dritte Stand?“ beantwortete er treffend mit dem Wort „Alles“.

Beim Kommando Angry Birds klingt das anders: „Wer könnte die Behauptung wagen, die Natur hätte in sich nicht alles, was zu einem guten Leben erforderlich ist? Sie ist der starke Mensch, dessen einer Arm noch angekettet ist. Wenn man die Industrie wegnähme, wäre die Welt nicht etwas weniger, sondern etwas mehr. Was ist also die Natur? Alles, aber ein gefesseltes und unterdrücktes Alles.“ Eine im Januar dieses Jahres veröffentlichte Stellungnahme unter dem Titel „SWITCH OFF Deutsche Bahn – Bekennerschreiben Nr. 4“ nach einem Anschlag auf eine Güterbahnstrecke in Düsseldorf wird noch deutlicher: „Das dringendste Problem in diesem Jahrhundert ist das der technologischen Eskalation. Auch wenn es bereits seit der Antike zu gravierenden Umweltveränderungen durch die sogenannten zivilisierten Völker kam, ist das Ausmaß der Zerstörung, das mit dem Entstehen der industriellen Gesellschaft begann, auf einer ganz anderen Stufe. Kein Ort und kein Lebewesen ist mehr sicher. Jedes Ökosystem des Planeten ist geschädigt oder kollabiert bereits. Es gibt keinen Fluss mehr, aus dem man gefahrlos trinken kann. Noch einmal: Das technologische System hat alle unsere Flüsse vergiftet. Dieses Verbrechen alleine hebt das System auf eine Ebene mit den schlimmsten Diktaturen. Und entsprechend muss ihm entgegengetreten werden – als Widerstandsbewegung.“ Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass die Gruppe ihre Texte im Internet veröffentlicht, anstatt Runen in Baumrinde zu schnitzen.

Auf Indymedia wurden die Anschläge von den Lesern massiv kritisiert, die Kommentare dann jedoch schnell gelöscht.

Die Aktionen des „Kommando Angry Birds“ kann man als Sabotage beschreiben, aber der treffende Begriff ist Ökoterrorismus. Und der hat, wie das bei Terrorismus immer der Fall ist, eine Vorgeschichte. Die Anschlagswelle gegen Flüchtlingsunterkünfte vor zehn Jahren hatte ihre Wurzeln in einem eskalierenden Hass gegen Ausländer und Asylbewerber. Die Terroristen fühlten sich als Vollstrecker des Volkswillens, als eine Avantgarde, die den Worten Taten folgen lässt.

Das ist beim „Kommando Angry Birds“ nicht anders: Seit Jahrzehnten ist es üblich, gegen Industrie, Technik und Wirtschaftswachstum zu hetzen. Das geschieht mal mit akademischer Eloquenz in Talkshows, wenn für die Postwachstumswirtschaft geworben wird, mal plump auf Demonstrationen mit der Parole „System Change not Climate Change“. Mit apokalyptischen Szenarien wird das drohende Ende der Menschheit beschrieben. Es ist kein Wunder, wenn dann irgendwann einige zur Gewalt als Mittel greifen: Es ist die logische Konsequenz dieser Hetze. Und sie hat einen Namen: Ökoterrorismus. Dass der Begriff nach den Anschlägen bislang weitgehend gescheut wurde, zeigt, wie tief die Ideologie, die ihn möglich machte, in die Gesellschaft eingedrungen ist. Und falls, wie schon bei der RAF,  ausländische Geheimdienste, das Kommando Angry Birds unterstützen, wäre das kein Widerspruch: Wie damals die DDR hat heute Russland ein Interesse daran, die Bundesrepublik zu destabilisieren. Und genau in diese Richtung gehen die Anschläge des Kommando Angry Birds.

 

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Hermann-Peter Steinmüller
Gast

„Ökoterrorismus“ ist eine interessante Wortschöpfung. Ich sehe darin schlicht das Unvermögen, differenziert zu denken (das liegt wohl im Wesen jeder Ideologie!) und zu handeln. Beispiel: ich meine, wir brauchen keine neuen Straßen und Autobahnen, sondern eine intelligente Verkehrspolitik. Deswegen plädiere ich für eine massive und nachhaltige Verstärkung der Bahn. Aber – dann kann ich nicht gleichzeitig gegen geplante neue Schienenwege protestieren.

Was aber würden Brandanschläge auf Straßenbaustellen erbringen?
Wer Bahnstrecken durch Sabotage stilllegt, fördert schlicht den Straßenverkehr. Im ideolgischen Diktus würde man von „Konterrevolution“ sprechen.

hase12
hase12
4 Monate zuvor

Die Ökoterroristen und ihre Sympathisanten, die gegen Technik, Industrie und Wirtschaftswachstum hetzen, sind – gelinde gesagt – nervige Leute. Diese hetzen gegen alles was den Westen groß gemacht hat. An dieser Stelle sei die Frage erlaubt: Können diese Leute nicht nach Russland oder China auswandern? Denn diese sind ja auch gegen unsere westliche Kultur und Zivilisation.

paule t.
paule t.
4 Monate zuvor

Ja, wer kennt sie nicht, all die Ökos, Wachstums- und Technologiekritiker, die die Bahn heftigst ablehnen, am liebsten abschaffen möchten und als deren legitime Vollstrecker sich diese Saboteure daher fühlen können.

Ach … die kennt man eben gar nicht? Ökos finden die Bahn eigentlich prima? Sogar Wachstumskritiker finden die Bahn gut, weil sie ein besseres Verhältnis von materiellem Verbrauch und erlebbarem Wohlstand bietet als etwa der motorisierte Individualverkehr? Und Kritiker „der Technologie“ gibt es eigentlich eh nahezu überhaupt nicht mehr (außer ein paar Wirrköpfen wie eben diesen Saboteuren), sondern primär Kritiker bestimmter Technologien, weil sie andere Technologien besser finden?

Ja, dann ist diese Parallelisierung des Verhältnisses von ausländerfeindlicher Hetze und Anschlägen auf Asylbewerberheime einerseits und Ökos, Vertretern von Postwachstumswirtschaftsideen und diesen Sabotageakten wohl einfach Quatsch. Und der Autor nutzt bloß die Gelegenheit, wieder mal auf seine Lieblingshassobjekte einzudreschen, ohne dafür groß nach plausiblen Argumenten suchen zu müssen.

Andre
Gast
Andre
4 Monate zuvor

Öko-Terrorismus oder wie auch immer man es nennt, hat viele Gesichter. Es geht sich darum, darauf aufmerksam zu machen dass wir uns selbst umbringen. Der „Westliche Lebensstil oder Kultur“ ist fatal für die Umwelt. Ja, diese „Westliche“ Kultur, Industrie, hat uns Wohlstand gebracht. Aber zu welchen Preis. Die Lebensrettende Schicht die unser Planet umgibt ist Hauchdünn. Danach kommt das tödliche nichts des Weltalls. In der Natur funktioniert nichts alleine, alles ist verbunden. Wir bringen die Natur um und damit uns selbst. Es müss heissen: Welt/Natur, Menschheit, Wohlstand. Und eben nicht Wohlstand, Menschheit, Natur. Es ist klischeehaft, aber Geld kan mann nicht Essen, Trinken oder Atmen. Konzerne, Waren/Güter, Lebensmittel, usw usw können auch Umwelt gerecht hergestellt werden. Von der Energie ganz zu schweigen. Ja, es wäre eine totale Umwälzung des Systems. Das wird aber irgendwann unumgänglich sein. Desto früher desto besser. Ob die Methoden des Öko-Terrorismus richtig oder Falsch sind, sei dahingestellt. Die Absicht dahinter ist jedenfalls Überlebenswichtig.

paule t.
paule t.
4 Monate zuvor

@ Andre: Sorry, aber da ist sehr viel Quatsch in dem, was Sie schreiben. Und das schreibe ich als jemand, der Umwelt- und Klimaschutz für eine herausragend wichtige Aufgabe unserer Zeit hält.

Zitat: „Es geht sich darum, darauf aufmerksam zu machen […].“

Sorry, aber mit solchen dummen Sabotageakten und den noch dümmeren begleitenden Erklärungen macht man auf gar nichts aufmerksam als auf die eigene Dummheit.

Zitat: „[…] dass wir uns selbst umbringen.“

Das ist schon unsinnig dramatisierend.
Ja, wir sind dabei, die Umweltbedingungen, unter denen wir leben, massiv zu verändern, und das heißt zum allergrößten Teil, sie für uns deutlich zu verschlechtern (weil wir uns nun mal an die Umweltbdingungen angepasst haben, die wir bisher hatten).
Wir werden weitaus mehr Naturkatastrophen haben als bisher, die immer wieder große Werte zerstören werden; wir werden einen erheblich wachsenden Teil unseres Wohlstandes dafür aufwenden müssen, uns vor diesen Naturkatastrophen und anderen Veränderungen zu schützen; große Zahlen von Menschen werden ihre bisherigen Lebensräume aufgeben und in andere Regionen umziehen müssen, mit allen Konflikten, die das mit sich bringt; die Landwirtschaft wird sich massiv umstellen müssen und, bis das erreicht ist, wohl schwere Verluste hinnehmen müssen; usw. usw. Das sind schlimme Aussichten. Aber das heißt noch lange nicht, dass „wir“ (als Menschheit) uns gleich „umbringen“.
Nein, wir machen „nur“ das Leben für alle erheblich schlechter, wovon natürlich die Ärmsten am stärksten betroffen sind.

Zitat: „Der „Westliche Lebensstil oder Kultur“ ist fatal für die Umwelt. Ja, diese „Westliche“ Kultur, Industrie, hat uns Wohlstand gebracht. Aber zu welchen Preis.“

Was Lebenserwartung, Sicherheit, Gesundheit, Lebensqualität usw. angeht, ist dieser Wohlstand aber nun mal so gigantisch, dass sich der Gewinn kaum überschätzen lässt. Ich kann mir jedenfalls keinen Punkt in der Geschichte vorstellen, in dem die Menschheit bessere Lebensbedingungen gehabt hätte als heute. Ja, das bringt Probleme mit sich, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen – aber ein grundsätzlicher Kulturpessimismus ist völlig unangebracht.

Zitat: „Konzerne, Waren/Güter, Lebensmittel, usw usw können auch Umwelt gerecht hergestellt werden. Von der Energie ganz zu schweigen. Ja, es wäre eine totale Umwälzung des Systems. Das wird aber irgendwann unumgänglich sein. Desto früher desto besser.“

Das ist doch genau der Punkt: Wir haben die Technologien, mit denen sich die Probleme bekämpfen lassen, ohne von unserem Wohlstand wesentlich etwas aufgeben zu müssen. Das heißt dann aber auch: Diese Technologien müssen wir nutzen, um schädlichere Technologien zu ersetzen. Deshalb ist es Idiotie, Technologie schlechthin zu bekämpfen, wie es diese Saboteure für sich in Anspruch nehmen. Auf die Spitze getrieben wird die Idiotie nur noch dadurch, dass sie ausgerechnet eine der nützlichen Technologien (hier: die Eisenbahn) angreifen, die wir brauchen, um schädlichere Technologien (Automobilverkehr, Flugverkehr) teilweise verzichtbar zu machen, ohne in Hinsicht auf Wohlstand (Handel, Reisen) auf viel verzichten zu müssen.

Deswegen:

Zitat: „Ob die Methoden des Öko-Terrorismus richtig oder Falsch sind, sei dahingestellt. Die Absicht dahinter ist jedenfalls Überlebenswichtig.“

Nein, die formulierte Absicht ist schon idiotisch, und die Methoden sind für ernsthaften Klima- und Umweltschutz kontraproduktiv.

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Ich habe das alles unter der Voraussetzung geschrieben, dass die Saboteure das meinen, was sie im Bekennerschreiben vorgeben. Das halte ich aber für keineswegs ausgemacht. Es ist m.E. auch durchaus möglich, dass es ähnliche „False Flag“-Sabotageakte sind wie die im russischen Auftrag ausgeführten, aber Grünen-Sympathisanten in die Schuhe geschobenen Sabotageakte an Auto-Auspuffen.

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