
Dortmund könnte bald eine zentrale Rolle in der internationalen Erinnerungskultur übernehmen: Die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem prüft den ehemaligen Südbahnhof als Standort für ihr erstes Bildungszentrum außerhalb Israels. Eine Delegation aus Jerusalem besuchte im Dezember das Gelände, das neben drei weiteren Orten in Nordrhein-Westfalen zur Diskussion steht.
Begleitet wurde die siebenköpfige Arbeitsgruppe von der Antisemitismusbeauftragten des Landes, Sylvia Löhrmann, sowie NRW-Wissenschafts- und Kulturministerin Ina Brandes. Vor Ort empfingen Oberbürgermeister Alexander Kalouti und Vertreter der Jüdischen Kultusgemeinde die Gäste, darunter Zwi
Rappoport und Rabbiner Avigdor Nosikov. Dr. Markus Günnewig, Leiter der Gedenkstätte Steinwache, präsentierte die städtischen Pläne für eine Gedenkstätte am Südbahnhof – einem historischen Ort, von dem während des Holocaust Deportationen in Ghettos und Vernichtungslager ausgingen.
Das geplante Bildungszentrum soll ein Ort des Dialogs und der Bildung werden, mit dem Ziel, die Erinnerungskultur in Deutschland zu stärken und den deutsch-israelischen Austausch zu fördern. Die Einrichtung richtet sich an Pädagoginnen und Pädagogen, Schülerinnen und Schüler, Freiwillige, Mitarbeitende von Gedenkstätten, Sicherheitskräfte sowie Medienschaffende. Auch internationale Gäste, darunter Alumni von Yad Vashem, sollen angesprochen werden.
Neben Dortmund stehen drei weitere Standorte in NRW zur Auswahl: das Junge Schauspiel in Düsseldorf, das Römisch-Germanische Museum in Köln und das Saana-Gebäude am Zollverein in Essen. Die Idee für ein Holocaust-Bildungszentrum in Deutschland entstand vor zwei Jahren. Bayern und Sachsen sind ebenfalls im Rennen. Die endgültige Entscheidung will Yad Vashem im ersten Halbjahr 2026 treffen.
Mit Sitz in Jerusalem ist Yad Vashem die weltweit bedeutendste Einrichtung zur Erinnerung an die Opfer der Shoah. Das geplante Bildungszentrum in Deutschland soll der jüdischen Erfahrung eine Stimme geben und durch offene Diskussionen ein Zeichen gegen Antisemitismus setzen.
