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Raul und Schalke 04: Deja-vu mit der Filmgeschichte?

„Der Galaktische“ – diese Charakterisierung hört man derzeit in den Sportmedien rauf und runter. Gemeint ist „Rauuuuuuuuuuuuuul“. Von unserem Gastautor Marc Limbach

Die Verpflichtung des Spaniers hat die blau-weißen Herzen auf Schalke in Verzückung gebracht. Ob Saisoneröffnung oder Sponsorenturnier namens LigaTotal, es gibt nur ein Thema. Man könnte glatt meinen, der ehemalige Königliche aus Madrid schießt die Knappen im Alleingang zu Meisterschale, Pokal und Champions League-Titel. Wie viele Versprechungen sich die Königsblauen schon von südländischen Einkäufen machen durften, will ich hier einmal unter den Tisch fallen lassen. Nichtsdestotrotz komme ich angesichts des Hypes um den alternden Stürmerstar nicht drumherum, ein filmisches, jedoch nicht ernst zunehmendes Beispiel zu bemühen: „Fußball ist unser Leben“ mit Uwe Ochsenknecht aus dem Jahr 1999.

Bevor mir ein Schwall von blau-weißen Hasskommentaren entgegen fliegt, will ich eine Sache klarstellen: Ja, ich bin Schalke-Fan. Zwar nicht Schalke-Mitglied, aber nach einigen Verwirrungen (Kaiserslautern, Leverkusen) in der Jugend haben sich Herz und Verstand doch auf Blau-Weiß geeinigt. Und ob ein Vergleich zwischen dem aktuellen Geschehen und einer fiktiven Filmgeschichte nicht die feine englische Art ist, will ich hier nicht beurteilen. Mir geht es auch um etwas ganz anderes bei dieser Assoziation.

Leise kritische Stimmen zum Hype um den alternden Stürmerstar sind nur vereinzelt zu hören oder zu lesen – oder sie entziehen sich meiner Wahrnehmung. Spiegel Online vergleicht den Stürmer etwa mit einem Ferrari älteren Baujahrs. Natürlich ist das aktuelle Geschehen auch ein gefundenes Fressen für die Erbfeinde aus Lüdenscheid-Nord. Da verwundert es auch nicht, dass der Pottblog-Inhaber den Gelsenkirchen-Blog „Der erste kleine Titel“ zum Sieg des Ligatotal-Cups in seinen „Links anne Ruhr“ augenzwinkernd mit den Worten „… und vielleicht auch der letzte?“ kommentiert. Die Bedeutung des Derbys wurde Raul bereits eingeimpft, wie man im „Aktuellen Sportstudio“ betrachten konnte. (Also freut Euch nicht zu früh, Zecken!)

Zurück zum Film: Die Figur „Dios“ spielt bereits bei Schalke und macht eher durch Leistungsverweigerung von sich reden. Als ehemaliger Weltfußballer und alternder Stürmer wird er trotzdem vom Protagonisten Hans Pollak und dessen Fan-Club-Kameraden vergöttert. „Man muss ihn nur ein bisschen motivieren“, so Pollaks Tenor. So makaber es klingt, aber die letzten beide Sätze weisen eine gewisse Nähe auf. Ohne den ganzen Film hier langweilend nachzuerzählen, verweise ich auf den Wikipedia-Artikel.

Gut, Raul hat einiges aufzuholen, nach dem Bankdrücken in Madrid. Fußballerisch ist er ohne Frage ein Juwel. Seine Einsätze beim Sponsorenturnier am letzten Wochenende waren vielversprechend. Ferner ist das Schalke, was die Komödie wiedergibt ein anderes, als das Schalke unter Felix Magath. Kein Parkstadion, kein Yves Eigenrauch, kein kürzlich gewonnener Titel wie damals der UEFA-Cup. Dagegen werden wir wohl im Gegensatz zum Film kein Koksen des Neu-Düsseldorfers oder andere Boulevard-Skandälchen erleben.

Warum mir diese Assoziation zum Film ausgerechnet mit dem Transfer von Raul kommt, kann ich nicht so recht begründen. Es gab in der Vergangenheit einige südländische Sturmhoffnungen im Kader. Eine berechtigte Hoffnung verbinde ich jedoch mit dem Einsatz des Spaniers über 90 Minuten: Das Operettenpublikum auf der Gazprom-Tribüne hat endlich seinen Startenor und braucht nicht mehr 10 Minuten vor Spielende fluchtartig zu seinem Automobil huschen.

Und was wenn die Verpflichtung von Raul auf Schalke keine Früchte in Form von Titeln trägt? Für diesen Fall haben sich die Schalker Fans den entsprechenden Ausruf bei den Anhängern eines früheren spanischen Champions-League-Kontrahenten abgeschaut: „Uiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii!“

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Dieter Carstensen
13 Jahre zuvor

Raul auf Schalke ist wie bei Aldi mit dem Rolls Royce vorfahren, ggg

Angelika
Angelika
13 Jahre zuvor

Ein selten blöder Kommentar!

Angelika
Angelika
13 Jahre zuvor

p.s.:

vergessen

@Dieter Carstensen

Thorsten Bachner
13 Jahre zuvor

Bei der außergewöhnlich stabilen Finanzlage der Freunde aus Herne-West kann ja auch mal einen springen lassen. Da war doch was: https://www.ruhrbarone.de/exklusiv-schalkes-konzernbilanz/

Malte
13 Jahre zuvor

@Dieter Carstensen: Für jemanden mit dem schwerpunk Sozialarbeit ein selten dämlicher Kommentar!

Beate
Beate
13 Jahre zuvor

Gelsenkirchen dass sind 76000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze und 45840 Arbeitssuchende,

https://www.arbeitsagentur.de/Dienststellen/RD-NRW/Gelsenkirchen/AA/A01-Allgemein-Info/Publikation/Arbeitsmarktreport-2010-07.pdf

Seite 5.

Aus demografischen Gründen, mehr Abgänge in Rente als Zugänge ins Erwerbsleben, ist die Zahl der Arbeitssuchenden gesunken.

Das Sparpaket der Bundesregierung senkt die Kaufkraft jedes Gelsenkircheners um 100 Euro.

Aus Wettbewerbsgründen, damit wir im Kampf der Nationen nicht untergehen, wurden die Leistungen für Arbeitslose ständig gekürzt:

https://www.bpb.de/wissen/6T3K3W,0,0,Sozialleistungen_%96_Entwicklung_der_Ausgaben.html

Eine Erhöhung von Hartz IV würde eine Umverteilung von Kaufkraft in strukturschwache Regionen zu Lasten der strukturstarken Regionen bedeuten.

Mehr Kaufkraft := weniger Arbeitslose.

Was nicht im Interesse Bayerns oder des Sauerlandes sein kann.

Damit solche Dinge in Vergessenheit geraten, gibt es Glotze, Bild und Fussball.

krokoschinsky
13 Jahre zuvor

@ Carstensen
auch ein mittelmässiger ein Schuster sollte bei seinem Leisten bleiben; gäbe es keinen Fussball, sähe die Welt noch beschi… für manche aus. Schon die Römer hatten erkannt: PANEM ET CIRCENSIS – wenn auch aus anderer Motivation heraus.
Soziologisch hat der Fussball und seine „Helden“ einen Stellenwert. Und den sollte man mit derartigen Vergleichen wie ALDI und RR nicht versuchen madig zu machen. Als Sozialarbeiter gleich gar nicht!

Dieter Carstensen
13 Jahre zuvor

Es gibt auch Leute wie Sie Herr Krokoschinsky, denen es intellektuell nicht gegeben ist, Humor als solchen zu verstehen und die stattdessen krakeelen, beleidigen und pöbeln müssen, wie kleine Jungs, denen jemand auf den Schwanz getreten ist!

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