Henrichshütte Hattingen: Nur der Hochofen 3 blieb


Der „Hochofen 3“ – einstiger Stolz der Henrichshütte Hattingen. Erbaut 1939 und ein Jahr später in Betrieb genommen, diente er in den Kriegsjahren der Rüstungsindustrie. Von unserem Gastautor Roland Waniek.

Mächtig und groß war er: Tag für Tag spie er 800 Tonnen Roheisen für den Bau von Panzern, U-Booten und Kanonen und war damit doppelt so leistungsfähig wie seine beiden älteren Brüder.

Heute kann sich kaum noch jemand vorstellen, wie es damals da zugegangen sein muss: Hitze, Lärm, Staub, Zischen, Dämpfe und glühend heiße Lavaströme aus Eisen. Harte, körperliche Arbeit unter schweren Bedingungen. Mehr als 10.000 Menschen malochten da rund um die Uhr, viele Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene darunter. Und dann immer wieder die Bomberangriffe, die Amerikaner tags, die Briten nachts. Nach dem Krieg dann das Anpacken und die Erfolge beim Wiederaufbau, die auch helfen, das eigene Zutun für Tod und Leid im Krieg zu verdrängen.

Ende 1987 war dann Schluß. Die Chinesen kamen und bauten ab, nur der „Hochofen 3“ blieb. Der Landschaftsverband kam und machte die Reste zu einem Museum. Zu einem schönen Museum der Industrie, der Arbeit, des Eisens und des Stahls. Vor allem nachts erstrahlt der „Hochofen 3“ zu einer erhabenen Schönheit, die seine alte Macht und Stärke erahnen läßt.

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ke
ke
5 Jahre zuvor

Tolle Fotos einer sehr interessanten Anlage.
Ich frage mich nur immer, ob wir wirklich so viel Licht in der Nacht brauchen.

Ich bin normalerweise auch mind. jährlich dort und ersteige den Hochofen, an dem sehr anschaulich die Arbeit präsentiert wird.

Beim letzten Besuch war gleichzeitig die Ausstellung "Hidden Costs" mit vielen Fotos über die großen Eingriffe in die Umwelt bei industrieller Produktion.
https://www.lwl.org/pressemitteilungen/nr_mitteilung.php?urlID=46386

Insgesamt nervt mich dieser zentrale Fokus auf Bedenken nicht nur in dieser Ausstellung. Insbesondere, wenn man bedenkt, was unsere Vorfahren bspw. in Hattingen alles erschafften.

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