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Dortmund: Auschwitz-Kommitee unterstützt Antifa-Camp

Das Internationale Auschwitz-Kommitee hat sich dafür ausgesprochen, dass das Antifa-Camp in Dortmund stattfinden kann. In einem offenen Brief wendet sich das Kommitee an Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, Innenminister Ralf Jäger, Dortmunds OB Ullrich Sierau und Polizeipräsident Norbert Wesseler:

 

Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin Kraft,

Sehr geehrter Herr Innenminister Jäger,

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Sierau,

Sehr geehrter Herr Polizeipräsident Wessler,

 

Mit Empörung verfolgen wir die Auseinandersetzungen um das geplante Antifa-Camp in Dortmund Dorstfeld vom 24.08. bis 02.09. 2012.

Wie Sie wissen konnte sich seit Jahren in Dortmund eine feste militante Neonaziszene etablieren. Ihr sichtbarster Ausdruck in der Öffentlichkeit ist die jährliche Umdeutung des Antikriegstages, dem Jahrestag des Überfalls der deutschen Wehrmacht auf Polen am 1. September 1939, mit dem der Vernichtungskrieg Deutschlands gegen Europa begann.

Aber auch brutale Überfälle auf Nichtdeutsche, Antifaschist_innen, Sexarbeiter_innen und viele andere Menschen in Dortmund zeigen die Menschenverachtung der Neonazis, die durch Gewalt, ihre Macht und massive Präsenz eine Situation des Schreckens und der Angst etablieren.

Gerade hier wäre es die Aufgabe der Stadt Dortmund und des Landes Nordrhein-Westfalen, die Menschen zu unterstützen, die sich den Neonazis entgegenstellen, stattdessen scheint die Stadt den Neonazis das Feld zu überlassen und sie dadurch zu unterstützen und zu hofieren. Die Position der Stadt Dortmund, ein Antifa-Camp in Dortmund könne die ansässigen Neonazis provozieren, weswegen ein Antifa-Camp nicht genehmigt werden kann, ist ein durch die politisch Verantwortlichen herbeigeführter Suizid der Demokratie und damit ein städtisches Zulassen neonazistischer Gewalt.

Vielleicht hatte die eine oder der andere von Ihnen das Glück unseren jahrelangen stellvertretenden Vorsitzenden und Auschwitzüberlebenden Hans Frankenthal bei einer seiner zahllosen Zeitzeugengespräche oder Auftritte in und um Dortmund zu erleben. Sie erinnern sich sicher an seine schonungslosen Schilderungen dessen wohin dieses Verhalten führt. Auch wenn Sie ihn nicht gehört haben, wissen Sie es.

Gerade vor dem Hintergrund der ans Licht gekommenen Mordserie des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU), die nicht nur in Dortmund ein Mordopfer sondern auch weitere Opfer in anderen Bundesländern forderte und großes Leid der Angehörigen zur Folge hatte, erscheint uns die Argumentation der Dortmunder Polizei wie ein Festhalten an der Strategie der Vertuschung und Verleugnung. Waren die Mordopfer des NSU, hätte man den Ermittlungen verschiedener polizeilicher Stellen glauben können, Opfer von Bandenkriegen, Auseinandersetzungen im Drogenmilieu, oder Ähnlichem, und sind Menschen, die sich Neonazismus und Menschenverachtung entgegenstellen, in Wirklichkeit nur darauf erpicht ihre Freizeit gemeinsam zu verbringen? – Wie anders ist die Argumentation der Dortmunder Polizei zu verstehen, das geplante Antifa-Camp sei nicht politisch und die Polizei deshalb für eine Anmeldung nicht zuständig.

Diese faktische Verhinderung antifaschistischen Protests und Bildungsarbeit ist in unseren Augen eine aktive Unterstützung neonazistischer Strukturen in Dortmund mit Auswirkungen auf die gesamte Neonazistruktur der Bundesrepublik Deutschland und damit auf diese selbst.

Wir erhoffen und erwarten ein schnelles Umdenken der politisch Verantwortlichen und eine Unterstützung des Dortmunder Antifa-Camps seitens der Stadt Dortmund und des Landes Nordrhein-Westfalen.

Zur Kenntnis an: Internationales Auschwitz Komitee, Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, Zentralrat der Juden in Deutschland, Jüdische Kultusgemeinde Dortmund, Antifa-Camp Dortmund

Mit freundlichem Gruß

Barbara Terfloth

Für das Auschwitz-Komitee

Mitglied des Beirats

 

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Sonja
Sonja
11 Jahre zuvor

„Die Position der Stadt Dortmund, ein Antifa-Camp in Dortmund könne die ansässigen Neonazis provozieren, weswegen ein Antifa-Camp nicht genehmigt werden kann, ist ein durch die politisch Verantwortlichen herbeigeführter Suizid der Demokratie und damit ein städtisches Zulassen neonazistischer Gewalt.“

In Duisburg hat ja schon eine Israel-Flagge „provoziert“, ist also nix neues in NRW.

🙁

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