Keine Live-Sexperformance als Auseinandersetzung mit Objektivierung: dESTRUKTIVA

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Wer bisher glaubte, dass man am 13. Februar nichts besseres machen kann, als einen Naziaufmarsch zu verhindern, wird durch das folgende Interview womöglich eines besseren belehrt. Und wer sich vornahm, am Valentinstag Suizid zu begehen, weil das laut Nick Hornby nach Silvester der zweitbeliebteste Tag sei und man es da nicht geschafft hat, na ja, dem wird das auch wahrscheinlich egal sein.

Jedenfalls findet vom 13. bis zum 14. das dESTRUKTIVA statt und es verspricht wirklich gut zu werden.

Wie immer gibt es viele abgefahrene und innovative Schmeicheleien für die Augen und Ohren und zum ersten Mal werden auch internationale Künstler dabei sein. Außerdem gibt es einen Locationwechsel. Warum? Eigentlich sollte es diesmal Nackte geben, aber das AZ Mülheim ist offiziell ein Jugendzentrum. Also geht es am zweiten Tag ins Macroscope, obwohl die Livesexperfomer nun doch keine Zeit haben. dESTRUKTIVA begann als harmlose Spinnerei im Trotz Allem, in Witten und wird nun 3 Jahre alt. Wir gratulieren und sprachen mit einem der Veranstalter, Christian Hollberg.

Dann hau mal raus: Was ist das besondere an der dESTRUKTIVA?

Es ist mehr als eine Party. Es handelt sich bei dESTRUKTIVA um ein audiovisuelles Festival für experimentelle Musik. Das Festival wird von und mit dem ausstellenden Künstler*innen umgesetzt, zudem ist das Publikum ein Teil des Gesamtgeschehens.

Wodurch wird es dazu?

Wir verdunkeln die Räumlichkeit und die Location ist allein von den Visuals und Lichtspielereien erhellt. Nur an den Bastelecken gibt es Licht. Hier kann das Publikum Sachen anfertigen, welche sie auf die OHPs legen können. Sie können diese auf die Künstler*innen projizieren (ergo live Visuals machen) oder eben woanders hin. Es gibt keine Vorgaben für das Publikum bzw. die ausstellenden Künstler*innen. Es werden verschiedene Materialen zur Verfügung gestellt. Pappe, Transparentpapier, Konfetti und Seifenlaugen….

Wie macht Ihr das mit dem Location-Wechsel? Nehmt Ihr die Kunstwerke am Tag zwei mit ins Makroscope?

Nein. Die Visualist*innen variieren an beiden Tagen und wieder wird das meiste im Laufe des Abends entstehen. Es wird also wahrscheinlich wieder ganz anders aussehen. Aber die Sache mit den OHPs wird dort genau so stattfinden. Der Locationwechsel findet übrigens statt, da wir ursprünglich eine Live-Sexperformance planten, wo die Körper die Projektionsfläche sind. Es sollte eine Auseinandersetzung mit der Objektivierung sein und das wollten wir nicht im AZ machen, da dies offiziell ein Jugendzentrum ist.

Warum verzichtet Ihr nun darauf?

Terminliche Probleme mit den Künstler*innen. Das finden wir wirklich sehr schade. Nächstes Mal wird die BDSM-Performance aber stattfinden.

Wer sind die treibenden Kräfte hinter dem Festival und was die tragenden Gedanken? Es ist sehr anders…

Die dESTRUKTIVA-Gruppe besteht aus zwei festen Mitgliedern: Dennis (Technik) und mir, dem Kurator. Der Rest variiert jedes halbe Jahr. Das Festival wird immer von und mit den ausstellenden Künstler*innen umgesetzt. Dieses Mal partizipieren wir mit der Gruppe „ZAPPENDVSTER“, welche sich auf Black Metal und Ambientshows spezialisiert hat.

Kann sich prinzipiell jeder an der Organisation beteiligen?

Jopp.

Wie war das Feedback für die letzten Veranstaltungen?

Von dem Befund „sehr speziell“ (vor allem wegen der Musik) bis hin zu totaler Überwältigung. Gerade weil wir an einem Tag 6 – 9 teils sehr verschiedene Künstler*innen auftreten lassen, was einen gewissen „Rausch“ erzeugt. Viele, die die Locations kennen, meinten auch, dass sie durch uns architektonisch ganz anders wirken würden.

Ihr habt damals ja sehr klein angefangen…

Ja. Und beim zweiten Mal hatten wir schon 60 zahlende Gäste. Es war schon spannend zu beobachten war, dass Leute extra dafür aus Duisburg, Moers und Mülheim anreisten.

Woher kommen dann Eure Künstler?

Wir legen schon wert auf das Zusammenkommen von regionalen und überregionalen Künstlern und haben hier gute Kontakte. Erstmals haben wir jetzt auch internationale Künstler am Start. Svartvit aus Den Haag, Trans/Human aus Glaxbury uns Sheffield und Disaster Girl aus Enschede.

Bleibt dESTRUKTIVA dennoch ein Geheimtipp?

Selbstverständlich.

Ihr habt es gehört. Wir bedanken uns für das Interview. Hier geht es übrigens zur Veranstaltungsseite auf Facebook.

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