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Dortmund: Käßmannen für den Frieden

Jutta Reiter Foto: DGB
Jutta Reiter Foto: DGB

Die Friedensbewegung und die meisten Redner auf Friedensfesten jeder Art haben mehere Dinge gemeinsam: Geschichtslosigkeit, einen Hang zu Plattitüden und die Leidenschaft, sich an der angeblich eigenen moralischen Überlegenheit zu überhohen.  Gut kann man das an der Rede der Dortmunder DGB-Chefin Jutta Reiter auf dem diesjährigen Friedensfest in Dortmund sehen. Ihre  Zuhörer ließ Reiter ganz in Margot Käßmann Manier wissen, was  gegen den Völkermord des Islamischen Staates nicht hilft: „Waffen“, sagte Reiter, „bringen Waffen nicht zum Schweigen“.

Für den Satz gibt es natürlich im evangelischen Religionsunterricht der neunten Klasse ein Fleißkärtchen und obendrauf noch einen kostenlosen Hagebuttentee im nächstgelegenen christlichen Jugendheim. Wahrer wird er dadurch nicht. Nur Waffen und die Drohung mit Ihnen bringen in der Regel Waffen zum schweigen. Wer sich unbewaffnet gegen Waffen stellt, hat gute Chancen erschossen zu werden. Die Waffen der Alliierten befreiten Europa von den Nazis. Auschwitz wurde von der Roten Armee befreit, nicht von singenden Protestanten mit lila Halstüchern. Die Hochrüstung der Nato inklusive ihrer Atomwaffen stoppten den Expansionsdrang des Ostblocks nach dem zweiten Weltkrieg. Mit Waffen wehrten sich die Spanier – leider vergebens – gegen den Putsch Francos und seiner Generäle. Und nur mit Waffen wird der Islamische Staat (IS) zu stoppen sein. Wer das verschweigt, wem  angesichts des Terrors des IS nur ein paar Sätze aus dem Poesiealbum einfallen, macht sich nicht nur, wie Reiter, lächerlich, sondern verhöhnt die Menschen die gerade im Irak und Syrien massakriert werden. Die machen meist waffenlos zur Zeit die Erfahrung, die Reiter nicht wahrhaben will: Nur Waffen stoppen Waffen.

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Herr Karl
9 Jahre zuvor

Einmal mehr zeigt sich, wie menschenverachtend Pazifismus sein kann: Man stellt utopische Grundsätze über die Verhinderung von Massenmord. Und fühlt sich dann auch noch als besseren Menschen. Widerlich.

Nansy
Nansy
9 Jahre zuvor

Im Falle des Islamischen Staats (IS) – das ist meine Meinung – braucht es nicht nur Waffen, sondern auch den Willen aller Staaten, diese Terrorvereinigung mit allen verfügbaren Mitteln kompromisslos zu bekämpfen. Verhandlungen sind bei diesen Fanatikern völlig aussichtslos – es bleibt nur eine militärische Lösung.

Murphy42
Murphy42
9 Jahre zuvor

„Es gibt keine Alternative“, spricht der Merkeljünger und legitimiert mit seiner Stellungnahme die Lieferung von Waffen in den Irak. Natürlich gibt es Alternativen. Beispielsweise wäre auch denkbar mit der geballten Macht von Nato und EU, die Flüchtlinge und Opfer zu evakuieren und in Sicherheit zu bringen. Am besten nach Europa. Warum tut man das eigentlich nicht? Auch Schutzzonen können eingerichtet werden, hat sich auch durchaus im Irak schon bewährt.

Warum sind eigentlich die Yezidischen Flüchtlinge so bedeutetnd, die tausenden von Opfer in Syrien sind es nicht, und für Waffenlieferungen reicht der Massenmord in Syrien auch nur begrenzt, Mal abgesehen davon, dass die USA und Frankreich mit ihren Waffenlieferungen nach Syrien auch die IS(is)Milizen bewaffnet haben. Es ist halt ein wohliges Gefühl mit Waffenlieferungen Flüchtlinge zu retten. Da kann man sich richitg gut fühlen. Ggf. sind dann auch gleich Pazifisten „menschenverachtend“ und sowieso ist es alles nur „Religionsrhetorik“. Da wird man durch Waffenliefrungen zum humanitären Helfer und muss sich um das Schicksal der Flüchtlinge nicht kümmern. Die verrecken dann in den unzureichenden Flüchtlingslagern und dürfen sehen wo sie bleiben. Aber dafür trägt man dann eben keine Verantwortung.

Das man das Problem der IS Milizen nicht mit Waffengewalt lösen kann, fällt dann auch nicht auf. Es genügt in Zeiten wie diesen die einfache Behauptung, man könnte es. Die IS-Miliz sind ein Ergebniss des Zusammenbruchs der staatlichen und gesellschaftlichen Strukturen in Syrien und Irak. Da werden die nun gelieferten Waffen und die militärische Logik wenig dran ändern. Im Gegenteil es ist davon auszugehen, dass die Bewaffnung der Kurden die instabile Lage im Irak weiter verschärfen wird. Mal abgesehen davon, dass völlig unklar ist, wie denn die IS-Miliz in Syrien bekämpft werden sollen. Denn die PKK und PKG will man ja nicht bewaffnen. Alles ziemlich scheinheilig, was da vorgebracht wird um 25 Jahre altes Gerümpel, wie die Milan-Raketen in den Irak zu fliegen.

Es wäre schön, wenn diejenigen die im Brustton der Überzeugung, Waffenlieferungen rechtfertigen und mit verbalen Seitenhieben die „Friedenbewegung“ diskreditieren, wenigstens so viel Anstand besäßen das Dealen mit Waffen nicht auch noch als Freundschaftsdienst an Menschen zu verkaufen.

Murphy42
Murphy42
9 Jahre zuvor

@stefan: Wie bei jeder anderen „Blauhelmmission“.

Nansy
Nansy
9 Jahre zuvor

@Murphy42:
Ihr Zitat: „Das man das Problem der IS Milizen nicht mit Waffengewalt lösen kann, fällt dann auch nicht auf. Es genügt in Zeiten wie diesen die einfache Behauptung, man könnte es.“

Antwort: „Dass man das Problem der IS Milizen nicht mit Verhandlungen lösen kann, fällt dann auch nicht auf. Es genügt in Zeiten wie diesen die von ihnen und anderen einfach aufgestellte Behauptung, man könnte es.“

Sie müssen uns schon einmal erklären, wie und ob Sie mit Kopfabschneidern, Folterern und Massenmördern ins Gespräch kommen wollen, wenn Sie die Anwendung von Waffengewalt ablehnen. Was also schlagen Sie vor? Kopf in den Sand? Wegschauen? Oder wollen Sie sich Zwangsbekehren lassen? Oder wollen Sie weiterhin nur über die vermuteten Gründe dieser Entwicklung räsonieren?

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
9 Jahre zuvor

Nein, Stefan, Murphy24 versteht unter „geballter Macht“ bestimmt weiße LKWs mit weißen und RotKreuz-Fahnen und mit Lautsprechern, die die Genfer und Haager Abkommen runterdudeln. Das verstehen dann die IS-Schlächter sofort, knien nieder und machen ihre Waffen kaputt. Live-TV-Bilder vom Peace-Helden, von strahlenden Flüchtlingskindern umtänzelt, gehen sofort um die Welt. Der Friedensnobelpreis ist damit schon vergeben und Ghandi erhebt sich aus seinem Grab…

Herr Karl
9 Jahre zuvor

@Murphy42
„Blauhelmmission“
So 100-200 Mann vielleicht, ausgerüstet mit Pfefferspray und extra soften Schlagstöcken?
Damit könnte sich dann sicher auch Konstantin Wecker einverstanden erklären…

Murphy42
Murphy42
9 Jahre zuvor

. Die Frage ist ja eher umgekehrt zu stellen. Wieviele wollen Sie erschiessen? Woran erkennt man die Milizangehörigen? Wohin verschwinden sie, wenn die Schlacht vorbei ist? Wann ist die Schlacht vorbei?
Seit über 10 Jahren versuchen Soldaten und Armeen in Afghanistan die Taliban militärisch zu besiegen. Bis jetzt eher Fehlanzeige. Wie man angesichst solcher Debakel immer noch glauben kann, militärisch solche Konflikte zu lösen, ist mir schleierhaft. Das solche „Kriegsführung“ auch noch mit vielen Opfern in der Zivilbevölkerung einher geht, kann man natürlich auch ausblenden. Oder man läßt dann jetzt die Kurden ran. Dann ist man wenigstens unschuldig.
@Klaus Lohmann. Was ich unter „geballter Macht“ verstehe habe ich bereits beantwortet.

Helmut Junge
Helmut Junge
9 Jahre zuvor

Ich würde @Murphy42 ja für die Delegtion vorschlagen, die die Verhandlungen mit Isis zur Freilassung der Geiseln führen wird, aber er wird dann wohl andere Termine haben.

Herr Karl
9 Jahre zuvor

„Orwell hatte für Pazifisten nur Verachtung übrig. So sagte er bereits 1941: “Da Pazifisten mehr Handlungsfreiheit in Ländern haben, in denen Ansätze der Demokratie bestehen, können Pazifisten effektiver gegen die Demokratie wirken als für sie. Objektiv betrachtet ist der Pazifist pro-nazistisch.” “
http://arprin.wordpress.com/2012/10/11/der-totalitare-pazifismus/

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
9 Jahre zuvor

@Murphy42: Sie scheinen geflissentlich zu übersehen, dass die IS-Mörder keinen klassischen Krieg führen, so wie er vielleicht Ihnen aus Büchern oder Guido-Knopp-Features bekannt ist. Vergleichen Sie es evt. mit brandschatzenden und marodierenden Horden aus dem finstersten Mittelalter, die hätten sich genauso über „Blauhelme“, Rotes Kreuz, Verhandlungen und überhaupt „militärisches“ Denken den Ar… abgelacht wie wir jetzt.

Mit geistesgestörten Fanatikern verhandelt man nicht, wenn man noch ein paar Tage leben möchte.

werner müller
werner müller
9 Jahre zuvor

ach ja, die alte geschichte vom emanzipatorischen gehalt des militärs und der soldaten. die einzelbeispiele der geschichte sind so richtig, wie eben nur ein minimalausschnitt der geschichte. kriege verhindern geht natürlich nur gegen militär. wenn nach jahrezehntelangen aufrüsten aus diversen machtinteressen und irrsinnigen militärischen intervenieren 2014 die IS auftaucht, sollte das einem zu denken geben. die IS ist eben nicht nur ein produkt klerikalfaschister wahnsinniger sondern eine von machtinteressen, aufrüstung und zig geführten kriegen… .

wenn in der not kein weg am militärischen gegen die barbarei in sicht scheint, darf einem der blick nicht vernebeln, daraus standards des handelns zu formulieren.

keineEigenverantwortung
keineEigenverantwortung
9 Jahre zuvor

Die letzten Wochen zeigen doch eindeutig, dass Gewalt gewinnt (Nigeria, Somalia, Irak, Ukraine, ..).
Es kann für mich auch keine Lösung sein, ganze Landstriche zu evakuieren und den Gewalttätern zu überlassen. Sollen so viele Menschen heimatlos werden, nur weil Gewalt gewinnt? Laissez-faire, und wir nehmen die Flüchtlinge auf, ist zurzeit populär. Diese Taktik wird zur Strategie vieler Mitbürger und das ist auf Dauer fatal.

Für uns sind Grenzen weitgehend uninteressant. Hier kann jeder machen, was er will, wenn er sich an ein paar Regeln des Zusammenlebens hält. Diese Sicherheit und Freiheit ist etwas, was es zu bewahren gilt.

Offen ist doch auch, warum sich so wenig Menschen aktiv gegen Gewalt in den jeweiligen Ländern wehren. Hier immer und überall nach den USA zu rufen kann keine Lösung sein. Es sind jeweils nur kleine sehr gewalttätige Banden, die ganze Völker tyrannisieren. Wieso wehrt sich die Mehrheit nicht?

Frieden schaffen ohne Waffen etc. ist anzustreben. Gewaltlosigkeit ist für die meisten von uns selbstverständlich. Doch was machen wir, wenn Gewalttäter merken, dass sie sich alles erlauben können, ohne Gegenwehr zu erhalten?

Helmut Junge
Helmut Junge
9 Jahre zuvor

Wenn Pazifisten davon sprechen, daß „man“ mit solchen Kräften eine Verhandlungslösung suchen sollte, gehen sie nie selbst dorthin, sondern erwarten das von Anderen.
Deshalb mein Vorschlag: Immer erst einige bekannte Pazifisten bitten, dort zu verhandeln.
Wetten, daß sich die Reihen der „überzeugten Pazifisten“ schnell lichten werden?

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