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Gibt es eine eine Zukunft ohne Zeitung?

Foto: Flickr.com / Yaisog

Gibt es eigentlich ein Geschäftsmodell für Journalisten in der Zukunft? Überall werden Leute entlassen, gute Schreiber und auch weniger gute. Zeitungen werden eingestellt und verkauft. Es geht quer durch die Bank. Ein Kollege von mir bekommt schon Panik-Attacken. Dann ruft er an und fragt, ob es wirklich schlimm wird. Ganz ehrlich – kleine Ahnung. Könnte aber sein.

Sie zum Beispiel, lesen den Artikel hier und zahlen dafür keinen Euro-Cent. Dabei habe ich Arbeit in den Bericht gesteckt.

Genauso können Sie zum Beispiel die Inhalte der großen Zeitungen, des Spiegel, und der Bild abstauben, ohne dafür zu zahlen. Und ohne schlechtes Gewissen. Es ist so einfach im Internet zu klicken und konsumieren. Alles für lau.

Es scheint tatsächlich aus der Mode gekommen zu sein, fürs Lesen zu bezahlen. Ende der neunziger wurde das doch noch gemacht, oder? Ein anderen Kollege von mir, Jürgen, sagt immer, wenn er mich sieht. „David, warum machst Du diese Ruhrbarone-Sache? Es gibt doch überhaupt kein Geschäftsmodell, mit dem man im Internet Geld verdienen kann.“ OK, vielleicht ist das auch so – bis auf spiegel.de, bild.de und noch ein paar Seiten macht wahrscheinlich keine Seite eine gute Mark. Außer den Tittenseiten.

Pessimisten wie mein Kumpel Hans glauben, die Konsequenz der Online-Nummer ist schlicht: die Nachricht sei nichts mehr wert, weil sie im Netz für taube Nüsse zu haben sei. Das trainiere die Menschen darauf, alles lesbare für umsonst zu fordern. Oder anders gesagt: der Berufstand Schreiber sei am „Arsch“. Wir sollten uns alle Jobs in PR-Agenturen suchen und eine ruhige Kugel schieben.

Ich glaube nicht daran. Warum? Vielleicht bin ich einfach zu optimistisch. Aber dann denke ich auch daran, dass die Menschen immer gute Geschichte lesen wollen – egal was passiert. Und es wird immer Leute geben, die gute Geschichten zu erzählen haben.

Es kommt nur darauf an, die guten Geschichten clever zu verkaufen. Und da bin ich bei dem Geschäftsmodell das Jürgen fehlt.

Vorneweg, hier bei den Ruhrbaronen haben wir kein richtiges Geschäftsmodell. Wenn wir bald anfangen, Werbung zu verkaufen, machen wir das primitivste Ding der Welt. Wir übersetzen wie alle anderen, die Printsache ins Netz, indem wir Platz auf unseren Seiten verkaufen.

Wenn ich über die Zukunft nachdenke, kommen mir aber andere Ideen.

Zunächst frage ich mich, was zur Hölle wurde überhaupt die ganze Zeit verkauft?

Bedrucktes Papier oder Geschichten?

Klassischerweise heißt die Antwort: Geschichten. Aber was ist, wenn ich annehme, es wurde Papier verkauft und die Stories waren nur die Werbung auf dem Papier, damit irgendeiner das Papier nimmt.

Denn sind wir ehrlich: Papier ist langweilig, und außer zum Fisch einwickeln und Feuer anzünden für wenig nütze. Ok, vielleicht noch als Dämmstoff. Aber sonst?

Nur mit den Geschichten drauf, wird aus dem billigen Papier eine mehrwertige Handelsware. Die Verleger haben Druckmaschinen. Die müssen möglichst gewinnbringend ausgelastet werden. Sie wollen also Papier mit Geschichten bedrucken. Mit welchen ist erstmal zweitrangig. Die einen machen Muschimagazine, die anderen Politbrecher. Jeder versucht in seinem Beritt einen möglichst spannenden Aufgalopp hinzulegen, damit möglichst viele Leute möglichst viel Papier kaufen. Jetzt will keiner mehr das Papier haben, weil die Leute lieber im Netz lesen. Schlecht für die Verleger. Druckmaschinen werden überflüssig.

Das muss aber nicht schlecht für die Schreiber sein. Denn die Nachfrage nach guten Geschichten ist nicht zusammengebrochen. Sie werden nur nicht mehr auf Papier gelesen.

Jetzt nähern wir uns der Lösung. Warum verkaufen die Verleger nicht einfach was anderes außer Papier und nutzen die Nachfrage nach den Geschichten als Werbung für ihre neuen Projekte. Dabei denke ich nicht ans Internet. Ich denke an was ganz Anderes.

Wahrscheinlich drücke ich mich wieder zu kompliziert aus. Also ein neuer Anlauf. Wenn ich komplexe Sachen im Internet lese, ist das unbequem. Ich sitze am Schreibtisch. Ich habe meinen Laptop vor mir. Ich werde gestört durch Telefonate, Email, Skype, Twitter, Links und sonstigem Schrott, der meine Konzentrationsspanne auf das Niveau eines Vorschülers reduziert.

Verständiges Lesen geht anders. Entspannter. Ich habe ein Buch in der Hand, eine Zeitung, ein Magazin. Ich sitze auf dem Sofa, in der Badewanne, im Bett.

So und jetzt haben wir dieses Bild. Ich mit Zeitung auf dem Sofa. Weil ich gute Geschichten lesen will.

Was ist in Zukunft falsch an dem Bild? Wenn kein Papier mehr verkauft wird, kann ich nicht mit einer Zeitung in der Hand auf dem Sofa sitzen.

Oder doch?

Ja, ich kann. Oder besser gesagt, ich könnte.

Warum?

Weil die Verleger doch einfach anfangen könnten, was anders als Papier zu verkaufen.

Ich sehe vor mir eine Art Elektrolesebrett, Mit Touchdisplay. Das ist ein wenig größer als eine DIN A4 Seite. Vielleicht ist das schwarz oder rot oder lila oder Pink getupft. Je nach Lesertyp individuell wie ein Handy. Dieses Brett ist leicht. Es wiegt nur soviel wie mein altes Motorola-Klapp-Handy. Und man kann das Elektrobrett aufklappen. Wie eine Zeitung. Die Steuereinheiten sind am Rand des Bretts versteckt. Das Elektrobrett kann ins Internet, über Wlan überall in alle Handynetze, und ich kann mir jeden gewünschten Lesestoff runterladen.

Auf dem Brett selbst kann ich nur lesen, Musik hören und Videos schauen. Ich will da keine Emails tippen. Ich kann mit dem Teil auch nicht telefonieren. Ich will nicht unterbrochen werden durch Krims oder Krams. Ich will lesen und schauen.

Und wo ist das Geschäft für die Verleger?

Ganz einfach: Die Verleger verkaufen das Brett. Oder noch besser, sie vermieten es. Als Elektrobrett-Abo. So wie früher die Telekom die Endgeräte vermietet hat, als sie noch Post hieß.

Die Idee: Du musst einen Zweijahresmietvertrag für das Elektro-Lesebrett abschließen. Dafür bekommst Du das Lesegerät für 1 Euro und Deine Zeitung auf das Brett geschickt. Man könnte dazu Erweiterungen anbieten. Also der Verleger bietet die Grundzeitung im Basis-Abo an. Dazu kann man sich Zusatzzeitungen mieten. Oder Magazine. Oder Video-Filme.

Vielleicht kann man sogar mit dem Verlust-Kauf-TV Premiere zusammen einen Sportkanal anbieten, damit ich überall, wo ich will, den Sportteil lesen und dann direkt mal sehen kann, wie Kuranyi ein Tor gezimmert hat.

Am besten wäre es, einige der großen Verleger würden sich zusammentun und ihre Inhalte auf ein Elektrolesebrett gemeinsam anbieten. Damit der Reiz größer wird, so ein Brett zu mieten. Ich könnte beispielsweise die WAZ aufs Brett abonnieren und den Stern und die Neue Zürcher und die elf Freunde. Oder die Welt und Premiere.

Wenn die Verleger sich zusammentun würden, könnten sie ja eine gemeinsame Elektrobrettfirma mit der Telekom aufmachen. Die hat die Datennetze, um die Infos zu verbreiten, die Verleger die Inhalte. Gemeinsam teilt man sich die Aboeinnahmen.

Voila, ein Geschäftsmodell?

Wir Reporter jedenfalls, wir könnten weiter die Inhalte liefern, die die Elektrobretter attraktiv machen. Genauso wie wir vorher das Zeitungspapier attraktiv gemacht haben. Denn unsere Geschichten will man in 1000 Jahren noch lesen, solange es Menschen auf der Welt gibt. Da sind wir ein wenig wie die Stromindustrie und Bäcker.

Tatsächlich geht die Bewegung in die von mir beschriebene Richtung. In den Staaten läuft der Amazon Kindle hervorragend. Und auch in Deutschland läuft der Kindle an. OK, das Ding ist nur für Bücher und die Verleger versuchen, ihre Bücher auf das Gerät zu verkaufen – und nicht der Kindle selbst ist ihr Geschäft.

Aber es geht in die Richtung.

In den Staaten wurden gut 500.000 Kindles für 359 Dollar verkauft, seit Oprah Winfrey die Kiste zum Kult machte, berichtet das Time Magazine. Seit einem Monat ist das Nachfolge Modell auf dem Markt. Schicker und leichter.

Was hat den Kindle von all den anderen E-Lesern unterschieden, die erfolglos im Gully der Geschichte weggespült wurden? Das Netz. Der Kindle kann ins Netz und Bücher auf Verlangen runterladen.

Ich glaube nicht, dass sich das von mir beschrieben System über Nacht durchsetzt, aber ich denke, es kann sich mit den Jahren durchsetzen.

So wie die Flachbildschirme. Wer hat noch im Büro einen dieser alten Riesentrums auf dem Schreibtisch?

Oh, nur Du, Du arme Sau?

Wenn etwas verdammt gut ist, setzt es sich durch.

Nehmen wir den iPod und die iPhones. Der Zähler steht bei iTunes auf rund 6 Milliarden verkaufter Songs. Apple macht beim iPhone weiter. Spiele und Krams gibt es im App-Store – gegen Geld und die Leute greifen zu. Es funzt also. Wenn man das richtige Gerät hat, kaufen die Leute Zeugs. Auch im Netz.

Es heißt übrigens, Apple habe vor kurzem haufenweise große Touchscreens gekauft. Vielleicht wollen die ja jetzt den iReader produzieren.

In den Staaten fummelt die Firma Plastic Logic derzeit an solchen neuen Endgeräten rum, die in Magazingröße daherkommen und einen leicht biegsamen Bildschirm haben. Das Teil wird zum Teil in Dresden gebaut. Fortschritt also. Die ersten Zeitungsentwürfe auf dem Reader sehen gut aus. Leider ist das Display bislang nur schwarz-weiß. Also untauglich für eine Killer-Hardware. Aber mal sehen. Es kann ja werden.

Die Firma Pixel Qi beispielsweise produziert Farbscreens für Laptops, die extrem wenig Strom verbrauchen. Man kann sich die Idee hier so vorstellen. Der LCD-Bildschirm des Mobil-Rechner wird abgeschraubt, ein kleiner Prozessor rein, eine MiniW-Lan-Netzwerkkarte und fertig ist das neue E-Book. Ist das für Verleger interessant? Sicher. Das Teil soll später unter 80 Euro kosten und schon ab Mitte des Jahres zumindest als erste Welle verfügbar sein.

Bleibt noch eine Frage: Welche Software nutze ich auf den mobilen Teilen. Irgendein Standard muss her, oder? Auch hier liegt die Antwort so nah wie ein PDF-Dokument. Adobe gibt Adobe AIR raus. Das Programm läuft auf Linux, Macs und Windows. Es ist funktionell wie PDF. Und Du kannst damit Magazine und Zeitungen für die mobile Revolution gestalten. Den AIR-Reader gibt es umsonst. Er wurde bislang über 100 Millionen mal von den Adobe-Servern herunter geladen.

Die neuen Zeitungen und Magazine müssen nicht aussehen wie früher. Alles kann anders werden. Aber es wird eine Zukunft geben. Zumindest für uns Schreiber. Es wird weitergehen. Wie ist noch unklar. Aber wir werden gebraucht.

Verleger sollten drüber nachdenken.

Ach und um zum Schluss ein Mißverständnis zu vermeiden. Ich glaube auch, dass Zeitungen weiter bestehen werden. Als gedrucktes Wort. Sie sind wichtig.

Aber auch sie werden sich wandeln.

Die Topzeitungen werden viel Geld kosten, da sie immer weniger durch Anzeigen mitfinanziert werden. Die Zeitungen haben ihre Leser, und die müssen zahlen. Vielleicht werden deswegen die Auflagen zurückgehen. Aber es wird die Zeitungen geben.

Daneben wird es kostenlose Blätter geben. Die allein von der Massenwerbung leben. Hier wird aber der geschrieben Inhalt nichts mehr in Zukunft kosten. Es wird aus dem Netz abgedruckt. Oder als Nebenverwertung bei größeren Produktionen abfallen.

Das verändert die Struktur in den Verlagen. Die Newsdesks als Werkstätten mit verschiedenen Verwertungsgängen haben sich schon jetzt durchgesetzt. Sie werden in Zukunft ihren Focus ganz auf die mobilen Online-Inhalte setzen.

Vielleicht wäre es deswegen klug, nur noch Online-Newsdesks zu machen und die Print-Inhalte, egal ob für Top- oder Schrott-Zeitungen, als Nebenprodukte abzuwickeln?

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Thomas
15 Jahre zuvor

Gutes Stück.

Gutes Stück für kleine Geister.

Die These, daß die gute Story, die coole Reportage plötzlich auf einem Leseapparat gelesen würde, im Zweifel in der Badewanne, auf dem Sofa, auf dem Klo,

bei mir isses übrigens ein Futon, auf dem ich mit zwei Laptops, der Anlage im Hintergrund, da wären dann auch noch drei Schirme auf dem Schreibtisch, den ich kaum noch benutze, es sei denn, um die Anlage fine zu tunen, aber meist hör ich eh nur byte.fm – und alles Dylan! – und drei Monitoren vor mir (BBC ever, CNN meist, irgendein Trickfilmchannel drittens – mein Favorit eh)

mich aufhalte.

Nun, das News- und vor allem das Reportagebusiness hat sich in der Tat verändert.

Rausgehen beizeiten muß man aber immer noch.

Nur sind die Zwischenzeiten wegen der smoothen Trickfilme auf dem dritten Monitor interessanter geworden.

My Claim is:

(Übrigens ist die Aussage der ehrwürdigen Autorität Sulzberger schon Jahre her.)

Arthur Sulzberger – Given the constant erosion of the printed press,
do you see the New York Times still being printed in five years?

„I really don’t know whether we’ll be printing the Times in five
years, and you know what? I don’t care, either,“ he says. He’s looking
at how best to manage the transition from print to Internet.

https://www.haaretz.com/hasen/objects/pages/PrintArticleEn.jhtml?itemNo=822558

Das Perverseste an der neuen Zeit ist übrigens nicht, daß ich in unterschiedlichsten Ecken der Welt, naja nur zwei, jeweils ein Zimmer von der Art habe.

Sondern, daß ich in D Stammkunde von Joey’s Pizza geworden bin und die mir jeden Monat ihre neuen Angebote in den Briefkasten schieben.

Ich finde – so geht Paper-Media auch.

(-:

So what, David. Es ist doch geil, daß sich die Welt verändert.

Journalisten sind immer nur für die interssanteste Lage.

schuri
schuri
15 Jahre zuvor

die frage ist doch eher, ob elektronische medien auf dauer finanzierbar sind? d.h. ob (wir) menschen davon leben können, wenn keiner zahlen will und der werbekuchen nur für wenig(e) reicht? es kommt deshalb auf den mehrwert an. malerei und skulptur oder konzerte und theater auf der bühne, das kann man nicht digitalisieren, aufsaugen. übersetzt fürs berichterstatten wie allgemein fürs schreiben heißt das eigentlich, ausschließlich und ausführlich nur auf papier zu veröffentlichen und nicht im netz. bücher werden deshalb immer noch gekauft, weil man sie nicht umsonst runterladen kann. ich befürchte, wer auf komplettdigitalisierung, auf kindlekram oder zeitungstabletten setzt, gräbt all den schönen berufen eine grube, aus der wir nicht mehr rauskommen.

David Schraven
15 Jahre zuvor

@ schuri,

wie ikch geschrieben habe, denke ich, wir verdienen weiter. Nur eben woanders. Nämlich zum Beispiel am Abo auf das elektronische Equipment.

Oder am Bereitsstellen von Nachrichten für das elektronische Equipment.

Denn für das elektronische Equipment werden die Menschen zahlen, wenn sie dafür den Inhalt kriegen.

Damals hat es sich auch nicht gelohnt, die mechanischen Webstühle zu stürmen, sondern zu lernen, wie man sie bedient und vielleicht auch baut.

Stefan Laurin
Admin
15 Jahre zuvor

@David: Da ist ein Denkfehler drin. Medien leben nicht vom Verkauf, sondern vor allem von der Werbung (ca.70 %). Und die entkoppelt sich von den klassischen Werbeträgern – das ist das Problem. Nicht nur für uns, sondern noch viel schlimmer für die TV-Leute. Wozu noch eine Anzeige für eine Kneipe in einer Zeitung schalten (oder eine Metzgerei etc.) wenn ich über „Around Me“ (im Moment sicher noch mangelhaft) erklärt bekomme, wo was liegt? Diese lokalen Dienste werden z.B. für lokale Medien richtig böse. Noch nicht heute, aber bald. Es wir immer ein wenig Imagewerbung bleiben – aber es lohnt sich für einen TV-Hersteller viel mehr, mich in dem Moment zu erreichen, wo ich in Google „Flachbildschirm“ eingebe und der Streuverlust extrem gering ist. Das Internet ermöglicht ein zeit- und zielgruppengenaue Werbung, wie es kein anderes Medium kann – Special Interest Medien vielleicht einmal abgesehen. Diese Trennung von Medium und Anzeige ist das Problem. Frag mal bei den Kleianzeigenabteilungen der Zeitungen nach, wo denn die Stellen-, Immobilien-, und Autoanzeigen geblieben sind.

schuri
schuri
15 Jahre zuvor

@david, sag ich doch. neds ludisten, die haben das überhaupt nicht falsch eingeschätzt, dass sie am a.rsch sind, wenn die neuen apparate kommen. und so kam es auch. deshalb mal so gesagt: einige werden also weiter web-stuehle.de (muesste ich ir sichern) beackern, erfinden, die meisten müssen das weite suchen. und: für die wegrationalisierten ist es ein ganz schwacher trost, ihm zu raten, dann halt selbst zum wegrationalisierer zu werden.

schuri
schuri
15 Jahre zuvor

@david, was vergessen, zur erklärung: ich glaube nicht ans gut verdienen mit den elektronischen zeitungen. denn wenn die ware einmal digitalisiert und rumgeschickt wird, ist das kindle bereits in den brunnen gefallen. das netz saugt auf, was gesaugt werden kann, die margen werden kleiner, vermutlich eine sterbende zunft.

Arnold Voß
Arnold Voß
15 Jahre zuvor

Gute Nachrichten, d.h. seriös und umfassend recherchierte, wird in Zukunft nur der noch bezahlen, der sie braucht, sprich der selbst damit Geld verdienen kann oder anderweitig ohne sie Schaden erleidet. Gute Geschichten werden nur noch die bezahlen, die sie so sehr mögen, dass sie für deren Qualität auch zu zahlen bereit sind.

Beide Gruppen werden wahrscheinlich immer kleiner, und zwar unabhänig davon, ob die Daten/Texte elektronisch oder auf Papier veröffentlich werden. Der Rest, also die überübergroße Mehrheit nimmt auch gerne Schrott zu sich, wenn es nichts kostet. Hauptsache die Zeit vergeht und es passiert was vor und mit den Augen. Auch wenn in Wirklichkeit rein garnichts passiert.

Gewöhnt euch einfach dran!

Elmar Kok
15 Jahre zuvor

Vielleicht läuft das ganze dann zukünftig so:
ebook-Reader + umts karte + abo dienst = fertig.
Dann müssen sich die Content-Provider nur noch mit den Mobilfunkfirmen über die Verträge einigen. D.H. bezahlen die Verleger die Mobilfunkfirmen dafür, dass diese Artikel mit Werbung für sie ausliefern, oder bezahlt der Mobilfunkprovider dafür, dass er die ihm zugelieferten Inhalte zielgruppenorientiert mit Werbung versehen darf?
Viel Werbung = Kindle = 1?
Weniger Werbung = Kindle + X Euro
Nerviges rumsurfen mit einem mobilen Device durch Popup-Banner etc. bis man die Artikel zusammen hat, die man lesen will = iphone + Datentarif 🙂
Hatte schon vor ein paar Jahren nen Palm ohne Wifi aber mit mobipocket-reader: Morgens einmal mit dem PC syncen, den Palm mit in den ÖPNV nehmen und die Tagesnachrichten umsonst auf dem Weg zur Arbeit lesen. Bin mal gespannt, wie lange noch qualitativ hochwertige Artikel-Feeds umsonst angeboten werden…
Grüße, Elmar

Torti
Torti
15 Jahre zuvor

@ David

Hm, wie war das jetzt mit deinem Geschäftsmodell für Ruhrbarone ?

Also ich bin gelernter Fotograf und was gerade den Schreibern passiert, haben die Fotografen schon hinter sich.

Die Digitalität hat grosse Player dort ausgelöscht wie z.B Kodak, war mal ne ganz grosse Nummer.

Was ich am eignen Leib erfahren habe ist, dass die „Brot und Butter Aufträge“ wegbrechen, aber Menschen für Exellenz und Qualität bereit sind Geld zu bezahlen.

Das Mittelmass bricht ein oder weg.

Kann ich an mir selber sehen, ich abonniere seit Jahren keine Tageszeitung mehr, aber ich habe noch nie soviel gelesen und mich informiert wie im Internetzeitalter.

Deine Idee einen Weg der Querfinanzierung zu finden, sei es über die Kosten für ein Gerät oder über Providergebühren ist so abwegig nicht. Wo ich für mich grosse Hoffnung draufsetze ist die Verknüpfung von Micropayment und Inhalten. Das sowas funktioniert beweisen App-Stores, I-tunes und jamba jeden Tag.

Mal ein Beispiel, wenn Du einen technischen Weg etablierst, dass jeder Nutzer von Ruhrbarone für die Nutzung eine Tagegebühr von 5 Cent z.b per Handy oder per SMS bezahlt, sind das bei 100.000 Usern 150.000 Euro Einnahmen ganz ohne Druckmaschine….

Und bei 5 Cent ist die Hürde doch sehr gering…ich würde es sofort bezahlen, damit schlecht programmierte Banner nicht meinen Browser lahmlegen oder mein UMTS deshalb so langsam ist weil ich neben stern oder spiegel online auch noch blöde Flash-Animationen mitladen muss…

Und das alles würde mich weniger im Monat kosten als eine Woche eine gedruckte Zeitung zu kaufen. Und Blogger könnten sich zu Medienportalen zusammenschliessen, mit Rubriken, macht die Pornobranche schon lange, warum nicht von den Titten lernen….nutzt die Gesetze des Mediums…

Nicht der eine grosse Fisch ernährt den Fischer sondern die vielen kleinen Fische im Netz…

ch_we
15 Jahre zuvor

So dumm sind die Gedanken nicht. Denn was man bei allem nicht vergessen darf, sind die enormen Kosten, die Druck und Vertrieb einer Tageszeitung ausmachen. (Irgendjemand hat das neulich für die NY-Times ausgerechnet, finde aber gerade den Link nicht mehr.) Die könnte man vermutlich mit einer elektronischen Struktur senken. Warum sich so eine Art E-Lesegerät für Zeitungen durchsetzen könnte, hat zwei Gründe:
a) So die Verlage mitspielen – Modularität: Wenn ich will, nehm ich das Feuilleton der SZ, den Politikteil der FR, die Dortmunder Seiten der WAZ ins Abo. Damit spare ich mir den Stress der Rumsurferei, habe ansprechend gelayoutete wasauchimmer-Formate statt zig offener Browsertaps und kann mir das etwas umständliche Hantieren mit dem Laptop sparen.
b) Bequemlichkeit: Ich muss morgens nicht mehr drei Stockwerke runterlaufen, sondern bekomme meine Nachrichten „druckfrisch“, mein Schreibtisch sieht ordentlicher aus, weil die Zeitungsartikel nicht mehr rumliegen, sondern ich sie per Tastendruck archivieren und wieder aufrufen kann. Außerdem nimmt mir ein Abosystem die Notwendigkeit ab, mein eigener Redakteur zu sein, wie es gerade im Netz der Fall ist.

Und Romane lese ich trotzdem weiter als Papier. Sie sind leichter, ich kann sie mit in die Badewanne nehmen und hübscher als ein Stapel Zeitungen und Kopien wissenschaftlicher Aufsätze ist so ein Bücherregal allemal.

Ob aber das neue Gerät dann auch Journalisten ernähren kann, das weiß ich nicht. Letztendlich ist es halt die Frage, was mir die Nachricht wert ist. Wenn aber knapp 60% meines Zeitungspreises nicht mehr in Druck und Vertrieb fließen und die (interessante und qualitativ hochwertig recherchierte) Nachricht billiger wird, wenn ihr Trägermedium günstiger ist, dann wüsste ich gerade nicht, warum ich dafür kein Geld ausgeben sollte.

Hans Bayartz
15 Jahre zuvor

Tz-Verlage sollten nichts unversucht lassen! Ihr Vorschlag klingt etwas abwegig, aber man sollte solche Vorschläge ernst nehmen und…. testen!

Ich denke aber, wir sollten eine Übereinstimmung bei folgenden Überlegungen erlangen:
1. Leser – vor allen Dingen junge Leser – verhalten sich anders, als die ältere Generation. Das Leseverhalten hat sich verändert!
2. Internet ist das Zukunfts-Medium.
3. Tz-Verlage sollten sich auf Ihre(n) USPs besinnen:
– lokal und regional im Vordergrund – dort ist ihr Spielfeld!
– Qualität (journalistische) ist ihr Markenzeichen
4. Werbung ist auch heute unter Print-Bedingungen zu 2/3 an den Verlags-Einnahmen beteiligt. Und das
wird so bleiben – warum auch nicht?
Es muss ein (oder mehrere) Erlösmodell gefunden werden.
Ich plädiere für eine Kombination von LocalNews und SocialNetworks:
Dabei können neue (und alte) Einnahmequellen für eine neue finanzielle Basis sorgen.
5. Die regionalen Verlage müssen sich zu einer nationalen Dachmarke zusammen finden, damit
– sie eine große Community wird, die sowohl im Anzeigen- wie im Leser-Markt wahrgenommen wird
– sie den Internet-Anforderungen und deren Nutzergemeinde gerecht werden, denn sie wollen lokal
und national informiert sein und Kontakt knüpfen.

Mehr zu lesen unter https://hansbay.wordpress.com/2009/03/12/nationale-dachmarke-verbessert-einnahmenstrategie-der-zeitungen/

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