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„She was a greedy Cow“

Vivienne Westwood 2008 Foto: Mattia Passeri Lizenz: CC BY-SA 4.0

„She was a greedy Cow“, kommentierte die britische Journalistin Julie Burchill auf Facebook den Tod von Vivienne Westwood, die heute in unzähligen Nachrufen als Punkikone bezeichnet wird. Burchill war als jugendliche Reporterin für den New Musical Express für die Berichterstattung über die Sex Pistols verantwortlich. Westwoods damaliger Partner Malcolm McLaren hatte die Band geschaffen, Westwood, die gemeinsam mit McLaren damals in London die Boutique „Sex“ betrieb, war für den Modestil der Pistols zuständig. Burchill hat damals die Designerin aus nächster Nähe erlebt. Ein anderer der Westwood lange kannte und ihr in jahrzehntelange Abneigung verbunden blieb, war John Lydon, der ehemalige Sänger der Pistols. Er hat zu ihrem Tod weder auf Facebook noch auf Twitter bislang kein Wort verloren.

Burchill und Lydon sind beide Gegner der BDS-Kampagne, deren Ziel die Vernichtung Israels ist. Sie stellen sich gegen Antisemitismus und sind damit im Kreis der Punk-Heroen zum Glück nicht allein: Ob Madness, die Stranglers, Paul Weller oder Nick Cave: Sie alle gehören nicht zur Gang um Roger Waters, den man nur zutiefst verachtenswerten Hippie bezeichnen kann, die in schneller Folge Boykottaufrufe gegen Israel unterzeichnen. Westwood war da anders. Sie sei eine große Umwelt- und Tierschützerin gewesen, sozial sehr engagiert, liest man heute überall. Klar, mag sein dass sie bei Robbenbabys feuchte Augen bekam. Aber Israel hasste sie.

In vielen Ländern, auch in Großbritannien, ist BDS Teil eines alternativen Lifestyles. Es gehört zum guten Ton, zum Boykott gegen das Land aufzurufen. Bei Westwood könnte die Abneigung allerdings tiefer liegen. „Sowohl Westwood als auch McLaren hatten bereits das Hakenkreuz auf ihrer Kleidung benutzt und besaßen einen ganzen Vorrat an Nazi-Devotionalien. »Malcolm hatte großen Respekt vor Symbolen«, sagt Jordan. »Nicht nur vor dem Hakenkreuz, sondern vor einer Menge Gegenständen aus dieser Zeit. Die Hitlerjugend-Abzeichen waren außerordentlich selten. Er hatte eine Menge Ringe, darunter auch goldene SS-Eheringe, die nicht zum Verkauf standen, weil es Originale waren. Ein paar Sachen wurden verkauft: Orden-Imitate, Abzeichen mit Reichstagsadler, Hakenkreuztaschentücher.“ schreibt Jon Savage in seinem Buch „Englands Dreaming„, das die Anfänger des Punks in Großbritannien nachzeichnet. Entstanden war diese Kultur schon Jahre zuvor in New York. Und Lydon fand die Spielerei mit den Hakenkreuzen abstoßend und die hochintellektuell daherkommenden Erklärungsversuche dumm: „Obwohl ich weiß, dass die Idee darin bestand, diese ganze Scheiße aus der Vergangenheit zu entlarven, die Vergangenheit wegzuwischen und einen neuen Ansatz zu wagen, aber so funktioniert das nun mal nicht.“

Westwood hat es verstanden, die Punk-Nummer für sich zu nutzen. Dagegen ist natürlich nichts zu sagen. Und klar, es gibt jeden Tag gute Gründe, schwarz zu tragen. Westwoods Ableben ist allerdings keiner.

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