
Der Journalist Tobias Huch steht zur Zeit wieder massiv unter Druck. Wir haben mit ihm über Täter und Hintergründe gesprochen.
Ruhrbarone: Tobias, du bist jetzt seit Wochen im Zentrum von Online-Anfeindungen. Von wem gehen die aus, und warum bist du im Fokus dieser Angriffe?
Tobias Huch: Im Zentrum von Angriffen bin ich ja schon seit – keine Ahnung – über einem Jahrzehnt. Aber es gibt eben Schwankungen. Mal ist wenig los, manchmal extrem viel. Und ich habe in letzter Zeit auch sehr reichweitenstarke Influencer für ihren Antisemitismus kritisiert. Das ist natürlich auf Sachebene, in manchen Bereichen aber auch emotional, weil es mich wirklich aufregt – wenn man weiß, was am 7. Oktober passiert ist, wenn man weiß, wie die Hamas Fake News verbreitet und wie dankbar gewisse nützliche Idioten aus der Influencer-Bubble das aufgreifen. Entweder, weil sie selbst ein Problem mit Israel oder gar mit Juden haben, oder weil sie darin eine Chance sehen, zu monetarisieren – also Klicks und Reichweite zu erzeugen und am Ende Geld zu verdienen.
Ich nenne das gerne „Fashion im Bereich Palästina“. Den meisten Menschen auf diesen sogenannten pro-palästinensischen Demonstrationen, die im Wesentlichen pro-Hamas-Demos sind, oder auch online sind die Menschen in Gaza völlig egal. Und die genannten Influencer freuen sich sogar, wenn mehr Menschen sterben, weil sie dann wieder sensationsgeiler berichten können. Diese Art der Polarisierung bringt eben Reichweite. Und ich bin da ein Störfaktor, weil ich versuche, ausgewogen zu berichten. Ich spare ja auch nicht an Kritik an Israel oder an der israelischen Regierung – wenn ich mir gewisse Minister anschaue, die sich selbst als Faschisten bezeichnen, wie Smotrich. Aber man muss es trotzdem aussprechen, auch wenn es unbequem ist und wenn die Masse etwas anderes schreit.
Wenn wir uns anschauen, was der sogenannte Mainstream für eine Meinung hat, dann ist dort tiefsitzender Antisemitismus vorhanden. Wir schauen uns die Öffentlich-Rechtlichen an, wir schauen uns eine Sophie von der Tann an, die Unsinn verbreitet – und dafür sogar ausgezeichnet wird. Und dann bekommt man natürlich irgendwann Reaktionen von Leuten, die nie auf der Sachebene bleiben. Die kommen immer persönlich, immer auf der sogenannten ad-hominem-Ebene.
Aktuell habe ich einen israelfeindlichen Influencer, der es ganz schrecklich findet, dass ich zeige, wo er lügt, wo er Fake News verbreitet, wo er emotionalisiert, wo er framet und wo er sich antisemitisch äußert.
Ruhrbarone: Was ist für dich „starke Reichweite“?
Huch: Starke Reichweite ist, wenn jemand zum Beispiel auf YouTube über eine Viertelmillion Follower hat – und diese Follower schon in den letzten zwei Jahren, besonders seit dem 7. Oktober, einseitig israelfeindlich aufgehetzt hat. Auf seinem Kanal findet man sehr viele Videos, die auf den ersten Blick lächerlich erscheinen, aber wenn man die Sprache analysiert, extrem emotionalisierend sind, extrem polarisieren und Narrative verbreiten, die wir sonst nur von der Hamas kennen. Zum Beispiel die Lüge vom angeblichen Genozid in Gaza oder dass es dort eine Hungersnot gäbe. Das sind Extreme.
Ich hatte mich damals mit diesem Influencer auseinandergesetzt, der aber überhaupt nicht auf Sachebene gehen wollte. Ergebnis war: Ich hatte ein privates Gespräch mit ihm geführt – Sprachnachrichten –, und er hat diese Nachrichten aus dem Zusammenhang gerissen und in einen anderen Kontext gesetzt, um wiederum gegen mich zu hetzen. Unter anderem hatte ich gesagt – als er meinte, es würden auch Kriegsverbrechen begangen –: Ja, ich gehe davon aus, dass auch von der israelischen Armee Kriegsverbrechen begangen werden. Das ist in jedem Krieg so.
Mein Hintergrund: Ich war ja in diversen Kriegsgebieten. Ich war im Syrienkrieg, ich war im Irakkrieg gegen den IS, ich war unzählige Male an der Front und auch unter Beschuss. Ich weiß, wie Krieg aussieht, und ich weiß, wie schlimm er ist. Und damals habe ich eben den lateinischen Spruch verwendet: Inter arma enim silent leges. Das heißt: Unter den Waffen schweigen die Gesetze. Im Krieg passiert das leider. Deswegen haben wir ja das Kriegsvölkerrecht eingeführt – um genau solche Dinge zu verfolgen.
Aber der Unterschied ist eben – gerade in Bezug auf den Vorwurf –, dass Israel Kriegsverbrechen verfolgt. Auf palästinensischer Seite hingegen werden die Kriegsverbrecher als Helden gefeiert. Wenn dort eine Frau vergewaltigt wird, gilt das als Heldentum. Wenn ein israelischer Soldat so etwas tun würde, landet er im Gefängnis. Und genau diese Unterschiede müssen wir aufzeigen – aber das wollen gewisse Leute nicht. Die schauen weg, wenn die Hamas etwas macht, und versuchen gleichzeitig, die IDF auf die Stufe dieser Terrorgruppe zu setzen. Und das ist sie nun einmal nicht. Diese Art der differenzierten Betrachtung hassen diese Menschen abgrundtief.
Deswegen bringt es auch nichts, direkt mit diesen Leuten in den Austausch zu gehen, weil sie das gar nicht wollen. Sonst würde ihnen ja ein Teil ihrer Zuschauerschaft wegbrechen, die immer wieder diese Häppchen – diese antisemitischen, hetzerischen, antiisraelischen Häppchen – brauchen, um sich von diesem Hass zu ernähren. Und wir sehen das ja in den sozialen Netzwerken, vor allem bei TikTok. Dort ist es noch viel extremer. Gut, dieser Influencer ist jetzt nur auf YouTube und Instagram aktiv. Aber wenn wir auf TikTok schauen: Da sind Leute aus seinem Umfeld, die ganz offen Hass propagieren und mittlerweile diverse Strafverfahren am Hals haben – durch Pro-Hamas-Demos in Berlin. Und diese Leute werden dann wiederum gefeiert.
Das sind Menschen aus dem Umfeld der Grauen Wölfe, aus dem extremen Islamismus und dem Salafismus. Und natürlich sind Menschen wie ich denen ein Dorn im Auge. Sie suchen jeden Strohhalm, um einen zu delegitimieren oder mit Schmutz zu bewerfen. In meinem Fall war es jetzt so, dass sie sogar auf ein Neonazi-Portal zurückgegriffen haben, auf dem diverse Fake News über mich stehen. Das war ein Racheartikel des bekannten Schwerkriminellen Mario Rönsch, der ja viele Jahre im Gefängnis saß – unter anderem wegen illegalem Waffenhandel. Ich hatte damals dieses Netzwerk mit aufgedeckt, zusammen mit anderen Journalisten, unter anderem der Süddeutschen. Wir waren kein Team, aber am Ende waren es diverse Journalisten, die dieses Netzwerk aufgedeckt haben. Ich war einer davon. Und die Rache kam dann auf den Tag genau.
Ruhrbarone: Das war Migrantenschreck?
Huch: Genau, aber Migrantenschreck war nicht das, was ich aufgedeckt habe. Die Facebook-Seite Anonymous.Kollektiv mit zwei Millionen Followern – die wurde gelöscht, und ich habe die Hintermänner aufgedeckt. Da waren natürlich auch Leute aus dem Compact-Magazin-Umfeld dabei. Und ihr Ableger, ihr eigentliches Portal AnonymousNews, hat natürlich mit Anonymous nichts zu tun, ist aber ein zutiefst verhetzendes Portal, genährt von rechtsradikaler, faschistischer Propaganda und geklauten Artikeln.
Und die haben direkt in dem Moment, in dem ich die Hintermänner öffentlich gemacht habe – das war am 2. November 2016, das weiß ich noch ganz genau – angekündigt, dass ich das bereuen werde und dass sie jetzt eine Schmutzkampagne gegen mich starten, die ich „nicht überleben werde“. Und so kam es dann auch. Dieser Artikel ist bis heute online. Man kann ihn ja nicht löschen, weil er in Russland gehostet wird. Einmal im Monat wird einfach ein neues Datum drüber gesetzt, damit er wieder oben in den Suchmaschinen erscheint. Und Leute lesen das dann – obwohl dort der größte Unsinn steht.
Unter anderem behaupten sie, ich hätte damals die Domains adolfhitler.de gekauft, um damit Pornoseiten zu bewerben. Völliger Unsinn. Ich habe diese Domains Neonazis weggenommen und dort ein Projekt gegen Rechtsradikalismus gestartet. Ich wollte das damals gemeinsam mit dem Institut für Zeitgeschichte machen – auf Vermittlung des damaligen saarländischen Ministerpräsidenten Peter Müller. Das hat aufgrund der Bürokratie und der langen Wege leider nicht funktioniert, und später habe ich es dem Projekt shoa.de – heute „Zukunft braucht Erinnerung“ – übergeben. Bis heute sind diese Domains dort gehostet und informieren über den Holocaust und die Verbrechen der Nationalsozialisten.
Es waren drei relevante Domains, die ich damals hatte: adolfhitler.de, josefgoebbels.de und siegheil.de. Und damit kam ich das erste Mal so richtig in den Hassfokus der Rechtsradikalen, weil sie eben wütend waren, dass diese Domains plötzlich über den Holocaust aufklären.
Und so zieht sich das wie ein roter Faden durch alles: Man nimmt Dinge, die tatsächlich passiert sind, und setzt sie in einen vollkommen anderen Kontext. Bis 2016 wurde diese Aktion – auch von den Grünen, ganz interessant – als sehr gute antifaschistische Initiative gefeiert. Und dann kam Anonymous-News, hat das komplett umgedreht und zusätzlich allerlei Unsinn hineingeschrieben.
Ich habe zum Beispiel gegen die sogenannte Einschätzungsprärogative des Gesetzgebers im Bereich der Verbreitung pornografischer Schriften geklagt – also im Bereich einfacher, sogenannter „leichter Pornografie“. Ich habe mich aufgrund meiner damaligen Tätigkeit – ich war 15 Jahre lang einer der Marktführer im Bereich Kinder- und Jugendschutzsysteme – intensiv damit beschäftigt. Und ich habe festgestellt, dass der Gesetzgeber der geltenden Sexualwissenschaft widerspricht. Denn die sagt eindeutig – und das ist unbestritten, das sagt übrigens auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung –, dass es für einfache Pornografie keinen Nachweis gibt, dass sie in irgendeiner Weise zu einer Wesensveränderung oder Jugendgefährdung führt. Das ist Punkt 1.
Darüber könnte man noch diskutieren – ob man aus moralischen Gründen die 18er-Hürde belässt, obwohl wir im Strafgesetzbuch den § 182 StGB haben, wonach die Fähigkeit zur Sexualbestimmung spätestens ab 16 erreicht ist. Darüber ließe sich streiten. Was aber ein echtes Problem ist – und das hatte ich von Prof. Dr. Kurt Starke von der Uni Leipzig analysieren lassen, einem der bekanntesten und renommiertesten Sexualwissenschaftler unseres Landes –, ist Folgendes: Dieses Verbot kann, wenn es nicht sauber begründet ist, selbst zu einer Jugendgefährdung führen.
Ruhrbarone: Warum?
Huch: Jugendliche, Heranwachsende – Alter 16, 17 – haben üblicherweise das Bedürfnis, solche Inhalte zu konsumieren. Das hat, glaube ich, jeder. Sie sehen aber gleichzeitig, dass das gesellschaftlich stigmatisiert und verboten ist. Also fragt sich ein Jugendlicher in der Pubertät: Moment, wenn das verboten ist – stimmt dann etwas nicht mit mir? Habe ich eine Störung? Und genau das ist der Punkt, den die Sexualwissenschaft kritisiert: Diese Art der Tabuisierung kann zu Minderwertigkeitskomplexen führen und damit zu psychischen Schäden bei Heranwachsenden.
Und das wollte ich rechtlich klären lassen, weil meine Aufgabe im Bereich Jugendschutz liegt. Ich finde, dass unsere Gesellschaft den Schutz und die Gesundheit der Jugend nicht einer Pseudomoral unterordnen darf. Der Jugendschutz muss immer an erster Stelle stehen.
Die meisten begreifen die Zusammenhänge natürlich nicht. Viele wissen nicht einmal, was eine „Einschätzungsprärogative“ ist. Das ist ja ein kompliziertes Wort, da steckt viel Latein drin. Und dann wird es heruntergebrochen auf: „Der wollte Jugendlichen Pornos geben.“ Das ist natürlich extrem simpel ausgedrückt. Und man kann nicht einmal gut dagegen vorgehen, weil das juristisch als Anknüpfungstatsache gilt. Aber darum ging es ja überhaupt nicht. Das ist eine bösartige Verkürzung und um eine 180-Grad-Verdrehung der Tatsachen.
Mir ging es nicht darum, dass irgendwelche Inhalte an Jugendliche gegeben werden. Mir ging es darum, dass Jugendliche den bestmöglichen Jugendschutz in unserem Land bekommen und dass sie geschützt werden vor einer Schädigung – auch wenn sie vom Gesetzgeber unbeabsichtigt verursacht worden ist.
Ruhrbarone: Sind die Attacken ein ständiger Wegbegleiter?
Huch: Es gibt immer wieder Ausschläge. Ich würde sagen, ungefähr alle zwei Jahre kommt so ein großer Ausschlag, wenn irgendein ganz Schlauer meint, er hätte den Stein der Weisen gefunden, weil er über irgendeine alte Seite stolpert und sich dann irgendetwas zusammenfantasiert. Ich habe natürlich eine gewisse Prominenz, ich polarisiere auch. Das gehört ja zu meinem Kerngeschäft – im Sinne meiner Überzeugungen und deren Verbreitung –, dass ich immer wieder mit gewissen Provokationen auffalle.
Und meine Kommunikation ist – selbstreflektiert gesagt – in vielen Bereichen sehr unversöhnlich. Aber das ist Strategie. Das ist nicht so, dass ich unbeabsichtigt irgendetwas äußere und damit einen bösartigen Charakter offenbare. Es ist eine Kommunikationstaktik, die Menschen zum Nachdenken bringen soll.
Und dann kommen Leute, die denken, sie müssten mit persönlichen Angriffen schießen, weil sie auf der Sachebene unterlegen sind. Ich habe bisher keinen gefunden, der mich in den jeweiligen Themen widerlegen konnte. Ich fände es ja schön, wenn man mich widerlegen könnte – dann könnte ich meine Meinung ändern. Aber bisher gab es keinen Anlass dafür, weil ich in den Punkten schlicht nicht widerlegt worden bin.
Ruhrbarone: Wo nimmst du die Motivation her, trotz des ganzen Drucks – ja, über Jahre, wir kennen uns ja auch schon weit über zehn Jahre – durchzuhalten und immer weiterzumachen?
Huch: Die Motivation liegt eigentlich nur in einem Punkt: dass ich mir bewusst mache, dass ich das Richtige tue. Ich bin von meinen Eltern so erzogen worden – auch vor dem Hintergrund des Dritten Reiches –, dass man, selbst wenn die Masse etwas anderes schreit, zu seinen Überzeugungen stehen und für das Richtige eintreten muss. Das bedeutet auch, dass man am Ende darunter leidet.
Ich finde es selbstverständlich nicht toll, dauernd beschimpft zu werden oder Morddrohungen zu erhalten. Oder dass ich – ich musste ja vier Jahre lang in England leben, aus Sicherheitsgründen – jetzt schon wieder das Land verlassen muss, weil es so gefährlich geworden ist. Das ist nicht schön, aus seinem sozialen Umfeld herausgerissen zu werden. Aber am Ende weiß ich, dass ich nicht zu den Mitläufern gehöre, dass ich nicht schweige, wenn Unrecht passiert.
Und wenn wir uns die letzten zwei Jahre anschauen: Wir haben eine erschreckend starke Explosion des Judenhasses in Deutschland gesehen. Eine solche Form des Judenhasses gab es zuletzt in den 30er- und 40er-Jahren. Und ein Großteil der Gesellschaft schweigt. Es wird mitgelaufen, relativiert, kritisiert, man wird in die rechte Ecke gestellt, wenn man Tatsachen ausspricht.
Und wir haben zwei große Bereiche, in denen der extreme Judenhass besonders stark ist: Erstens in linken Kreisen – und schauen wir uns die Linkspartei an, die ist, würde ich sagen, zur Hälfte von Personen mit tief sitzendem Antisemitismus geprägt. Und zweitens in Gesellschaften – oder importierten Gesellschaften – des Patriarchats.
Ich will das jetzt nicht einmal auf bestimmte Länder beschränken – das wäre zu einfach. Wir müssen ins Spezielle schauen: Mit welchen Prägungen kommen diese Menschen? Das sind Personen mit sehr konservativen oder gar islamistischen Einstellungen und mit einer stark männlich dominierten, patriarchalen Haltung. Eigentlich wäre das etwas, was Linke bekämpfen müssten – das Patriarchat. Aber dieses Patriarchat diktiert aktuell unsere gesamte Debatte und vergiftet die Gesellschaft. Und da wird weggesehen. Genau das werfe ich den linken Kreisen vor, denn wir brauchen diese Kreise.
Wir sind eine Gesellschaft, die aufgeklärt sein sollte, die modern und tolerant sein sollte. Aber immer dann, wenn es um Israel oder um Juden geht, interessieren plötzlich Frauenrechte nicht mehr, Minderheitenrechte nicht, LGBTQ-Rechte auch nicht. Dann ist das alles auf einmal irrelevant. Und dann müssen wir uns fragen: Wenn unsere Gesellschaft so tickt, ist sie kurz davor zu scheitern.
Ruhrbarone: Gehst du auch rechtlich gegen die Leute vor, die dich angreifen?
Huch: Ja. Viele verstecken sich, aber gegen gewisse Rädelsführer gehe ich natürlich rechtlich vor, wo immer es möglich ist. Die, die in Deutschland sitzen – ja. Ein großer Influencer ist mittlerweile in die Türkei abgehauen. Da kannst du halt nicht viel machen, außer dass er vielleicht mal zur Aufenthaltsermittlung ausgeschrieben wird und angehalten wird, wenn er irgendwo die Grenze passiert – in den Schengen-Raum hinein.
Aber ansonsten – zum Beispiel der Influencer, der gerade eine ganze Serie voller Diffamierungen über mich veröffentlicht – der musste erst kürzlich eigentlich eine Unterlassungserklärung abgeben. Der hat sich bei einer Abmahnung angeblich – meiner Meinung nach zum Schein – unterworfen, weil er gelogen hat, hat es aber dann direkt im nächsten Video relativiert, um vermutlich weiter mit der Lüge Schaden anzurichten. Er ist sehr vorsichtig. Ich würde sagen: Von zehn Lügen sind neun so formuliert, dass sie im Konjunktiv stehen und das Ziel – die Diffamierung – erreichen, aber juristisch schwer angreifbar sind. Da sind wir im Bereich der sogenannten Verdachtsberichterstattung – äußerungsrechtlich ein extrem schwieriger Rahmen. Und ich gehe üblicherweise nur gegen Dinge vor, bei denen ich zu 100 Prozent sicher bin, dass ich gewinne. Alles andere macht keinen Sinn.
Es gibt Leute, die machen es einem schwerer, und andere machen es einem leichter. Der aktuelle macht es schwerer, weil er vorsichtig formuliert – aber trotzdem genügend Fehler macht. Andere hingegen machen es einem einfach.
Zum Beispiel Enissa Amani, die über mich wirklich üblen Dreck veröffentlicht hat und mich widerlich in den Kontext von Kinderpornografie gestellt hat. Das macht sie öfter: Sie bezeichnet Menschen, die nicht ihrer Meinung sind, einfach als pädophil. Ich habe sie verklagt – und in allen Punkten gewonnen. Sie hat übrigens dieses Nazi-Portal aktiv in ihrer Story beworben. Man muss sich vor Augen führen: Eine Person, die als Menschenrechtsaktivistin auftreten möchte, verbreitet ein nationalsozialistisches Portal – eines der schlimmsten überhaupt, sogar vom Bundestag so eingestuft – an 1,2 Millionen Menschen. Das wundert mich nicht. Meiner Einschätzung nach geht es ihr vor allem um Klicks und Aufmerksamkeit. Deshalb war sie ja auch auf dieser hamasnahen sogenannten „Friedensflottille“ unterwegs.
Ruhrbarone: Wie wehrst Du Dich?
Huch: Zum einen ist das natürlich juristisch: Da muss der Anwalt einiges geradebiegen und dagegen vorgehen. Das ist sehr teuer, deshalb sammle ich immer wieder auf GoFundMe. Dieses ganze Anti-Israel-Umfeld und das patriarchale Umfeld sind finanziell viel besser aufgestellt. Wenn du dich heute an die Seite Israels stellst, verlierst du automatisch fast alle Werbepartner. Ich hatte früher sehr gute Werbepartner für meine YouTube-Videos und Streams. Die sind alle weg, weil sie Angst vor Shitstorms haben. Und diejenigen, die sich einfach die Palästina-Flagge in den Hintergrund hängen oder „Free Palestine“ sagen, werden mit Werbegeldern überschüttet, weil das unproblematisch ist. Die haben keinen aggressiven Gegenwind.
Deswegen sage ich: Am Ende ist es Fischen – und finanziell geprägt. Man muss eben schauen, wie das finanzierbar ist. Und zum anderen geht es um konsequente Aufklärung. Ich arbeite gerade an einer ganzen Videoserie, um den Leuten zu zeigen, wo die einzelnen Vorwürfe schlicht erlogen sind. Ich habe zum Beispiel ein Video über die Hitler-Domain-Geschichte gemacht, eines über die Hausarbeiten, eines über die Schreiben mit meinem damaligen FDP-Kreisverband. Es kommen immer mehr Punkte dazu, damit die Leute sehen, dass das nicht der Wahrheit entspricht.
Es ist natürlich aufwendig – und für viele langweilig. Ich habe schon die ersten YouTuber gesehen, die sich auf diesen angeblichen „Beef“ stürzen. Ich sehe das nicht als Beef, sondern als Schmutzkampagne. Aber wenn sie dann meine Reaktionen sehen, in denen ich ruhig, detailliert und mit Quellen zeige, dass es nicht stimmt, sind sie gelangweilt und sagen sinngemäß: „Das ist ja kein Entertainment. Die Videos sind so langweilig.“ Ich bin ja auch kein Entertainer. Manche Leute mögen in diesem Nahostthema eine Show sehen – ich finde dieses Thema viel zu ernst, um es für Entertainment zu missbrauchen.
