„Duisburg steht auf“ – nicht die beste Stimmung bei der untoten Dilettantentruppe

300 von 69 Sitzen im Bundesrat abschaffen: Eine der durchdachteren Forderungen der Querdenker in Duisburg; Foto: Peter Ansmann
300 von 69 Sitzen im Bundesrat abschaffen: Eine der durchdachteren Forderungen der Querdenker in Duisburg; Foto: Peter Ansmann

Ende Februar fand der letzte „Spaziergang“ der Querdenker-Gruppe „Duisburg steht auf“ statt. Damals im Schatten des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Und mit viel Verständnis für Wladimir Putin. 

Gestern liefen die tapferen Widerstandskämpfer, die sich aufopferungsvoll gegen das sinistre Corona-Regime auflehnen, wieder durch das Zentrum von Duisburg.

Es wird wohl vorerst der letzte Besuch bei einem Spaziergang der Duisburger Querdenkergruppe gewesen sein: Das Organisationsteam in Duisburg ist, selbst für Querdenkerverhältnisse, überraschend unfähig.

Ich habe schon Beerdigungen mit mehr Besuchern und positiverer Stimmung erlebt.

Kampf dem „totalistaristischem System“

„Warum heißen Milliadäre in Russland Oligarchen und im Westen Philanthropen?“ (Rechtschreibfehler übernommen! Die Antwort auf die Frage spare ich mir an dieser Stelle.) – „Sanktionen gegen Rußland schaden hauptsächlich den Armen in Deutschland“ – die auf der Demo verteilten Schilder passten insgesamt perfekt zu dieser Veranstaltung:

Die dermaßen dilettantisch wirkte, dass ich zeitweise überlegt habe, mich aus Mitleid eventuell doch noch „Duisburg steht auf“ anzuschließen.

Etwa 40 Teilnehmer liefen gestern durch die Innenstadt von Duisburg und fielen wegen der mitgebrachten Trommel und lauten Sprechchören auf. Der Grund für den Protest wurde über die auf einem PKW montierten Lautsprecher kundgetan:

Wir werden täglich auf die Straße gehen. Wenn es so weitergeht. Wenn man uns bedroht. Bedroht mit weiteren Maßnahmen. Vor allem ist das deswegen eine so große Bedrohung für uns, weil es jeglichen Verstand entgegengesetzt ist. Und wir nicht gerne, entgegen unseres Verstandes, handeln.

Auch Thema des Events: Die Sanktionen gegen Russland - die für die Querdenker abgeschafft gehören; Foto: Peter Ansmann
Auch Thema des Events: Die Sanktionen gegen Russland – die für die Querdenker abgeschafft gehören; Foto: Peter Ansmann

Auch der liebe Gott wird jetzt von den Querdenkern für ihre kruden Ideen vereinnahmt:

Von daher, macht euch nicht zum Sklaven. Werdet Herr eures eigenen Verstandes, Körpers, eurer Menschlichkeit. Freier Wille, ist die größte Gabe die ihr habt! Ich – als Gottesgläubiger – weiß, dass der freie Wille von Gott so stark ist, der uns gegeben wurde, dass wir sogar fähig sind, Gott selber zu beleidigen. Ich glaube daran, dass er soweit gegangen ist und uns so viel Verantwortung übertragen hat. Und wie gehen wir mit unserer Verantwortung um? Wir lassen uns selbstbestimmen.

 

"Werdet Herr eures eigenen Verstandes!"; Foto: Peter Ansmann
„Werdet Herr eures eigenen Verstandes!“; Foto: Peter Ansmann

Eine Rednerin der Querdenkergruppe leiert die üblichen Fake-News und Verschwörungstheorien herunter:

Die Corona-Pandemie sei ein „Plan zur Versklavung der Menschheit“ und ein „Plan für eine neue Weltordnung“, „44% der Geimpften haben Fehlgeburten, Geimpfte erkranken häufiger an Corona als Ungeimpfte“ – die Liste der Falschaussagen ist lang.

Durchgehend auf dem Spaziergang: Bashing gegen Bündnis90/Die Grüne und Annalena Baerbock. Auch wegen ihrer bekannten Aussage zur Ukraine und ihren Wählern. Der Umstand, dass die jüngste Desinofrmationskampagne des Kreml bei den Querdenkern auf fruchtbaren Boden fällt, verwundert bei der Zusammensetzung von „Duisburg steht auf“ nicht wirklich.

Der Trommelträger von "Duisburg steht auf" - ein erklärter Gegner des „totalistaristischen Systems“; Foto: Peter Ansmann
Der Trommelträger von „Duisburg steht auf“ – ein erklärter Gegner des „totalistaristischen Systems“; Foto: Peter Ansmann

Als der Trommler, nicht die hellste Kerze auf der Querdenkertorte, des Events den Fehler macht zum Mikrofon zu greifen, wird es nochmal spannend an diesem Montagabend: „Die größten Idioten, sind die Leute, die immer noch diese scheiß Maske tragen!“ schreit der Sympathieträger ins Mikrofon und beleidigt die Passanten als „Grinsbacken“.

Ein „Scheiße“ ruft er ins Mikrofon, wegen Überforderung mit diesem. Als er auf das „totalistaristische System“ schimpft, meldet sich eine Passantin zu Wort und fordert ihn auf, erstmal deutsch zu lernen. Immerhin: Die Frau, eine überzeugte Gegnerin des Querdenker-Spaziergangs, darf ans Mikrofon und rechnet argumentativ mit dem Event ab. Die ersten – und einzigen – intelligenten Worte, die an diesem Tag auf der Veranstaltung zu hören waren.

Soweit es mich betrifft: Das wird jetzt, für sehr lange Zeit, der letzte Besuch bei der Dilettantentruppe von „Duisburg steht auf“ gewesen sein. Ob die „Querdenker“ in Duisburg mit diesem Konzept – in anderen Städten läuft es, wegen der aktuellen Lage, besser für die „Systemgegner“ – und der jetzigen Führung noch lange bestehen bleiben, darf bezweifelt sind.

Relevant ist die Minitruppe – nicht mal ein Promille der Duisburger Bevölkerung läuft dort mit – ohnehin nicht.

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Felix Krupp-Materna
Felix Krupp-Materna
2 Jahre zuvor

Guten Tag, ich war auch auf der Demo und teile Ihre Einscähtzung nicht. Hauptsache ist, dass jemand gegen die Fehlerhafte Corona-Politik demonstriert, die Zahl der Leute ist nicht wichtig.

bratbär
bratbär
2 Jahre zuvor

Wenn früher der Dorftrottel brabbelnd durch die Stadt lief, ist man allenfalls mitleidig und kopfschüttelnd vorbeigelaufen. Die Sache war somit erledigt. Heute wird über ihn in allen Medien berichtet. Vielleicht war es früher besser.

Robin Patzwaldt
Editor
2 Jahre zuvor

@Peter: Glückwunsch zum gelungenen Beitragsfoto ganz oben! Das hat mir echt den Tag versüßt. 😉

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[…] LINKE – allen voran ihr Putin-Groupie Sahra Wagenknecht – sind traurig, die sogenannte Querdenker-Bewegung ist bedröppelt, weil die erwartete Befreiung der Deutschland GmbH durch Putins Truppen aktuell in […]

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