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Verlängerung für „Immer wieder aufsteh’n“ im Heimatmuseum „Unser Fritz“

Das Heimatmuseum „Unser Fritz“ beleuchtet die 1980er Jahre in der Stadt Herne mit vielen Schattenseiten | Foto: Heimatmuseum Unser Fritz

Die Ausstellung „Immer wieder aufsteh‘n‘“, die seit November im Heimatmuseum „Unser Fritz“ in Wanne Eickel läuft, geht nun wegen vieler Nachfragen in die Verlängerung und kann noch bis zum 16. April besucht werden. Thematisch werden die 1980er Jahre beackert. „Den Fußball haben wir etwas rausgehalten, aber sonst haben wir probiert alle relevante sozio-kulturellen Themen zu durchleuchten“, sagt der Historiker Ralf Piorr, der diese Ausstellung mit kleinem Team zusammen gestellt hat.

Mit den 1980er Jahren beginnt für die neue Stadt Herne die quälend lange Zeit des Strukturwandels. Überdurchschnittliche Arbeitslosigkeit und Sozialhilfeleistungen belasten die Stadtkasse, fehlende Steuereinnahmen führen zu sinkenden kommunalen Investitionen und der knappe Raum in der dicht besiedelten Stadt ließ immer wieder Nutzungskonflikte zwischen Wohnen, Arbeit und Freizeit entstehen.

Dazu kamen die Altlasten aus der Zeit der unkontrollierten industriellen Produktion. Die Kokereien und Benzolfabriken der Zechen waren verschwunden, aber Altöl, Schwermetalle und Quecksilber im Boden zurückgeblieben. Allein die Entgiftung und Verdichtung des Bodens auf der Industriebrache Friedrich der Große verschlang Millionen, bevor dort der Paketversender UPS im Februar 1986 den Grundstein für den heutigen Logistikstandort legen konnte. UPS hat heute 1.300 Angestellte, das ist eine der wenigen Erfolgsgeschichten in dieser Stadt.

Erst spät hat in Herne eine Debatte über eine alternative Nutzung der Werkshallen aus dem industriellen Zeitalter begonnen. „So wie Köln seine romantischen Kirchen pflegt und andere Städte ihre Barockschlösser, so haben die Ruhrgebiets-Kommunen die Aufgabe, die denkmalwürdigen Industrieanlagen zu erhalten. Kulturhistorisch haben sie den gleichen Rang wie Kirchen und Schlösser“, das forderte der Denkmalpfleger Helmut Bönninghaus im Januar 1980. Der Denkmalschutz nahm damit vorweg, was bald in Gesellschaft und Politik Common Sense werden sollte und langfristig zum anwachsenden Selbstbewusstsein der Region beitrug: die Bewahrung des industriekulturellen Erbes. Heute ist die Zeche Zollverein in Essen beispielsweise nach dem Kölner Dom das touristische Ziel, welches in Nordrhein-Westfalen am meisten angesteuert wird.

Aber zwischen der Angst vor dem Atomtod, Umweltzerstörung und Aids gibt es aber auch eine pulsierende Zukunftslust. „Immer wieder aufsteh‘n, immer wieder sagen es geht doch!“ Die Stadion-Hymne von Herne 3 bringt die Nehmerqualitäten dieser Stadt auf den Punkt. Trotz aller Probleme macht man sich auf den Weg in die eigene Zukunft. Auch darin ist uns dieses ambivalente Jahrzehnt heute vielleicht näher, als wir denken.

Heimatmuseum Unser Fritz
Unser-Fritz-Straße 108
44653 Herne

Täglich ab 10 Uhr geöffnet (Montags Ruhetag)

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