Serie „Türkenpolizei“: „Nous Nous“ von AHTAPOT (Video-Prämiere)

(c) Öğünç Kardelen AHTAPOT

Über Musik lässt sich trefflich streiten. White Boyz Trash Metal ist nicht so meins, es sei aber gegönnt. Zum Auftakt einer kleinen Artikelserie zu „60 Jahre Anwerbeabkommen mit der Türkei“, so die offiziellen Ankündigungen, starte ich – weil es so schön passt – mit einer Ankündigung und kleinen Besprechung. „Ahtapot“ (Oktopus) heißt die neue Band von Öğünç Kardelen (Ex-Kent Coda). Ich habe ihn dazu befragt. Den Link zum Video findet ihr unten.

Ahtapot dockt beim Türkisch-Psychedelic-Rock der 70er an.  Wer damit etwas anfangen kann, wird den großen Einfluss von Barış Manço, Erkin Koray und auch die Vibes neo-psychedelischer Bands wie Tame Impala oder Allah-Las bemerken.

(c) Öğünç Kardelen AHTAPOT

Öğünç Kardelen ist in Izmir in der Türkei aufgewachsen. Nach seinem Opern-Gesangsstudium in der Dokuz Eylül Universität kam er 2002 nach Köln. Dort absolvierte er ein zweites Gesangsstudium bei Prof. Langshaw (Musikhochschule Köln). Kardelen arbeitet als Komponist und Bühnenmusiker. Außerdem ist er als türkischer Synchronsprecher an verschiedenen Projekten tätig. Mir der Indie-Folk Band „Kent Coda“ trat er auf renommierten Festivals und im Rockpalast auf. Nach der Auflösung von Kent Coda setzt er nun seine Karriere fort. Er singt auf Türkisch.


INTERVIEW

Ruhrbarone: Öğünç, deine letzte Band, Kent Coda, mit der du in den letzten Jahren ja einigen Erfolg hattest, hat sich leider aufgelöst. Du bist vor 2 Jahren von Köln nach Mainz gezogen und dann kam Corona. Wie bist du durch den Lockdown gekommen?

Öğünç: Da muss ich sagen, zum Glück hatte ich mein Standbein Theatermusik und Häuser und Regisseure, die mutig waren, trotz dem Aufführungsverbot proben konnten und sich immer wieder auf eine Öffnung der Theater vorbereitet haben. Auch wenn die Proben zum Teil digital und Premieren unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfanden, war ich froh in dieser tollen Szene verwurzelt zu sein. Meine neue Band Ahtapot hat sich kurz vor Lockdown gegründet, aber proben und treffen konnten wir uns dann leider erst im Sommer wieder. Dann waren wir aber sehr fleißig und kreativ nach so langer Zeit, in der wir uns zügeln mussten. Innerhalb weniger Proben haben wir 8 Songs zusammen gefunden. Es sollte nun aber ein Jahr dauern bis wir am 01.10.2021 die erste Single rausbringen konnten.

Ruhrbarone: Gerade feiert und macht sich Deutschland bewußt, dass vor 60 Jahren das erste Anwerbeabkommen mit der Türkei geschlossen wurde. 60 Jahre lebt man mit den Menschen, die einst zum Arbeiten nach Deutschland kamen, und natürlich ihre Sprache und Kultur mitbrachten zusammen. Du bist als Student gekommen und geblieben. Wie hast du als „Dazugekommener“ angesichts fast 2 Millionen Menschen aus der Türkei Deutschland sei dem erlebt?

Öğünç: Ich habe mich hier von Anfang an wohl gefühlt, auch wenn mich gerade anfangs das Heimweh noch packte. Es hat bei mir einige Zeit gedauert die Dynamik zwischen Deutschen und Türken zu realisieren. Es gibt ein Parallelleben und es funktioniert soweit, auch wenn ich mir wünschte, dass die gegenseitige Anerkennung und Akzeptanz etwas größer wäre. Umso mehr freue ich mich mit meiner Musik die Brücke zwischen Rhein und Bosporus schlagen zu können.

Ruhrbarone: Du singst auf Türkisch. Türkisch ist die nach dem Deutschen weit verbreitetste, lebendig gesprochene Sprache. War es schwer sich damit vor einem deutschen Publikum durchzusetzen? Hat man dir anfangs gesagt, du sollst dann lieber auf Englisch singen?

Öğünç: Am Anfang meiner letzten Band sangen wir tatsächlich auf englisch, aber nach kurzer Zeit merkten wir, dass unser Sound und meine Leidenschaft schöner in meiner Muttersprache rüber kommt. Es ist auch mittlerweile Teil meiner Auftritte, vorher kurz erklären um was es in den Liedern. Unsere Musik ist sehr tanzbar und die Sprache ist auch Teil der rhythmischen Elementen. Türkisch, mit seinen vielen langen Vokalen, ist eine schöne Sprache um sie zu singen und unsere eingängigen Refrains sind sogar einfach beizubringen, sodass die Leute mitsingen können.

Ruhrbarone: Euer Video ist heute auf YouTube gestellt worden. Gibt es bald eine Platte? Wann und wo kann man Ahtapot bald sehen und hören?

Öğünç:  Ja, das ist das große Ziel, sobald wie möglich ins Studio gehen zu können um all unsere Ideen aus dem Proberaum für alle hörbar zu machen. Unser erstes Konzert findet am 30.10.2021 im KUZ in Mainz. Vor dem Album kommen noch 2 Singles raus und erstmal als Kassette.


Der neue Song „Nous Nous“ wird u.a. hier präsentiert:

 

Recorded, mixed & mastered by Olaf Opal
Engineering Luis Müller-Wallraf
Video by Matthew Dolan
Footage Imsouane: Kalebe Paiva Silva filminwater
Green Screen Videos: Ömer Mutlu
Music, Lyrics, Vocals, Guitars: Öğünç Kardelen
Bass: Christoph Guschlbauer
Drums: Nico Stallmann
Saxophone: Ra Oul
Keys: Guido Sprenger
Hier noch der umfassende Streaming-Link.

 


Und für die Wehmütigen der Link zum Rockpalast-Konzert von Kent Coda. (sehr sehenswert!)

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