NRW gewinnt im Bildungsvergleich: „Bei uns wäre die Atombombe nie erfunden worden“

Die NRW-Schüler der neunten Klasse haben im bundesweiten Bildungsvergleich eher mau abgeschnitten. Schlechter rechnen können nur  die Kinder aus  Berlin und Bremen. Zeit, das Problem zu lösen.

Seit den 90er Jahren, als Wolfgang Clement (SPD) auf verschiedensten Posten Verantwortung trug, wissen wir in NRW: Jedes Problem ist in erster Linie ein Kommunikationsproblem. Ein flotter Spruch, eine bunte Broschüre oder eine originelle Webseite und die Welt sieht schon wieder ganz anders aus. Genau so sollte die Landesregierung auch mit dem unerfreulichen Bildungstest umgehen, der heute veröffentlich wurde. 16 Bundesländer gibt es, schlechter als die Kinder aus NRW sind in Mathematik nur der Nachwuchs der  Berliner und Bremer. Im Fach Physik hat es sogar für einen Spitzenplatz gereicht: Nirgendwo leben mehr Kinder, die keine Ahnung von Physik haben als zwischen Rhein und Weser.

Ein Problem – und wie immer wenn es ein  solches in NRW gibt, haben wir ein paar Lösungsvorschläge. Neue Slogans müssen her, die vermeintlichen Schwächen müssen mit einem verschmitzten Lächeln zu Stärken umgedeutet werden. Hier ein paar Ideen:

NRW – Doof, aber lieb!

Wir können alles – ausser rechnen

Wir haben den Taschenrechner zwar nicht erfunden, aber bei uns ist er bei jedem Brötchenkauf dabei

Nicht so blöd wie Bremen!

8×5 = 42 – NRW, das Land mit den anderen Ergebnissen

Kein Kind soll rückwärts zählen müssen

Bei uns wäre die Atombombe nie erfunden worden

NRW – Nicht rechnen wollen

 

 

 

 

 

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Wolfgang Wendland
10 Jahre zuvor

Die Lösung des Problems ist doch ganz einfach… Das Ruhrgebiet zu einem Stadtstaat machen. Dann wird dort immer SPD gewählt und der Rest geht auch in Ordnung. 😉

Helmut Junge
10 Jahre zuvor

Ein älterer Witz:
Ein Mann geht in einen Lotterieladen und will unbedingt das Los mit der Nummer 353535 und bekommt es auch. Bei der nächsten Ziehung fällt auf die Losnummer 353535 tatsächlich der Hauptgewinn. Da fragt der Losverkäufer den Mann, warum der speziell nach diesem Los gefragt hatte, und ob es dabei einen Trick gäbe.
„Ja“, sagt der Mann: „Ich hatte drei Nächte immer den gleichen Traum mit diesen Zahlen. Jede Nacht träumte ich die Rechenaufgabe 6*6 und dann wieder 6*6 und noch mal 6*6. Da war es klar.“

teekay
teekay
10 Jahre zuvor

Der Evonik-Chef spuckt doch gerade grosse Töne, wie das Ruhrgebiet zum Wissenschaftsstandort wird-also kein Grund zur Panik, gehe sie weiter-es gibt nichts zu sehen ;)!

der, der auszog
der, der auszog
10 Jahre zuvor

Zwei Drittel aller Nordrheinwestfalen kennen sich nicht mit Prozentrechnung aus. Das sind fast 50%.

Aber unabhängig davon ist Schlecht Rechnen eine der Grundvoraussetzungen, um in NRW Finanzminister zu werden.

Walter Stach
Walter Stach
10 Jahre zuvor

Helmut,
Dein Witz erinnert mich an einen hier ebenfalls „einschlägigen“ Uralwitz, den sich die BVBer über die Fans von S04 und die von S04 über die Fans des BVB erzählt haben:

In der Halbzeitpause wird ein Wettbewerb in „Kopfrechnen“ durchgeführt.
In die Endrunde sind die Fans Müller und Meier gekommen.

Sie müssen die Frage beantwortet:
„Wieviel ist 6 x 6″?
Antwort, nach längeren Überlegungen: 3o
Feststellung des Quizmasters: Nahe ‚dran, aber falsch.

Darauf wird von den Rängen gefordert : “ Gibb Sie noch ’ne Chanze“.

Also zum zweiten Male:

„Wieviel ist 6 x 6“?
Antwort, wieder nach längerer Überlegung : 32
Feststellung des Quizmasters: Noch näher ‚dran, aber immer noch falsch.

Darufhin wird erneut von den Rängen gefordert: „Gibb Sie noch ’ne Chanze“.

Also zum dritten Male:
„Wieviel ist 6 x 6″?

Antwort nach noch längerer Überlegung: 36

Bevor der Quizmaster etwas sagen kann, kommt der Ruf von den Rängen:

“ Gibb Sie noch ’ne Chanze“.

Christian Karpus
10 Jahre zuvor

Das Problem hat Walter Stach letzte Woche bei der Diskussion über die SPD schon angesprochen. Bildungspolitik wurde in der Vergangenheit nicht ernst genommen und wird es heute auch noch nicht.

Schüler, Lehrer, Eltern, die Wirtschaft und auch unser Gesundheits- und Sozialsystem leiden zwar unter der desaströsen Schulpolitik in NRW, die sowohl die SPD, die Grünen, die CDU im Land als auch die örtlichen Kommunalpolitiker zu verantworten haben, aber wirklich gemacht wird nichts.

Das liegt auch daran, dass es eigentlich keine seriöse und fachkundige Berichterstattung in den Medien gibt. Die Ruhrbarone und der heutige Artikel sind ein gutes Beispiel dafür. Hier wird seit Jahren über die eher marginal wichtigen Waldorfschulen diskutiert, und zum regulären Bildungssystem fällt Herrn Laurin nur dieser Witzartikel ein. Klar ist das Arbeit, sich durch die ständigen Änderungen im Schulsystem zu arbeiten, z. B. die Verkürzung des Referendariats auf 18 Monate und die erhöhte Anrechnung von Unterricht durch Referendare beim sog. bedarfsdeckenden Unterricht. Man müsste mal vor Ort schauen, wie die Schulen tatsächlich aussehen, wie hoch der Krankenstand bei Grundschuldirektorinnen und -rektoren ist, wie groß die einzelnen Klassen sind, etc. pp. das interessiert hier – genauso wie beim WDR, bei den RN oder bei der Funke Gruppe eigentlich niemanden. Da wird zwar über so etwas berichtet, aber eigentlich nur, um das Blatt vollzubekommen oder ein „nettes Filmchen“ für die Lokalzeit zu drehen oder einen „Joke“ dran aufzuhängen. Witzig finde ich das allerdings schon lange nicht mehr, wenn ich sehe, dass meine Kinder im Gymnasium mit 32 Schülern in einem Klassenraum sitzt, der gerade mal 50 qm groß ist, wenn ich vom teilweise wilhelminischen Frontalunterricht höre oder sehe, wie hilflos Lehrer und Schulleitungen, mit Mobbing oder anderen Problemen umgehen.

In der SZ stand übrigens in dieser Woche ein lesenswerter Artikel über Detroit.

Wenn nicht bald wirklich etwas passiert, wird’s auch hier im Pott bald zappenduster.

Michael Kolb
Admin
10 Jahre zuvor

Nun ja, immerhin taugt so ein Witzartikel dazu, die Diskussion mal wieder anzustoßen…

Ich frage mich schon, was sich in den letzten 30 Jahren in der Schule derartig geändert hat, wenn man diese Fragen nicht alle halbwegs richtig beantworten kann.

Eine ordentliche Recherche zu diesem Thema halte ich allerdings für sehr schwierig, da man gleichsam selber wieder zur Schule gehen muss. Was sollen Kinder lernen, wie sollen sie es lernen, warum behalten sie das gelernte nicht… uswusf…

Walter Stach
Walter Stach
10 Jahre zuvor

-6-Christian Karpus-,

ja, ich sehe es seit Jahren leider unverändert so, daß Bildung insgesamt trotz aller „Sonntagsreden“ nicht zu den prioritären Themen der Politik gehört -in NRW nicht, in der Region nicht, in den Kommunen nicht.
Ich kenne keinen OB, keinen Fraktionsvoristzenden , der sich im Themenfeld „Bildung“ profiliert hat. Auch für regionale Instanzen, z.B. für den RVR, gilt das Gleiche.
Auch für die bisherigen Ministerpräsidenten und die jetzige Ministerpräsidentin is „Bildung“ nicht eines der wichtigsten Themen ihrer Politik.

Und, richtig Christian Karpus, ich habe diese Problematik mit Blick auf die Intentionen des politischen Führungspersonal vor allem auch bezogen auf „meine“ SPD. Und dabei ging es mir vordergründig nicht um schulische Leistungen, der Erfassung, deren Bewertung, deren Verbesserungsmöglichkeiten bzw. Verbesserungsnotwendigkeiten, sondern aus gegebenem Anlaß um meine Forderung nach umfassender Chancengleichheit in der Bildung/Ausbildung für alle. Und umfassende Chancengleichheit steht bekanntlich nicht in Widerspruch zum Leistungsprinzip, im Gegenteil!

-7-Michael Kolb-
Ich bin gespannt, ob und wie die Politik in NRW, in den Kommunen auf die Ergebnisse der Studie reagieren wird.
Ich befürchte, daß „man“ die schlechten Ergebnisse zielgerichtet auf Fehler in der Datenerfassung bzw. in deren Auswertung zurückführen wird oder auf unterschiedliche „Ausgangslagen“ z.B. in NRW im Vergleich zu Sachsen und „man“ bestenfalls bereit ist, wie gehabt, an „Symptomen herumzudoktern“, aber nicht
bereit ist zu einer umfassenden Analyse der vorliegenden Ergebnisse und folglich auch nicht bereit sein wird, “ Defizite im Bereich Bildung“ an deren Wurzeln zu bekämpfen.
Und hier muß das „Rad nicht neu erfunden werden“. Es gibt z.B. seitens der Bertelsamnn-Stiftung dazu umfassendes ,von hoher Fachkompetenz zeugendes Material.

Christian Wee
Christian Wee
10 Jahre zuvor

@Christian Karpus

Die Ruhrbarone und der heutige Artikel sind ein gutes Beispiel dafür. Hier wird seit Jahren über die eher marginal wichtigen Waldorfschulen diskutiert, und zum regulären Bildungssystem fällt Herrn Laurin nur dieser Witzartikel ein.
————–
Jopp und anstatt sich mit dem regulären Schulsystem zu beschäftigen und etwas brauchbares zu schreiben, werfen Sie lieber Herr Laurin vor, dass er sich nicht mit dem regulären beschäftigt und dazu was brauchbares schreibt- vollkommen sinnvoll.

Aber es werden bestimmt Maßnahmen ergriffen- es werden ein paar Sozialwissenschaftler beauftragt eine Studie zu erstellen, die dann nicht eindeutig interpretiert werden kann, was dazu führt, dass das Bildungsministerium ein paar dutzend Experten einstellt- zur weiteren Evaluation- da aber die Experten sich nicht einig über die Ursachen werden, braucht die Politik weitere Meta-Experten-Experten, deren Vorschläge dann von staatlichen kritischen Kritikern nochmal überprüft werden müssen- und schon hat das Land NRW wieder was gegen die Arbeitslosigkeit getan, indem es einige dutzend Sozialwisseschaftler mit zu sich an den Futtertrog geholt hat. Die Schulen sind immer noch beschissen, aber zum Glück sind die Ursachen dann „wissenschaftlich erforscht“.

Um mal auch einen praktischen Vorschlag zu machen- wie wäre es, wenn Lehrer, die jeden Tag besoffen zur Arbeit kommen oder sonstwie vollkommen unfähig sind oder ihre Arbeit nicht vernunftig machen, auch mal entlassen werden? Wird natürlich nicht passieren, die Politik will es sich ja nicht mit Beamten verscherzen, also werden die Kinder wohl weiter von Junkies und unqualifizierten Idioten unterrichtet.

Volker Steude
10 Jahre zuvor

Die Sozialtransfers in Bochum steigen jedes Jahr um weitere 10 Mio. pro Jahr. Mehrheitlich sind Menschen auf diese Transfers angewiesen, die keinen Schulabschluss haben oder einen schlechten Bildungsabschluss. Wir geben Millionen dafür aus, damit Jugendliche einen Schulabschluss nachholen.

Etwa 16-29% der Jobs sind heute für Geringqualifizierte geeignet, 2030 werden es Studien zur Folge nur noch 8-10% sein.

Zu erkennen, wo das hinführt, ist nicht schwer.

Gleichzeitig haben wir z.B. in BO immer noch überwiegend Grundschulen mit 30 Kindern pro Klasse. Und immer noch werden Schüler abgehängt und auf die Hauptschule geschickt oder nur versetzt weil man sie los werden will. Und wer mal in einer Grundschule unterrichtet hat, der sieht, dass eigentlich in allen Kindern das Potential steckt mindestens die Qualifikation zu bekommen, um in die Realschule zu wechseln. Es bedarf allerdings des entsprechenden Einsatzes.

Aber nicht bei Frontalunterricht mit 30 Kindern in herunter gekommen Schulen in jahrgangsbezogenen Klassen.

Christian hat völlig recht.

In der Grundschule werden die Weichen gestellt. Schon dort kann man sehr genau sehen, wer am Ende der Schule auf die Transferleistungen angewiesen sein wird. Alle sehen es, keiner tut den entscheidenden Schritt. Traurig, um jedes Kind, was deshalb im Leben um seine Chancen gebracht wird.

discipulussenecae
discipulussenecae
10 Jahre zuvor

Warum soll mann sich denn nicht auch mit den Mitteln der Satire über das schlechte Schulsystem in NRW lustig machen dürfen? Auch wenn einem dabei manchmal das Lachen im Halse stecken bleibt!

Und welche Medien sollten denn die eingeforderten Analysen erstellen? Die Zeiten, in denen in den Titeln der Funke-Gruppe ernsthafter Journalismus betrieben wurde, sind schon lange vorbei, es geht dort letztlich nur noch um die Profitmaximierung der Gesellschafter. Und der WDR ist mindestens genauso lange zu einem Sender verkommen, in dem, neben Kochsendungen und ganz ganz goldigen Tierberichten, wenn überhaupt nur noch Politiknachrichten aus der der Gegend von Köln vorkommen, weil die zuständigen Redakteure sich und ihre Stadt für den Nabel der Welt halten und diese daher höchstens verlassen, um in den Urlaub zu fliegen.

Davon abgesehen glaube ich, daß gerade die NRW-SPD ein Problem mit höherer und sehr guter Bildung hat, weil dieser in ihren Kreisen immer noch der Geruch einer bürgerlichen Elite anhaftet. SPD-Minister machen ihre Karriere in der Regel über die Partei und die Gewerkschaft, und dort ist es nun einmal wichtiger, immer korrekt von Schülerinnen und Schülern zu sprechen, als vernünftig Mathe oder gar Latein zu können.

kai
kai
10 Jahre zuvor

Das Grundübel ist doch die Lehrerschaft, und das nicht erst seit 2-3, oder 5-6 Jahren, sondern seit min. 20Jahren. Mir sagte man immer das Mathe logisch wäre, dann wollte man mir erzählen, das 0,5*0.5=0,25 sind. Das konnte (wollte) ich als 12 Jähriger nicht verstehen. Auf mein fragen warum, kam die erste Antwort mit: “ Weils Dezimalbrüche sind“. Richtige Antwort, aber für mich ein Pfurz im Wind. Nach mehrmaligem Nachhaken kam nur noch : „Weils so is!“.
Ab da war Mathe für mich alles, nur nicht logisch und richtig. Hätte man als Lehrer vielleicht mal versucht, den Zeitgeist der Jugend zu verstehen, hätte man es mir mit metaphern sehr gut erklären können, wie es ein Berufsschullehrer an einem für mich fassbarem Beispiel klar machen konnte. Vielleicht wäre dann mein Streik und die Ehrenrunde als folge dann erst garnicht gekommen.

Aber Lehrer brauchen ja 12Wochen Urlaub im Jahr, da kann man nicht jedes Jahr zwei Wochen von nehmen, um in Lehrgängen, den Lebensstyl der Jugend zu kennen.

Wolfgang Wendland
10 Jahre zuvor

@ # 6
„Das Problem hat Walter Stach letzte Woche bei der Diskussion über die SPD schon angesprochen. Bildungspolitik wurde in der Vergangenheit nicht ernst genommen und wird es heute auch noch nicht.“

Das stimmt doch überhaut nicht. Angefangen von der Diskussion zur Gesamtschule in den 70er bis hin zu den Gemeinschaftsschulen heute über Rütgers Kopfnoten, G12 oder dem Blödsinn „jedem Kind ein Instrument“ bis zu Hannelore ihr „Kein Kind zurücklassen“ dass sie von der Bertelsmannstiftung bekommen hat stand doch Bildungspolitik, die aber eher Schulpolitik genann werden müsste immer im Mittelpunkt.

Dem ganzen Gelaber über bessere Ausstattung von Schulen sollte eher eine Diskussion über eine bessere, praxisorientiertere und pädagogische Ausbildung von Lehrern entgegengesetzt werden.

Außerdem sollte eine bessere Bildungspolitik auch berücksichtigen, dass immer mehr dessen, was die Bildung beeinflusst ausserhalb der Schuen stattfindet und sich z. B. dafür einsetzen 1live und RTL abzuschalten 😉

der, der auszog
der, der auszog
10 Jahre zuvor

Der WDR wäre nicht der WDR, wenn er nicht der Landespolitik, die ja maßgeblich für das beschämende Abschneiden verantwortlich ist, loyal zur Seite springen würde.

Um den Karren aus dem Dreck zu ziehen, zaubert der Sender den „Experten“ Wolfram Meyerhöfer von der Universität Paderborn aus dem Hut. Meyerhöfer wird als Bildungsspezi immer dann interviewt, wenn es um großangelegte Vergleichstests, wie Pisastudie und ähnliches geht und der WDR jemanden benötigt, der diese Tests in Frage stellt.

Meyerhöfer ist also auch heute der Mann der Stunde, der allen ernstes behauptet, dass man solche Tests relativ einfach manipulieren kann. Er drückt das natürlich, wie für einen Experten, der es vermeiden möchte, dass man ihm eventuell einen Strick aus seinen Aussagen dreht, sehr verklausuliert aus:

„Klar ist, dass es ein Repertoire gibt, mit dem man dafür sorgen kann, dass Schulen und auch Bundesländer besser abschneiden“

Durch die Blume gibt Experte Meyerhöfer zu verstehen, dass andere Bundesländern möglicherweise deshalb besser abschneiden, weil „beispielsweise Schüler nach Hause geschickt würden, von denen man wisse, dass sie schlechte Test-Ergebnisse erzielen.“

Was uns der WDR und sein Experte sagen will, ist nichts anderes, als das alle Schüler in allen Bundesländern gleich doof sind und die, die besser abschneiden, gemogelt haben.

Das Problem wird so sicherlich nicht gelöst und für diesen Expertenscheiß zahlen wir auch noch Rundfunkgebühren!

https://www1.wdr.de/themen/kultur/schulleistungsvergleich100.html
https://www.wdr5.de/sendungen/politikum/s/d/10.10.2013-19.05/b/bildungstests-fuehren-in-die-geistige-verarmung.html

Puck
Puck
10 Jahre zuvor

@Christian Karpus

Natürlich ist das ein ernstes Problem.

Aber die Misere liegt wohl kaum daran, daß 32 Schüler in einer Klasse sitzen. Ich war (Anfang der 70er Jahre) auf einer privaten katholischen Schule und wir waren – zumindest in den Klassen 5 u. 6, ebenfalls mit 30 in einer Klasse, das galt seinerzeit als vorbildlich, die staatlichen Schulen hatten noch mehr Schüler in einer Klasse. Und ja, wir hatten größtenteils Frontalunterricht – allerdings von sehr engagierten Lehrern, die sich bemühten, wirklich jedes Thema interessant zu erklären. Das scheint mir viel wichtiger zu sein als die Unterrichtsform.

Mobbing gab es nicht, jedenfalls nicht an unserer Schule, das ist wohl wahr.
Aber das scheint mir kein speziell schulisches, sondern ein allgemein gesellschaftliches Problem zu sein.
Da muß man sich nur mal über das Klima in jeder x-beliebigen Firma umhören.
Sieht so aus, als ob es gesellschaftsfähig geworden wäre, auf anderen rumzutrampeln und jeden Appell an soziale Gerechtigkeit als von Loosern angezettelte „Neiddebatte“ zu diffamieren.
Da paßt ins Bild, daß Gucci-Eltern in Hamburg mobil machen gegen ein Schulreförmchen, das weningstens ansatzweise den Kern des Dilemmas anpackt: Die zu frühe Aussortierung der Kinder in Aufsteiger und Abgehängte. Da wird den lieben Kleinen schon früh bei gebracht, daß sie sich nicht länger als unbedingt nötig mit der Plebs abgeben sollen.
Es sollen auch schon Eltern mit dem Anwalt gedroht haben, wenn der Filius nicht die erwünschte Note bekommen hat. Weil der Sproß zwar geistig etwas träge erscheinen mag, was aber im Gegensatz zum Nachwuchs eines H4-Empfängers nur Ausdruck von Hochbegabung ist.
Und unter diesem um sich greifenden Sozialdarwinismus mobbt dann halt jeder so gut, wie er kann.
Mag sein, daß die Lehrer mit dem Problem Mobbing überfordert sind – aber der Vorwurf ist selbstgerecht, wenn Eltern Teil des Problems sind.

Generell habe ich den Eindruck, daß nach dem Pisa-Schock einfach wild herumexperimentiert wurde. Birnenrauschpolitik. Alles, was irgendwelchen Bildungsexperten durch die Birne rauschte, wurde mal ausprobiert, als ginge es um ein neues Puddingrezept. Vor einiger Zeit war im Spiegel ein Artikel über die Methode, nach der Grundschüler heute schreiben und lesen lernen, und da wundert man sich über gar nix mehr.

Speziell zu den Defiziten im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich fiel mir heute angesichtes der Ergebnisse der Studie noch etwas anderes spontan ein: Es gehört doch – zumindest in den alten Bundesländern – fast schon zum guten Ton, in Mathe die absolute Niete zu sein, während Mathebegeisterte als Freaks gelten (ich weiß, wovon ich rede, ich gehöre zu den Freaks…).
Auch solche Dinge spielen sicher eine (ungute) Rolle.

Helmut Junge
10 Jahre zuvor

@der, der auszog (14),
die Unterstellung des „Experten“, dass andere Länder gemogelt haben könnten, kann kaum jemand nachprüfen. Aber ich wenn ich das annehme, zeigt das immerhin, dass man in diesen anderen Ländern Wert auf ein gutes Abschneiden legt. Das aber suche ich hier in NRW bisher vergeblich. Wann immer ich über Schulpolitik Diskussionen erlebt hatte, ging es nie darum. Es ging immer um eine Form von Sozialisierung.
Heute habe ich mir das Grüne Programm bzgl. Schulpoltik durchgelesen. Da finde ich sehr viele Zielvorgaben und auch Erfolgsmeldungen. Aber darüber, dass die Wissensvermittlung verbessert werden sollte, finde ich nicht einen einzigen Satz. Es geht mehr um eine bestimmte Vorstellung von Gerechtigkeit und Chancengleichheit. Dabei sind in den Jahren schon viele Studien gemacht worden. Nur hat es nie zur Beschäftigung mit dieser Fragestellung geführt. Meist sind es ja auch Lehrer, die die Schulpolitik bestimmen, also ihre eigene Arbeit bewerten und sogar definieren.
Die Angriffe kommen von außen. Das sind dann die Feinde. Das im Rahmen einer Verschwörungstheorie abzuhandeln (woanders werden testschwache Schüler dann vermutlich weggeschickt) Danach kann man wieder so weitermachen, wie bisher.

Yilmaz
Yilmaz
10 Jahre zuvor

„Kein Kind zurücklassen“, aber dafür sind jetzt alle Kinder gleich schlecht in der Schule.

Augen zu und weiter so ?

KClemens
KClemens
10 Jahre zuvor

@#6 Christian Karpus

>>>>>Wenn nicht bald wirklich etwas passiert, wird’s auch hier im Pott bald zappenduster.>>>>>

Das dürfte für die Grünen kein Grund für Nachdenklichkeit oder gar Trauer sein, wäre ihr Traum doch dann in Erfüllung gegangen.

Und für Blümchenpflücker/in, Baumstreichler/in und Krötenversetzer/in braucht mein keine naturwissenschaflichten Fächer, da reicht Empathie völlig aus.

Helmut Junge
10 Jahre zuvor

@Stefan Laurin (19), obwohl ich jeden dieser Sätze auch schon gesagt habe, finde ich Deinen Kommentar derart überspitzt, dass ich fast das Kotzen kriege.
Allerdings mit einem Grinsen im Gesicht. Muß ganz komisch aussehen.

Michael Kolb
Admin
10 Jahre zuvor

@ Walter Stach #8

Meine Frage, was in den letzten dreissig Jahren so fürchterlich schlecht oder anders gelaufen ist, bezog sich ganz profan darauf, dass ich die Fragen wohl hätte beantworten können und das mit geschätzten 30 Leuten in der Klasse und simplen Frontalunterricht, Rechnen Päckchenweise, den einzigen Schnickschnack den es gab, das waren die Lük Kästen.

Die Analyse der Ergebnisse halte ich sogar noch für relativ einfach, schwieriger wird es mit der erforderlichen Umsetzung der Ergebnisse. Alleine wenn ich schon lese, dass „unfähige Lehrer“ rausgeschmissen werden sollten, bekomme ich einen Krampf. Wie bitte will und soll man einigermaßen objektiv messen, ob ein Lehrer erfolgreich ist? Was ist da die Messlatte?

Mit der Einschätzung, das Land würde versuchen, die Ergebnisse zu relativieren und nach Fehlern im System suchen, hast Du ja richtig gelegen. Aber vielleicht liegt der Fehler tatsächlich auch ein wenig im System der Erhebung. Ich bin nie wirklich glücklich, wenn diese Tests hauptsächlich aus Textaufgaben bestehen.

Helmut Junge
10 Jahre zuvor

Stefan, mir ist seit den Sondierungsgesprächen in Berlin der Gedanke gekommen, dass alle politischen Programmvokabeln, zumindest als Ettiket von allen Parteien benutzt werden.
So redet auch die CDU von der „notwendigen Energiewende“. Ein Wort, wo die Grünen dachten, dass sie damit ein Alleinstellungsmerkmal hätten. Wahrscheinlich aber meint es jede Partei anders. Nur wenn man fragt, kann es keiner richtig erklären. Das läuft dann darauf hinaus, dass man mir sagt: „Wir wollen mehr als die anderen, weiter gehen.“ Wie bleibt ungeklärt. Wenn es dann am Geld scheitert, umso besser für diese dünne Argumentationsfähigkeit.
Das ist die Politik, die ich heute sehe. Auf so einer Basis kann man sich aber auch gut einigen und den jeweiligen Mitgliedern als gelungenen Kompromiß verkaufen, was niemals scharf abgegrenzt war. Bei der Flüchtlingspolitik z.B. ist allein die Quote umstritten, mehr nicht. Die Höhe der Quote richtet sich nach der emotionalen Robustheit des eigenen Klientels. Eine Lösung der Problematik bietet keine Partei an.
Die Parteien unterscheiden sich darin, dass sie manchmal etwas mehr, manchmal etwas weniger fordern.

Aber bei der Schulpolitik ist das anders seit der Dskussion um die Einführung der Gesamtschulen. Das war noch die SPD. Es darf nur immer noch nicht gefragt werden, ob diese Schulpolitik das gebracht hat, was sie versprochen hatte.
Die Studien stören nur ein paar Tage lang.
Eine andere Ausnahme ist die Familienpolitik. Viele ältere Leute aus der Rentnergeneration werden bei den Plänen von Rot-Grün bzgl. Ehegattensplitting genau deshalb plötzlich Steuern zahlen müssen, weil die Frauen damals noch die Kinder Jahre groß gezogen haben und deshalb nur wenig Rente beziehen.
Darum gibt es bei der Rente solch große Unterschiede, dass das jetzige Splitting diese Personengruppe schützt. Auch da gab es im Wahlkampf keine Gegenstimmen.
Die kommen erst, wenn das Geld fehlt.
So sind die Menschen nun mal.

Dummkopf
Dummkopf
10 Jahre zuvor

Nur weniges noch wird so ideologisiert und verbissen verhandelt als gerade der Bereich Schule.

Und kaum ein Bereich wird so unverhohlen von (Eigen-)Interessen und Meinungen geleitet wie eben dieser. Insbesondere für die (untere) Mittelklasse ist Schulpolitik ein Mittel zur sozialen Abgrenzung und Bestätigung ihres „GutBürgertums“. Das die auch schon längst die Arschkarte gezogen haben, wird kollektiv verdrängt.

Zwei Beispiele: Dem NRW-Lindner fiel im Rahmen der gehabten Wahl nichts besseres ein, als den Untergang des Gymnasiums anzukündigen.

Ein weiteres, nicht zuletzt weil weiter oben Hamburg angesprochen wurde:
Vor der Abstimmung befragt der NDR Passanten in der Innenstadt nach ihrer Meinung, u. a. eine mittelalte, ganz offensichtlich sehr gut situierte Frau im Pelzmantel.
Sie fand das angestrebte Reförmchen sei in etwa der Untergang des Landes – und sprach in die Kamera, man müsse sich doch mal anschauen, was

“ für ein akademisches Proletariat wir uns in den letzten Jahrzehnten in diesem Land heran gezogen haben (sic!)“.

Das hat mich schon sehr beeindruckt…

der, der auszog
der, der auszog
10 Jahre zuvor

@Stefan #21

„In den Städten sieht das doch nicht anders aus – anstatt in Kinderbetreuung zu investieren kämpft man um Prestigebauten. Ausnahme ist Gelsenkirchen.“

Alles ist relativ. Da sich der Bildungsvergleich auf die ganze Republik bezieht, sollte man durchaus auch die Preise der Kinderbetreuung in Gelsenkirchen mit denen anderer deutscher Städte vergleichen. Gelsenkirchen ist da absoluter Spitzenreiter im negativen Sinne mit 585 Euro.

Zum Vergleich:
In Magdeburg ist ein Kitaplatz mit 208 Euro am günstigsten,
In Frankfurt/Main, der günstigsten Stadt in den alten Bundesländern kostet ein Kitaplatz 252 Euro. Alle NRW Kommunen befinden sich in der unteren Hälfte dieses Rankings. Günstigste Stadt in NRW ist Köln mit 381 Euro. Günstigste Ruhrgebietsstadt ist Essen mit 423 Euro. In allen anderen Großstädten im Ruhrgebiet zahlt man über 500 Euro für einen Kitaplatz, Oberhausen: 510 Euro, Duisburg: 533 Euro, Dortmund: 558 Euro, Bochum: 583 Euro, Gelsenkirchen als Schlusslicht: 585 Euro.

Will man kein Kind zurücklassen, muss man auch die Eltern mitnehmen, die die Kitaplätze zu bezahlen haben. Im Vergleich zu anderen NRW Städten hat Gelsenkirchen so etwas wie eine Vorbildfunktion. Im Bundesdeutschen Vergleich hingegen schneidet auch Gelsenkirchen absolut erbärmlich ab.

Die Zahlen sind ein knappes Jahr alt und aus der faz:
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ranking-der-kita-preise-in-40-staedten-zeigt-her-eure-krippen-11956717.html

robert
robert
10 Jahre zuvor

Finde ich ausnahmsweise mal gut.

keineEigenverantwortung
keineEigenverantwortung
10 Jahre zuvor

Ein gelungener Artikel. Wie soll man auch auf die Bedeutung von Bildung und harten Fakten hinweisen, wenn alle nur noch die „sozialen Fähigkeiten“ etc. in den Mittelpunkt stellen?

In den Kommentaren vermisse ich die Verantwortung der Eltern oder ist die gesamte Erziehung in Deutschland schon an den Staat „outgesourct“ worden?

Wenn ja, dann sollte man auch auf staatliche Leistungen für die Kindererziehung verzichten.

Wenn man die Ergebnisse der PISA-Studie im Erwachsenen-Bereich sieht, muss man sich auch nicht wundern, dass hier nur noch Billig-Jobs entstehen. Vermutlich wird bei uns die Atombombe auch nicht nachgebaut, was ja ganz gut ist.

Volker Steude
10 Jahre zuvor

In der Bildungspolitik ist auf allen Ebenen Handlungsbedarf:
– Bund und Land: Die Bildungsinhalte sind nicht mehr zeitgemäß (z.B. Die Schüler wissen nicht wie die Rentenversicherung funktioniert oder was ein Vertrag rechtlich bedeutet, kennen aber das Werk von Shakespeare und Cicero im Original)
– Land: Die Ausbildung der Lehrer ist dringend reformbedürftig (z.B. Pädadagogik wird von Hochschullehrern unterrichtet, die nie in der Praxis gearbeitet haben)
– Kommunen: Die Kommunen statten die Schulen nicht halbwegs ausreichend aus (z.B. fehlt es an Räumlichkeiten, dass die Vorgaben des Landes erfüllt werden können, 22-23 Kinder pro Grundschulklasse)

Das ist prima, da kann jeder prima dem anderen den schwarzen Peter zuschieben und bei dem anderen die Zustände kritisieren, um von der eigene Untätigkeit abzulenken.

Trotzdem glaube ich, dass wenn die Kommunen sich mehr bei den Schulen engagieren würden, sogar ganz ohne Hilfen von Land und Bund, alleine so viel bewegen könnten, dass es sich mehr als lohnen und rechnen würde: Schule hat in Bochum keine Lobby (Hier natürlich bezogen auf Bochum)

Wolfgang Wendland
10 Jahre zuvor

Ach Volker Steude, # 28
das schlimmste ist doch dass in Fragen der Pädagogik -so wie Du- jeder glaubt mitreden zu können. Bildung hat doch nur sehr bedingt die Vermittlung von unmittelbar anwendberem Wissen zu tun. (Alles andere erinnert eher an den Utilitarismus des ausgehenden 18. Jahrhunderts und dürfte nicht mehr zeitgemäß sein. Generationen von Menschen sind ohne das Schulfach „Vertrags- u. Rentenkunde“ ausgekommen. Das Problem ist doch eher im Gegenteil zu suchen, dass nämlich jeder Scheiß und jedes eigentlich gesellschaftliche Problem der Schule aufgelastet wird. Erziehung zum Umweltschutz, Gewaltprävention, Chansengleichheit, Medienkompetenz usw. was soll die Schule denn sonst noch alles jenseits der Kernaufgabe Bildung leisten?

Sicher sind die Biografien der heutigen Pädagogik-Professoren nicht mehr so dass sie z. B. Soldat und Hilfsarbeiter vorher waren aber das Problem besteht nicht darin, sondern darin, dass Lehrer sich als „Fach-Wissenschaftler“ verstehen und eben Pädagoik nie verstanden haben. Und wie jede Geisteswissenschaft ist Pädagogik theoretisch, aber: nichts ist Praktischer als eine gute Theorie 🙂

Und selbst in Bochum gibt es auch nicht das Problem, dass Lehrer große Klassen haben, weil Räume fehlen. Aktuell hatte ich eher mit dem Problem zu tun, dass Lehrer lieber in einer kleineren Schule bleben wollten weil diese „gemütlicher“ war.

Walter Stach
Walter Stach
10 Jahre zuvor

-19-Stefan,
ja, ich teile die im ersten Satz Deines Beitrages von Dir vertretene Meinung.

Ich teile nicht die im vorletzten Satz von Dir vorgenommen primäre Zuordnung des „Egal-Seins“ auf die Wählerschaft von SPD und Grünen.

Dieses Egalsein könnte aus sehr unterschiedlichen Gründen zwei Bevölkerungsschichten zugeordnet werden, obwohl ich mir da keineswegs sicher bin:
Zum einen gibt es die sog.sozialschwache und bildungsferne Schicht in der Bevölkerung, bei der dieses „Egal-sein“ zu registrieren ist.

Danebenher git es diejenigen, für die die Bildung ihrer Kinder ein sehr hohes Gut ist und die oftmals aus egoistischen Gründen keinerlei Interesse daran haben, daß der „Gesamtbereich Bildung“ Gegenstand einer umfassenden Debatte in Staat und Gesellschaft wird mit dem Ziel: „Chancengleichheit für alle in der Bildung, nicht im Widerspruch zum Leistungsprinzip, sondern als dessen Fundament“.

-13-Wolgang Wendland

„Stimmt nicht, wenn Walter Stach…………“

Reden wir beide aneinander vorbei?

Alles was im Beitrag 13 augezählt wird, sind Aktionen, sind oftmals nur ad hoc Aktionen gewesen, waren „Aktionismus“, und das ist eben nach meiner Auffassung kein Beweis dafür, daß BILDUNG -Bildungspolitik- „Ernst genommen wurde“, denn dann hätte die BILDUNG als ein ganzheitliches Thema zu den prioritären Themenfelder der Politik im Bund, im Land, in den Kommunen gehören müssen. Und das ist m.E. bisher nie der Fall gewesen.

Ich denke, damit ist auch klar geworden, warum ich im Sinne der abschließenden Feststellung unter -13- nie von Schulpolitik, sondern in meiner Kritik immer von BILDUNG- (s-Politik) gesprochen habe.

-22-Michael Kolb
Im wesentlichen einverstanden, vor allem mit den
kritischen Anmerkungenin im vorletzten und im letzten Satz. Darüber nachzudenken und zu diskutieren muß -nach jeder Studie dieser Art- nicht nur unter „Fachleuten“ selbstverständlich sein.

Und noch ‚was Persönliches:

Ein Enkel von mir ist seit kurzem in einer staatlichen Grundschule „Erstklässer“, und darauf ist er sichtlich und hörbar stolz.

Mein bisheriger Eindruck ist der, daß er nach einer kurzen Zeit von etwa 4 Wochen sich a.) in der Schule nicht fremd fühlt, daß er b.)keinerlei Schulangst hat, daß er c) schon neue Freunde gewonnen hat und daß er d.) schon bemerkenswert Vieles „drauf hat“ was im weitesten Sinne zu den Anfängen des Unterrichtes in Deutsch und Rechnen gehört und daß er e.) wissbegieriger geworden und damit sehr lernwillig zu sein scheint.

Ich bin kein Pädagoger. Ich mag hier also in meiner Wahrnehmung und Bewertung völlig falsch liegen. Wenn sie denn einigermaßen zutreffen sein sollte, hätte ich als Großvater bezogen auf meinen Enkel „schulisch“ nichts zu meckern. Und das betrifft über die Schule hinaus den gesmten Bereich „seiner kindlichr Bildung“.
Damit dürften wir -Eltern,Großeltern-wohl der von mir vorstehend in der Replik auf Stefan-10-angesprochenen Bevölkerungsschicht zuzuordnen sein (Stefan, und das als Sozialdemokaten!!)

OPA und OMA versuchen ganz selbstverständlich weiterhin neben, besser wohl nach dem Elternhaus und der Schule gelegentlich mit ihren Mitteln und Möglichkeiten zur „frühkindlichen Bildung“ beizutragen, und die bezieht sich auch ganz selbstverständlich auf mehr als auf das, was zur Zeit in der Schule ansteht.

Helmut Junge
10 Jahre zuvor

@Wolfgang Wendland,
zwei Sätze möchte ich mal herausstellen:
1. „Das Problem ist doch eher im Gegenteil zu suchen, dass nämlich jeder Scheiß und jedes eigentlich gesellschaftliche Problem der Schule aufgelastet wird. Erziehung zum Umweltschutz, Gewaltprävention, Chansengleichheit, Medienkompetenz usw. was soll die Schule denn sonst noch alles jenseits der Kernaufgabe Bildung leisten? “
Dazu die Frage (eigentlich an alle):
Leistet denn die Schule all die genannten Zielvorgaben wirklich besser als früher?

2. „Sicher sind die Biografien der heutigen Pädagogik-Professoren nicht mehr so dass sie z. B. Soldat und Hilfsarbeiter vorher waren aber das Problem besteht nicht darin, sondern darin, dass Lehrer sich als “Fach-Wissenschaftler” verstehen und eben Pädagoik nie verstanden haben….“
Dazu meine Anmerkung:
Ich bin noch von solchen Lehrern ausgebildet worden. Unter deren Diktatur hatte sich die Solidarität der Schüler nach meiner Überzeugung viel stärker entwickelt,
als das bei späteren Jahrgängen der Fall war. Mobbing der Schüler untereinander ist brutaler als das zu meiner Schulzeit der Fall war.
Und da gibt es Untersuchungen zu, die alle in die Richtung gehen, dass genau dort, wo die Theorie gesagt hat, dass die Schulform besonders solidarische Schüler hervorbringen, am meisten gemobbt wird.

Volker Steude
10 Jahre zuvor

@Wolfgang: Vor Generationen haben die Menschen gar nicht ständig Verträge abgeschlossen und hatten auch keine Rentenversicherung.

Leider sind diese Änderungen in der Gesellschaft an der Entwicklung des Lernstoffs fast völlig vorbei gegangen. Deshalb glauben die Menschen, dass sie den Betrag, den sie an die Rentenversicherung bezahlen, am Ende als Rente wieder raus bekommen. Nur wie sollen Sie da über die Rente mit 67 eine vernünftige Entscheidung treffen? Oder entscheiden, welche Altersvorsorge für sie Sinn macht.

Und ständig schließen Menschen Verträge ab und wissen nicht, was sie da tun und wundern sich, wenn das für sie verheerende Folgen hat. Ihnen ist nicht mal die grundlegende Logik unseres Wirtschafts- und Rechtssystems bekannt, kennen aber die der Römer kurz vor und nach Christus.

Ich habe sowohl an der Grundschule unterrichtet (wenn auch nicht viel), wie an der Hochschule, und dazu noch zwei Kinder in der Schule und habe beständig mit Praktikanten zu tun, bei deren Mathe- und Deutschkenntnisses einem nicht selten die Haare zu Berge stehen. Ich glaube also über eine gewisse Erfahrung zu verfügen.

Die Lehrer müssen im Unterricht wissen, wie Sie pädagogisch adäquat handeln müssen. Das gelingt häufig nicht. Also gibt es ein Problem. Die realitätsferne Ausbildung ist da nur eine Ursache.

In Bochum wird den Schulen vorgeschrieben wie viel zügig diese sein müssen, und so kommt es zu 30 Kindern in der Klasse, selbst wenn genug Räume für einen weiteren Zug da wären. Viele Schulen haben aber nur Räume für z.B. zwei Züge und haben 60 Anmeldungen. Macht wiederum 30 Kinder pro Klasse.

Volker Steude
10 Jahre zuvor

@Helmut: Leistet denn die Schule all die genannten Zielvorgaben wirklich besser als früher?

Sie muss. Die Welt ist komplexer geworden. Das gilt für alle Beschäftigungsfelder. Früher hat das Unternehmen seine Waren an die Geschäfte geliefert und fertig. Heute ist Marketing im In- und Ausland erforderlich sonst lässt sich nichts verkaufen. Früher wurde das Geld bar an die Arbeiter ausgezahlt, fertig. Heute ist komplexes Arbeits- und Sozialversicherungsrecht zu beachten. Gleiches gilt auf den Feldern Steuern, EDV, Mitarbeiterführung, Einkauf usw..

In gleicher Weise wird auch das Leben bei Schule und Bildung komplexer.

Früher hat man sich um die Dinge wie Integration, Inklusion und Erziehung nicht gekümmert. Wer nicht ins System passte flog einfach raus.

So gesehen haben sich Schule und sonstige Welt angenähert. Der Erfolg des Lehrers wird jetzt viel mehr am Erfolg der Schüler gemessen. So ist das in Unternehmen schon immer. Der Erfolg wird an der Zahl der verkauften Produkte gemessen. Wenn die Produkte nicht verkauft werden, fliegt der Manager, nicht das Produkt.

Leider sind viele Lehrer aber gar nicht in der Lage so zu agieren, dass sie den maximalen Erfolg bei den Schülern erreichen können, obwohl sie es wollen. Die ungenügende Vorbildung der Schüler, die schlechte Ausstattung der Schulen, die eigene unzureichende Ausbildung und ähnliches stehen dem nicht selten im Weg.

Aber das kann man ändern und dann kann die Schule mit der entsprechenden sachlichen und personellen Austattungen alle gesetzten Zielvorgaben erfüllen. Tut sie in anderen Ländern ja auch.

Wolfgang Wendland
10 Jahre zuvor

@ Walter Stach
vielleicht reden wir wirklich aneinander Vorbei. Wobei mir die heutige zeit eher Blind als Aktionistisch erscheint. Vieleicht feht so ein Gremium wie dieses:
https://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Bildungsrat.
@ Helmut Junge
nein, natürlich Leistet die Schue diese Zielvorgaben nicht, weil es zu viele und divergierende sind.
Bei den Leheren bin ich mir jetzt nicht klar, welche Sorte du meinst.
@ Volker Steude.
In der Schule geht es hauptsächlich um Bildung und nicht um Verbraucherschutz. Und in den letzten Hundert Jahren wurden natürlich eine Vielzahl von Verträgen auch mit Privatleuten geschlossen, vermutlich schon länger. Zu den Renten wäre nicht ein besseres Rentensystem besser als über ein schlechtes in der Schule zu berichten?
Zu deinen Erfahrungen mit Praktikanten kann ich nur den Satz sagen den ich auch gerne beim Soundcheck benutze… ist aus Georg Kerschensteiner, das Grundaxiom des Bildungsprozesses. Ich zitiermal aus der Erinnerung:
Der viel gerühmte Systematiker der Tier- und Plazenwelt, Karl von Linné, hat als Knabe alle Kulturgüter, die ihm die Schule zum ergreifen darbot aus innerer Strukturverschiedenheit abgelehnt, sodass ihm beständig geraten wurde das Schusterhandwerk zu ergreifen.

Volker Steude
10 Jahre zuvor

@ Wolfgang: Und natürlich schafft es auch irgendwann mal ein Hauptschüler zum Literaturnobelpreis. Einzelbeispiele haben jedoch keinerlei Aussagekraft. Entscheidend ist, das was sich in der Fläche abspielt.

Ich gebe immer wieder mal an der Hochschule hier in Bochum Mathe-Vorlesungen für die Wirtschaftsfakultät und da sieht man bei vielen erschreckendes: Bruchrechnen – Fehlanzeige, Dreisatz – Fehlanzeige, Textaufgaben – Fehlanzeige.

Wie da manche die Hochschulreife erlangen konnten, ist mir ein absolutes Rätsel. Also versuche ich, in der Hochschule das mehr schlecht als recht nachzuholen. Wie soll das gehen? Schüler mit derartigem Wissen von der Schule abgehen zu lassen, ist eine Frechheit und die Schüler können nicht mal was dafür.

Verträge werden in Unternehmen geschlossen und privat und da auch nicht nur beim Kauf von Konsumgütern, da werden Arbeitsverträge geschlossen, Versicherungsverträge für die Altersversorgung, für Immobilien u.v.a.m.. Und beim Rechtssystem geht es nicht nur um Verträge. Es geht um die Rechte, die jeder Mensch hat und wie man sie wahr nimmt. Es geht auch um die Rechtsgeschichte und -kultur, die ein Land hat. Verbraucherschutz ist da allenfalls am Rande Thema.

Wir bringen den Schülern alle Zeitalter der Steinzeit bei, sie haben aber keinen blassen Schimmer wie Marktwirtschaft, die Geldwirtschaft oder Währungssysteme funktionieren. Welches Wissen ist denn relevant? Und das vor dem Hintergrund von Banken- und Eurokrise.

Wie sollen Menschen ein besseres Rentensystem fordern, wenn sie nicht mal halbwegs wissen wie das in D funktioniert, geschweige denn ihnen Nahe gebracht wird, wie alternative Systeme laufen?

In Finnland erreichen 90%! der Schüler das Abitur und die Unis sind die besten der Welt, hier sind es 43% und die Unis sind so lala.

Ich hätte da ein einfaches Rezept das Bildungsdilemma zu lösen. Unser ganzes Bildungssystem von jetzt auf gleich auf den Müll und das finnische einführen. Da wird es Umstellungsschwierigkeiten geben und es wird auf Dauer an unsere Gewohnheiten und Kultur etwas angepasst werden müssen. Diese Aufgabe aber ist im Verhältnis dazu, dieses verhunzte Bildungssystem irgendwie noch zu reformieren vermutlich ein Klacks. Und selbst wenn wir die Abiturquote dann nur auf 70% steigern, immer noch deutlich besser als jetzt.

Volker Steude
10 Jahre zuvor

PS: Die Schullaufbahn von Carl von Linné war in Realität wohl dann doch etwas anders als in der Überlieferung dargestellt: https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_von_Linn%C3%A9#Kindheit_und_Schule

Arnold Voss
10 Jahre zuvor

Eine Schule, die dafuer sorgt dass moeglichst viele unten bleiben ist gut fuer die, die schon oben sind. Wer das Bildungspotential der Gesamtbevoelkerung nicht ausschoepft sorgt naemlich dafuer, dass die die duemmsten Kinder der Mittel- und Oberschicht immer noch bessere Aufstiegschancen haben als die schlausten Kinder der Unterschicht. Und genau das war schon immer die Funktion des deutschen Bildungssystems.

Dass da wo die Unterschicht sich raeumlich besonders verdichtet dieses System ueberdurchscnittlich rigoros nach unten aussortiert ist nicht verwunderlich. Dass es dort entsprechend die oekonomische Dynamik nach unten verstaerkt und die Unterschicht weiter vergroessert auch nicht. Verwunderlich ist nur, dass gerade die Sozialdemokraten dabei so seelenruhig zuschauen.

Helmut Junge
10 Jahre zuvor

@Volker, die Antwort auf die Frage „Leistet denn die Schule all die genannten Zielvorgaben wirklich besser als früher?“, kann doch nicht heißen: „sie muß“.

Tut sie es jetzt, bzw. bisher?
Wenn wir nämlich zu dem Schluß kommen, dass sie es zwar muß, aber nicht tut, dann läuft doch etwas falsch.
Darüber diskutiere ich.

Du schreibst doch selbst „Wie da manche die Hochschulreife erlangen konnten, ist mir ein absolutes Rätsel. Also versuche ich, in der Hochschule das mehr schlecht als recht nachzuholen. Wie soll das gehen? Schüler mit derartigem Wissen von der Schule abgehen zu lassen, ist eine Frechheit und die Schüler können nicht mal was dafür.“
Konkret heißt das doch, dass man seitens des Staates den Schülern etwas antut, wenn die Schulausbildung bis zur Hochschulreife nicht mal den Dreisatz beeinhaltet. (Obwohl ich Dein Beispiel für übertrieben halte, aber immerhin)
Vielleicht können wir uns ja darauf einigen, dass, wie schreibst „Unser ganzes Bildungssystem von jetzt auf gleich auf den Müll und …“ was anderes an seine Stelle setzen. Was, müßten wir überlegen, warum es das finnische sein soll, ist mir nicht klar. Das finnische System ist in Finnland unter den dortigen speziellen
Bedingungen enstanden.
Wir haben unsere Bedingungen. Da wir in NRW gegenüber den anderen Bundesländern erheblichen Rückstand haben, können wir auch innerhalb Deutschlands lernen. Da brauchen wir nicht so weit zu fahren.
Das ist nämlich das Problem. Erst muß ein Wille sein, etwas zu ändern, und dann können wir lernen. M.E. fehlt es schon an der Erkenntnis, dass etwas falsch läuft.
Vom Willen wil ich erst gar nicht reden.

Helmut Junge
10 Jahre zuvor

@Wolfgang,
„Bei den Leheren bin ich mir jetzt nicht klar, welche Sorte du meinst.“
ich bin noch von Kriegsteilnehmern ausgebildet worden.

der, der auszog
der, der auszog
10 Jahre zuvor

@Helmut #31

„Leistet denn die Schule all die genannten Zielvorgaben wirklich besser als früher?“

Früher war nicht alles besser, sondern früher war alles schon genauso beschissen wie heute. Die Frage und das damit verbundene Problem, was Schule zu leisten hat, ist schon seit über 2000 Jahren bekannt. Ich würde Dir deshalb gerne mit einem Zitat Senecas antworten, welches er in einem seiner Briefe über Moral an Lucilius schrieb.

„Kinderspiele sind es, die wir da spielen. An überflüssigen Problemen stumpft sich die Schärfe und Feinheit des Denkens ab; derlei Erörterungen helfen uns ja nicht, richtig zu leben, sondern allenfalls, gelehrt zu reden….“

„Non vitae, sed scholae discimus“ – Nicht fürs Leben, sondern für die Schule lernen wir.

Seneca übt hier ganz heftig Kritik am Schulsystem und wenn man sich über seine Weisheit ein wenig den Kopf zerbricht, dann lässt sich daraus die Forderung ableiten, dass wir eigentlich nicht für die Schule, sondern fürs Leben lernen sollten!

Das Zitat kennt eigentlich jeder, allerdings in einer völlig verfälschten Form. In der Schule nämlich wird uns heute, wie schon vor 100 Jahren folgendes beigebracht:

„Non scholae, sed vitae discimus“ – Nicht für die Schule, sondern fürs Leben lernen wir.

Die Pädagogen und Didaktiker des 20. und 21. Jahrhunderts drehen Seneca förmlich die Worte im Munde herum und missbrauchen ihn aufs übelste. Sie wollen uns durch diese Verdrehung nämlich weiß machen, dass der ganze Quark, der uns in der Schule beigebracht wird, für viel höheres als für die Schule bestimmt ist, nämlich für unser Leben.

Die Erfahrung, die ich mit Lehrern gemacht habe, ist die, dass Lehrer diejenigen sind, die über das Leben (außerhalb der Schule) am aller wenigsten Bescheid wissen. Ein Lehrer lehrt das, was er an der Universität studiert hat und das, was er dort studiert, hat er im Normalfall als Fach bereits in der Schule gehabt. Die meisten Lehrer sind ihr Leben lang zur Schule gegangen und kennen gar nichts anderes. Viel mehr als die Vermittlung des Stoffes – also den Kern, um den sich das Leben eines Lehrers sein Leben lang dreht, ist von ihm nicht zu erwarten.

Um auf Deine Frage zurückzukommen: Mit Zielvorgaben, die über das Fachliche hinaus gehen, ist der Schulapparat schlicht und einfach überfordert. Der Lehrer und die Schule, die sicherlich wichtige Bausteine in der Erziehung eines Menschen sind, können das alles gar nicht leisten, auch wenn sie selber davon überzeugt sind, dass sie es doch könnten, ja sogar müssten. Solch wirren Vorstellungen entstehen, weil Lehrer alles besser wissen und sich deshalb neben ihrem Job an der Schule auch überproportional in der Politik engagieren. Sylvia Löhrmann ist da ja nicht die einzige. Die Stadträte in deutschen Kommunen beispielsweise, sind voll gestopft mit Lehrkörpern, die außerhalb ihres Berufes eine weitere Herausforderung für ihr bereits völlig ausgefülltes Leben suchen.

Und um noch mal auf Seneca zurückzukommen, der ist als Lehrer auch gescheitert. Sein wohl bekanntester Schüler war Kaiser Nero und der hatte nix besseres zu tun, als Rom anzuzünden und dabei Musik zu machen. Das schlimmste war nämlich damals schon, wenn das Bier alle is…

der, der auszog
der, der auszog
10 Jahre zuvor

@Volker

Du schreibst folgendes:
„In Finnland erreichen 90%! der Schüler das Abitur und die Unis sind die besten der Welt, hier sind es 43% und die Unis sind so lala.

Ich hätte da ein einfaches Rezept das Bildungsdilemma zu lösen. Unser ganzes Bildungssystem von jetzt auf gleich auf den Müll und das finnische einführen.“

und die SOS Kinderdörfer schreiben folgendes:

„Die hohe Selbstmordrate in Finnland betrifft auch junge Menschen; die Rate junger Menschen zwischen 15 und 25 Jahren ist eine der höchsten in der Europäischen Union“

Wie würdest Du denn die hohe Selbstmordrate in Finnland in den Griff bekommen wollen, die – so behaupte ich – bei Einführung des finnischen Bildungssystems auch in Deutschland ansteigen könnte?

keineEigenverantwortung
keineEigenverantwortung
10 Jahre zuvor

Ich habe jetzt in Internet-Berichten einige Beispiel-Aufgaben des Schüler-Tests gesehen.

Hier war aus meiner Sicht im Wesentlichen ein Textverständnis erforderlich, um die Situation zu erfassen. Zu meiner Schulzeit liefen solche Aufgaben unter dem Stichwort „Textaufgabe“.

Liegt das Hauptproblem nicht darin, dass ein Sprachverständnis fehlt und dass sich das auch auf eigentlich einfache Aufgaben im naturwissenschaftlichen Bereich ausdehnt?

Die Ergebnisse des PISA-Tests für die Erwachsenen zeigen, dass es hier in allen Bereichen erheblich Defizite gibt.

Es würde aus meiner Sicht helfen, wenn einfach wieder häufiger in vollständigen Sätzen in der Landessprache kommuniziert wird. Das ist auch Aufgabe der Familien.

Da ist eine hochpädagogische Diskussion vollkommen überflüssig. Ohne Sprachverständnis ist bei diesem Testtyp kein Blumentopf zu gewinnen.

Volker Steude
10 Jahre zuvor

@Helmut:
Das finnische Bildungssystem basiert auf dem schwedischen. Es hat sicher auch einige speziell finnische Ausprägungen. Das finnische und das schwedische System ist sehr erfolgreich. Von der Mentalität und der Kultur liegen Schweden, Finnen und wir nicht so weit auseinander, so dass mein Vorschlag zwar unrealistisch und provokativ ist, aber gelingen würde. 😉

Denn wir werden auch in 50 Jahren nicht ein System haben, dass wesentlich besser ist. Alle ziehen an verschiedenen Ecken des Tuches und es bewegt sich nicht.

Außerdem sind einige „Veränderungsresistent. Walter hat in #30 die beiden Gruppen beschrieben, weshalb es nicht voran geht.

Helmut Junge
10 Jahre zuvor

@der,der auszog,
Du weißt ja von meiner Vorliebe für historische Bezüge. Auch habe ich einige Schriften von Seneca gelesen. War halt eine gute Vorlage für die ersten Christen.
Aber wo um Himmels Willen soll ich aus Seneca lernen, dass heute die Schüler in Sachsen in einigen Schulfächern überdeutlich besser abschneiden als die Schüler in NRW?
@Volker, @Walter,
ich stimme Walter (30) zu.
„Zum einen gibt es die sog.sozialschwache und bildungsferne Schicht in der Bevölkerung, bei der dieses “Egal-sein” zu registrieren ist.
Danebenher git es diejenigen, für die die Bildung ihrer Kinder ein sehr hohes Gut ist und die oftmals aus egoistischen Gründen keinerlei Interesse daran haben, daß der “Gesamtbereich Bildung” Gegenstand einer umfassenden Debatte in Staat und Gesellschaft wird ….“
Es gibt aber in den Gebieten mit großem Anteil von überwiegend sozial schwachen und bildungsfernen Schichten auch Familien, die mehr für die Bildung ihrer Kinder tun.
Die Bevölkerungsschichten leben geografisch nicht getrennt, sondern meist Haus an Haus.
Ich habe, weil ich in solch enem „Mischgebiet“ lebe und einiges an Verhaltensbeobachtungen machen durfte, über speziell die Frage nachgedacht, wie Kinder aus bildungsfernen Familien überhaupt jemals in den Genuß einer akzeptablen Bildung kommen könnten. Im Elternhaus geht das nämlich gar nicht.
Die Lösung heißt Ganztagsschule mit Hausaufgabenbetreuung.
Die aber gibt es selten, fast nirgends. Ich vermute, dass in Skandinavien die Ganztagsschule flächendeckend gibt.
@Walter schließt ja das oben angeführte Zitat so, dass er für möglich hält, dass es Absichten bedtimmter Gruppen dafür gibt, eine Diskussion zu verhindern:
„…mit dem Ziel: “Chancengleichheit für alle in der Bildung, nicht im Widerspruch zum Leistungsprinzip, sondern als dessen Fundament”.“
Das denke ich auch.
Allerdings müssen wir, auch Walter dann darüber nachdenken, warum unter den Verhinderern auch die SPD und die Grünen zu finden sind.
Volker, auch Deine Flucht Richtung Finnland halte ich für eine Form von Ablenkung vom Kern des Themas.

Wolfgang Wendland
10 Jahre zuvor

@ Volker Steude
Das Beispiel „Carl von Linne“ sollte nicht zeigen dass es ein Hauptschüler irgendwann dann auch schaffen kann, sondern dass Bildung nur dann gelingen kann wenn die Bildungsinhalte zu der inneren Struktur des zu Bildenden passt. Das ist zwar Vorkriegspädagogik aber immer noch besser als dein -wie gesagt- utilitaristischer Ansatz, Bildungsinhalte nach den vermuteten Bedürfnissen der Gesellschaft auszurichten. Das ist 18. Jahrhundert.

Das Modell Finnland hat -wie hier auch schon angesprchen- das Problem der hohen Selbstmordrate. Außerdem gibt es auch andere Faktoren, die das gute Abschneiden Finnlands begünstigen.
https://de.wikipedia.org/wiki/PISA-Studien#Das_Modell_Finnland
Daher würde ich -weils Billiger und weniger gefährlich ist und Verbote auch besser politisch in der heutigen Zeit umsetzbar sind dazu tendieren erst mal das synchronisieren von Filmen zu verbieten.
Grundsätzlich finde ich es auch übertrieben auf der Basis bloßen dafürhaltens ganze änderungen des Schulsystems zu fordern, ich würde,wenn ich hier mehr machen wollte als lustige Bemerkungen dann doch erstmal sowas Lesen wie z. B. https://www.amazon.de/PISA-Bildungsqualit%C3%A4t-entwickeln-Ewald-Terhart/dp/3434505407/ref=sr_1_8?ie=UTF8&qid=1381657551&sr=8-8&keywords=Ewald+Terhart obwohl ich ihn in seinen Seminaren auch nicht gerade überzeugend fand, da ich bei ernsthaften Diskussionen dann doch den Stand der Wissenschaft berücksichtigen würde. Aber das wir dwohl immer das Problem der Pädagogik bleiben dass anders als bei anderen Wissenschaften diese doch als bloße Meinung darsteht.

@ Helmut Junge
Ich meinte Hochschullehrer, die Kriegsteilnehmer waren und hatte https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_Muth im Hinterkopf wobei für Volker Steude an diesem Beispiel auch klar werden könnte, dass auch vor dem ganzen Inklusions-Gerede Behinderte nicht einfach aus dem Schulsystem rausgeflogen sind. Ein wesentlicher teil den pädagogischen Denkens ist es zwischen modernem und fortschrittlichem zu unterscheiden.

Volker Steude
10 Jahre zuvor

Helmut, das ist die entscheidende Frage und auch exakt meine Beobachtung: „wie Kinder aus bildungsfernen Familien überhaupt jemals in den Genuß einer akzeptablen Bildung kommen könnten. Im Elternhaus geht das nämlich gar nicht. Die Lösung heißt Ganztagsschule mit Hausaufgabenbetreuung.“

In Finnland und Schweden jedoch gibt es unser Ganztags-Bikinimodell so nicht: Erst Schule dann Hausaufgabenbetreuung. Da gibt es kaum Hausaufgaben, stattdessen rhythmisierten Unterricht. In der Ganztagsschule wechseln Unterrichtsstunden, mit Stunden, wo Sport getrieben wird, Arbeitsgemeinschaften laufen oder gegessen wird. Das kommt natürlich der Aufnahmefähigkeit der Schüler sehr entgegen.

Hier gewinnt man einen ganz guten Eindruck: https://www.ganztagsschulen.org/de/2986.php

Helmut Junge
10 Jahre zuvor

@der, der auszog,
hoffentlich bist Du jetzt nicht wg. Seneca angesäuert.
Du hast übrigens in (14) ein hochinteressantes Thema angeschnitten. Das ist die „Expertenmeinung“ des Herrn Wolfram Meyerhöfer.
Der hat ja gesagt, „“Klar ist, dass es ein Repertoire gibt, mit dem man dafür sorgen kann, dass Schulen und auch Bundesländer besser abschneiden”.
Dir und auch mir klingt das wie mogeln.
Bekannteste Behauptung in diesem Zusammenhang ist, dass in einigen Bundesländern die testschwachen Schüler am Tag des Testes zu Hause bleiben dürfen, damit dort der Test besser läuft.
Abgesehen davon, dass man das gar nicht flächendeckend machen könnte, ohne aufzufallen, habe ich einmal durchgerechnet, ob das Ergebnis überhaupt gravierend sein würde.
Also gerade unter der Dusche habe ich im Kopf gerechnet:
Annahme das von Schülern jeweils 20% der testschwächsten zwangsweise beim Test fehlen.
Also sagen wir eine Klasse hätte eine mit 20 Schülern einen Schnitt von 3,5 erzielt. Das wäre das Resultat von 70 geteilt durch 20.
Jetzt die 4 testschwachen, die eine 5 geschrieben hätten herausgenommen, müssen wir 20 Punkte abziehen. Bleiben 50, diesmal aber durch 16 Schüler geteilt, statt 20. Das gibt einen Schnitt von 3,1.
Bei einem waghalsigen flächendeckendem Mogeln mit nur 80% statt 100% Schülern verbessert sich die Durchschnittsnote von 3,5 auf 3,1 !
Das erklärt aber nicht zwei Schuljahre Unterschied.
Ein Experte aber, der öffentlich über Mathematiktestergebnisse fabuliert, sollte rechnen können. Das scheint im angesprochenen Fall nicht zuzutreffen.
Möglicherweise sind wir in NRW schon so weit im Bildungsrückstand, dass selbst unsere Experten den Test nicht schaffen würden.

Walter Stach
Walter Stach
10 Jahre zuvor

Helmut -44-, vorletzter Satz
„…auch Walter darüber nachdenken, warum unter den Verhinderern auch die SPD…..“

Sh.ähnlich Arnold -37: „warum die Sozialdemokraten seelenruhig……“.

Helmut,Arnold,
ja, wie Euch aus meinen zahlreichen Beiträgen zu dem Thema bekannt ist, beklage ich seit Jahren die Politik „meiner“ im SPD im Themenfeld “ BILDUNG “ in den Kommunen, im Land, im Bund, vielleicht sollte ich sagen, die desolate Politik der SPD im Bereich BILDUNG, oder deren planloser Aktionismus oder -sh.34- „das Blinde“ in der Bildungspolitik, wenn es gilt, eklatante Mängel zu erkennen und daraus wirkungsoriente Konsequenzen zu ziehen.

Es könnte sein, da bin ich mir aber keineswegs sicher, daß auch in der SPD in den Kommunen, im Land, im Bund diejenigen die „Richtlinien der Politik“ bestimmten, von denen ich in meinem Beitrag -30- m fünften Absatz gesprochen habe.

Und das könnte erklären, warum Sozialdemokraten nicht bereit sind, sich für „die Chancengleicheit aller im Bereich BILDUNG als Fundament eines Leistungswettbewerbes, an dem real alle teilnehmen können“ als d a s prioritäre Ziel ihrer Politik stark machen.
Ich könnte auch sagen, daß die vor allem von uns Sozialdemokraten in “ Sonntagsreden“ immer wieder angemahnte Solidarität, hier im Bereich BILDUNG mit denen, die den sozialsschwachen und bildungsfernen Schichten zuzurechnen sind, real auch in der SPD nicht existent ist.

Zu einem anderen Aspekt unserer Diskussion -sh.mangelnde Grundkenntnisse in „Deutsch und Rechnen“-:

Ich neige als Nichtpädagoge dazu, Leistungsdefizite in „Deutsch und Rechnen“ (Grundkenntnisse) – Beispiele sind vorab hinreichend benannt- darauf zurückzuführen, daß seit Jahrzehnten (!!) das Vermitteln solcher Grundkenntnisse in den Schulen zu den Nebensächlichkeiten zählt.

Gründe für meine Aussage:

Ich war vor ca. 45 Jahren -nebenbei- (mit-)verantwortlich für einen Teil der sog. Einstellungsprüfungen für Nachwuchskräfte der Stadt-/Kreisverwaltungen der Region.
Schon damals war es mich für erschrechend, es war für mich nicht nachvollziehbar, welche gravierenden Mängel in den Grundkenntnissen „Deutsch und Rechnen“ bei Abiturienten, bei Realschülern, bei Hauptschülern festgestellt werden mußten.

Und als ich ‚mal vom Direktor eine Realschule in dessen Kollegium eingeladen wurde, um über diese Mängel und über die Konsequenzen daraus für die Schüler im Bewerbungsverfahren zu berichten, bekam ich mehrheitlich von den Pädagogen dieser Schule zu hören:

„Es darf bei der Bewertung einer schriftlichen Arbeit, in welchem Fach auch immer, nur um deren Inhalt gehen und nicht darum, ob die Arbeit nach der „Rechtschreibung, der Grammatik,der Zeichensetzung“ akzeptabel ist. Das hat nicht zu interessieren.“

-Es interessiert(e)aber sehr wohl in den Kommunalverwaltungen in der schriftlichen Kommunikation der Mitarbeiter mit den Bürgern-.

Und ich bekam zu hören:

„Wegen der Überfrachtung des Unterrichtes bleibt uns zu weniger Zeit für die Vermittlung solcher Grundkenntnisse“.

-Es interessiert(e)aber in den Kommunalverwaltungen in der schriftlichen Kommunikation mit den Bürern im Regelfall nicht, ob und inwieweit der Mitarbeiter sich schriftlich/mündlich in der englichen Sprache verständlich machen kann. Der Bürger hat einen Anspruch darauf, daß der Schriftsatz aus der Kommune den Grundregeln der deutschen Sprache gerecht wird.

-Es interessiert(e)zudem in den Kommunalverwaltungen, z.B. in der Finanzabteilung, sehr wohl, ob Grundkenntnisse im Fach Rechnen vorhanden sind;da geht es nie um „höhere Mathematik“.

Und wenn Volker Steude -35- heute mit Blick auf „seine“ Studenten Gleiches beklagt, frage ich mich, warum sich offensichtlich in den letzten 3o Jahren diesbezüglich nichts geändert hat.

Die Problematik unzureichenden Textverständnisses wird seit Jahrzehnten von jedem Dozenten/Professor an jeder UNI und in jedem Fachbereich beklagt.

Das alles läßt mich mit Blick auf den Ausgangspunkt unserer Diskussion abschließend fragen, warum es immer wieder umfangreicher,kostspieliger Gutachten und Studien bedarf, um diese seit Jahrzehnten bekannten Mißstände aufzuzeigen und warum sich trotzdem substantiell speziell in diesem Bereich schulischer Ausbildung nichts geändert zu haben scheint.

Aber…….
Vielleicht sind speziell diese Defizite in der schulischen Ausbildung in der Tat zu vernachlässigen oder zukünftig gänzlich unbedeutend, wenn Information und Kommunikation ausschließlich via Internet stattfinden und, wie heute wohl schon üblich, in der Schule das Ergebnis 6 x 6 via Taschenrechner festgestellt wird;den hatten die Protagonisten -sh.mein Beitrag -5-vermutlich vergessen.

Und darauf bezogen frage ich mich, ob die neuen, die dominierenden Mittel der Information und Kommunikation dazu beitragen könnten, daß mehr Chancengleicheit in der BILDUNG, in der schulischen Ausbildung, gegeben sein
wird; oder ist Gegenteiliges zu befürchten?

der, der auszog
der, der auszog
10 Jahre zuvor

@Helmut #44/#47

selbst wenn Du mich wie einen Bismarckhering zusammen mit Senfkörnern, Zwiebeln und Lorbeerblättern in eine Essig-Öl-Marinade einlegen würdest, würde ich nicht sauer werden.

Ich versuchs nochmal:

Vor zwei Jahren hat die rotgrüne Landesregierung unter Führung von Sylvia Löhrmann mit Hilfe der CDU als größte Oppositionspartei „die Weichen für die ‚Schule der Zukunft‘ gestellt“.

Vor knapp vier Monaten sind dann von Löhrmann die wenigen Mittel, die für den eh schon verheerenden Unterrichtsausfall an Nordrhein-Westfalens Schulen bereitgestellt werden, von 50 auf 25 Millionen Euro zusammen gekürzt worden.

Tests, wie der, den wir hier gerade diskutieren, zeigen recht deutlich, wie NRW beim Thema Bildung hinterher hängt. Da ist die Katastrophe eigentlich vorprogrammiert, wenn man in diesem Bereich Einsparungen in solchen Größenordnungen vornimmt und es werden angesichts der Schuldenbremse sicherlich nicht die letzten bleiben.

Statt Voraussetzungen zu schaffen, den Schülern in NRW zumindest die Grundfertigkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen vernünftig beibringen zu können, denn da hapert es gewaltig, wird lieber darüber diskutiert, wie in der ‚Schule der Zukunft‘ das Thema „Bio, regional, vegetarisch oder fair“ im Rahmen einer möglichen Schulernährung in den Unterricht mit eingebracht werden kann.

Hierzu veranstaltet die Initiative ‚Schule der Zukunft‘ am 19. November in Recklinghausen ein Seminar. Übersetzt heißt diese Initiative, dass die Diskussion um einen Vegie-Day, für den die Grünen bei der Wahl abgewatscht wurden, im Schulunterricht verankert werden soll. Angesichts der Rechenschwäche Nordrhein-Westfälischer Schüler ist das wohl ein völlig dämliches Unterfangen, was aber durchaus bei Vegetariern und Grünen Stammzellen einen schlanken Eindruck hinterlassen und als clever und gebildet wahrgenommen werden kann.

In diesem Zusammenhang habe ich den alten Seneca ausgegraben, der so eine Veranstaltung wie die ‚Schule der Zukunft‘ als „Kinderspiele“ oder als „überflüssige Probleme“ bezeichnen würde, die dafür verantwortlich sind, dass das Wesentliche auf der Strecke bleibt und zwar für den Preis, dass man selber einen intellektuellen und gebildeten Eindruck hinterlässt.

Im Endeffekt ist es müßig über das Problem zu diskutieren Helmut. Bessere Bildung wird man in NRW nur hin bekommen, wenn in der Politik eine Bereitschaft da ist, mehr Geld in Bildung zu investieren. Die gab es in der Vergangenheit allerdings nicht und die wird es auch nicht in naher Zukunft geben. Wir werden uns in NRW daran gewöhnen müssen, dümmer als andere zu sein.

Christian Karpus
10 Jahre zuvor

@ Walter Stach

„Das alles läßt mich mit Blick auf den Ausgangspunkt unserer Diskussion abschließend fragen, warum es immer wieder umfangreicher,kostspieliger Gutachten und Studien bedarf, um diese seit Jahrzehnten bekannten Mißstände aufzuzeigen und warum sich trotzdem substantiell speziell in diesem Bereich schulischer Ausbildung nichts geändert zu haben scheint.“

Die Antwort ist recht einfach:

Bildung kostet Geld!

Die Kosten für gute Bildung sind kurzfristig etwas höher als die für schlechte Bildung. Dafür sind die Kosten der schlechten Bildung langfristig viel höher und belasten erst später unser Sozialversicherungssystem, wenn Menschen ohne ordentliche Ausbildung Hartz IV beziehen, ins kriminelle Milieu rutschen oder psychisch krank werden. Diese Folgen kann man schon heute feststellen, sie werden aber, wenn hier nicht bald gehandelt wird, weiter zunehmen, insbesondere, wenn keine Lösungen für die fortschreitende Entindustrialisierung hier im Ruhrgebiet gefunden werden.

Eine wirkliche Änderung wird es nur dann geben, wenn die Mehrkosten der Bildung durch Land und Bund mitgetragen werden, bzw. die Kommunen von anderen finanziellen Mehrbelastungen, die von Bund und Land verursacht werden, entlastet werden.

Wer sich wirklich für die Misere interessiert und zufälligerweise noch rechnen und Statistiken lesen kann, sollte einfach mal in die aktuelle Statistik der Kultusministerkonferenz schauen:

https://www.kmk.org/fileadmin/pdf/Statistik/Dokumentationen/Dok_198_SKL2011.pdf

Da kann man dann schnell herausfinden, dass in Sachsen der Lehrer-Schüler-Schlüssel erheblich besser ist als in NRW. Im Gymnasium liegt er in NRW für die Klassen 5 bis 9 bei 1,28 dagegen in Sachsen bei 1,57 erteilten Unterrichtsstunden pro Schüler (1. Tabelle auf Seite 150).

Wenn man dabei noch bedenkt, dass die Klassenstrukturen hier im Ruhrgebiet viel heterogener sind als in Sachsen, wäre es schon ein Wunder, wenn unsere Kinder mit weniger Unterricht im Durchschnitt genauso gut rechnen könnten, wie die Kinder in Sachsen.

Auf die verheerenden Klassengrößen und das Schlechte Betreuungsverhältnis Schulstunden pro Kind in den Grundschulen NRWs weise ich mittlerweile seit Jahren hin. Da ist NRW seit Jahren das Schlusslicht (Seite 102+103). In Sachsen Anhalt erhält jeder Schüler im Schnitt 27 Prozent mehr Lehrerzuwendung als in NRW. In Hamburg, wo man mittlerweile die Zeichen der Zeit erkannt hat, sogar 31 Prozent mehr als in NRW.

Darüber habe ich weder im WDR was gehört oder gesehen, nichts bei der WAZ, der FAZ, der SZ, der taz, der FR oder beim Spiegel gelesen, nichts bei Will, Jauch, Plasberg und Co gesehen und auch nichts bei den Ruhrbaronen.

Die Kinder, Eltern und Lehrer in meiner Umgebung jammern zwar, aber wehren tut sich niemand.

In den 60er Jahren hat mal ein Herr Dichgans (MdB, CDU) den nationalen Bildungsnotstand ausgerufen und mit zu einer grundlegenden Diskussion über Reformen im Bildungswesen beigetragen. In NRW herrscht mittlerweile der Dauerausnahmezustand und unsere Politiker glauben, die fortlaufende Katastrophe ohne Geld mit ein paar marginalen strukturellen Veränderungen – und vor allem schönen Reden und ein paar schmucken neuen Schulgebäuden – aufhalten zu können.

Und die Katastrophe herrscht ja nicht nur an den Schulen. Wenn man überlegt, dass die Studentenrevolte der 60er Jahre sich zunächst nicht an Vietnam aufgehängt hat sondern an den (für heutige Verhältnisse himmlischen) Studienbedingungen, fragt man sich, wieso die Studenten heute (siehe den Beitrag von SL über die Ordnungsanweisungen an der TU DO) nicht einen Marsch nach Düsseldorf oder Berlin organisieren und das ganze Bildungspolitikerpack mal zur Rede stellt (oder besser zum Teufel jagt, ich hoffe ich bekomme jetzt keinen Rüffel von Herrn Patzwald).

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