Bereinigung einer Sammlung: Erfolgreiche E.ON-Kunstaktion mit improvisierter Performance

Kunst Basar Foto: E.ON Foto Hojabr Riahi Lizenz: Copyright

Energie-Konzerne haben es mit guten Nachrichten nicht immer leicht. Aber manchmal gelingt es doch, einfach und gar nicht teuer: Unter dem Label „E.ON-Kunstbasar“ kündigte der Essener Konzern medienwirksam und geboostert auf allen Kanälen für Mitte Januar den Verkauf von rund 1400 Kunstwerken aus eigenem Bestand an – zu Schnäppchenpreisen zwischen 20 und 2.000 Euro. Welcher Kunstinteressierte konnte da noch widerstehen? Die Terminkalender wurden in der Region gespickt.Von unserem Gastautor Dieter Nellen.

Der Konferenztrakt der feinen E.ON-Zentrale – er steht vor einem Umbau – diente kurzerhand als temporäre Galerie mit Petersburger Hängung, also dicht an dicht in Breite und Höhe. Anders hätte der reiche Schatz keinen Platz gefunden. Und fleißige Hände hatten alles kuratorisch vorsortiert. Publikumsnahe Charity fehlte auch nicht, die Käufer durften final mitbestimmen: Der Ertrag der Verkaufsaktion dient nicht der schnöden geldlichen Aufbesserung der Unternehmensbilanz (ohnehin nicht nötig), sondern geht an gemeinnützige Organisationen.

E.ON hat anders als der altehrwürdige KRUPP-Konzern schon über seine Vorgängerfirmen VEBA, RUHRGAS eine stattliche Sammlung zeitgenössischer Kunst (vor allem nach 1960) erworben. Zu denen gehören so klangvolle Namen wie Andy Warhol, John Chamberlain, Georges Rickey, Gerhard Richter, Ruprecht Geiger. Die Werke befördern am Unternehmenssitz die Symbiose von Architektur, Unternehmensgeist und Kunst. Vergleichbares kann nur die HANIEL-Sammlung in Duisburg (gerade im Museum Küppersmühle in Duisburg zu sehen) bieten. Zudem bewegt sich die E.ON-Kunststiftung unter Stephan Muschik mit Diskurs und Förderung auf der Höhe der Zeit.

Die renommierten E.ON-Objekte von Moderne und Contemporary Art kamen zwar nicht zum Verkauf und bilden weiterhin das imagestarke Silberbesteck eines auf Außenwirkung und (Stichwort!) Human Resources bedachten Energiekonzerns. Den Mehrwert solchen Engagements hatte schon Werner Müller als Chef der RAG-Stiftung bei der Kulturhauptstadt 2010 im Blick.

Der größere Rest der bisherigen E.ON-Kunstkollektion, mäzenatisch-dekorative Erwerbungen oder Dotationen an frühere Konzernrepräsentanten zu gegebenem Anlass, kamen nun bereinigend unters Volk. Zuerst durften die Mitarbeiter zuschlagen (zeitgemäßes Incentive statt Deputat-Kohle in grauer Vorzeit). Am Tag darauf folgte in langen Schlangen und dichtgedrängt das breite Publikum – offenbar so interessiert, dass schnell fast alles ausverkauft war. Manche organisatorische Beschwernis wurde dafür hingenommen. Kunst macht eben Arbeit.

Zeitweise soll das E.ON-Foyer einer improvisierten Performance auf ebenerdiger Bühne hockender und die erworbenen Schätze zum heimatlichen Transport herrichtender Käufer geglichen haben. Zuhause wurde dann mit Hammer und Schraubenzieher für die E.ON-Kunst Platz geschaffen. Sage da noch einer, Energie-Konzerne seien nicht einfallsreich genug, wenn es um clevere PR geht. Das Gegenteil wurde hier, Ideengeberin war die Leiterin der Eon-Kunstsammlung, Dorothee von Posadowsky, mit sympathischer Geste bewiesen.

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