Die Toten Hosen attackieren CDU-Landrat

Die Toiten Hosen hier bei einem Auftritt 2018 in Berlin | Foto: wikipedia / Montecruz Foto / CC BY-SA 2.0

Beim Festival „Rock den Förster“ in dem Dorf Jamel in Mecklemburg-Vorpommern kam es nach dem Auftritt der Toten Hosen zu einem juristischen Nachspiel. Von der Bühne aus kritisierte Toten Hosen-Frontmann Campino CDU-Landrat Tino Schomann scharf. Die AfD sei klarer Gegner, warf der Musiker aber auch lokalen CDU-Gruppen vor, rechten Kräften nahe­zu­stehen. Schomann ist seit 2021 Landrat des Landkreises Nordwestmecklenburg und hatte zuvor versucht, strengere Auflagen für das Festival durchzusetzen.

Der Landrat wies die Vorwürfe zurück. Ihn in die Nähe von Neonazis zu rücken sei eine „Diffamierung“ und verletze die Prinzipien sachlicher Debatte. Alle müssten sich an Recht und Gesetz halten. Das Festival sei erstmals als politische Versammlung angemeldet, deshalb gelte das Versammlungsgesetz – nicht persönliche Präferenzen.

Auch Birgit Lohmeyer, die das Festival seit 2007 mit ihrem Mann organisiert, sprach von einer „bösen Koalition“ aus CDU, AfD und weiteren Rechten gegen die Veranstaltung. Tino Schomann kündigte an, mögliche rechtliche Schritte gegen solche Aussagen prüfen zu lassen. Gerichte hatten zuvor Auflagen des Landkreises – etwa ein Alkoholverbot – gekippt. Streit gibt es zudem um Äußerungen der Landesvertretung in Berlin, die dem Festivalverein Rückendeckung gab. CDU-Generalsekretärin Katy Hoffmeister mahnte staatliche Neutralität an.

Ehepaar Lohmeyer sendet S.O.S.

Horst und Birgit Lohmeyer wurden für ihr Engagement gegen Rechtsextremismus mit dem Preis für Zivilcourage geehrt. Das Festival gilt bundesweit als Symbol für Demokratie und Toleranz.  Seit 1992 wird Jamel immer wieder im Zusammenhang mit Rechtsextremismus genannt. Damals feierten dort etwa 120 Neonazis zu Ostern den Geburtstag Adolf Hitlers und hissten dabei die Reichskriegsflagge. Seither sind sowohl einige ursprüngliche als auch neu zugezogene Bewohner durch Brandstiftungen vertrieben worden.

In der Silvesternacht 2024/25 drangen mutmaßliche Neonazis auf das Grundstück von Birgit und Horst Lohmeyer ein und bewarfen das Wohnhaus und in der Folge auch das Ehepaar selbst mit Feuerwerkskörpern und Raketen. Dazu wurden Nazi-Parolen gerufen. Birgit Lohmeyer fühlte sich dabei durch die Polizei nur unzureichend geschützt. Die Polizeidirektion Wismar nahm die Ermittlungen auf. Das Ehepaar sendet jedes Jahr ein SOS-Signal gegen Extremismus aus ihrem Heimatdorf.

 

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