Die öffentliche Kontroverse zwischen Neuer und ter Stegen tut dem deutschen Fußball gut

Manuel Neuer. Quelle: Wikipedia, Foto: Steindy, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Wer mag, der kann natürlich verächtlich auf den vor einigen Tagen ausgebrochenen verbalen Schlagabtausch zwischen den beiden Nationaltorhütern Marc-Andre ter Stegen und Manuel Neuer blicken, da man solche mannschaftsinternen Scharmützel ja im Regelfall nicht über die Öffentlichkeit austragen sollte.

Allerdings liefern gerade diese Vorgänge auf der anderen Seite endlich einmal wieder einen aktuellen Beweis für das Vorhandensein der ansonsten gerne und viel geforderten Persönlichkeiten, die man im modernen Profifußball, wo inzwischen eigentlich längst gänzlich stromlinienförmige Spieler der Normalfall sind, häufig vermisst. Und das tut der Szene unbestritten gut.

Eigentlich kaum zu glauben, was da seit einigen Tagen zwischen ter Stegen und Neuer an Nettigkeiten ausgetauscht wird. Zunächst hatte der für den FC Barcelona im Kasten stehende Marc-André ter Stegen in den vergangenen Tagen deutlich darauf hingewiesen, wie sehr es ihn frustriert, dass er in der Fußball-Nationalmannschaft aus seiner Sicht keine faire Chance im Duell mit Manuel Neuer bekommt. Dann wehrte sich die Nummer eins des FC Bayern München ebenfalls ungewohnt wortstark, betonte öffentlich seine herausragende Form, wies seinen Herausforder in die Schranken. Daraufhin gab im ter Stegen kräftig Kontra.

Das Verbal-Duell verlief so ungewohnt deutlich in aller Öffentlichkeit, dass es jedermann direkt an die Streitigkeiten von vor 13 Jahren erinnerte, als sich Keeper Jens Lehmann bei der WM 2006 mit Oliver Kahn duellierte und diesen dann am Ende tatsächlich auch im DFB-Tor ablöste. Seither gab es so etwas eigentlich nicht mehr.

Lange schon hat man als Fußballfan nicht mehr so offen mitbekommen, dass in einem Team eben längst nicht immer nur 11 Freunde agieren und ganztägig Harmonie und Respekt herrschen, sondern eben auch Frust und Missgunst vorzufinden sind.

Natürlich ist das an sich nicht überraschend, auch wenn solche Vorgänge durch die Medienprofis in den Klubs und Auswahlmannschaften gerne negiert oder zumindest verharmlost werden. Hier sind sie einmal wieder ganz offen zutage getreten.

Das wird den Teambetreuern in dieser Form nicht gefallen. Für Fußballdeutschland ist das hingegen ein gutes Zeichen. Zumindest solange sich die beiden Rivalen dadurch gegenseitig zu Höchstleistungen puschen, so wie es Kahn und Lehmann damals über lange Zeit vorgemacht haben.

Ter Stegen hat gestern beim 0:0 der Katalanen in Dortmund auch leistungstechnisch vorgelegt, seinen Worten auch entsprechend große Taten folgen lassen, sogar einen Elfmeter von BVB-Kapitän Marco Reus gehalten.

Jetzt gilt es für Neuer möglichst schon heute Abend entsprechend nachzulegen, wenn seine Bayern in der Champions League auf das Team von Roter Stern Belgrad treffen.

Als neutraler Beobachter hat man durch die öffentlich bekannt gewordene Kontroverse der Nationaltorhüter also jetzt nicht nur die Gewissheit zwei sehr selbstbewusste Torhüter und Charaktere im DFB-Kader zu haben, sondern das Duell liefert einem in dieser Form plötzlich auch einen weiteren Grund sich auf einen weiteren unterhaltsamen Fußballabend zu freuen, bei dem diesmal Neuer sportlich abliefern muss.

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thomas weigle
thomas weigle
4 Jahre zuvor

Uli Stein, der ja 86 vom "Suppenkasper" nach Hause geschickt wurde, hat sich in der NW zu Wort gemeldet. Der Konkurrenzkampf zwischen Neuer und Ter Stegen sei der Streit zweier gleich starker Torhüter. Bei ihm und Schumacher sei das in Mexiko und davor anders gewesen, denn er sei der klar bessere Torhüter gewesen. Betrachtet man das 86er Endspiel ist Steins Meinung nicht wirklich von der Hand zu weisen.
Neuer hat ja nun sein Karriereende in der Nati möglicherweise vielleicht eventuell für nach der EM angekündigt. Eine Reaktion auf den Streit?

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
4 Jahre zuvor

Wer sich das Bayern-Spiel von gestern und dort vor allem die 13. Minute mit einem nach einem Rückpass völlig orientierungslosen Neuer, der die Pocke wie ein Schülertorwart meterhoch ins eigene Tor-Aus pöhlte, noch mal ansieht, weiß, wer im Duell zwischen den beiden Platzhirschen eindeutig und weit vorne liegt. Dazu wird die höchstwahrscheinliche Wahl ter Stegens zum Welttorhüter am 23.09. die Kirsche auf der Tortensahne sein. Und spätestens dann täte Neuer gut daran, schon mal seinen Abgang vorzubereiten;-)

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