Documenta: Pseudorevolutionäres Dummgeschwätz

Ruangrupa, v.l.n.r. Ajeng Nurul Aini, farid rakun, Iswanto Hartono, Mirwan Andan, Indra Ameng, Daniella Fitria Praptono, Ade Darmawan, Julia Sarisetiati, Reza Afisina, 2019, Foto: Jin Panji/PR Documenta Lizenz: Copyright

Für Ruangrupa hat sich die Documenta gelohnt. Die Skandale um die zahlreichen antisemitische Kunstwerke und der Stuss, der vor allem in der jüngst veröffentlichten Reaktion auf das vernichtende Urteil des Expertengremiums zu lesen war, dürften den Marktwert des Kollektivs erhöht haben. Die PR für antisemitische Terroristen, die als „militantes Kino“ Mittel für politische Aktionen seien, die Beteuerung, das Gerede von den „antikolonialen Kämpfen“ die man führt und die öden, durch nichts belegten Rassismusvorwürfe, das ist alles nichts anderes als pseudorevolutionäres Dummgeschwätz. Ruangrupa ist nicht Underground. Das ArtReview-Ranking der weltweit wichtigsten Künstler des Jahres 2021 listet das Kollektiv auf Platz drei. Die antikolonialen Kämpfer konnten bei der Documenta einladen wen sie wollten und hatten dafür einen Etat von über 40 Millionen Euro zur Verfügung. Etablierter geht es kaum.

Um im Westen an dieses Geld heranzukommen, muss man die Bedürfnisse der Entscheider im Kunstbereich ebenso bedienen wie die des Publikums. Und im Westen mag man es, wenn andere den Hass gegen Israel ausleben, weil man sich so ersparen kann, zum eigenen Antisemitismus stehen zu müssen. Und Revolution, das finden auch der kleine Hanno und die kleine Elke großartig, solange sie nur in Ausstellungsräumen stattfindet und die eigene Existenz mit etwas Rebellen- und 3. Welt-Kitsch adelt.

Große Teile der Kulturszene hassen den Westen, verachten die Demokratie verachten und sind aufgrund mangelnder eigener Leistungsfähigkeit trotz allem vom Geld der Bürger abhängig  wie ein Junkie von seinem Dealer.

Von da an sagen die Arbeit von Ruangrupa und die ausgestellten Werke der Kollektive aus dem „globalen Süden“ vielleicht weniger über die Künstler als über diese Milieus. Die einen wissen schlicht, wie man sich gut vermarktet, die anderen sind glücklich, wenn sie sich für ein paar Stunden als Revoluzzer fühlen dürfen. Koste es, was es wolle.

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Volker Eichener
Volker Eichener
1 Jahr zuvor

Dieses ArtNet-Ranking stammt aus der Volksrepublik China, die bekanntlich (wie auch Russland) das Ziel verfolgt, die westlichen Demokratien zu zersetzen. Kein Wunder, dass der Postkolonialismus-Aktivist und Antisemit Achille Mbembe ziemlich weit oben auf der Liste auftaucht. Interessanterweise enthält die Liste kaum Künstler, dafür aber viele „Denker“ (wie Mbembe). Die Qualität der Liste zeigt sich auch daran, dass Mark Zuckerberg darauf erscheint.
Postkolonialismus und Identitätspolitik sind für autokratische Regime wunderbare Vehikel, Demokratie und Menschenrechte auszuhöhlen. Identitätspolitik setzt den Gleichheitsgrundsatz außer Kraft. Und der postkoloniale globale Süden nimmt für sich in Anspruch, das Recht auf Leben zu bestreiten, wenn es darum geht, die Feinde zu vernichten (wie es die Palästinenser tun). Und Ruangrupa, die Menschenrechte mit den Füßen treten, gehört dazu.
Das Schreckliche ist, dass im Westen so Viele auf diese plumpe Strategie hereinfallen, und zwar auf der linken Seite genauso wie auf der rechten Seite. Alles nützliche Idioten Xi Jinpings und Vladimir Putins. Und das Schlimmste dabei ist, dass sie sich auch dabei noch moralisch im Recht fühlen.

nussknacker56
nussknacker56
1 Jahr zuvor

Man kann über diese Dumpfbacken aus dem „globalen Süden“ lachen und sollte ihre durchsichtige und plumpe Verteidigungsstrategie („alles Rassisten, außer Mutti!“) entsprechend durch den Kakao ziehen. Aber man muss sie auch ein Stück weit ernst nehmen. Diese Truppe wäre am falschen Ort und zur falschen Zeit mit Eifer dabei, ihre Vorstellungen einer „befreiten“ Welt mit mörderischem Engagement zu betreiben. Bislang können sie diese Fantasien nur verbal (und bildlich) unterstützen und es ist zu hoffen, dass ihnen in nächster Zukunft auch diese Ersatzbefriedigung verwehrt wird.

@SL: Der Link zum kleinen Hanno funktioniert nicht

Gramm
Gramm
1 Jahr zuvor

Art.net ist eine britische Datenbank, die genannte Liste aber wird von Art review erstellt. Ersteres ist verhältnismäßig seriös zweites sagt mir nichts.
Ihr Artikel benennt sonst einige richtige Aussagen, nur das ständige Gemecker über die vielen Künstler, die eigentlich nicht genug Geld selbstständig verdienen, nervt und bedient lediglich dumme Stammtisch-Vorurteile.

Didi Deiters
Didi Deiters
1 Jahr zuvor

@Volker Eichener:

„Dieses ArtNet-Ranking stammt aus der Volksrepublik China,“

Ich zitiere mal die Headline dieses Artikel: „Dummgeschwätz.“

„ArtReview ist ein internationales Magazin für zeitgenössische Kunst mit Sitz in London, das 1948 gegründet wurde. Seine Schwesterpublikation, ArtReview Asia, wurde 2013 gegründet.“

https://de.wikipedia.org/wiki/ArtReview

Ihr ganzer hasserfüllter Rant geht fehl.

Volker Eichener
Volker Eichener
1 Jahr zuvor

Sorry, es muss ArtReview heißen statt ArtNet. ArtReview sagt über sich selbst:

„ArtReview Ltd is part of Modern Media, China’s leading high-end communications group, whose portfolio of publications includes The Art Newspaper China, LEAP, Modern Weekly, Nowness and Numéro, among other titles.“

Das Verlagshaus beschreibt sich so:

„Behind our actions and efforts are modern ideological consciousness, modern aesthetic standard, modern commercial awareness and modern innovative mindset. … In our magazines, we are trying to present our attitude and aspiration – to define the trends, rename aesthetic in the new era of one of the oldest civilizations, China, and to lead urban cultural life on its way to the future.“

Alles klar?

(Sorry, als Politikwissenschaftler schaue ich immer hinter die Fassade und finde dann auch ganz schnell politische Motive.)

Laubeiter
Laubeiter
1 Jahr zuvor

Sehr geehrte ruhrbarone, Hr. Laurin – ich empfinde einen Graben zwischen der Polemik gegen ruangrupa und der Polemik von ruangrupa, und ich frage mich, ob Sie vielleicht recht haben, dass der Antisemitismus von ruangrupa eingebettet ist in eine stillschweigende Zustimmung einer Mehrheit. Sie sind eine einsame Stimme, die Presse schweigt, die BürgerInnen auch.

Warum gibt es in Kassel keine angemeldeten Demonstrationen gegen die Tokyo Reels und für deren Entfernung aus der documenta? Warum gibt es diese Art von Demonstrationen nicht vor dem Ministerium in Hessen, vor dem Büro der Staatsministerin für Kultur und Medien in Berlin?

ruangrupa hat die Macht, und das kosten sie aus und schreiben auf, was Ihre Macht ist. Der Geschäftsführer der documenta sieht nicht sicht, sondern die Kuratoren als die Instanz, die über Verbleib oder Veränderung einer Installation entscheidet, die von einer Gruppe von WissenschaftlerInnen als Darstellung von Judenhass beschrieben wird.

ruangrupa erklärt, die Macht liege nicht bei ihnen, sondern beim Zentralrat der Juden, bei den WissenschaftlerInnen, bei der Presse. Ich meine, dass diese Verteilung der Macht verändert werden könnte, wenn eine Mehrheit der Bevölkerung sich dafür ausspräche, die Tokyo Reels zu entfernen. Wenn eine Mehrheit der Bevölkerung hinter ruangrupas Antisemitismus steht, dann wird die documenta mit den Tokyo Reels zu Ende gehen.

Vielen Dank für Ihre Berichterstattung.

Daniel
1 Jahr zuvor

Next Stop:
Tehran & Gaza.

Daniel
1 Jahr zuvor

Der „kleine Hanno“ link ist tod.
gibt es einen neuen bitte ?

trackback

[…] gegen Israel ausleben, weil man sich so ersparen kann, zum eigenen Antisemitismus stehen zu müssen.Stefan Laurin, Ruhrbarone, 14.09.22 zu den Ereignissen rund um die […]

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