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Schon „bei der Geburt zugewiesenes Geschlecht“ ist eine irreführende und ideolodiegeprägte Formulierung

Bundesfamilienminsterin Lisa Paus (Grüne) Foto (Ausschnitt): Rafael P. D. Suppmann Lizenz: CC BY-SA 4.0


Ich habe ja schon etliche Leitlinien in meiner langjährigen Tätigkeit als Apotheker, Fachbuch-Autor und Referent gelesen, aber was da zu Wege gebracht werden soll, lässt mich tatsächlich entsetzt zurück. Eigentlich sollen Leitlinien hilfreich für die Ärzte sein und ihnen ihre Therapieentscheidungen erleichtern, so dass sie auf fundierter wissenschaftlicher Grundlage im besten Sinne ihrer Patienten arbeiten können. Aber diese Leitlinie ist gefährlich und sie widerspricht tatsächlich den ethischen Grundsätzen der Medizin.

Worum geht’s? Wiedermal ist es das leidige Thema Trans.

Medizinische Leitlinien enthalten systematisch entwickelte Therapieempfehlungen, die den gegenwärtigen Erkenntnisstand wiedergeben und haben die Aufgabe, den Arzt bei der Behandlung seiner Patienten zu unterstützen. Sie geben auf der Grundlage klinischer Studien Empfehlungen, welche diagnostischen und therapeutischen Mittel oder Verfahren bei einer bestimmten Erkrankung sinnvoll sind. Dafür werden vorhandene Daten zur Evidenz, also zur nachgewiesenen Wirksamkeit systematisch gesichtet und bewertet.

Der neue Entwurf zur S2k-Leitlinie Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie im Kindes- und Jugendalter ist widersprüchlich und entbehrt in Teilen jeder Logik. Der wichtigste und entscheidende Logikfehler darin ist, dass Geschlechtsdysphorie keine Krankheit mehr sein darf. Warum werden die Betroffenen dann aber von Medizinern medizinisch behandelt? Wenn man nicht mehr Patient sagen darf, weil der Betroffene entpathologisiert werden soll, dann darf man logischer Weise auch nicht medizinisch behandeln, denn der Betroffene ist ja nicht krank.

Hinzu kommt, dass eine vernünftige Diagnosestellung nach der neuen Leitlinie nicht mehr möglich ist. Denn der Arzt darf den Wunsch zur Geschlechtsumwandlung (Transition) nicht mehr hinterfragen. Er muss die Eigendiagnose der Kinder und Jugendlichen (!) ohne jeden Zweifel zur Kenntnis nehmen. Das ist mit einer normalen medizinischen Diagnosestellung nicht vereinbar. Jeder Hausarzt stellt die Eigendiagnose seines Patienten zunächst infrage. Das ist ein völlig normales Vorgehen und auch sehr wichtig. Nach fachmännischer Prüfung wird, wenn der Patient eine Eigendiagnose hat, diese bestätigt oder eben nicht. Kinder mit Geschlechtsdysphorie müssen auch gründlich und vor allem richtig diagnostiziert werden. Fehldiagnosen sind fatal, weil die Therapie mit Hormonen und O.P.s teilweise irreversibel ist und bleibende Schäden verursachen kann. Nach meiner Logik ist für die Anwendung von medizinischen Maßnahmen eine Diagnose zwingend erforderlich. Zumindest eine Verdachtsdiagnose braucht man dafür. Dazu führt der Arzt auch eine Differentialdiagnostik durch. Erkrankungen mit ähnlicher bzw. nahezu identischer Symptomatik werden vom Arzt neben der eigentlichen Verdachtsdiagnose als mögliche Ursachen der Patientenbeschwerden in Betracht gezogen. Wie soll denn eine Differentialdiagnose möglich sein, wenn man eine Eigendiagnose nicht einmal hinterfragen darf. Man muss die Verdachtsdiagnose infrage stellen um Klarheit zu bekommen. Durch diese neue Leitlinie werden tatsächlich medizinische Selbstverständlichkeiten ins Gegenteil verkehrt. Das fängt im Übrigen schon damit an, dass von einem „bei der Geburt zugewiesen Geschlecht“ gesprochen wird. Das ist eine irreführende und total ideolodiegeprägte Formulierung, denn 99,9% der Menschen sind bei ihrer Geburt eindeutig als weiblich oder männlich erkennbar. Das ist ein Fakt und wird nicht zugewiesen.

Auch wird eine Psychotherapie bei Geschlechtsdysphorie nach der neuen Leitlinie gar nicht mehr empfohlen. Im Kinder- und Jugendalter werden verschiedene Entwicklungsphasen durchlaufen, die mitunter auch vorübergehend das eigene Geschlecht infrage stellen. Aus diesem Grund sollte die nicht invasive Psychotherapie zunächst das Mittel der Wahl darstellen. Aber nein, stattdessen wird nach der neuen Leitlinie direkt mit der geschlechtsangleichenden Therapie begonnen, die immer invasiv ist und schon allein dadurch ein hohes Risiko birgt. Sollte man nicht eher argumentieren, dass wenn jemand ein Problem im Kopf hat, auch dort behandelt werden muss, denn der Körper ist ja gesund.  Zumindest muss man diese Option doch prüfen. Zumal oft eine verdrängte Homosexualität zu der Eigendiagnose Transsexualität führen kann. Meiner Meinung nach ist es vernünftig zunächst in einer Psychotherapie zu versuchen den Betroffenen zu helfen, bevor man einen gesunden Körper irreversibel verändert.

Während Otriven Nasenspray bei gleicher Zusammensetzung seit kurzer Zeit nicht mehr ab sechs  sondern erst ab zwölf Jahren zugelassen ist, werden in der neuen Leitlinie die Altersgrenzen für OPs und Hormonbehandlung komplett fallen gelassen. Es handelt sich aber bei den angewendeten Arzneimitteln nicht um vergleichsweise harmlose Erkältungsmittel, sondern um rezeptpflichtige Medikamente, die schon theoretisch ein hohes Potential für Risiken und Nebenwirkungen aufweisen. Die geschlechtsangleichenden Arzneimitteltherapien im Bereich der Geschlechtsdysphorie sind komplett Off-label use. Das bedeutet, dass es nicht genug Daten für eine Anwendung der Medikamente bei diesem Anwendungsgebiet gibt. Die Therapie ist also nicht vom Arzneimittelgesetz gedeckt. Der Hersteller haftet nicht, wenn Schäden auftreten. Auch ist die Datenlage insgesamt unzureichend und ein Nutzen der geschlechtsangleichenden Therapie keineswegs erwiesen. Es sind also kontrollierte Studien nötig, um eine sichere Datenbasis für die Therapie zu haben. In der neuen Leitlinie wird ein unkritisches Verordnen von gegengeschlechtlichen Hormonen empfohlen. Pubertätsblocker werden in der neuen Leitlinie zu einer normalen Behandlungsoption gemacht. Mit diesen Arzneimitteln werden im Körper die Bindungsstellen für ein Hormon blockiert, wodurch schließlich die Produktion von männlichen bzw. weiblichen Sexualhormonen verhindert wird, also bilden die Hoden weniger Testosteron bzw. die Eierstöcke weniger Östrogen. Die Pubertät wird so aufgehalten, Stimmbruch und Bartwuchs bzw. das Wachstum der weiblichen Brüste bleiben aus. Abgesehen von einem irreversiblen Eingriff in den Hormonhaushalt der Kinder, der bei einer Fehldiagnose höchst fatal ist, stehen Pubertätsblocker im Verdacht die Knochendichte ungünstig zu beeinflussen und Risiken hinsichtlich Stoffwechsel und Herzkreislauferkrankungen aufzuweisen. Auch von einer Unfruchtbarkeit ist auszugehen, insbesondere da im Anschluss an die Pubertätsblocker eine Behandlung mit gegengeschlechtlichen Hormonen erfolgt. Zudem wurden neurologische Phänomene unter Pubertätsblockern beobachtet, die dringend abgeklärt werden sollten. Auch gegengeschlechtliche Hormone besitzen Risiken und Nebenwirkungen. Selbst die Pille ist und bleibt wegen der Risiken durch den Eingriff in unseren Hormonhaushalt rezeptpflichtig. Aber gegengeschlechtliche Hormone werden völlig unkritisch eingesetzt. Sie werden bei Geschlechtsdysphorie von Psychologen empfohlen, die nicht einmal eine pharmakologische Ausbildung durchlaufen. Zudem sind sie mittlerweile im Internet leicht zu beschaffen und werden bei TikTok von Genderideologen “beworben“. Sie werden sogar sogenannten nonbinären Transgendern verordnet, was völliger Nonsens ist, da sich diese Personen ja keinem Geschlecht zugehörig fühlen. Warum dann einen gesunden Organismus dem Risiko einer Hormontherapie aussetzen?

Ein Problem in Deutschland ist zudem, dass das Verbot der Konversionstherapie Transsexuelle miteinschließt. Konversionstherapie bedeutet eine therapeutische Behandlung von homosexuellen Menschen um sie zu “heilen“, was natürlich Unsinn und zurecht nicht erlaubt ist. Da die gleichgeschlechtliche Liebe im Gegensatz zur Transsexualität keinerlei pathologische Komponente hat und auch keine medizinischen Maßnahmen erfordert, ist hier die Konversionstherapie aus gutem Grund verboten. Bei Transsexuellen ist das allerdings nicht so einfach. Da sie für eine Transition (Geschlechtsangleichung) medizinische Behandlungen benötigen, müssen nach meiner Auffassung auch medizinische Diagnosen gestellt werden dürfen. Das ist nicht diskriminierend, sondern medizinisch einfach notwendig. Die Konversionstherapie unkritisch auf Transsexualität zu übertragen ist nicht nur absurd, sondern höchst umstritten und absolut widersprüchlich.

Im Übrigen gibt es auch Stimmen, die die Geschlechtsangleichung (Transition) selbst als Konversionstherapie auffassen, die also alle medizinischen Maßnahmen bei Transsexuellen für falsch halten, so dass sie verboten sein sollten. Sie argumentieren also hinsichtlich Konversionstherapie völlig anders. In Großbritannien sieht die Ministerin für Frauen und Gleichberechtigung die geschlechtsverändernde medizinische Behandlung an Kindern und Jugendlichen als neue Form der Konversionstherapie, welche sie in ein Verbot mit einbinden möchte. Genau das, was in der neuen Leitlinie als Therapie der Wahl empfohlen wird! Und das sollte uns auch zu denken geben. Meine Meinung: weder das eine noch das andere ist richtig. Zu glauben und zu fühlen im falschen Körper geboren zu sein, hat einfach schlicht und ergreifend Krankheitswert und das nicht ansprechen zu dürfen ist woker Unsinn. Es ist nicht diskriminierend, wenn man die Wahrheit ausspricht, es ist nicht normal und gesund, wenn man eine Geschlechtsdysphorie empfindet und es ist vor allem auch nicht immer beständig. So kann dies Teil der normalen Pubertät sein. Wie sträflich wäre es in diesen Fällen einen gesunden Organismus irreversibel zu schädigen. Jeder normal gebildete Mensch ohne besondere medizinische Kenntnisse versteht das, aber die Kommission, die diese neue Leitlinie erstellt hat, scheinbar nicht. Sie ist ja auch zum großen Teil mit Transaktivisten und weniger mit Fachleuten besetzt. Hier werden logisches Denken und medizinische Grundsätze aufgrund woker Ideologie einfach über Bord geworfen und die armen Kinder müssen es ausbaden.

Ende letzten Jahres gab es im Ärzteblatt noch eine gute Übersicht als Diskussionsgrundlage für die neue Leitlinie. Hier empfahl man noch „mehr Zurückhaltung bei der Therapie von Kindern und Jugendlichen mit Pubertätsblockern“: 

In einem Interview mit der Emma erklärt Alexander Korte, ein renommierter Kinder- und Jugendpsychiater, der seit 20 Jahren Kinder und Jugendliche mit Geschlechtsdysphorie behandelt, warum es so weit kommen konnte, dass ein ursprünglich medizinisches Problem zum politischen Streitgegenstand wird. Unter anderem beschreibt er, wie hochgradig politisiert und ideologisch aufgeladen die Leitlinie ist. Dafür sprechen eine Präambel (absolut unüblich für medizinische Leitlinien), ein Niederbrüllen kritischer Stimmen und die gewollte Verunsicherung der Ärzte. Die Leitlinie beruht im Übrigen größtenteils auf den Vorgaben einer transaktivistischen Lobbyorganisation, der WPATH und nicht auf gesicherten Erkenntnissen aus wissenschaftlichen Studien

Auch Till Randolf Amelung selbst Trans-Mann äußert sich größtenteils kritisch zu der Leitlinie. Er gibt in Queernations unter anderem folgendes zu bedenken: “Warum eine zugewandte, dem Stand der Wissenschaft entsprechende Psychotherapie bei Geschlechtsdysphorie mit Konversionstherapie gleichgesetzt wird, eine medikamentöse Intervention mit schwacher Evidenzbasis aber nicht, erscheint klärungsbedürftig.“

In Deutschland folgt man also der umstrittenen transaktivistischen Lobbyorganisation WPATH, während andere Länder wie Niederlande, Norwegen, Schweden, Großbritannien, USA und Frankreich längst die Risiken und Probleme im Umgang mit Kindern und Jugendlichen, die an Geschlechtsdysphorie leiden, erkannt haben und zurück rudern. In anderen Ländern werden z.B. Pubertätsblocker nur noch im Rahmen klinischer Studien verabreicht. Warum muss in Deutschland, dass wie immer hinterherhinkt, erstmal die Karre vor den Baum gefahren werden, bevor man selbst die Fehler, die andere längst sehen, zur Kenntnis nimmt.

Ich fasse zusammen: Kinder, die nicht körperlich krank sind, die nicht ordentlich diagnostiziert werden dürfen, sollen ohne gesicherte Erkenntnisse aus umfassenden Studien und ohne Zulassung mit Arzneimitteln behandelt werden, die irreversible Folgen haben und deren Risiken und Nebenwirkungen nur schwer zu beurteilen sind. Zu den OPs habe ich mich noch gar nicht geäußert, weil das nicht mein Fachgebiet ist, aber jeder Laie wird verstehen, dass eine amputierte Brust oder ein entfernter Penis nie mehr vollständig zu ersetzen sind. Der Grund für diesen Irrsinn ist, dass sich Transaktivisten durchgesetzt haben und Logik und ethische Grundsätze nicht mehr zählen. Warum schweigen alle Beteiligten? Wie können diese Transaktivisten mit ihrer Cancelculture und Angstmacherei nur so erfolgreich sein und solche furchtbaren Dinge bewirken? Wann wacht die Gesellschaft endlich auf?

Dabei wäre es so einfach… Man kann auch die Geschlechterrollen anders ausleben und sein biologisches Geschlecht akzeptieren und den gesunden Körper schützen. Man kann auch die Pubertät erst einmal abwarten um zu schauen, wie und ob sich die Sicht auf den eigenen Körper noch ändert. Dass es für manche Betroffene nur den Weg der Transition geben kann, um ein gutes Leben zu führen, kann man auch akzeptieren. Aber das muss doch bitte ordentlich überdacht und umfassend abgeklärt werden. Und ob man psychotherapeutisch behandelt oder eine Geschlechtsumwandlung durchläuft muss unideologisch, evidenzbasiert und immer im Einzelfall entschieden werden. Und da ist auch oft das Einholen von Zweit- oder Drittmeinungen erforderlich. Ärzte haben einen Eid geschworen. Ich hoffe inständig, dass sie im Einzelfall und zugunsten ihrer Patienten und nicht nach dieser Leitlinie entscheiden. Denn leider hat sich das, was damit begann, Menschen mit Geschlechtsdysphorie helfen zu wollen, heute total verselbständigt. Es bringt unsere Kinder in Gefahr. Und dabei geht es nicht nur um Verunsicherung, sondern um tatsächliche massive körperliche Schäden.

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Wolfram Obermanns
Wolfram Obermanns
28 Tage zuvor

In den 80’ern waren es SPD, FDP und Grüne, die dafür waren, daß Kinder für den Sex mit Erwachsenen zu Verfügung zu stehen haben. Das war angeblich als Konzept kindlicher und jugendlicher Selbstverwirklichung gedacht war aber ein Hinterherlaufen von übergriffigen Kriminellen, wie wir heute wissen. Wir wissen heute auch, die damaligen kriminellen Netzwerke sind noch heute aktiv und schützen Täter.
Was hat das mit heute zu tun?
Die drei genannten Parteien waren damals verstrickt, sind es heute wieder und zeigen sich damals wie heute als „Kinderfreunde“, so nannte man früher Päderasten. Im Fokus stehen nicht die Kinder, sondern die, die an ihnen rumfummeln wollen.
Es gibt wirklich seltsame Traditionen, die, wenn auch abgewandelt, weiterbestehen.

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