Ich möchte nicht Kardinal Woelkis Gehalt zahlen müssen

Rainer Maria Kardinal Woelki ist Erzbischof der römisch-katholischen Erzdiözese Köln Foto: Erzbistum Köln/Diart Lizenz: CC BY-SA 4.0

Der Kölner Kardinal Rainer Marian Woelki behindert die Aufklärung der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der Kirche. Dafür verlassen sie die Gläubigen in Scharen. Der ehemalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, ist der Ansicht, das Woelki der Kirche geschadet hat. Mehr geschadet hat er wohl den Opfern des Missbrauchs.

Bezahlt werden die Gehälter von Woelki und allen anderen Bischöfen und Kardinälen übrigens nicht von der Kirche. Ihr Geld bekommen sie aus den allgemeinen Steuereinnahmen des Staates, nicht aus der Kirchensteuer.  Die Regel geht auf das Jahr 1803 zurück. damals mussten die  geistlichen Fürsten ihre Besitztümer an die weltlichen Fürsten m Rahmen der Säkularisierung abgeben. Als Entschädigung übernahm der Staat die Zahlung der Gehälter von Kardinälen und Bischöfen. Ungefähr 500 Millionen Euro kostet das den Steuerzahler im Monat. Mit dem Geld könnte man auch Schulden abbauen oder Steuern senken.

Nach fast 220 Jahren ist es Zeit, diese Verträge zu kündigen. Die Kirche hat an Bedeutung verloren. Strukturen, die im Mittelalter entstanden sind können ruhig einmal hinterfragt werden. Ich möchte nicht Kardinal Woelkis Gehalt zahlen müssen, weil es 1803 die Reichsdeputation des 1806 aufgelösten Reiches einmal  so beschlossen hat. Natürlich, Verträge gelten, aber man kann sie auch kündigen und nachverhandeln. Und das ist längst überfälig.

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Fred Heine
Fred Heine
3 Jahre zuvor

"Dafür verlassen sie die Gläubigen in Scharen." Nun ja, von einem Missbrauchsskandal in der Evangelischen Kirche ist mir nichts bekannt. Trotzdem laufen den Evagolen mehr Mitglieder davon als den Katholen. Und: die katholische Kirche als Weltkirche wächst.

"Natürlich, Verträge gelten, aber man kann sie auch kündigen und nachverhandeln. Und das ist längst überfällig." An der Kirche liegt es nicht, die hat bereits einen Haufen Vorschläge auf den Tisch gelegt, wie die Frage gelöst werden könnte. Aber dazu muss sich die staatliche Seite halt auch mal bequemen.

Horst
Horst
3 Jahre zuvor

500 Millionen im Monat?
Wohl eher im Jahr. Aber auch das ist schlimm genug.

discipulussenecae
discipulussenecae
3 Jahre zuvor

Zu #1:

Sie haben völlig Recht! Kirchlicherseits kamen da schon so einige Vorschläge. Aber der Staat will das für ihn preiswertere kirchliche Engagement im Sozial- und Schulbereich nicht aufgeben. Zudem hat er durch das Konkordat indirekt ein Mitspracherecht bei Bischofsernennungen, und jeder neu ernannte Bischof muß gegenüber seinem zuständigen Ministerpräsidenten einen Treueeid ablegen.

Und auch die Zahlen sprechen bei näherem Hinsehen eine eigene Sprache: Das Land NRW gab laut dem damaligen Finanzminister NoWaBo 2014 30 Millionen Euro als sog. "Staatsleistungen" für Bischofsgehälter (beider Konfessionen!) und anderes aus. Zugleich ließ es sich aber die Eintreibung der Kirchensteuer mit 90 Millionen Euro von den Amtskirchen vergüten.

Wen wundert's da, wenn selbst gestandene Sozis wie Frau Kraft oder eben NoWaBo diese Kuh nicht schlachten wollten …

Feuerstein
Feuerstein
3 Jahre zuvor

Zunächst 2 kleine Korrekturen an Stefan Laurin:
1. Die 500 Mio. fallen pro Jahr an
2. 220 Jahre triffts wohl eher

Zur Sache: Die 500 Mio. € sind exakt 500 Mio. zuviel und ich sehe nicht ein, dass ich das mit meinen Steuern bezahle. Die Begründung ist echt abenteuerlich und wie die Kirchen an diesen Besitz gekommen sind, wäre auch mal eine Klärung Wert. Und was davon ist noch heute "Staatseigentum"?

Bekanntlich sind die Finanzämter bestens damit beschäftigt, das Inkasso für die "Amtskirchen" zu betreiben – blöd nur, dass ich das wiederum aus meinen Steuern mit bezahlen darf. Nur zur Erinnerung: Die Einführung der Kirchensteuern wurde mit den Obernazis im 3. Reich vereinbart.

Es ist allerhöchste Zeit, diesen Wahnsinn zu beenden und endlich eine klare Trennung von Staat und Kirche zu vollziehen.

thomas weigle
thomas weigle
3 Jahre zuvor

Dieser reaktionär-frauenfeindliche Furienkardinal ist eigentlich schon lange überfällig.

Mak40625
Mak40625
3 Jahre zuvor

Zu #4: Die Kirchensteuer im heutigen Sinne wurde schon unter Kaiser Wilhelm II eingeführt. In allen Konkordaten zwischen den deutschen Staaten (Preußen, Baden, Bayern) wurde sie bestätigt und dann auch im Reichskonkordat von 1933.
Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Kirchensteuer_(Deutschland)#19._Jahrhundert.
Das ist etwas, was H*** nicht "eingeführt" hat.

Außerdem: Für den Staat ist die Eintreibung der Kirchensteuern ein Gewinngeschäft, siehe auch #3

Allerdings sollte man wirklich überlegen, ob der Staat weiterhin die Bischöfe bezahlen soll…

nixsagend
nixsagend
3 Jahre zuvor

Zu #6: Wieso soll das Steuereintreiben ein Gewinngeschäft sein? Finanzbeamte die das bearbeiten Kosten viel Geld. Im übrigen finde ich es bedauerlich, dass man sich im 21. Jahrhundert überhaupt noch mit Kirchen beschäftigen muss. Naja Opium für das Dummvolk…

Andrea Hofmann
Andrea Hofmann
2 Jahre zuvor

Danke für diesen Artikel.

Ja, es ist mehr als an der Zeit, dass Kirche(n) und Staat endlich getrennt werden, wie es bereits in unseren Staatsgrundlagen geschrieben steht.

Ich hoffe nur, dass dieser Skandal endlich genügend Leute aufweckt, dass diese Trennung endlich geschieht und wir nicht weiter mit unserem sauer verdienten Steuergeld solche Missbraucher und Betrüger bezahlen. Und wenn es einfach nur Religion wäre: ich bezahle doch auch niemanden dafür, dass er an ein Rosa Kaninchen glaubt. Dafür sind die Kirchensteuern da, für alle, die auch an rosa Kaninchen glauben und ihren Rosa-Kaninchen-Priester bezahlen möchten. Können Sie gerne tun. Auf ihre eigenen Kosten.

Ich möchte gerne, dass mein/unser Steuergeld für notwendige Dinge ausgegeben wird wie Kitas, Energiewende, bezahlbare Wohnungen etc.

Wulf Krommes
Wulf Krommes
2 Jahre zuvor

Ich fühle mich als Atheist bestätigt.Im Gottesstaat Deutschland leben diese Bischöfe wie die Maden im Speck.Franzosen,Amerikaner etc schütteln nur mit dem Kopf.Wundern tut mich nichts.In der BRD gibt es ca 10 kirchliche Feiertage und nur 3 allgemeine.Es ist eine Frechheit unsere Steuern für Kirchen zu mißbrauchen.

W.F. Moeller
W.F. Moeller
2 Jahre zuvor

Es ist längst überfällig, dieses Problem zu lösen, aber keine -keine- Partei wagt sich daran. Die mächtigen Kirchen würden sicherlich ihre Gläubigen dazu aufrufen, diese Partei nicht zu wählen (wie es früher Wahlempfehlungen von der Kanzel zugunsten einer christlichen Partei gegeben hat).
Die Vorstellungen der Kirchen zur Höhe der "Ablösesumme" sind horrend hoch ( 50-facher Jahresbetrag, wenn ich mich recht erinnere). Davon, dass die Leistungen des Staates in den letzten 70 Jahren gegengerechnet werden können, habe ich nichts gelesen.
Es müßte wohl eine sehr atheistische Partei mit absoluter Mehrheit sein, die sich an dieses Problem heranwagt.

Achstaller Erhard
Achstaller Erhard
2 Jahre zuvor

Ich muss heute wegen meinem Missbrauch heute von 700 Euro leben,da ich viele Jahre wegen meinem Missbrauch und Depressionen nicht arbieten konnte. Das Bistum Augsburg will mich nicht als Härtefall einstufen,denn sonst bekäme ich eine höhere Entschädigung. Ich weis nicht ob auch andere Bistümer sich auch so verhalten wie das Bistum Augsburg. Letzte Woche war zu lesen der Deutsche- Staat schenckte der Kirche in Deutschland 15 Millionen für eine Begegenungsstätte in Rom. Kardinal Marx baute auch in Rom seine eigene Kirche,auch für viele Millionen aus dem vermögen vom Erzbistum München und Freising. Da werden Gelder nur für ihre eigenen Intressen ausgegeben und denn Missbrauchsopfer gibt man einekleine Entschädigung. Ich sage es mit den Worten von Papst Fraziskus ihr Herrn und da meinte er die Bischöfe und Kardinäle, ihr seit eine Schande für unsere Kirche,er hätte auch sagen müssen es ist eine Schande wie ihr den Missbrauchsopfer an Entschädigungszahlungens bezahlen möchtet.

Heidrun Stock
Heidrun Stock
1 Jahr zuvor

Das Gesetz ist von 1803; das heißt, lange bevor es die Bundesrepublik Deutschland gab und sollte daher auch nicht mehr bindend sein. Die Lohnzahlung an Kleriker widerspricht §611 BGB, der besagt, dass die Lohnzahlung durch den Arbeitgeber zu erfolgen hat!
Warum soll die Allgemeinheit das luxuriöse Leben dieser Leute finanzieren? Das Geld kann sinnvoll eingesetzt werden zum Beispiel für Bildung oder Infrastruktur.

Vielleicht findet sich ein Anwalt, der diese Angelegenheit vor das Bundesverfassungsgericht bringt?

SvG
SvG
1 Jahr zuvor

@12: Heidrun Stocker:
Die Lohnzahlungen ergeben sich aus der Rechtsnachfolge, also Hl. römisches Reich deutscher Nation, II. oder Kaiserreich, drittem Reich, Bundesrepublik, der die DDR ja beigetreten ist. Man übernimmt halt Rechte und Pflichten.

Martin Dörrich
Martin Dörrich
1 Jahr zuvor

So ehrlich und aufschlussreich alle Kommentare auch sein mögen, es interessiert von Seiten der Kirche als auch von Seiten des Staates absolut niemand, was hier geschrieben steht.
Von Interesse ist immer nur derjenige, der seine Ansichten auch durchsetzen kann. Das “ Fußvolk“ hat das zu tun, was die Obrigkeit beschließt.
Im Übrigen:
Wozu braucht Herr Wölki eigentliche eine Bibel? Wenn es eng wird, hat es seine höchstbezahlten Juristen am Start die ihm Handlungsempfehlungen geben!

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