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Die Evolutionstheorie und ihre Kritiker

Für den britischen Biologen Richard Dawkins ist die Evolutionstheorie die klügste Idee , die jemals eine menschlichen Geist widerfahren ist. Klar, dass ein solch kluger Gedanke nicht nur Freunde findet.

Charles Darwin Bild: Wikipedia

Und die Diskussion um Darwin und die Evolutionstheorie wird gerade in diesem Jahr verstärkt stattfinden, denn 2009 ist das Darwin Jahr. Vor 200 Jahren wurde Charles Darwin im englischen Shrewsbury geboren. Seine Evolutionstheorie gilt nach Freud als zweite der drei großen Kränkungen der Menschen: Erst nahm ihnen Kopernikus den Glauben daran im Zentrum des Universums zu stehen, dann erkannte Darwin den Mensch zum Produkt der biologischen Schöpfung und als Dritter kam Freud selbst daher, der dem Bewusstsein die Oberhoheit über den menschlichen Geist absprach.

Gut, Erkenntnisse dieser Art sind nicht der beste Weg, sich neue Freunde zu machen und so zieht Darwin bis heute Gegner jeder Art an. Diese Gegner stehen im Mittelpunkt eines Vortrags von Christoph Lammers an der Ruhr Uni, einem Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Dortmund (Biologie und Didaktik der Biologie) und Mitherausgeber des Buches "Die unerschöpfte Theorie. Evolution und Kreationismus in Wissenschaft und Gesellschaft". 

Lammers wird sich am 13. Januar mit den „christlichen Parallelgesellschaften“ beschäftigen, die erst in den USA und nun zunehmend auch in Europa den Kreationismus als Alternative zur Evolutionstheorie im Unterricht an den Schulen etablieren wollen. Der Kreationismus geht im Gegensatz von Darwin davon aus, dass es einen "Schöpfer" im Hintergrund gibt, der die biologische Entwicklung maßgeblich bestimmt.  Erste Schritte in dieser Richtung sind nur scheinbar gescheitert: Sicher, der gerade aus dem künstlichen Koma erwachende Ministerpräsident von Thüringen, Dieter Althaus (CDU), musste den Kreationisten Siegfried Scherer vom Erfurter Dialog zum Thema „Evolution und Schöpfung“ wieder ausladen und auch Hessens damalige Kultusministerin Karin Wolff  scheiterte mit dem Versuch, die christliche Schöpfungslehre  in den Lehrplan des Biologieunterrichts aufzunehmen.

Aber die christliche Heimschulbewegung kann ihren Unfug mittlerweile mehreren hundert Kindern legal beibringen und auch in den Waldorfschulen lernen Kinder nicht nur im Geschichtsunterricht, dass die mythische Insel Atlantis der Ursprung vieler Kulturen war, sondern auch das irgendwelche ominösen Bildekräfte im Rahmen der biologischen Entwicklung wirken.
Als ich vor ein paar Jahren Richard Dawkins Buch „Der blinde Uhrmacher“ las, in dem er die Evolutionstheorie erklärt, wunderte ich mich noch, wie stark sich Dawkins gegen die Kreationisten wandte – mir war damals nicht klar, wie stark in den USA religiöse Fanatiker gegen die Darwins Lehre Druck machten. Ich hielt sie für einen kleinen Spinner-Haufen. Dabei haben sie zum Teil  erschütternden Erfolg: In Kansas hat es „Intelligent Design“ in die Schulen geschafft. Dahinter steckt nicht nur Dummheit sondern eine Strategie. Sie wurde in den „Wegde Papieren“ formuliert: Das Papier aus den 90er Jahren beschreibt den Weg, den Kreationismus in der Öffentlichkeit erst als Alternativtheorie zu Darwin zu etablieren und später zur dominierenden Theorie zu machen. Was das Wedge-Papier will ist nicht weniger als die Abkehr der Gesellschaft von den Prinzipien der Aufklärung.

Auch in Deutschland rüsten sich die Kreationisten: Ob Christen, Moslems, Juden oder Esoteriker – je fundamentalistischer der Glaube, um so stärker scheinen die Naturwissenschaften als Bedrohung wahrgenommen zu werden. Vor allem jenseits der Amtskirchen, sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche erkennen Darwin Evolutionstheorie an, sammeln sich die Spinner.
In diesem Jahr werden sie verstärkt die Öffentlichkeit suchen. Lammers Buch und sein Vortrag zeigen die Hintergründe dieser fundamentalistischen Bewegungen auf.

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Das Darwin Jahr

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Kulervo
Kulervo
15 Jahre zuvor

Mann, da bin ich aber froh, dass wir Katholiken diesmal nicht die Blöden sind.
Abgesehen davon geht die Sonne immer noch auf und unter. Sieht man doch. Aber mal im Ernst: wir Gläubigen wehren uns natürlich sofort, wenn man uns Gott ansprechen will. Wenn die Erkenntnisse der Wissenschaften für Ideologien missbraucht werden, ist das die Fortführung der Religionskriege unter einer neuen Maske. Aufklärung ist in jeder Hinsicht ziemlich out. Wir wollen ja auch nicht wissen, wo das Zeug herkommt, dass wir konsumieren und ob Menschen in anderen Ländern in der Produktion ausgebeutet werden. Wir wollen ja unsere kleine Welt im Griff haben. Da ist der Kreationismus auf jeden Fall leichter zu verstehen als alles andere. Wenn jemand hinter dem ganzen Mist steht, der passiert, bin ich fein aus der Verantwortung.

zoom
15 Jahre zuvor

Dazu passt auch gut ein Artikel aus der taz vom 26. Dezember 2008:

https://www.taz.de/1/leben/medien/artikel/1/fundi-christen-erhoehen-druck/

Vor 10 Jahren hätte ich es einfach noch nicht geglaubt.

Arnold Voß
Arnold Voß
15 Jahre zuvor

Aber Gott ist selbst schon eine große Ausrede. Wie heißt es doch auch bei den Katholiken so schön: Und Gottes Wille geschehe!

Gott hat nicht den Menschen geschaffen sondern die Menschen haben sich einen Gott oder gleich mehrere Götter respektive Göttinnen geschaffen. Wenn wir mit einem dieser Götter oder Göttinnen reden, reden wir mit uns selbst. Was, wie jedes produktive Selbstgespräch, ausgesprochen tröstlich sein kann. Wir brauchen als letztlich einsame und ohne eigenes Zutun auf die Welt Gekommene diesen inneren Trost um zu überleben.

Sich daraus aber gleich ein „höheres Wesen“ zu basteln das „über allem“ steht, ist schon eine ziemlich vermessene Angelegenheit. Aber sie ist natürlich hilfreich, wenn man auf dieses alles schieben kann,was man selbst nicht versteht respektive nicht verstehen will.

Wenn die Menschen, die einen solchen Gott brauchen, das wenigstens nicht an denen auslassen würden, die sich mit einem schlichten Selbstgespräch zufrieden geben,wäre schon viel erreicht.

Joachim Woerner
15 Jahre zuvor

Alle kompetenten Wissenschaftler in aller Welt und auch viele Kirchen-Obere sind inzwischen der Überzeugung, daß der Mensch vom Affen abstammt. Aber Gott schuf laut Bibel „nach seinem Abbild“ und nochmaliger Prüfung keinen Affen, sondern einen Mann und aus seiner Rippe eine Frau mit erheblichen genetischen Mängeln, wie wir immer wieder feststellen. Die Geschichte begann laut Bibel gleich mit Ungehorsam, Feigheit und Brudermord.

Welche schreckliche Blasphemie von Bibeln und Kirchen, die Schöpfung dieses Menschen einem allwissenden und allmächtigen, gütigen Gott zuzuschreiben!

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