Berliner Mauer: Politische Bildungslücke bei der Adenauer-Stiftung

Bei der Konrad-Adenauer-Stiftung weiß man Bescheid. Die Berliner Mauer war eine Grenze wie andere auch.

Zum Jahrestag des Baus der Berliner Mauer erfindet die CDU-nahe Parteistiftung einen Zusammenhang zwischen der Berliner Mauer und anderen Grenzanlagen z.b. der israelischen Schutzmauer gegen Terrorangriffe aus dem Westjordanland.

In einem Facebook-Posting schreibt die Stiftung:

Vor 57 Jahren begannen die Arbeiten am Mauerbau in #Berlin. Seit dem Mauerfall 1989 sind etwa 50 neue Mauern und Sperranlagen weltweit entstanden. Eine Auswahl (von links oben nach rechts unten): Melilla (Spanien/Marokko), Westbank (Palästinensergebiet/Israel), Indien/Bangladesch, USA/Mexiko, Saudi-Arabien/Jemen, Marokko/Westsahara

Der Post der KAS ist geschichtsvergessen und niederträchtig.

Geschichtsvergessen ist er, denn die erwähnten seit 1989 entstandenen Mauern sind höchst unterschiedlich und auch unterschiedlich zu bewerten.

Aber sie haben alle eines gemeinsam – sie dienen dazu, den Grenzübertritt von außen zu erschweren. Die Motive und die Methoden dabei sind häufig auch kritisch zu sehen. Aber was die Berliner Mauer so erinnerungswürdig macht, das unterscheidet sie sehr deutlich von diesen anderen Mauern: Sie diente dazu, die eigene Bevölkerung systematisch einzusperren.

Ganz besonders niederträchtig ist es von der Adenauer-Stiftung, die israelische Schutzmauer gegen Terror ausgerechnet in diesem Zusammenhang zu thematisieren. Während die Berliner Mauer ein Herrschaftsinstrument gegen die DDR-Bürger war, dient die israelische Mauer dem Schutz der eigenen Zivilbevölkerung.

Man sollte erwarten, dass gerade bei der Unions-nahen KAS dieser Unterschied noch am besten verstanden wird.

Fehlanzeige. Die dummdreiste moralische Äquivalenz, mit der hier Verschiedenes assoziiert wird, könnte auch von einem Linksjugend-Kreisverband kommen.

Partei-Stiftungen schmücken sich gerne mit ihrem politischen Bildungsauftrag. Aber wie dieses verunglückte Facebook-Posting zeigt, fehlt es schon bei den Mitarbeitern für Öffentlichkeitsarbeit an den absoluten Grundlagen.

Update: Inzwischen wurde der Facebook-Post abgeändert. Die Stiftung erklärt.

Wir haben uns entschlossen, die ursprünglich hier gezeigte Bildcollage zu entfernen, um weiteren Missverständnissen vorzubeugen.
Und: Wir möchten noch einmal betonen, dass unsere tägliche Arbeit zeigt, dass wir konsequent gegen Geschichtsvergessenheit eintreten und das Unrecht der SED-Diktatur stets klar benennen.

Es ist rätselhaft, welche „weiteren“ Missverständnisse gemeint sein könnten. Das einzige Missverständnis bestand im Glauben, die Collage sei dem Anlass angemessen.

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Gerd
Gerd
5 Jahre zuvor

Der Zyniker in mir erkennt darin ein politisches Manöver von Frau M. Zur Vorbereitung neuer Koalitionsmöglichkeiten wird ein Teil der Marke CDU über Bord geworfen. Wäre ja nicht das erste Mal. Währung, Energieversorgung, Wehrpflicht und Staatsbürgerschaft hat sie schon geopfert und nun ist Israel an der Reihe.

Allerdings nehme ich bei der "Dame" immer das Schlimmste an. Wahrscheinlicher ist Gedankenlosigkeit in Verbindung mir politischer Korrektheit.

Robin Patzwaldt
Editor
5 Jahre zuvor

Ist die nicht eh gerade im Urlaub in Spanien? Das war zumindest der Tenor als am Wochenende jemand ihre angeblich unbedingt erforderliche Anwesenheit bei der Leichtathletik-EM in Berlin eingefordert hatte 😉

bob hope
bob hope
5 Jahre zuvor

@ #1Gerd: Ich zitiere Sie mal: „Währung, Energieversorgung, Wehrpflicht und Staatsbürgerschaft hat sie schon geopfert und nun ist Israel an der Reihe.“

Das Asylrecht fehlt in Ihrer Aufzählung.

ke
ke
5 Jahre zuvor

#4 R Patzwald:
Naja, ihre Erfolge auf dem internationalen Parkett sind in letzter Zeit unterhalb der Nachweisgrenze, so dass selbst das Abkommen mit Spanier ohne Anwendungsfall gefeiert wird.

Vielleicht hätte sie doch lieber zur EM gehen sollen.

Aber wenn man daran denkt, dass bei den Stiftungen immer auch Nachwuchskräfte engagiert sind, kann man schon nachvollziehen, dass sie alles selber macht.

Der Vergleich ist einfach nur total daneben. Wie kann man nur zu einer solchen Aufstellung kommen?

thomas weigle
thomas weigle
5 Jahre zuvor

Gerade im Augenblick, wo die Özildebatte halbwegs vorbei ist, Robin,wäre es ein schönes Zeichen gewesen, wenn Frau Merkel sich im Kreise der TOP-Athleten gezeigt hätte, von denen einige keine "Biodeutsche" sind. Da hat sie einmal mehr politisches Gespür vermissen lassen. Wer nach Rio fliegt, um erfolgreiche Kicker zu feiern, sollte vor der Haustür solches mit anderen erfolgreichen Sportlern nicht versäumen.

ke
ke
5 Jahre zuvor

#6 T Weigle:
Die Bilder, die ich von der EM in Erinnerung habe, zeigen eine deutsche NATIONALmannschaft von vielen europäischen Spitzenathleten, die als TEAM in der Heimat aufgetreten sind, obwohl es oft Einzelakteure sind. Auch im Vorfeld gab es immer wieder Interviews, in dem die EM in Deutschland als Ziel genannt wurde.

Dann handelt es sich bei den Sportlern um absolutes europäisches Spitzenniveau. Das erreichen die meisten deutschen Nationalspieler als Einzelspieler nicht und als Mannschaft versagen sie jetzt auch.

Ja, Frau Merkel hätte diese Sportler aufwerten können. Ob der Präsident da war, weiß ich nicht.

Aber jetzt verschwinden die Sportler für die nächsten Jahre, sie können sehen, wie sie ihren Sport finanzieren und wenn es dumm läuft, verschwindet auch das blaue Berliner Band, damit ein paar Fußballer näher am Feld sitzen können.
Die Kanuten können dann sehen, wie sie ihre Doping Kontrollen selber bezahlen können.
https://www.welt.de/sport/article179522098/Das-ist-eine-Farce-Olympiasieger-muss-seine-eigenen-Dopingkontrollen-bezahlen.html

Gleichzeitig zeigen die öffentlich rechtlichen Sender Fußball zu astronomischen Summen. Pusht doch einfach mal andere Sportler.

Emscher-Lippizianer
Emscher-Lippizianer
5 Jahre zuvor

@ #1 Gerd:
Nicht Bösartigkeit unterstellen, wenn auch Dummheit ausreicht.

thomas weigle
thomas weigle
5 Jahre zuvor

@ke Der Präsi war meines Wissens auch nicht da. Auf jeden Fall waren die Meisterschaften in Berlin und Glasgow ein Publikumserfolg vor Ort und an den Bildschirmen und haben Lust auf mehr davon gemacht.

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