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Phillip Boa & The Voodooclub – Musikalische Konstanz in unruhigen Zeiten

Der gebürtige Dortmunder Phillip Boa gehört bereits seit Mitte der 1980er-Jahre zu den wenigen Konstanten in der deutschen Independent-Szene. Zudem genießt er auch seit Jahren schon international einen guten Ruf in der Branche. Spätestens seit der Single ‚Container Love‘ (1989) ist Boa auch einem größeren Publikum im Lande wohl bekannt.
Dabei wollte der Musiker selber nie wirklich ein Star sein. Er verweigerte sich demzufolge, nach eigener Aussage, im Laufe seiner Laufbahn diverse Male ihm angebotenen Fernsehauftritten, limitierte künstlich die Auflagen einiger seiner Produktionen.
Der Wahlmalteser gilt allgemein als eher ‚schwieriger Charakter‘. Trotzdem ist es ihm und seiner Band ‚Voodooclub‘ gelungen seit nun fast 30 Jahren von der eigenen Musik ganz gut leben zu können.
Und nach diversen Höhen und Tiefen in den vergangenen Jahren, auch im zwischenmenschlichen Bereich innerhalb der Band, ist plötzlich sein aktuelles Werk ‚Loyalty‘, welches erst im August dieses Jahres erschien, etwas überraschend sein bisher erfolgreichstes Album der bisherigen Karriere geworden.
In einem insgesamt seit Jahren schrumpfenden Musikmarkt erreichte es im Sommer immerhin Platz 13 der deutschen Bestsellerliste. Eine solch hohe Platzierung in den Albumcharts gelang einer Boa-‚Platte‘ zuvor noch nie!
Die bis zu diesem Sommer höchstplatziertesten Werke waren ‚Hispañola‘ (1990, Platz 14) und ‚Boaphenia‘ (1993, Platz 15). Und diese Platten sind ja bekanntlich inzwischen schon ca. 20 Jahre alt.
‚Loyalty‘ übertraf nun deren Top- Platzierungen in der Hitparade knapp. Etwas erstaunlich, denn wirklich Innovatives, Neues bietet das aktuelle Album musikalisch eigentlich gar nicht.
Warum es plötzlich deutlich höher in den Charts platziert war als seine Vorgänger aus den letzten Jahren (‚Diamonds Fall‘ (2009, Platz 45), ‚Faking To Blend In‘ (2007, Platz 59), ‚Decadence & Isolation‘ (2005, Platz 40), ‚C 90‘ (2003, Platz 46)), welche ihre Top-Einstufung in den Charts immer so rund um Platz 50 fanden, ergründet sich mir eigentlich nicht auf Anhieb.
Einmal mehr befindet sich nämlich Musik im so bereits seit den 80er-Jahren bewehrten ‚Boa-Sound‘ auf dem neuen Album. Als typisch gilt dabei ja u.a. der starke Kontrast zwischen der melodischen Stimme von ‚Voodooclub‘-Sängerin Pia Lund und dem eher rauen, unharmonischen Gesang von Phillip Boa selber.
Meint man es böse mit dem Künstler, dann könnte man ihm die wenigen Änderungen in seinem Stil über die Karriere hinweg vielleicht sogar vorwerfen.
Boa-Musik, auch brandneue, erkennt man in der Regel daher schon innerhalb von Sekunden.
Das ist, aus meiner Sicht, Stärke und Schwäche seiner Musik zugleich.
Stilistisch ist der eigenwillige Musiker ursprünglich einmal von Punk und New Wave-Künstlern beeinflusst worden. Seine eigene Musik stellt häufig eine recht eingängige Mischung zwischen Pop, Punk und Avantgardeklängen dar.
Entweder man mag als Zuhörer diese Musik, diesen für ihn typischen Sound, oder eben nicht.
Inhaltlich beschäftigt sich der 49-Jährige Musiker diesmal, vielleicht etwas ruhiger und melancholischer als zuletzt, mit Werten wie ‚Treue‘, ‚Veränderung‘, ‚Freundschaft‘ und der im Alltag immer mehr um sich greifenden ‚Schnelllebigkeit‘.
Ich persönlich bin seit Ende der 1980er-Jahre ein ‚Fan‘ der Combo. Und wenn das aktuelle Album für Boa-Anhänger vielleicht auch nichts wirklich umwerfend Neues bietet, so ist es doch, ohne Zweifel, erneut ein gelungenes Album des Dortmunders, welches man ruhigen Gewissens hier einem noch größeren Kreis zum Kennenlernen empfehlen kann.
Meine Lieblingsplatte aus dem Hause ‚Phillip Boa & The Voodooclub‘ ist übrigens noch immer das 1989-er Werk ‚Hair‘, wohl nicht zuletzt auch immer noch wegen der darauf befindlichen genialen ‚Hit-Single‘ ‚Container love‘, welche auch heutzutage, nach gut 23 Jahren, noch immer jeder zünftigen Party gut zu Gesicht steht.
Daher freue ich mich auch einmal mehr auf die nun aktuell anstehende Tour des Altmeisters des Indie-Rock, die ihn in den nächsten Wochen auch gleich drei Mal in unseren ‚Sektor‘ hier im Westen der Republik bringen wird:

Phillip Boa & The Voodooclub
KÖLN, Gloria-Theater, Sa, 10.11.12, 19:00 Uhr
MÜNSTER, Sputnikhalle, Sa, 24.11.12, 20:00 Uhr
BOCHUM, Zeche Bochum, Sa, 01.12.12, 20:00 Uhr

Das sollte man sich nicht entgehen lassen, bevor Boa dann vermutlich über den Winter wieder in Richtung Malta, seinem schon seit Jahren angestammten Wahlwohnsitz, verschwinden wird.

PS: Das hier auf der Seite vorgestellte Video ist übrigens die jüngste Singleauskopplung aus dem Album ‚Loyalty‘.

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