„Es geht um Sex, ums Daten, Körperkomplexe und all den Unfug den sich Frauen antun.“

Buchautorin und Comedian Nicole Jäger (Foto: Reinaldo Couddou H.)

Nicole Jäger. Sie ist wirklich dick. Und hat daraus das Beste gemacht, nämlich zwei Besteller, ein Comedy-Programm und nun Aufzeichnugen bei RTL samt DVD, passend zu Weihnachten direkt hier erhätlich. Zeit für ein Interview mit der „Fettlöserin“.

Ruhrbarone: Einen Bestseller geschrieben, mit einem neuen Comedy Programm auf Tour und das wurde auch noch von einem großen deutschen Sender aufgezeichnet und ausgestrahlt. Für Dich lief 2018 also ganz gut. Trotzdem gibt es generell weniger weibliche als männliche Comedians. Warum ist das so?

Nicole Jäger: Frauen sind einfach nicht lustig. Das weiß man doch!

Siehst Du Dich eher als Kabarettistin oder Comedian?

Eindeutig Comedian. Aber ganz im Ernst? Ich spreche über Themen die ich wichtig finde und nähere mich diesen humoristisch. Eigentlich ist es egal wie wir das Kind taufen, so lange mein Publikum lacht!

Dein Programm „Nicht direkt perfekt“ behandelt nach eigener Aussage „Frauenthemen“. Das ist ein weites Feld. Was verstehst Du unter Frauenthemen?

Alle Themen die man sich so vorstellen kann, nur eben aus der Sicht einer Frau. Es geht viel um den eigenen Körper und den Firlefanz den Frauen betreiben in der Hoffnung, dadurch ein wenig attraktiver zu sein. Es geht um Sex, ums Daten, Körperkomplexe und all den Unfug den sich Frauen antun.

Bist du eigentlich Feministin?

Ich habe um ehrlich zu sein keine Ahnung, ob ich Feministin bin. Ich bin eine Frau die sehr gern eine Frau ist und sich ihr Recht schon holt und durchsetzt wenn ich es brauche. Genau so bin ich eine Frau die Männer grandios findet und gerne feminin ist und den Menschen am Bühnenrand sagt, sie hätten ein Recht drauf, sich wohl zu fühlen im eigenen Körper. Das ist kein Thema explizit für Frauen sondern meint genau so jeden Mann. Ich stehe dafür ein, dass Menschen sich emanzipieren. Geschlechter unabhängig. Nur weil ich eine Frau bin, macht mich das vermutlich noch nicht zur Feministin aber selbst wenn, ist mir das ebenso recht wie egal denn die Frage ist nicht, „wie nenne ich mich“ sondern was tue ich und ich für meinen Teil stehe auf der Bühne und bin laut und dreckig.

Du bist selber stark übergewichtig. Gehst Du das Thema in Deinen Shows an?

Es ist schwierig das zu verbergen wenn man in 10.000 Watt Scheinwerfern herumhampelt. Ich bringe das Thema zwangsläufig mit auf die Bühne, behandle es allerdings eher global. Meine Themen sind keine „Dicken“-Themen sondern Frauen-, und Körperthemen. Und was das Dicksein angeht gibt es doch ohnehin nahezu nur zwei Kategorien von Frauen: Die, die zu dick sind und die, die zu dick sich fühlen. Allen gemeinsam ist, dass wir noch ein bisschen mehr sind als die Zahl auf der Waage und das ist Thema meiner Shows. Unter anderem.

Nadja Herrmann wurde von anderen Frauen dafür angegangen, als sie in „Fettlogik“ darlegte, wie sie abgenommen hatte. Gibt es auch Personen, die dich wegen dem angehen, was du tust?

Natürlich. Die größten Kritiker findet man in den eigenen Reihen. Das ist allerdings auch völlig egal denn wer meckern und kritisieren will, der findet immer was. Gerade die Themen rund um Körper und Gewicht werden extrem unlocker und mit vielen, sensiblen Befindlichkeiten behandelt. Recht machen kann man es niemals allen. Da kannst Du auch noch so viel machen und bewirken, ich könnte übers Wasser laufen können, es würde unter Garantie jemand am Ufer stehen und fragen, ob ich zu dumm zum schwimmen bin.

Was ist eigentlich deine persönliche Planung für dein Gewicht?

Ich möchte mich wohlfühlen. Wenn ich an dem Punkt bin, lasse ich los. Wenn nicht, mache ich so lange weiter, bis es sich gut anfühlt. Was ich dann wiege ist relativ egal, die Frage ist wie ich mich fühle. Bin ich schon am Ziel? Nein, dafür fehlen noch einige Kilos.

Du bist 2019 auf Tour und bist auch im Ruhrgebiet unterwegs (25.04. in Hamm und am 27.04 in Duisburg). Merkst Du bei 80 Shows / Jahr überhaupt noch wo Du auftrittst?

Auf jeden Fall, ja. Am Publikum vor allem. Von den Städten sehe ich nicht viel aber jede Stadt und jede Himmelsrichtung hat ganz bestimmte Arten von Publikum und tatsächlich spiele ich unheimlich gern im Ruhrgebiet. Angeblich sind es die Rheinländer die am meisten Stimmung machen, meine Erfahrung sagt aber: Am geilsten ist es im Pott. Warmherzig, dreckig mit der Lust laut zu lachen. Da sind Fußball und Comedy gar nicht so weit auseinander.

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