
Europa hat keinen Grund, sich über Donald Trump zu beschweren. Die Schwächen des alten Kontinents, die der US-Präsident bei den Zollverhandlungen mit der EU ausnutzte, sind kein Schicksal, sondern freiwillig gewählt.
15 Prozent Zoll auf fast alle europäischen Produkte, 30 Prozent auf Stahl und Aluminium, dafür null Prozent Zoll auf US-Autos, 550 Milliarden Dollar sollen in den USA investieren, 100 Flugzeuge von Boeing gekauft und für 750 Milliarden Dollar Energie aus den USA importiert werden. Aus europäischer Sicht ist das kein guter Deal, aber einer, zu dem es keine Alternative gibt: Europa mit seinen 400 Millionen Einwohnern wäre Russland ohne die USA hilflos ausgeliefert. Ja, Europa ist noch ein großer Markt, aber technologisch in vielen Bereichen abgehängt, sodass klar ist, dass es auch wirtschaftlich langfristig keine Großmacht sein wird. An seiner prekären Lage ist Europa selbst schuld. Seine Bürger, Politiker und Unternehmer haben in den vergangenen Jahrzehnten konsequent daran gearbeitet, den Kontinent zu ruinieren: Niemand hat die Europäer – und die Deutschen waren immer ganz vorne mit dabei – gezwungen, sich seit über 50 Jahren der Einführung fast jeder neuen Technologie entgegen zu stellen und stattdessen teuren grünen Träumen hinterherzuhängen, aber nicht ausreichend in Forschung und Entwicklung oder Bildung zu investieren: Keine der zehn besten Universitäten der Welt liegt in einem EU-Land, während die USA, Stand 2022, 3,59 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Forschung und Entwicklung steckten (877 Mrd. Euro), China 2,56 Prozent (435 Mrd. Euro), waren es in Europa nur 2,22 Prozent (381 Mrd. Euro). Doch es liegt nicht nur am Geld alleine: Restriktionen im Bereich Gentechnik und KI, Proteste mächtiger NGOs und eine fast hysterische Berichterstattung über die möglichen Gefahren neuer Technologien tragen dazu bei, den Standort zu schwächen. Vor allem in Deutschland ist in Teilen der selbsternannten Elite die Postwachstumsökonomie längst zum Leitbild geworden.
Den Unternehmen fehlte nicht nur der Mut, sich gegen diese Entwicklung zu stellen. Im Gegenteil: Manager wie der damalige Siemens-Chef Joe Kaeser warfen sich 2020 bereitwillig vor aufgeblasenen Bürgerkindern wie der Fridays-for-Future-Aktivistin Luisa Neubauer in den Staub. Es passt leider auch ins Bild, dass sich weder Siemens noch SAP an der deutschen Bewerbung für eine KI-Gigafabrik beteiligten. SAP hat sogar nach drei Jahren 2016 seine vom damaligen SAP-Manager Vishal Sikka 2013 initiierte Unterstützung der Communication Design Group aufgegeben, einem Thinktank in der Tradition des Xerox-PARCs und der Bell Labs, in dem Alan Kay, einer der großen Legenden der Computerentwicklung und Computerkultur, tätig war. Sam Altman, das OpenAI-Mastermind sprang dann als Unterstützer ein und gab der CDG zehn Millionen aus seinem Privatvermögen.
Kay hatte bereits in den frühen 70er-Jahren Tablets vorausgesehen. So jemanden streicht man nicht das Geld, man überschüttet ihn mit Fördermitteln. In diesen Laboren wurden die Technologien entwickelt, die wir heute auf unseren Schreibtischen stehen haben und in unseren Hosentaschen mit uns tragen, auch wenn es nicht unbedingt die Finanziers der Labore waren, die das große Geschäft mit den technologischen Durchbrüchen machten. Von vielem, was im Xerox PARC entwickelt wurde, profitierte aus Ignoranz der Manager Apple, wie dieser Ausschnitt aus dem Film „Pirates of the Silicon Valley“ sehr schön zeigt:
In Europa gibt es nichts Vergleichbares mit diesen Thinktanks. Die Stiftungen der großen Konzerne finanzieren lieber antisemitische Kunstmessen wie die von Sascha Lobo als „Antisemita“ bezeichnete Documenta 15 (Volkswagen-Stiftung), Ökofanatiker wie Agora (Mercator-Stiftung) oder Absurdes wie ein „Homöopathie-Archiv“ (Bosch-Stiftung). Das Hasso-Plattner-Institut, gestiftet vom SAP-Gründer Hasso Plattner, wenn auch kein freier Thinktank, sondern hochschulgebunden, ist eine der wenigen Ausnahmen.
Auch die Politik gefällt sich darin, Forscher, Gründer und Unternehmer vor allem in den Bereichen KI und Biotechnologie zu knebeln und mit immer neuen Regeln zu behindern. Durch eine Mischung aus Technologiefeindlichkeit und grünem Missionseifer schafft man es in Deutschland sogar, durch teure Energie und schlechte Netze gleichzeitig die Traditionsindustrien zu zerstören und den Ausbau von Zukunftstechnologien zu verhindern.
Europa hat ein großes „Opfa“ auf seiner Stirn stehen – und nicht nur Trump hat das erkannt und handelt danach. Glaubt jemand wirklich, dass Indien, China, die arabischen und zunehmend auch afrikanischen Staaten sich diesen Versagerkontinent zum Vorbild nehmen? Europa führt ihnen vor Augen, wie man es nicht macht, wie man seinen Wohlstand ruiniert und technologisch abgehängt wird. Wenn sie etwas von uns lernen, dann, wie man es nicht macht. Natürlich könnte sich das ändern. Aber weder Europas Bürger noch seine Unternehmer und Politiker brennen dafür, wieder an die Spitze zu kommen. Europa ist auf dem Schulhof der Welt der pummelige Junge mit dem komischen Pullunder, der arrogant und nicht einmal nett ist. Keine gute Kombination.
